René Zeyer, Gastautor / 06.12.2019 / 16:00 / Foto: Brian Barbutti / 15 / Seite ausdrucken

Lateinamerika: Tango der Ratlosen

„Haben Sie Allergien, Abneigung gegen bestimmte Speisen? Und sind Sie in der Lage, Treppen zu steigen?“ So viel vorauseilende Fürsorge bei einer telefonischen Tischreservierung erlebt man selten. Aber in Havanna wird man davon überrascht. Natürlich von einem Paladar, einem Privatrestaurant. Staatsbetriebe bemühen sich bis heute, nicht immer erfolgreich, die Servicequalität vom Niveau eines volkseigenen DDR-Restaurants nach oben zu schrauben.

Wie steht’s denn um die sozialistische Moral auf Kuba, die ja erst nach dem Fressen kommt, wie schon Brecht wusste? Die ist eigentlich nur noch in Spurenelementen vorhanden. Sie findet man in den Staatsmedien, in der Parteizeitung „Granma“. Die veröffentlicht weiterhin stramm und tapfer Artikel mit dem Titel „Unser Amerika vor dem Ansturm des Imperialismus und der Oligarchen“.

Schön, dass die letzte Insel des Sozialismus die rote Fahne hochhält und sich auf ihre Art auf den Ansturm des Imperialismus und von Oligarchen vorbereitet. Indem zum Beispiel im Zentrum von Havanna ein meist monströs hässliches Luxushotel nach dem anderen eröffnet wird. Zuletzt, nach dem „Packard“, das „Paseo del Prado“, in bester Tradition des Betonbrutalismus.

Eigene Unfähigkeiten mit Trump entschuldigen

Die gute Nachricht ist, dass es auch über die Festtage freie Zimmer hat. Die bessere, dass das dem normalen Kubaner schwer an einem gewissen Körperteil vorbeigeht, da die Preise bei 350 Euro pro Nacht anfangen, die „Executive Suite“ ist für rund 900 Euro zu haben. Ohne Frühstück, versteht sich. Dafür müsste auch in Deutschland die Oma eine Weile stricken. Der Kubaner müsste aber für eine Nacht im Billigzimmer rund zehn Monate arbeiten.

Und wie reagiert Kuba auf den Imperialismus und Trump? Ganz einfach. Seine Versuche, den US-Touristen und Firmen im Umgang mit Kuba das Leben schwerer zu machen, wird vom Regime als willkommenes Geschenk betrachtet. Um damit weiterhin alle eigenen Unfähigkeiten zu entschuldigen. Die andere Maßnahme besteht darin, dass im Hafen von Havanna Reissäcke umgeschüttet werden. Denn es wäre ja doch blöd, wenn in den Bodegas, wo der Kubaner bis heute auf Rationierungskarte Grundnahrungsmittel bekommt, Säcke mit der Aufschrift „Made in USA“ rumstünden.

Denn obwohl das Regime behauptet, dass die grausame US-Handelsblockade die Insel unter Wasser drücken wolle, sind die USA der mit Abstand größte Lebensmittelexporteur nach Kuba. Da es 60 Jahren Sozialismus gelungen ist, die fruchtbare Insel von einem Nettoexporteur von Lebensmitteln, darunter nicht nur Zucker, zu einer Ruine zu machen, die rund 80 Prozent der Grundnahrungsmittel importieren muss.

Korruption selbst für Lateinamerika einmalig

Nachdem der Zusammenbruch des sozialistischen Lagers Anfang der 1990er Jahre zum „período especial“ führte, zur als spezielle Periode in Friedenszeiten bemäntelten schweren Wirtschaftskrise, brachen Anfang dieses Jahrtausends wieder bessere Zeiten an. Denn im Land mit den weltweit größten Ölreserven hatte Hugo Chávez die Macht ergriffen, und Fidel Castro nahm ihn unter seine Fittiche. Also sprudelte das Öl diesmal aus Venezuela wieder reichlich, konnte wie zu Zeiten der UdSSR selig von Kuba auf dem Weltmarkt weiterverkauft werden, um an Devisen zu kommen.

