Oh, Frau Schubert. Die Kombi kenne ich auch. Ich muss Sie aber leider enttäuschen. Mit dieser Kombination ist man nicht konservativ sondern schlicht ein Spießer. :)
Konservativ bedeutet für mich die Überzeugung, dass politische Stabilität nur aus gesellschaftlicher Stabilität heraus entstehen kann. Und gesellschaftliche Stabilität erfordert einen weitreichenden und tiefen Konsens des Gemeinsamen und Verbindenden. Denn das Grundcharakteristikum einer funktionierenden Gesellschaft ist die Gegenseitigkeit, die eine hohe Opferbereitschaft beinhaltet. Das beginnt mit dem Einverständnis in Steuern, d.h. vom selbst Erarbeiteten zum Wohle anderer und des Gemeinsamen abzugeben, und geht bis zur Bereitschaft, das eigene Leben im Krieg zu opfern. Aus diesem Grund ist das heutige progressive Modell der „vielfältigen“ Gesellschaft, in der beliebig gegensätzliche Menschen und Gruppen Gemeinsamkeit finden sollen, absurd und ein Rezept für den Untergang. Eine stabile staatliche Ordnung kann so nicht bewahrt werden. Die einzige rationale Begründung für einen solchen Ansatz ist das uralte Prinzip des teile und herrsche. Sprich: es ist ein Herrschaftsmodell einer kleinen, sich zur Elite aufschwingenden Gruppe, die die permanente Unordnung und Unsicherheit, die die Instabilität gebiert, zum Zwecke von Unterdrückung ausnutzt.
Sehr guter Artikel, obwohl nicht mit Allem einverstanden. Stärkt aber mein Selbst- bewußtsein als Konservativer, und den Scruton habe ich gleich auf meine Einkaufs- liste gesetzt.
Lese auch gerade Scruton. Eine Wohltat und eine echte geistige Anregung. Er ist kein Prophet und kommt auch nicht so daher. Es steht uns auch nicht zu, darüber zu urteilen, was “seine Schwäche” ist, meine ich. Wir können sagen, wo wir nicht seiner Meinung sind. Religion, jedenfalls unsere jüdisch-christliche, halte ich definitiv nicht für einen “romantischen Bewußtseinsinhalt”, sondern für ein Fundament unseres Denkens und unserer Kultur. Das christliche Gottesbild und das moderne westliche Menschenbild hängen fest zusammen. Dass dieser Teil unseres Fundamentes gerade bröckelt, sehe ich als echtes Problem, weil ich keinen tragfähigen Ersatz erkennen kann. Auch unsere Ethik kommt kaum ohne die Idee eines liebenden Gottes aus. Das ist auch Kant. Christlicher Glaube bleibt Glaube. Doch der ist alles andere als naiv.
Zeitgemäß ausgedrückt: Die Anywheres gegen die Somewheres! (David Goodhart). Entwurzelung der Menschen (durch Sozialismus) gegen die heimatverbundenen und konservativen Dagebliebenen. Da die Globalisierung (für die Anywheres) m.E. langfristig keine Zukunft haben wird, (siehe Artikel “Die Gefahren des freien Handels” mit dem Untertitel: “In der Regel ignorieren die Wirtschaftsforscher die versteckten Kosten, die ein deregulierter Welthandel der Umwelt und dem Gemeinwesen aufbürdet” von Herman E. Daly aus dem Jahre 1994, Spektrum der Wissenschaft), werden die Konservativen langfristig gewinnen. (Wobei islamische Gesellschaften ebenso zutiefst konservativ, aber nicht frei sind). Daher ist auch eine Zukunft unter dem Islam derzeit möglich! Es kommt hier nur auf die Sozialisierung an! Mit einem Zusammenbruch des globalen Finanzsystems und damit der Sozialsysteme werden sich die Anywheres, Sozialisten und Gutmenschen ideologisch und gesellschaftlich nicht mehr einordnen können. Wir gehen interessanten Zeiten entgegen.
Eine, wie ich finde, sehr gelungene Definition des zunehmend kriminalisierten und dämonisierten Begriffs „konservativ“ (ein Nomen auf -ismus passt schon nicht), der ich meine persönliche Lieblingsumschreibung hinzufügen möchte: „Prüfet alles, und das Beste behaltet“, wie es der Apostel Paulus an die Gemeinde im heutigen Thessaloniki schrieb (1. Thess 5). Darin kommt die berechtigte Skepsis gegenüber allem, das sich noch nicht „bewährt“ hat. Sollte sich das Neue als besser erweisen, weshalb man ihm stets eine Chance (eine Prüfung) einräumt, wird es von Konservativen aus Pragmatismus übernommen (denn wer will schon das Schlechtere?). Was wird nun „das Beste“ aus unserer Epoche gewesen sein? Forschung und Technik? Beispiellos lange Freiheits-, Friedens- und Wohlstandszeiten? Wir Konservativen werden „die Glut“ des Feuers weitertragen, während sich andere noch um die Asche streiten.
Der Dr. Sommer (der von der ZEIT, nicht von der BRAVO, Niveau aber vergleichbar) hat heute morgen in seiner Kolumne* in der ZEIT eine weltweite Übersicht über rechte Terroranschläge abgeliefert: darunter “Breitscheidplatz Berlin”, “Nizza “, “London”, “Paris”. Nur “9/11” hat er vergessen, wo bekanntlich Osama bin Kaltenbrunner und Abdul Dirlewanger und, nicht zu vergessen, Mahdi Mengele zugeschlagen haben. So geht linksgrüner Qualitätsjournalismus heute. *“Fünf vor acht / Rechter Terror: Es ist beschämend, wenn die Erinnerung keine Wirkung mehr hat. Eine Kolumne von Theo Sommer”
Ich moechte hinzufuegen, zu 2.) (“Ihre höchste legitime Organisationsform ist der Nationalstaat, der sich aus einem kulturell relativ homogenen Staatsvolk”) Je heterogener die Gesellschaft, umso weniger Demokratie und Freiheit. Der Frieden und das Zusammenleben kann nur durch einen starken und harten (==diktatorischen) Staat garantiert werden, dessen Aufbau wir gerade live miterleben. NetzDG, Einschraenkung der Meinungsfreiheit, pc, Schnueffelstaat usw Und auch, wenn man gleich wieder in die Ecke des Rassismus geschoben wird: eine freiheitliche, westlich demokratische Kultur kann es nur mit einer Majoritaet von Westeuropaeern (==‘Weissen”) geben. Welche in allen westlichen Staaten auf dem Rueckzug ist.
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