Der Autor weiß auch, dass sich kein Volk die gestaltende Elite von vornherein aussuchen kann. Die Kleptokratie in Russland ist in den frühen 90ern entstanden und in der Phase von ” loans for shares ” ( Mitte der 90er) erst richtig reich und mächtig geworden. Putin hat dann weitergemacht und sich List, Tücke und grenzenloser Brutalität gegen Tschetschenien die Macht im Staat gesichert. Gleichzeitig hat er sich selbst und seine Vasallen in die Kleptokratie mit eingebunden. Die Bevölkerung kann nur wählen was ihr vorgesetzt wird, wer sich aufstellt, oder wer nominiert wird. Wenn nicht aus aufgeklärtem staatsphilosophischem Hintergrund eine Elite da ist, die eine Rechtsstaatlichkeit auf den Weg bringt, aus der ein demokratisches System überhaupt erst entstehen kann, dann wird das nichts, jedenfalls nicht in einer Generation. Wir wissen es nicht, aber es können auch Jahrhunderte sein - siehe Lateinamerika.
Lieber Herr Sarrazin, bitte skizzieren Sie doch mal aus Ihrer Sicht, was dann mit den Menschen in der Ostukraine passiert, wenn sich Russland vollständig zurückzieht. Selenski hat doch öffentlich gesagt, was mit Kollaborateuren passiert. Das sind dort so um die 80%. viele Grüße
Der Hegemon hat entschieden und kaum ein Land kann die Macht seiner Armee widerstehen. Das ust ungefähr alles was dieser Konflikt uns zeigt. Ob wir dabei sein müssen, ist eine Frage, die man sich selbst in Deutschland stellen sollte. Tut man aber nicht und dazu noch probiert man jeder der zB auf nicht mit dem Narrativ stimmenden Fakten zeigt als Putins Troll zu beschimpfen, um Diskussion zu vermeiden. Es scheint eine deutsche Tradition zu sein: Maul halten, weiter machen, nicht wahr?
DANKE Herrn Sarrazin! DANKE an die Achse das ihr in der Frage dieses Krieges kompromisslos auf der Seite des Opfers - der souveränen Ukrainie - steht. Die immergleichen gähnend langweiligen “Gegenargumente” hier im Forum von z. Bsp. Fred Wurstig oder dem, die das T. Regenhuhn, werden absehbar sein. Aber es ist gut so, dass im Leserforum der Achse auch Meinungen, die sehr nah an der Kremlpropaganda sind, kund getan werden dürfen. Denoch ärgert mich im speziellen, dass viele im Arbeiter- und Bauernpparadies sozialisierte offfensichtlich bis heute nicht begriffen haben, dass es unter der ruZZischen Knute, keine Bananen gibt ;o)
Lieber Herr Sarrazin, natürlich haben Sie recht. Neutralität ist kein Selbstzweck. Aber solche Überhöhung relativiert sich schnell, wenn man auf die deutschen Positionen schaut. Zunächst auf den Bündnispartner Deutschland, Ist es nicht schlimmer, über Jahrzehnte von der Solidarität der anderen zu profitieren um dann, wenn die eigene Solidarität gefragt wäre, sich unter Ausflüchten davon zu stehlen? Und ist es nicht Teil auch unserer Verantwortung, Putin zu seinem Feldzug regelrecht eingeladen zu haben, indem unsere Politiker die Bundeswehr nicht nur wissentlich vergammeln ließen - sondern mit Gesinnungsprüfungen („Klimafragen“) der Soldaten, auch noch die letzten funktionierenden Truppenteile ruiniert haben? Dann auf die deutsche Politik. Ist es nicht schlimmer, wenn man über Jahrzehnte das eigene Land an den russischen Diktator anbiedert (wie auch an die chinesischen Machthaber) und es systematisch in dessen (deren) Abhängigkeit führt, weil man hierzulande allzu gern Astrid Lindgrens Bullerbü als Maßstab für die Politik ansetzt und in