Damit ist aber Schluss, in Venezuela hat es die sogenannte bolivarische Revolution unter Anleitung kubanischer Fachleute geschafft, das in Öl schwimmende Land in den Staatsbankrott zu führen. Eine Clique von genauso korrupten wie unfähigen Wirtschaftslenkern rund um den Familienclan von Nicolás Maduro behauptet natürlich in kubanischer Manier, dass der US-Imperialismus an der ganzen Misere schuld sei. Dabei sind auch hier, wie in Kuba, die Probleme hausgemacht.

Selbst eine Wirtschaft, die darauf basiert, dass man nur im Boden nach Öl bohren muss, kann gegen die Wand gefahren werden. Allerdings begleitet von einer Korruption, die selbst für Lateinamerika einmalig ist. Und das will etwas heißen, denn Brasilien lebt immer noch in den Nachbeben des Odebrecht-Skandals. Eine der größten Baufirmen der Welt wurde überführt, dass sie jahrelang in ganz Lateinamerika bis in die höchsten Regierungsspitzen hinein Schmiergelder in Millionenhöhe gezahlt hatte, um an Aufträge zu kommen.

Tauziehen zwischen Vertuschern und Aufdeckern

Der letzte Chef, Marcelo Odebrecht, sitzt seither, immerhin mal was Neues, im Knast. Überall in Lateinamerika findet bis heute ein Tauziehen zwischen den Kräften, die gerne den Deckel auf diesen Schmierereien halten wollen, und den Aufdeckern statt, wozu auch die mutige Presse gehört, die es in diversen Ländern gibt.

Natürlich nicht in Kuba. Dort baute Odebrecht einen neuen Tiefseehafen und eine Freihandelszone bei der nördlichen Küstenstadt Mariel. Es sollen hier rund eine Milliarde Dollar in Wasser und Sand gesetzt worden sein. Ausgeführt von Odebrecht, finanziert von einer brasilianischen Staatsbank, natürlich im Auftrag der linken Versager Lula und Rousseff. Die beide bis zu den Haarwurzeln im Korruptionsskandal stecken, da Odebrecht natürlich auch in Brasilien kräftig geschmiert hat, zum Beispiel die angeblich linke Arbeiterpartei.

Der Hafen steht, wobei niemand weiß, wozu es in dieser Gegend einen neuen Tiefseehafen braucht (oder eine Freihandelszone). Zur Eröffnung im Jahre 2014 gaben sich noch Raúl Castro und Vilma Rousseff die Ehre, es wurde von der ganz neuen Zukunftsperspektive geschwärmt, von zu erwartenden Milliardenumsätzen. Fünf Jahre später ist natürlich keine Rede mehr davon, und wer hier von der kubanischen Nomenklatura wie viel eingesteckt hat, wird höchstens nach einem Regimewechsel ans Licht der Öffentlichkeit kommen.

Korrupt, verfettet, prinzipienlos

Zwei weitere linke Landeplätze für Utopien sind ebenfalls krachend gescheitert. Selbst Hardcore-Internationalisten wagen es nicht mehr, Daniel Ortega als revolutionären Führer im Kampf Nicaraguas gegen den US-Imperialismus zu bezeichnen. Denn er ist zur Karikatur verkommen, korrupt, verfettet, prinzipienlos, nicht wenige Nicaraguaner sehen in ihm inzwischen einen Wiedergänger von Anastasio Somoza, dem von Ortega gestürzten Diktator aus der gleichnamigen Sippe.

