55h- Woche. So ein Luxus lieber Kollege. Eine + 65h- Woche wird bei uns im Krankenhaus per opt- out vorausgesetzt ! Wann schreiben sie eigentlich alle ihre Beiträge auf der Achse ? Mit den Anträgen sich rumzuschlagen ist ja löblich, nur machen die meisten Kollegen dies lieber so, dass sie die Patienten stationär einweisen, damit der Sozialdienst im KH dies erledigt. Unsere Aufgabe ist es dann, eine Begründung zu finden, dass der MDK so was bezahlt. Auch als Oberarzt alle 3 - 4 Tage Bereitschaftsdienst ! Wochentags 200 Euro, am Wochenende 400 Euro. Dafür machen sie in der Praxis doch noch nicht mal den kleinen Finger krumm. Nebenher noch Notarzt fahren, damit man die Miete und den nächsten Gebrauchtwagen bezahlen kann, das ist unser täglich Brot im KH. Die Versorgung der Bevölkerung ist doch schon längst auf die Krankenhäuser und die Ambulanzen übergegangen. Wir machen die Arbeit, ohne am Kuchen beteiligt zu werden. Aus den sogenannten Notfallpraxen, bekommen wir dann weitere Arbeit zugeschaufelt, weil dort Leute sitzen, die oft nicht mal eine Einweisung richtig formulieren können. Viele Patienten wissen dies und gehen daher direkt zu uns. Und wehe im Entlassbrief ist keine Verfahrensanweisung für die nächsten 10 Jahre und die Marcumardosis bis 2020 enthalten, dann gibt es aber sofort Rückruf aus der Niederlassung. Auch im Krankenhaus bin ich Landarzt. Hiervon wird ja immer soviel geredet. Nur leider am eigentlichen Thema und den Problemen vorbei. Ihre Probleme und Zeit hätte ich gerne, dann könnte ich auch soviel auf der Achse schreiben wie sie !
Der Arztberuf ist eben kein “freier”, sondern einer der reguliertesten überhaupt. So sind alle Reformen nur Reparaturen an einem falschen System.
Das lustigste Budget, was aber nicht so genannt werden darf, weil “Budget” ist ja ein Unwort, das Regelleistungsvolumen, haben Sie dabei glatt vergessen. Der Anreiz, mehr zu arbeiten, sprich Überstunden zu machen, wird damit ja völlig ausgehebelt. Mal für den Nichtmediziner eine Erklärung: Regelleistungsvolumen ist das, womit man als Arzt fest rechnen kann, daß man es von der Kassenärztlichen Vereinigung, die den Mangel verwalten muss, wozu sie Anfang des letzten Jahrhunderts gegründet wurde, da sich damals die Ärzte die Patienten vor der Praxistür gegenseitig “wegschnappten” und die Versorgung zusammenbrach, bekommt. Die Berechnung ist gaaaaanz einfach: Nehmen wir das Quartal III/2018. Nun nehme man das, was pro Fachgruppe nach Aufschlüsselung im Rahmen der Unterfinanzierung von der KV im Quartal III/16 insgesamt zur Verfügung stand und teile es durch die Anzahl der von der Fachgruppe behandelten Patienten. - Setzen wir mal 20 Euro pro Fall an. (Das ist wohlwollend gemeint, selten ist es mehr, meistens in den Fachgruppen deutlich weniger) Das multipliziere man mit der Anzahl an Patienten im Quartal III/17, die in der jeweiligen Praxis behandelt wurden und schwupps haben wir ein RLV. Einfache Rechnung, könnte man meinen, aber dem ist nicht so, denn es gibt ja noch einen Pferdefuß: Die Patientenanzahl pro Arzt der Fachgruppe muss beachtet werden! Die wird nämlich zu Grunde gelegt, wie man die Faktoren berechnet! Milchmädchenrechnen wir mal so weiter: Man nehme die Durchschnittszahl der Patienten in III/17 pro Arzt der Fachgruppe. Nehmen wir an jeder Arzt behandelt im Schnitt 1000 Patienten im Quartal. Dann werden bis 150% (=1500) die vollen 20 Euro angesetzt, dazu kommen für Patient 1501 bis 1700 75% der 20 Euro also 15 Euro, für Patient 1701 bis 2000 50 %, also 10 Euro und ab 2001. Patienten volle 5 Euro (=25 %)! Man sieht: Mehrarbeit lohnt sich unheimlich! (Die erbrachten Leistungen liegen gemäß EBM in der Regel deutlich über den 20 Euro!)
Wo man ansetzen könnte: a) Ein nicht unbeträchtlicher Teil der ausgebildeten jungen Ärzte arbeitet später nicht als Arzt. Viele davon gehen ins Ausland oder in die Industrie. b) Als Arzt ausgebildete Frauen arbeiten (im Durchschnitt) nicht unbeträchtlich weniger als ihre männlichen Kollegen, über das gesamte Arbeitsleben betrachtet. Beides darf man aber nicht ansprechen, da politisch nicht korrekt: nicht die Auswanderung Qualifizierter, und die Frauenfrage sowieso nicht.
Wenn der Jens per Gesetz festlegen würde, dass nur Kranke zum Arzt gingen und im Notdienst ( um die Not zu wenden) nur Notfälle, und nicht Kreti und Pleti mit Pickel am Hals oder Rücken die Praxen belagern würde, hätten wir einen Ärzteüberschuß und könnten uns um die wirklichen Probleme kümmern. Für 250 Euro Notdienst Eigenbeteiligung !
Politik trifft Realität, so wie immer, wenn in Ministerbüros versucht wird nachzudenken. Aber es stehen doch nach ganz andere Möglichkeiten offen. Die vielen Flüchtlings”ärzte” aus Syrien und Afrika, außerdem gibt es noch so viele Leute mit irgendwelchen Bescheinigungen aus den Bereicherungsländern, die auch gerne hier Arzt werden wollen (fehlen dann dann bei denen). Vielleicht gibt es, ähnlich “Juniorprofessuren” demnächst “Juniorärzte” mit Blitzausbildung. Wer aber am Ende und jetzt schon all die vielen “Goldstücke” der Flüchtlingsindustrie hier noch dauerhaft mitversorgen und grundsanieren darf sind Sie und bezahlen tun wir Steuerzahlenden das alles. Wer sich wundert, dass Steuern, KK-Beiträge (Finanzamt II) und Pflegeversicherung dauerhaft markant steigen werden, ist naiv. Die dauerhafte Kinderlosigkeit seit den 70-iger Jahren erledigt den Rest. Die Zeitbomben sind seit langem scharf, nur die Lunte wird immer kürzer.
Sehr geehrter Herr Matthes, eine sehr gute Beschreibung Ihres Berufslebens und ich keine andere Ärzte, da sieht es ähnlich aus. Das Problem ist bei Vorschlägen von Ministern oder “wichtigen"Politikern, dass sie keine Ahnung mehr haben, wie es in der Realität abläuft. Da werden ohne Sinn, Zweck und Verstand Entscheidungen getroffen und wundern sich dann, dass dann nichts mehr funktioniert. In großen Behörden läuft es genau so. Von den Arbeitsabläufen keine Ahnung, Entscheidungen treffen und nicht berücksichtigen, was das für einen Rattenschwanz nach sich zieht. So werden funktionierende Strukturen vernichtet. Ich habe seit einiger Zeit die Einstellung, das ist politisch gewollt und damit Pasta. Warum sich noch aufregen.
Warum meckern? Stimmen Sie doch mit den Füßen ab. Habe ich auch gemacht, wenngleich in einer gänzlich anderen Branche tätig ...
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