der Jugend ohnehin eine kleine Schwäche für Linksdiktaturen hatte? Schließlich auf die Berichterstattung selbst. Bei uns ist eine Generation von Journalisten am Werk, die Merkel zur „Führerin der freien Welt“ phantasiert und Trump einen „Staatsstreich“ angedichtet hat. Journalisten, die einem Peter Tauber applaudierten, als er den „Entzug der Grundrechte“ für Merkel Kritiker forderte und die „Greta“ zur Heiligen erklärten. Journalisten, die kritische Fragen an die Regierung oder gar „Querdenken“ in einer Demokratie (!) für schädlich halten. Ist da ein bißchen übertriebene Neutralität nicht weniger schlimm als der Umstand, dass diese Leute mir jetzt den Krieg in der Ukraine erklären wollen? Übrigens ein Handwerk von dem sie vermutlich gar keine Ahnung haben. Ich bin als ehemaliger SaZ der Bundeswehr jenseits des fünfzigsten Lebensjahrs sicher kein Putin Fan. Aber wir haben schlimmeres auf der Uhr als die Schweiz.
Ihr “Kompromiss” ist der blutigste Weg. Autonomiestatus für die verschiedenen Ethnien in der Ukraine war nie eine Option, lieber prügelte man sich im Parlament. An den Verhandlungstisch und das Sterben beenden! Was Schweden, Finnland und die Schweiz betrifft ist deren Sache. Allerdings würde es heute keinen Friedensnobelpreis wie 1905 für Berta von Suttner (Die Waffen nieder) geben und eine Konferenz wie 1975 in Helsinki ist auch nicht mehr vorstellbar. Für uns Menschen gilt: “Erst kommt das Fressen dann die Moral”. Mehr Waffen, mehr Waffen, wir werden es schon schaffen > die Erleuchtung durch die A-Bombe.
Wäre die Friedensordnung nach 1991 eine gewesen, gäbe es den Krieg nicht. Offensichtlich hat diese Ordnung revisionistische Tendenzen Tür und Tor geöffnet, das gilt für die sehr ungeschickte und nachgerade Konstruktion der Krim, die militärisch russisch war, politisch aber ukrainisch sein sollte und die Grenze inlm Osten, die keine Rücksicht nahm auf ethnische Fragen. Die Enklave Königsberg könnte das nächste Problem darstellen. Selbstredend trägt Putin die moralische Verantwortung, politisch aber betrachtet, sind alle verantwortlich, denen es 1991 so wenig wie 1919 nicht gelungen ist, eine Ordnung zu schaffen, die revisionistische Begierden gar nicht erst auslöst. Denselben Fehler machte es reich 1871 mit dem elsass und Lothringen. Die Schlussfolgerung, der Krieg müsste geführt werden, bis Russland komplett klein begibt, bedeutet, putin nur vor die Wahl zu stellen, den Krieg entweder zu gewinnen oder unterzugehen. Das ist zu gefährlich. Auch vor dem Hintergrund eines nuklearen Flächenbrands. Im Moment erhöht der westen die Gefahr einer Eskalation, weil die Politik die Falken in Russland stark macht. Alternativlose Politik ist immer schlecht, ganz gleich, wer “Recht” hat.
Eine nüchterne Analyse, die genau den Kern des Problems trifft. Solange Putin die Souveränität anderer Staaten nicht anerkennt und deren Grenzen für Gegebenheiten hält, die mit militärischer Gewalt und “Spezialoperationen” verändert werden können,, ist kein Friede möglich, von Friedensverhandlungen ganz zu schweigen. Richtig ist auch, dies kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, dass “die Russen” sich endlich einmal überlegen müssen, ob sie jeder Laune ihres Zaren (oder einer Ersatzfigur) folgen oder eine demokratisch verantwortliche Regierung etablieren wollen.
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