Aber Ortega klammert sich an die Macht, der erste indigene Präsident Boliviens ist sie losgeworden. Allerdings alles andere als freiwillig. Denn auch er erlag dem typischen Caudillo-Wahn, dass es nur einen geben könne, der die Geschicke des Landes in die richtige Richtung führe. Dem stand dummerweise seine eigene, bolivarische Verfassung entgegen, die nur eine zweimalige Wiederwahl des Präsidenten zulässt. Also überlegte sich Evo Morales eine Schlaumerei. Mit einer Volksabstimmung wollte er sich eine vierte Amtszeit ermöglichen.

Blöd nur, dass die Mehrheit der Bolivianer sagte: Es reicht, abgelehnt. Aber auch davon ließ sich Morales nicht abschrecken; wozu gibt es ein bolivarisches Verfassungsgericht. Das erklärte die Abstimmung kurzerhand für ungültig und mit feiner juristischer Logik daher Morales für berechtigt, nochmals anzutreten. Nur mit eklatantem Wahlbetrug schaffte er es dann, nochmals Präsident zu werden. Aber nur kurzfristig. Als Angehöriger der bolivianischen Indigines hätte er es besser wissen sollen. Deren steinernen Gesichtern kann man kaum eine Regung entnehmen. Aber wenn sie mal sauer werden, sollte man sich besser schnell in Sicherheit bringen.

Knapp 34.000 Morde in einem Jahr

Und sie wurden sauer, demonstrierten auf den Straßen der Hauptstadt, als auch noch das Militär Morales die Unterstützung entzog, flüchtete er nach Mexiko. Der dortige linke Präsident Andrés Manuel López Obrador hatte ihm seine Regierungsmaschine geschickt. Damit rettete Morales zwar seine Haut. Aber bei den Indios ist er nun natürlich unten durch. Bei denen steht Feigheit ganz unten bei den lobenswerten Eigenschaften. Auch Morales gelang es nur sehr beschränkt, für breite Bevölkerungsschichten eine deutliche Verbesserung des Lebensstandards zu erreichen. Und in Mexiko? Da ist AMLO, wie der lange Name abgekürzt wird, inzwischen seit genau einem Jahr an der Macht.

Höchstwahrscheinlich wird 2019 als noch gewalttätiger in die Geschichte eingehen als 2018, und da gab es schon knapp 34.000 Morde. Zumindest offiziell verzeichnete. Und die Aufklärungsrate liegt bei rund 2 Prozent. Außer bei Journalisten. Da ist sie noch niedriger. Die Wirtschaft wird um traurige 0,2 Prozent wachsen, die Macht der Drogenkartelle nicht nur im Norden Mexikos ist ungebrochen. Natürlich kann man AMLO nicht vorwerfen, in einem Jahr all das zu reparieren, was in den Jahrzehnten der Herrschaft des PRI, der Partei der institutionalisierten Revolution, kaputt gemacht wurde. Immerhin scheint er nicht auf die fatalen Ratschläge von Heinz Dieterich zu hören.

In Europa kaum bekannt, hat dieser deutsche Professor an der Universität der Stadt Mexiko mit seinen absurden Thesen zum „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ nicht nur Venezuela ins Elend gestürzt. Da AMLO eine pragmatische Wirtschaftspolitik betreibt, sogar mit Donald Trump einigermaßen auskommt, könnten seine fünf Jahre Präsidentschaft segensreich sein. Falls er sie überlebt. Und falls es ihm gelingt, das Gewaltmonopol des Staates und einen einigermaßen funktionierenden Rechtsstaat durchzusetzen.

Marginalisiert, pauperisiert, im Stich gelassen

Aber es ist natürlich nicht so, dass nur linke Potentaten gescheitert sind. Selbst in Chile, das über Jahre hinweg als wirtschaftliches Musterland galt, explodieren seit Mitte Oktober Proteste, auch in Form von gewalttätigen Straßenschlachten. Hier trat der moderate Rechte Sebastián Piñera letztes Jahr die Nachfolge der moderat linken Michelle Bachelet an. Als erster Konservativer seit der Diktatur Pinochets war er, ebenfalls als ihr Nachfolger, schon 2010 für vier Jahre Präsident gewesen. Damals sorgte er für ein Wirtschaftswachstum von steilen 5 Prozent und eine selten niedrige Arbeitslosigkeit. Aber offensichtlich konnte es die für lateinamerikanische Verhältnisse stabile Prosperität des Landes nicht verhindern, dass sich immer größere Bevölkerungsschichten marginalisiert, pauperisiert, im Stich gelassen fühlen.

