Manfred Haferburg / 28.01.2019 / 06:10 / Foto: Pixabay / 62 / Seite ausdrucken

Kohleausstieg kostet euch nix! Oh, das klingt teuer.

Welt-Online schreibt ohne einen Anflug von Sarkasmus: „Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat sich optimistisch gezeigt, dass der Kohleausstieg keine negativen Auswirkungen auf Strompreisentwicklung und Beschäftigung in den betroffenen Regionen haben wird“.

Kluge Leute unterscheiden sich von weniger klugen Leute dadurch, dass sie jeden Fehler nur einmal machen. Diese Weisheit ist offenbar noch nicht bei der SPD-Frauenquoten-Umweltministerin angekommen. Vielleicht aber beabsichtigt sie ja nur, sich mit ihrem ganz persönlichen Beitrag in „Wikiquote“ in die lange Reihe haltloser Prognosen deutscher Politiker einzuordnen und somit unsterblich zu werden. Höchstwahrscheinlich glaubt sie den Stuss aber wohl selber, denn Studien ihres Hauses hätten ja gezeigt, dass man „keineswegs von steigenden Strompreisen durch den Kohleausstieg ausgehen“ müsse.

Diese Aussage reiht sich würdig in eine Reihe weiterer Politikeraussagen ein. Hier eine unvollständige Auflistung von geflügelten Politikerversprechen:

Die Rente ist sicher“ sagte vollmundig Bundesarbeitsministerminister Norbert Blüm im Jahre 1997. 

Die Energiewendeumlage darf nicht über 3,5 Cent steigen“ sagte Bundeskanzlerin Merkel 2011 im Bundestag. Heute liegt sie mehr als doppelt so hoch und steigt weiter.

Die Energiewende kostet eine Familie nicht mehr als eine Kugel Eis (6:35min)“ sagte Bundesumweltminister Jürgen Trittin im Jahre 2004. Eine vierköpfige Familie zahlt bis 2025 direkt und indirekt über 25.000 Euro für die Energiewende

Das wird aus erwirtschaftetem Geld finanziert, niemandem wird etwas weggenommen“, meinte Justizminister Heiko Maas im Jahre 2016. Dazu bedarf es keines Kommentars.

Rückführung, Rückführung, und nochmals Rückführung“ forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Jahre 2016. Im Jahre 2018 wurden etwa 25.000 zwangsweise Rückführungen durchgeführt bei einer offiziellen Zahl von ca. 230.000 ausreisepflichtigen Ausländern. 

Eine Vergesellschaftung von Schulden wird es in der EU nicht geben“, versprach Angela Merkel im Jahre 2011. Bis zum Stichtag 31. Dezember 2017 hat die EZB mit ihrem sogenannten PSPP-Programm für schwindelerregende 1.931 Milliarden Euro Staatsanleihen oder Anleihen öffentlicher Institutionen mit Konzentration auf Anleihen hochverschuldeter Staaten gekauft, für die mit über 150 Milliarden Euro der deutsche Steuerzahler haftete, Tendenz steigend.

Ferngeregelte Stromrationierung

Doch zurück zum Kohleausstieg. Eines steht fest: Der deutsche Kohleausstieg wird die globale Erwärmung genauso wenig verzögern, wie der deutsche Kernenergieausstieg die weltweite Sicherheit vor Atom-GAUs verbessert und die deutschen Dieselfahrverbote ein fiktives Massensterben von fiktiven Feinstaubopfern verhindert. Und der Umwelt wird auch nicht geholfen. Jedes Gramm CO2, das die Deutschen beim Kohleausstieg einsparen, kommt als CO2-Zertifikat auf den Markt und kann in den Nachbarländern ausgestoßen werden, die uns dann den damit erzeugten Strom teuer verkaufen. So wird es dazu kommen, dass der deutsche Staat massenhaft CO2-Zertifikate aufkauft, nur um sie stillzulegen. Auch das würde Unsummen von Steuerzahlergeld verschlingen. 

