Manfred Haferburg / 27.04.2023 / 12:00 / Foto: Pixabay / 103 / Seite ausdrucken

Honig im Kopf, Megabatterie im Turm

Die neuesten Jubelmeldungen künden vom Bau einer 140 Meter hohen Mega-Batterie in den USA. Solche Speicher sollen nach neuestem Wunschdenken auch unsere Energiewende retten. Und jetzt zum Kopfrechnen: Leider kann ein solches Bauwerk nur zwei Minuten lang die Energie bereitstellen, die die gerade abgeschalteten Kernkraftwerke hergaben.

Bild Online vermeldet jubelnd: „140 METER HOCH! Schweizer Firma baut Mega-Batterie in den USA. Energie klimafreundlich zu erzeugen ist die eine Sache, ein ganz andere ist, Strom über längere Zeit in großer Menge zu speichern. Doch an der Lösung dieses Speicher-Problems wird gearbeitet! So hat sich das Schweizer Start-up Energy Vault zum Ziel gesetzt, riesige Speicher-Einheiten für unsere Energie zu bauen“.

Die Botschaft ist klar: Liebe Deutsche, die Energiewende ist hauptsächlich wegen fehlender Speicher vergurkt. Aber keine Sorge – Energy Vault arbeitet an „riesigen Speichern“ – mit festem Glauben und großer Hoffnung.

Bild weiter: „Große Hoffnung liegt auf Schwerkraft-Batterien. Die Idee ist, Energie mithilfe mechanischer Bewegung zu speichern statt mit Chemie. So funktioniert’s: Riesige Brocken aus hochkomprimierter Erde werden in einem großen Gebäude nach oben gezogen. Die Brocken wiegen jeweils etwa 24 Tonnen. Angetrieben wird die Hochhebe-Maschine durch Sonnenkollektoren und WindturbinenEin automatisiertes System hebt und lagert Hunderte dieser Steine, wenn die Sonne scheint und der Wind weht. Sobald Sonnenschein und Wind nachlassen, senkt das Steuerungssystem der Anlage die 24-Tonnen-Brocken wieder ab – und setzt damit Stromgeneratoren in Gang. Im Grunde ist das mit Riesen-Steinen gefüllte Gebäude eine gigantische mechanische Batterie“

Na ja, es ist nach meiner Meinung so etwas wie ein mit Steinen gefülltes Pumpspeicherwerk. Nur dass ein Pumpspeicherwerk ein richtiger Energiespeicher ist, mit einer Speicherhöhe von 350 Meter und einem Volumen von 12 Millionen Kubikmeter Wasser (Goldisthal). Und somit bei einer Leistung von 1.060 MW ca. 8,5 Gigawattstunden speichern kann.

Bild berichtet weiter:

Es werden zwei Mega-Batterien errichtet. Eine in China, sie befindet sich in einem 122 Meter hohen Gebäude und wird eine Energiespeicherkapazität von 100 Megawattstunden haben. Das ist genug, um 3400 Haushalte einen ganzen Tag lang mit Strom zu versorgen. Die Anlage soll bis Juni fertiggestellt sein. Das texanische System, das in einem 140 Meter hohen (aber schmaleren) Gebäude untergebracht ist, wird eine Kapazität von etwa 36 Megawattstunden bieten“.

Weniger als zwei Minuten

Dann holen wir mal den Taschenrechner raus und vergleichen die von den beiden „Batterien“ zur Verfügung gestellte Arbeit mit der Arbeit der vor einer Woche abgestellten Kernkraftwerke ISAR2, Neckarwestheim2 und Emsland, die zusammen eine installierte Leistung von 4.350 MW hatten und 10 Millionen Haushalte versorgen konnten. 

Meine Frage ist nun: Für welchen Zeitraum könnten die beiden bejubelten Batterien mit zusammen 136 Megawattstunden die Arbeit der drei verschrotteten deutschen Kernkraftwerke ersetzen?

Es sind weniger als zwei Minuten, dann sind alle Batterie-Brocken unten. Um auch nur eine Stunde die Arbeit der drei KKW zu ersetzen, müsste man das 32-fache an den beschriebenen Schwerkraftbatterien installieren. 