Während Piñera zunächst mit Gewalt auf die Massenproteste reagierte, scheint er inzwischen einzulenken und stellt eine neue Verfassung und eine Volksabstimmung darüber in Aussicht. Ob das den Zorn der Massen über ihre wirtschaftliche Lage und über die auch in Chile endemische Korruption unter Politikern zu besänftigen vermag, ist fraglich. Brasilien ist da in vielen Beziehungen einige Schritte weiter.

Nach der in einem noch tieferen Korruptionssumpf und einem wirtschaftlichen Niedergang endenden Regierungszeit der linken Arbeiterpartei entschieden sich die Brasilianer, ähnlich wie die USA, für ein „alles, nur nicht weiter so“. Heraus kam Jair Bolsonaro. Völlig unbeleckt von jeglicher politischer oder wirtschaftlicher Erfahrung lenkt er nun die bedeutendste Volkswirtschaft Lateinamerikas, größer als Kanada, Russland oder Spanien. Von Mexiko ganz zu schweigen.

Elender Schlamassel einer unfähigen Wirtschaftspolitik

Man könnte auch noch Kolumbien, Ecuador oder Peru erwähnen. Fast überall stehen die Zeichen auf Sturm. Neoliberalismus, bolivarischer Sozialismus, Caudillismus, linke und rechte Hoffnungsträger: Alle scheint zu einen, dass sie keine Rezepte haben, wie Lateinamerika aus seiner Agonie herausgeführt werden könnte. Aus der Abfolge von Caudillos, Diktatoren, Revolutionären, Militärjuntas, und dann wieder alles von vorne.

Auch Argentinien folgt im Tangoschritt dieser unseligen Tradition. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird das Land vom Diktator Peron, von Militärjuntas oder von Peronisten beherrscht. Besonders übel zeichnete sich dabei der Kirchner-Clan aus. An Korruptheit höchstens noch von Maduro übertroffen. Cristina de Kirchner, die 2007 die Nachfolge ihres verstorbenen Mannes antrat und bis 2015 regierte, führte das Land mehrfach in die Totalpleite, was ihrem Privatvermögen von geschätzt ein paar hundert Millionen Dollar keinen Abbruch tat.

In letzter Verzweiflung wählten die Argentinier dann mit Mauricio Macri einen konservativen Unternehmer. Der zauderte aber, die nötige Generalsanierung mitsamt neuerlichem Staatsbankrott energisch an die Hand zu nehmen. Als die Pleite dennoch wieder vor der Türe stand, nahm er selbst halbherzige Maßnahmen nach Massendemonstrationen wieder zurück. Damit war dann sein Schicksal bei den aktuellen Präsidentschaftswahlen besiegelt. Da gegen Kirchner noch diverse Verfahren wegen Korruption laufen, stellte sie sich einfach hinter die erfolgreiche Kandidatur von Alberto Fernández, ein grauer Apparatschik, der bereits unter ihrem Mann als Kabinettsleiter gedient hatte. Kirchner als seine Vizepräsidentin wird dafür sorgen, dass Argentinien nicht aus dem elenden Schlamassel einer völlig unfähigen Wirtschaftspolitik herauskommt.