Von der Versorgungssicherheit des deutschen Stromnetzes spreche ich da gar nicht. Mit jedem Grundlastkraftwerk, das vom Netz geht, steigt die Gefahr eines verheerenden Blackouts. Mir ist nicht bekannt geworden, dass Vertreter der Netzbetreiber in der Kohlekommission waren. Das ist so ähnlich wie bei der Kernenergie-Ausstiegskommission. Da schlugen auch alle möglichen Berufsgruppen den Ausstieg vor, nur keine Ingenieure oder Fachleute. 

Zum Glück für die Stromkunden wird der Aufbau des Smart-Grids noch auf sich warten lassen. Smart Grid bedeutet nämlich nichts anderes, als die Umstellung von der verbrauchsorientierten Erzeugung zum erzeugungsorientierten Markt – mit anderen Worten: Der Strom kann nur dann verbraucht werden, wenn die volatilen Erneuerbaren Wind und Sonne ihn erzeugen. Böswillig könnte man das auch ferngeregelte Stromrationierung nennen. Viel Spaß dabei, liebe deutsche Stromkunden, wenn Ihr morgens in die Garage kommt und feststellt, dass das Smart-Grid die Batterie eures Elektroautos als Netzspeicher genutzt und entleert hat und ihr mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren dürft. Oder wenn Ihr morgens in die Küche kommt und feststellen müsst, dass der Geschirrspüler seit gestern abend auf das Aufkommen der Mittagsbrise wartet.

Um die Folgen für die betroffenen Braunkohlegebiete im Rheinland und in Ostdeutschland abzufedern, sind bis 2040 mindestens 40 Milliarden Euro vorgesehen. Und das sind nur die Kosten für die betroffenen Regionen. Die Kosten für die Entschädigung der enteigneten Kraftwerke, für den Neubau der vielen Gaskraftwerke, die die Kohlekraftwerke ersetzen müssen, die gigantischen Kosten für den Aufbau von Smart-Grid, Power to Gas, H2-Wirtschaft und die Kosten des Aufkaufs von CO2-Zertifikaten sind da noch gar nicht enthalten. Obendrauf kommen noch die Kosten für die „Verkehrswende“ und die „Agrarwende“. 

Wie sagte doch der sozialistische französische Präsident Francois Hollande einst launig: „Das kostet nichts, das bezahlt der Staat“. Es ist eine Krux mit den Sozialisten, dass ihnen immer wieder das Geld der Anderen ausgeht. Aber – es wird ja niemandem etwas weggenommen, das alles bezahlt der Staat. Abermilliarden für Euro- und Griechenrettung, Kernkraftausstieg, Energiewende, Flüchtlingskrise, Verkehrswende und Agrarwende – wenn der Irrwitz Staatsräson geworden ist, bezeichnen ihn die Irrsinnigen als Politik.

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Lutz Herrmann / 28.01.2019

Die Energiewendegläubigen in Politik und Redaktionsstuben arbeiten derweil schon an der Dolchstoßlegende der Erneuerbaren. Im Feld der Energiewende unbesiegt, aber durch Feinde im Innern zu Boden gestoßen. Die Sachen, von denen man nix versteht (Netz, Speicher, Leistung, Dreisatz) und die Sachen, von denen man schon immer wusste, dass sie nix taugen (Marktwirtschaft).

Alexander Rostert / 28.01.2019

“Das ist nicht teuer, das bezahlt der Staat.”

Franck Royale / 28.01.2019

Und wenn dann den Sozialisten das Geld der Anderen ausgeht, müssen sie wie immer an die Substanz, um ihren ideologischen Wahnsinn zu finanzieren. Das war bei den Nazis so, das war in der DDR so, das wird auch bei den Grünsozialisten so sein - und dann wird es richtig ungemütlich. Erst für alle die haben, später dann für den Rest. Im Grunde rollt die Enteignungs- und Umverteilungswelle ja schon seit gut zehn Jahren nicht nur über Sparer und Autofahrer, sondern über jeden steuer- und stromzahlenden Haushalt und Unternehmer. In Berlin bereitet man den Weg für Enteignungen vor, um die selbst verursachte Misere auf dem Wohnungsmarkt in den Griff zu bekommen. Die dunklen Schatten der Vergangenheit haben die von ihrer moralischen Überlegenheit beseelten Deutschen schon längst wieder überholt und präsentieren sich ihnen ganz unverhohlen als strahlende Zukunft.

