Wäre die Friedensordnung nach 1991 eine gewesen, gäbe es den Krieg nicht. Offensichtlich hat diese Ordnung revisionistische Tendenzen Tür und Tor geöffnet, das gilt für die sehr ungeschickte und nachgerade Konstruktion der Krim, die militärisch russisch war, politisch aber ukrainisch sein sollte und die Grenze inlm Osten, die keine Rücksicht nahm auf ethnische Fragen. Die Enklave Königsberg könnte das nächste Problem darstellen. Selbstredend trägt Putin die moralische Verantwortung, politisch aber betrachtet, sind alle verantwortlich, denen es 1991 so wenig wie 1919 nicht gelungen ist, eine Ordnung zu schaffen, die revisionistische Begierden gar nicht erst auslöst. Denselben Fehler machte es reich 1871 mit dem elsass und Lothringen. Die Schlussfolgerung, der Krieg müsste geführt werden, bis Russland komplett klein begibt, bedeutet, putin nur vor die Wahl zu stellen, den Krieg entweder zu gewinnen oder unterzugehen. Das ist zu gefährlich. Auch vor dem Hintergrund eines nuklearen Flächenbrands. Im Moment erhöht der westen die Gefahr einer Eskalation, weil die Politik die Falken in Russland stark macht. Alternativlose Politik ist immer schlecht, ganz gleich, wer “Recht” hat.
Eine nüchterne Analyse, die genau den Kern des Problems trifft. Solange Putin die Souveränität anderer Staaten nicht anerkennt und deren Grenzen für Gegebenheiten hält, die mit militärischer Gewalt und “Spezialoperationen” verändert werden können,, ist kein Friede möglich, von Friedensverhandlungen ganz zu schweigen. Richtig ist auch, dies kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, dass “die Russen” sich endlich einmal überlegen müssen, ob sie jeder Laune ihres Zaren (oder einer Ersatzfigur) folgen oder eine demokratisch verantwortliche Regierung etablieren wollen.
Wir, die wir frieren werden, für - orwellesk - den Krieg, der den Frieden bringt, sollten uns Fragen, weshalb wir Vereinbarungen gebrochen, die Warnungen der Einmischung durch angesehene Politiker und Denker überhört, einen Regimechange in der Ukraine provoziert und finanziert zu haben, der mit der amerikanischen Forderung einherging, den Handel mit Rußland einzustellen, was dem Land 50% der Wirtschaft kostete und es in totale Abhängigkeit des Westens brachte. Was haben unsere Institute (u.a. RKI, PEI und Bundeswehr) in Biolaboren in der Ukraine zu suchen? (Bekannt ist, daß medizinische Versuche dort möglich sind, weil sich Menschen gegen Geld aus Armut zur Verfügung stellen.) Warum haben wir die Ukraine nicht gezwungen, Minsk 1 und 2 einzuhalten? Warum haben wir zugeschaut, wie das ukrainische Militär seit 2014 Zivilisten mit Granaten und Raketen ermordete? Hört auf, im Zusammenhang mit der Ukraine von Werten und Demokratie zu faseln, das ist peinlich. WIR sollten uns an die eigene Nase fassen!
Bei dem, was in der Ukraine abläuft, wird mir übel. Bei der Vorstellung, dass ein sich in ein undemokratisches WEF-gesteuertes, totalitäres Gebilde entwickelnder Westen, der derzeit seine “Werte” beerdigt, auch noch Zugriff auf russische Ressourcen erhalten könnte und damit seine Macht noch mehr festigen könnte, wird mir auch übel. Und die Vorstellung, dass der “Westen” mit seiner “Russland muss komplett raus und am besten zerstört werden und es gibt niemals Verhandlungen”-Politik Russland den Chinesen geradezu in die offenen Arme treibt toppt das Ganze noch. Jedenfalls ist der “Westen” im Moment aus meiner Sicht auf allen Bausstellen nicht klug unterwegs. Zuerst müsste das eigene Abdriften in ein totalitäres System verhindert werden und dann der chinesische Zugriff auf Russland. Dazu wären eine Verhandlungslösung mit Putin und gute Beziehungen zu Russland ein denkbares Mittel, auch wenn es sich nicht gut anfühlt.
Der Hinweis auf Jugoslawien war gut. Da musste ich doch gleich lachen.
Die Frage “wie das passieren konnte” ist doch schon lange geklärt. Kleptrokratische Verbrecherbanden sind systemimmanente Folge einer Psephokratie (Herrschaft der Gewählten). Nur die Art der Verbrechen ist, je nach eingestreuten, demokratischen Komponenten, verschieden. Das geht bei selbstgeschriebenen Gehaltszetteln (“Diäten”) los und hört konsequenterweise erst beim Atomkrieg auf (darüber ist ja schlicht nichts mehr).
>>Selbstverständlich stellt niemand im Westen das Existenzrecht Russlands in den Grenzen von 1991 infrage.<< Mit Verlaub, Herr Sarrazin, aber hier habe ich aufgehört, zu lesen.
Herr Sarazzin, bin schon seit langem ein grosser Fan von Ihnen, was gelegentliche Kritik nicht ausschließt. Hier bin ich wieder mal in Teilen anderer Meinung als Sie (und halte es eher mit Frau Wagenknecht): kein Wort von Ihnen zum Zündeln Europas (und den USA) an Putins Grenze zur Ukraine, kein Wort zum gebrochenen Versprechen des Verzichts auf weitere NATO - Osterweiterung. So, wie sich diese Sache entwickelte, hätte die NATO über kurz oder lang in der Ukraine, direkt an der russischen Grenze gestanden. Die Amerikaner - das sagt jetzt kein USA - Feind! - haben ihrerseits in Kuba keinen Spaß verstanden - zu Recht. Aber, vielleicht habe ich ja irgendetwas falsch- oder gar nicht verstanden. Lasse mich gern korrigieren.
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