Widerspruchsfrei war lateinamerikanische Politik noch nie

Sollte es wieder ganz eng werden, wird auch sie die Trumpfkarte von fast jedem lateinamerikanischen Caudillo ausspielen: Die Yanquis, die Imperialisten aus den USA, sind an allem schuld. Die Nummer versuchte sie schon einmal, als sie gegen angebliche Geierfonds wetterte, die argentinische Staatspapiere aufkauften und doch tatsächlich darauf bestanden, sie auch einlösen zu wollen. Niemals werde sie dieser imperialistischen Bereicherung auf Kosten hungernder Argentinier nachgeben, behauptete Kirchner.

Viele linke Kreise in Europa nahmen das auf und kritisierten wie Kirchner, dass der Sieg dieser grausamen Geierfonds vor einem US-Gericht deutlich beweise, wie hier Ausbeutung, Justiz im Dienste der Reichen und imperialistisches Gehabe ihre hässliche Fratze zeigten. Denn das US-Gericht genehmigte die Beschlagnahmung von argentinischen Besitztümern in den USA, sollte das Land nicht seinen Verpflichtungen nachkommen.

Was allerdings Kirchner nicht sagte, als sie sich dann doch zu Vergleichsverhandlungen bereit fand: Argentinien hatte diese Schuldpapiere in US-Dollar und nach US-Recht ausgegeben, weil sonst niemand mehr ihrer Pleite-Regierung einen Kredit gewährt hätte. Also hatte sie sich selbst der US-Gerichtsbarkeit unterstellt. Und nebenbei die Milliardenkredite sinnlos verröstet. Aber widerspruchsfrei, das war lateinamerikanische Politik noch nie.

Wohl nur mit Nelson Mandela vergleichbar

Nur allzu selten blitzen Lichtgestalten wie El Pepe auf. José Alberto Mujica Cordano war von 2010 bis 2015 Präsident Uruguays. Als Mitglied der Guerillatruppe Tupamaros hatte er insgesamt 14 Jahre im Gefängnis verbracht. Seit er durch eine Amnestie 1985 freikam, lebt er auf einer kleinen Finca. Auch während seiner Präsidentschaft benutzte er weiterhin einen klapprigen VW-Käfer, weil er sich an ihn gewöhnt hatte. Von seinem Präsidentengehalt behielt er lediglich 10 Prozent, 1.250 Dollar. Mehr habe er noch nie zum Leben gebraucht, und den Rest spendete er an NGOs.

Als er sich nach der Präsidentschaft wieder ins Privatleben zurückzog, besuchte ihn dort der abgedankte spanische König Juan Carlos, um ihm die Ehre zu erweisen. Politisch und wirtschaftlich riss El Pepe keine Bäume aus. Aber er machte auch nichts kaputt, und alleine sein Pragmatismus nach der Guerilla sowie seine wesenseigene Bescheidenheit machen ihn zu einem lateinamerikanischen Jahrhundertpolitiker, wohl nur mit Nelson Mandela vergleichbar.

Aber sonst? Der letzte ganz große Charismatiker, Fidel Castro, ist schon seit drei Jahren tot. Auch sein Bruder Raúl hat sich in den Hintergrund zurückgezogen. Der erste Präsident Kubas seit 1959, der nicht Castro heißt, zeichnet sich im Wesentlichen durch einen dicken Bauch und einen kleinen Kopf aus. Er wurde von den Castros als handverlesener Nachfolger aufgebaut, weil er noch nie, wirklich noch nie einen eigenen Gedanken zu äußern wagte, ohne vorher um Erlaubnis zu fragen.

Längst eine Zweiklassengesellschaft

Natürlich ging es den Kubanern in verschiedenen Beziehungen in den letzten 60 Jahren besser als den meisten übrigen Lateinamerikanern. Alleine schon zwei Generationen Friede, wenn auch ein bleierner, ist angesichts von unablässigem Gemetzel, von Todesschwadronen, von Gewalt in jeder Form eine nicht zu unterschätzende Errungenschaft.