Anders Dairie / 28.01.2019

Unter Technikern mit naturwissenschaftlicher Anbindung (Hochschulen)  ist längst klar,  dass die Konzeption der Ablösung der konventionellen Energieträger nicht aufgehen kann.  Weil in einer modernen Volkswirtschaft gleichmäßig große Mengen Wärmeenergie benötigt werden. Bei den “Erneuerbaren” sind weder Gleichmäßigkeit noch große Mengen gewährleistet.  Das “erneuerbare…” ist eine fehl-leitende Wortschöpfung.  In den fossilen Brennstoffen steckt die gleiche Energie (die bekanntlich nicht verloren geht) wie in Sonnenwärme und deren Produkt, den Wind.  Will man Emissionen,  wie Dreck, insbesondere Feinstaub,  vermeiden (Kohle löst sich in der Lunge auf oder wird ausgespuckt), muss man zum Atomstrom übergehen.  Das war gefahrlos mittels Thorium-Technologie möglich gewesen.  Bis GRÜNE nach 1986 diese Super-Technologie aus ideologischen Gründen politisch verhindert und sabotiert haben. Meineserachtens ist dies das größte, noch unbeachtete Umweltverbrechen, das die selbst-herrlichen “Schützer” begingen.  Die Folgen sind Existenz gefährdend und irreversibel. Großflächiges Netzversagen über mehr als eine Woche erzeugt kriegsartige Zustände.  Unsere Zivilisation ist quasi auf Strom gebaut.

Ludeloff Klaus / 28.01.2019

Dem ist nichts hinzuzufügen. Aber die Politik der Irrsinngen wird ja vom Wähler ohne Murren akzeptiert. Beschwerden über die Folgen dieses Fatalismus gehen daher unbeantwortet an den Beschwerdeführer zurück.

Christian Fuchs / 28.01.2019

Die Erfindung der elektrischen Kühlung und deren Verwendung rettet mehr Leben als Medikamente. Durch das Beheizen von Wohnraum wird ein feuchtkaltes Umfeld verhindert, das beugt Krankheiten vor. In unserer modernen Welt ist das Abschalten von Strom versuchter Totschlag, das geht weit über bequeme Mobilität hinaus. Wie weit politische Ideologen bereit sind zu gehen kann jeder aus der jüngsten Vergangenheit sehen. Wie viele hausgemachte Einzelfälle werden dann vertuscht? Stromabschaltungen sind im besten Deutschland aller Zeiten jetzt schon keine Seltenheit mehr, natürlich sind die selber Schuld.

Heiko Stadler / 28.01.2019

In jedem Baumarkt werden Jahr für Jahr viele Tonnen an Braunkohle verkauft, die in Kaminöfen privater Haushalte ohne Abgasentschwefelungsanlage und ohne Feinstaubfilter verbrannt werden. Ganz unauffällig hat sich der Kohleeinstieg im großen Stil in seiner ursprünglichen und schmutzigen Form vollzogen, denn wegen der hohen Ökostrompreise lohnen sich Wärmepumpen nicht. Mit dem Kohleausstieg wird der Kohleeinstieg weiter vorangetrieben.

Andreas Stüve / 28.01.2019

Sehr geehrter Herr Haferburg, Sie benennen in wenigen kurzen Sätzen den Plan der Bundes-“Regierung” zur völligen industriellen und energetischen Zerstörung unseres Landes. All das KANN nichts mit Ahnungslosigkeit, Dummheit oder Ignoranz zu tun haben. Hier habe sich Leute zusammengefunden, die eines eint: Der Wille zur Vernichtung. Da können Wissenschaftler, Praktiker, Berufene protestieren, Studien veröffentlichen, mahnen. Es wird nichts helfen. Nur massiver, öffentlich wirksamer Protest mittels Stimmzettel oder Demonstrationen wird diese Leute aufhalten können. Nur ein radikaler Politikwechsel und die rigorose Abwahl der Verantwortlichen wird den Rückfall unseres Landes in vorindustrielle Zeiten verhindern können. Die Zeiten stehen auf Sturm, wenn nicht auf Bürgerkrieg. Wehren wir uns. Noch heute.

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