Kommt die polizeiliche Gepäck-Kontrolle in der Bahn?

Die Innenminister der Länder folgten Bundesinnenministerin Faesers Idee von einem Messerverbot in Zügen. Was zunächst nach einer grotesken Schein-Maßnahme gegen die zunehmenden Messerangriffe aussieht, schafft aber praktisch neue Kontrollmöglichkeiten für einen immer vormundschaftlicher werdenden Staat.

Die deutschen Innenminister aus Bund und Ländern trafen sich zu ihrer Frühjahrskonferenz und verkündeten am Freitag, worauf sie sich verständigt hatten. Ein Punkt, in dem die Innenminister aller Couleur Einigkeit erzielten, war ein Messerverbot in der Bahn. 

Solche Messerverbote sind keine neue Idee, seit in zeitlicher Korrelation zur ungesteuerten Massenzuwanderung die Zahl von Messerangriffen und Messerstechereien im öffentlichen Raum dramatisch zugenommen hat. Messerverbotszonen wurden von Politikern ebenso gern ins Gespräch gebracht. Politische Verantwortungsträger haben mit der steigenden Zahl der Messerkämpfer ein Problem. Einerseits wissen sie, dass sie etwas tun müssten. Andererseits ziemt es sich nicht, über die Ursachen der Messerkampf-Konjunktur zu diskutieren. Immer noch gilt die ungesteuerte Zuwanderung – großteils ins deutsche Sozialsystem – wie in den Merkel-Jahren als Ausweis besonderer moralischer Güte, und damit verbietet sich ein lautes Nachdenken über einen Kurswechsel hin zu mehr praktischer Vernunft. Dafür soll bestenfalls die EU sorgen.

Es gilt seit Jahren in den meisten Parteien und Medien als unanständig, „rechts“ oder „AfD-Sprech“, angesichts der sich mehrenden Messer-Angriffe danach zu fragen, ob vielleicht bestimmte Tätergruppen überrepräsentiert sind. Und ob es nicht Tätergruppen sind, die aus Kulturräumen kommen, in denen viel schneller und häufiger mit Gewalt und auch mit Hilfe von Messern kommuniziert wird, als es mittlerweile in den Regionen üblich ist, die man einst Abendland nannte.

Solche Fragen möchten sich Verantwortungsträger nicht stellen oder stellen lassen, weil sie natürlich ahnen, dass ihnen die Antworten nicht gefallen. Also wissen sie besser nicht so viel über die neuen Messerkämpfer und zielen im Kampf gegen die steigende Zahl der Messerstechereien und -angriffe lieber auf die Tatwerkzeuge statt auf die Täter. Da mag der außenstehende Beobachter sich wundern, aber das ist hinsichtlich der veröffentlichten Meinung einfach angenehmer und kommoder. So weit, so bekannt. 

Schmutzige Wäsche zeigen?

Nachdem es Ende Januar einen tödlichen Messerangriff auf ein junges Paar in einem Regionalzug in Brokstedt gab, von dem die Medien auch überregional Notiz nahmen und der für entsprechendes Aufsehen sorgte, forderte die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ein Messerverbot in Bussen und Bahnen. Das schien zunächst nur eine reflexartige Reaktion zu sein. Irgendwas muss man ja tun als Innenministerin nach einer solchen Tat. Und Forderungen nach einem neuen Verbot sind – neben dem Ausdruck tiefsten Mitgefühls – in diesen Fällen die üblichen Reaktionen.

Doch vor der Innenministerkonferenz erneuerte sie ihre Forderung und kündigte an, sie werde ihren Länderkollegen „ein generelles Messerverbot in Zügen und im gesamten öffentlichen Nahverkehr vorschlagen“. Sie wäre für ein solches Verbot, „damit strikter kontrolliert und schlimme Gewalttaten verhindert werden können“.

Die Innenministerkonferenz stimmte ihr zu. Die FAZ meldete am Freitagnachmittag:

„In einem gemeinsamen Papier der Innenminister heißt es, in Zügen sei ein ‚besonderer Schutz‘ nötig, da es bei Gewalttaten kaum Flucht- oder Ausweichmöglichkeiten gebe. Wegen der überregionalen Verkehrsverbindungen sei eine bundeseinheitliche Regelung zu Waffenverboten in Zügen und an Bahnhöfen erforderlich. Diese sollte daher vom Bundesinnenministerium geprüft werden. Das Bundesministerium werde auch gebeten, ‚gegebenenfalls auf eine entsprechende Änderung der Beförderungsbedingungen der Deutschen Bahn, insbesondere in Bezug auf Messer, hinzuwirken‘. Für die Kontrolle sollten weder das Zugpersonal und Mitarbeiter privater Sicherheitsdienste in erster Linie verantwortlich sein, sondern das müssten Bundespolizisten und Beamte der Landespolizeien sein, sagte Hamburgs Innensenator Andy Grote.“

Heißt das, dass in Zukunft Polizeistreifen in den Zügen die Taschen der Reisenden kontrollieren, ob sie verbotene Messer mitführen? Wird man in der Bahn dann vielleicht unter den Augen der Mitreisenden die schmutzige Wäsche in seiner Reisetasche auseinanderfalten müssen, um zu zeigen, dass man unbewaffnet reist? Liebhabern der Privatsphäre dürfte das eigene Auto dann noch wichtiger werden.