Nur: Auch auf Kuba gibt es schon längst eine Zweiklassengesellschaft, die mit Devisen und die ohne. Auch auf Kuba ist Korruption endemisch, und die staatlich kontrollierten Medien kämen nicht im Traum auf die Idee, da etwas aufzudecken. Schlimmer noch: Nach 60 Jahren zeigt das Regime zum zweiten Mal, dass es selbst mit Milliardenhilfe von Bruderstaaten nichts Nachhaltiges hinkriegt. Unbelehrbar segelt Kuba mit Karacho in die nächste schwere Wirtschaftskrise, seit Venezuela den Ölhahn zugedreht hat und auch die Vermietung von kubanischen Ärzten und Fachleuten ins Ausland nicht mehr so gut funktioniert.

Traurige Tropen, caso perdido, hoffnungsloser Fall? Ach, es wäre ein nur europäisch wettergraues Bild von Lateinamerika, wenn die Farben, die wuchernden Fantasien und Illusionen, die Lebenskraft, der ungebrochene Optimismus, das Lachen, die Gefühle, tief wie das Meer und leuchtend wie der Mond, die Fähigkeit, immer wieder aufzustehen, das pragmatische Wissen um die Unvorhersehbarkeit unerwähnt bliebe. Wer den richtigen Ton trifft, wer Charisma hat, kann Latinos immer wieder zu Höchstleistungen antreiben. Aber vielleicht auch einmal zu Leistungen in eigener Sache. Wäre zu wünschen. Sieht nicht danach aus.

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Leserpost

netiquette:

Hans-Peter Dollhopf / 06.12.2019

Herr Zeyer, Karl Marx sagte, dass die Religion das Opium des Volkes sei, Sie aber sagen hier, dass das Volk selbst das Opium sei: “Die Farben, die wuchernden Fantasien und Illusionen, die Lebenskraft, der ungebrochene Optimismus, das Lachen, die Gefühle, tief wie das Meer und leuchtend wie der Mond, die Fähigkeit, immer wieder aufzustehen, das pragmatische Wissen um die Unvorhersehbarkeit.” Sind Latinas eine Art Droge, ja? Ich selbst schloss nach reiflicher Betrachtung mit diesem Hype ab, auch weil ich persönlich mit fahlen, eindimensionalen, aggressiven wie egoistischen Südamerikanischen auf der Arbeit und in der Freizeit trotz intensiver eigener interethnischer Vorleistungen überwiegend beeindruckend negative Erfahrungen machte. Fack Ju Kuba! Südamerika soll meinetwegen froh sein, dass es vor einem halben Jahrtausend von Südeuropäern überrollt wurde, aber nicht von langweiligen Schweden oder Schweizern. home sweet home

Daniel Oehler / 06.12.2019

Den Tango der Ratlosen dürfen die Marxisten und roten Revoluzzer tanzen. Ich halte Kommunismus generell für großen Mist. Den Genossen in Kuba möchte ich aber zu Gute halten, dass sie die Mafia herausgeworfen haben. In Sachen Religion pfeifen die Genossen in Kuba anscheinend auf den Atheismus der roten Europäer: Es gab mehrere Besuche eines Papstes aus Rom. Der orthodoxe Patriarch von Konstantinopel - von den Türken als Istanbul bezeichnet - kam vorbei, um eine Kathedrale einzuweihen. Da Russland offiziell zur russisch-orthodoxen Kultur zurückgekehrt ist, können atheistische Marxisten in Lateinamerika nicht mehr mit Unterstützung aus Russland rechnen. China ist zwar offiziell noch kommunistisch, aber wehe wenn rote Revoluzzer die Geschäfte Pekings mit Lateinamerika stören ...