Da eine Dunkelflaute gern mal zwei Wochen dauert, kann Professorin Claudia „Speicher noch und nöcher“ Kemfert jetzt gerne selber nachrechnen, wie viele Mega-Schwerkraftspeicher nur als Ersatz der drei KKW für die zweiwöchige Dunkelflaute gebraucht werden. Es sind 10.752 solche Schwerkraftbatterien. Noch Fragen?

Bild stellt die Frage am Ende des Artikels selbst:

Noch ist das Schweizer Unternehmen nicht aus den roten Zahlen: 2022 vermeldete es bei 146 Millionen Dollar Umsatz einen Verlust von 78 Millionen Dollar. Aber: Die Investoren glauben bisher daran – und vielleicht können die Mega-Batterien ja wirklich zur Lösung des Speicher-Problems beitragen“. 

Liebe Bild-Redakteure, hier werden Sie geholfen 

Die Antwort auf Eure Frage ist, trotz Eures durchaus ehrenwerten festen Glaubens: „Nein, können diese Sorte Mega-Batterien nicht. Sie können höchstens kurzfristige Schwankungen ausgleichen. Weil keiner den Strom daraus bezahlen kann. Auch dann nicht, wenn weder Wind noch Sonne noch Schwerkraft eine Rechnung schicken“. Stellt Euch nur mal die gigantischen Betonskelette, die tausenden Seilzüge, Umlenkrollen, Motoren und Seilbremsen vor. Wäre da zur Energiespeicherung nicht ein Pumpspeicherwerk viel einfacher zu bauen und zu betreiben? Oder vielleicht sogar in Kombination mit einem Kernkraftwerk, das rund um die Uhr Grundlast liefern kann? Auch bei Dunkelflaute? 

Ich frage mich, warum merken grüngelbrotschwarze Journalisten und Politiker nicht, wenn sie auf physikalischen Unfug hereinfallen? Wieso bemerken sie nicht, dass ein Fernsehapparat keinen Strom aus der Luft erzeugen kann? Wieso glauben sie an ein batteriegetriebenes Lufttaxi? Wieso können sie sich nicht vorstellen, dass die Verzehnfachung der Ausbaugeschwindigkeit von Wind/Solar/Wärmepumpen/Elektroautos auf unlösbare technische und ökonomische Hindernisse hinauslaufen? Dass es sich irgendwann „ausgewummst“ hat, wenn die letzten Steuerzahler in die Stütze oder ins Ausland geflüchtet sind? Wieso glauben sie an pharaonisch anmutende Steinspeicher?

Die Antwort ist: Sie haben keine Vorstellung, kein mentales Bild, von der Größenordnung der Vorgänge und Dinge. „Größen-Ordnung“ bedingt, dass man eine Vorstellung darüber hat, in welchem Verhältnis zum Beispiel eine Megawattstunde zum täglichen Stromverbrauch eines Haushaltes steht. Es bedingt, dass man installierte Leistung von elektrischer Arbeit unterscheiden kann. Es bedingt, dass im Kopf irgendeine Ordnung herrscht. Wie das mit der Ordnung im Kopf in der Praxis bei unserem Führungspersonal aussehen kann, sehen Sie beispielsweise hier oder hier

Wer nicht gut im Kopfrechnen ist, wer Physik in der Schule abgewählt hat, wer Tera, Giga und Kilo oder Leistung und Arbeit nicht auseinanderhalten kann, der merkt auch nicht, dass er Unfug redet, wenn er beispielsweise sagt: „Wir planen, dass bis 2030 10 Millionen Elektroautos in Deutschland fahren werden“ oder „Wir haben vereinbart, dass jährlich 500.000 Wärmepumpen installiert werden“, weil er gar nicht auf die Idee kommt, das mal auf den Tag runterzubrechen. Wenn ich mir die Größenordnung von einer Million nicht vorstellen kann, dann kommen mir gar keine Zweifel, ob mein völlig unrealistischer Plan überhaupt realisiert werden kann.

10 Millionen Elektroautos bis 2030 bedeutet, dass täglich inklusive Wochenenden 4.000 Elektroautos in Deutschland verkauft werden müssen, sonst kommt man nicht auf die 10 Millionen. 500.000 Wärmepumpen pro Jahr bedeutet, das täglich 1.400 Wärmepumpen installiert werden müssen, auch inklusive Wochenenden. 