Vorwürfe „von ausländischen und migrantischen Verdächtigen“

Bis es aber so weit ist, muss die Innenministerin noch einige rechtliche Hürden aus dem Weg räumen, auf die beispielsweise Andreas Roßkopf, Vorsitzender der Gewerkschaft der Bundespolizei bei der GdP, schon vor Beginn der Innenministerkonferenz in einem Gespräch mit der Welt hingewiesen hat. 

Eine Kernfrage sei für ihn, ob diese Streifen verdachtsunabhängig kontrollieren dürften, denn „das dürfen wir zurzeit als Bundespolizei nicht. Das ist das große Problem.“ Aber darum wird die Innenministerin sich sicher noch kümmern. 

Es gab mal Zeiten in der Bundesrepublik, da hätten gerade Frau Faesers Genossen und noch mehr ihre Koalitionspartner angesichts solcher Pläne aufgeregt vor einem drohenden Polizeistaat gewarnt. Aber diese Zeiten sind offenbar vorbei. Kritische Stimmen zu diesen Messerverbots- und damit zwangsläufig verbundenen Kontrollplänen waren zunächst kaum zu vernehmen. Außer von den Polizisten, die an der Umsetzung zweifeln. 

Das Problem mit eventuell überrepräsentierten Tätergruppen bei der Messer-Kriminalität lässt sich mit einem kontrollierten Messerverbot zudem auch nicht ganz aus der Welt schaffen, wie der bereits zitierte Polizeigewerkschafter Roßkopf sagt: „Hinzu kommt, dass uns bei Befragungen von ausländischen und migrantischen Verdächtigen oft Racial Profiling vorgeworfen wird.“

Das Problem lässt sich aber lösen, indem man einfach alle Reisenden kontrolliert, also auch die vollkommen Unverdächtigen.

Foto: U.S. Department of Homeland Security (DHS)/ Public domain

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Leserpost

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Ulla Schneider / 17.06.2023

Die Dame glaubt doch nicht, daß ich mein Schweizer Messerchen, mit Scherchen und diversen anderen kleinen Instrumenten, mit dem ich mein Bütterchen schmiere, zuhause lasse? Hat sie einen Vertrag mit der Autolobby? Denn das ist ein Grund die Straßen voll zu nutzen.  Sie möge bitte den “Grund” gründlich hinterfragen, dann käme sie auf andere “Gründe” und nicht auf “gründliche” Leibesvisitationen.  - Wie wäre es denn mit einem Hämmerchen? Gut geführt und ausgeholt hinterlässt er ähnliche Spuren aus ähnlichen “Gründen” ..........

Peter Bernhardt / 17.06.2023

Die Innenminister der Länder folgten Bundesinnenministerin Faesers Idee von einem Messerverbot in Zügen und empfehlen Messer ohne Klingen, an welchen die Stiele fehlen! Diese Welt ist ein einziges großes Tollhaus wo Irre andere Irre in Ketten legen. Voltaire (1694 - 1778)

Gerd Heinzelmann / 17.06.2023

Jeder ist verdächtig, es sei denn, er schießt Zombies in den Kopf und singt dabei die Internationale. Oder er heißt Karl Lauterbach, das ist natürlich auch noch eine Option.

Bodo Bastian / 17.06.2023

@Angelika Meier / 17.06.2023 “Deshalb hat es mich gewundert, wieso es wegen dieses Regionalzuges viel mehr Interesse des Establishments gab.” Es ist nicht so, dass es Taten gab und man deshalb nun ein Gesetz einführen will. Eher so, dass man ein Gesetz einführen will und deshalb nun Taten braucht.

Steffen Huebner / 17.06.2023

Da kann man nur hoffen, der Einmann liest die Beförderungsbedingungen der Bahn vorher durch.

Stefan Riedel / 17.06.2023

“Es gab mal Zeiten in der Bundesrepublik, da hätten gerade Frau Faesers Genossen und noch mehr ihre Koalitionspartner angesichts solcher Pläne aufgeregt vor einem drohenden Polizeistaat gewarnt. Aber diese Zeiten sind offenbar vorbei. ” Es gab mal Zeiten in D, da wäre eine Innenministerin für ein solches Vorhaben für nicht mehr zurechnungsfähig erklärt worden. Liebe Frau “Hessen First” (tagesschau.de) so ein Messer sticht nicht von sich aus auf Menschen ein? Die Stecher sind das Problem? Illegale Massenzuwanderung fällt nicht zufällig in Ihr Resort? 

Horst Jungsbluth / 17.06.2023

Das ist doch wieder so durchsichtig, wie die früher von einer echten deutschen Hausfrau geputzten Fensterscheiben. Man holt ganz gezielt all diese Messerstecher, Schutzgelderpresser und Drogendealer ins Land, versorgt sie auf Kosten ihrer Opfer und dann will man ihnen plötzlich die Messer verbieten und vielleicht als nächstes sogar noch den Drogenhandel. Künast von den Grünen wusste schon 1989 in Berlin, wie man strikte Vorschriften umgeht, man sagt einfach, man habe kein Geld dafür. In dem konkreten Fall wird das so laufen, dass man einfach hinreichend Verdächtige deshalb nicht kontrolliert, weil das diskriminierend und sogar rassistisch ist und dass es dann die deutsche Oma treffen kann, die gerade den Apfel für ihre beiden kleinen Enkel schneidet.

Rid Banks / 17.06.2023

Gibt es die Lady auch in huebsch?

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