Thomas Bonin / 06.12.2019

@Rudhart M. H: “... aber auch der Mosad ist in allen Ländern vertreten .” Mit dem zweiten “s” sieht man besser, gelle? Schwamm drüber; ansonsten kann ich Ihnen leider nur bedingt zustimmen: Mag zwar für Tuvalu, Nauru und (selbstredend) den Vatikan zutreffen, nicht jedoch (jedenfalls nicht zu meiner vollsten Zufriedenheit) dort, wo just vordringlicher Handlungsbedarf bestünde, nämlich im schönsten aller Deutschländer. Trotzdem danke für Ihre kleine Ein-resp. Unterweisung (habe das leider alles schon mal gehört, ganz früher aus Munde alter Knacker der O.D.E.S.S.A. und heutzutage von Roten Fruchtzwergen (mit der Lizenz zum Nerven, Ausgrenzen und Prügeln).

Robert Loeffel, Bern / 06.12.2019

Entlarvende Zusammenfassung der die hilflosen Versprechen und den linken Schwachsinn vom Sozialismus/Kommunismus für ein besseres Leben wiederspiegelt, der sich wie ein Leichentuch über den gesamten südamerikanischen Kontinent seit Jahrzehnten gelegt hat und diesen gelähmt hat. Köstlich die Aufgeregtheit von @Rudhart M. H. in seinem Leserbrief an die Adresse des Autors dieses hervorragenden Artikels. Der Rudhart versteht nicht was der Autor ihm mitteilen will, könnte es sein das es sich bei ihm um einen abgehalfterten 68er und affinen Verehrer des sozialistisch kommunistischen Geschäftsmodel handelt? Sein Leserbrief strotzt ja nur von solchem Gedankengut da darf natürlich der links gepflegte Antisemitismus in Form der Mosad nicht fehlen.

Roland Müller / 06.12.2019

Kein Tango der Ratlosen, sondern Tango der Korrupten. Wenn es darum geht, Entwicklungshilfegelder in die eigene Tasche abzuzweigen oder Steuergelder in die eigene Tasche umzuleiten, sind sie alles andere als rat- und tatlos.

Georg Czech / 06.12.2019

El Pepe, der Blumenzüchter aus Uruguay ist für mich bisher der einzige Sozialist, dem ich sein Engagement ohne Eigeninteresse abkaufe. Also ein Politiker, der nicht seinen eigenen Nutzen anstrebte. Das die Wirtschaft in Lateinamerika nicht so gut funktioniert, liegt bestimmt neben dem schlechten Bildungsangebot auch an der Kultur. Die Korruption fängt meist schon im Kleinen, also bei den einfachen Leuten an, zumindest habe ich es dort so erlebt. Trotzdem habe ich die Menschen und ihre Leichtigkeit lieben gelernt. Der beste Schutz gegen Korruption sollte eigentlich die direkte Demokatie sein. Diese wird aber ständig von den Politikern (aus Eigeninteressen) schlechtgeredet und verhindert. Und so steckt man fest und dreht sich immer im Kreis -Kapitalismus-Sozialismus-Chaos usw. Ideal wäre die soziale Marktwirtschaft, sie ist aber ein sehr zartes schützenswertes Pflänzchen und wird leicht zertreten.

Johannes Fritz / 06.12.2019

An Herrn Rudhart M. H.: Wollen Sie nicht eher bei Indymedia vorbeischauen? Da runzelt wahrscheinlich auch keiner die Stirn, wenn Sie mit dem Mossad kommen.

Marcel Seiler / 06.12.2019

zu Rudhart M. H.: Ach ja, die Verschwörungstheorien des “bösen Kapitalismus” und der “bösen USA” und der “bösen Weltbank” und der “bösen Chicago Boys”. Ohne die wäre es ja alles gut in Lateinamerika! – Es sind genau diese Theorien, die Diktatoren, Caudillos, korrupte Eliten, Mörder usw. benutzen, um ihre eigenen Landsleute auszubeuten und ihre Länder zu ruinieren. Auch in Europa gibt es den “bösen Kapitalismus” und die “bösen USA” und die “böse Weltbank” und die “bösen Chicago Boys”. Europa geht es aber (noch) vergleichsweise gut. Warum nur?

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