Um in Deutschland als Elektriker arbeiten zu dürfen, bedarf es eines Facharbeiterbriefes, der mit einem Kenntnisnachweis erworben werden muss. 

Um in Deutschland Journalist bei den öffentlich-rechtlichen oder großen Medien zu werden, bedarf es einer linksgrünen Haltung. Kenntnisse in Grammatik und Orthografie wären gut, geht aber auch ohne – liest eh keiner.

Um in Deutschland Minister oder Staatssekretär zu werden, bedarf es eines Parteibuchs oder einer Quote und einer guten Position im Parteienfilz. Ein Kenntnisnachweis ist dafür nicht erforderlich. Und wer als Politiker gar zu offensichtlich scheitert – in Brüssel gibt es noch viele bestdotierte Plätzchen für Versager.

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U.Hering / 27.04.2023

Nun, auf die Idee sind die Schwarzwälder Uhrenbauer schon vor über 300 Jahren gekommen: Kinetische Energie wird als sukzessive abgebbare Lageenergie gespeichert (heißt: Die Uhr läuft solange, wie die aufgezogenen Gewichte ablaufen können.) Auch die Uhr meines heimischen Kirchturmes wurde bis in die 80er Jahre mit Gewichten betrieben, die man wöchentlich mit einem Seilmechanismus von Hand aufziehen mußte. Damit kann man Uhren betreiben - das hat die Technik schon bewiesen. Aber ein ganzes Land ...?

Christian Freund / 27.04.2023

Also, Hr. Haferburg, ich habe auch kein so richtiges mentales Bild von der Grössenordnung wie viele Megawattstunden so ein Gewicht speichern kann, will ich auch gar nicht wissen. Aber ich kann mir vorstellen, wenn alle Leute, die so ein Ding warten, reparieren, genehmigen, kontrollieren und prüfen, stattdessen auf der Couch liegen bleiben würden, bräuchten wir den Strom gar nicht mehr.

W. Renner / 27.04.2023

Der Akkubau zu Babel. Ich mag mich erinnern, dass die Batterieladung meines ersten Nokia Handys Anfang der 90er Jahre, bei normaler Nutzung genau so lange gereicht hat, wie die des aktuellen Ih-Phones. Das nennt man Fortschritt in der Speichertechnolgie. Und nun ratet mal, wieviel weiter man mit einer Ih-Karre der übernächsten Generation kommt?

Alois Fuchs / 27.04.2023

@Peter Adel: Ich glaube nicht, dass da Rechenfehler aufgetreten sind, weil ich nicht glaube, dass die überhaupt über die Grundrechenarten hinaus rechnen können. Nein, da wurde bestenfalls geschätzt, wahrscheinlicher aber gelost. Und dann hat der Robert verlangt,  dass mit 1.000 multipliziert werden muss.

Peter Meyer / 27.04.2023

Herr Schmidt, es ist ziemlich sicher (99,999999999 %), daß niemand bei den Grünen und der SPD mit einem Abakus umgehen kann. Und um deren IQ zu unterbieten, muß man tieeeeef graben…

Arnold Balzer / 27.04.2023

Hubspeicher- oder Lageenergiespeicher-Kraftwerke gibt es seit Jahren als KONZEPTE (zB von Eduard Heindl), alles tolle Ideen, die m.W. noch keine Realisierung erfahren haben, siehe Wiki. EnergyVault bastelt an einer Kranlösung, wo Bauklötzer aufeinander gestapelt werden.  Toll!!  Scheitert wohl alles am Kosten-Nutzen-Verhältnis. Immerhin wäre man unabhängig von der Topologie, die für Pumpspeicherkraftwerke entscheidend ist.

Alois Fuchs / 27.04.2023

Tipp an die schon etwas Älteren unter Ihnen (insbesondere aus Bayern): Vor rund 50 Jahren kam die Schallplatte “Unvergänglicher Humor” heraus, auf der die damals beliebtesten bayerischen Humoristen versammelt sind. Der nach meinem Geschmack schönste Sketch stammt von Hanns Hunkele und Klaus W. Krause und heißt “Kraft mal Weg”. In ihm wird die im Artikel behandelte Thematik eines “Schwerkraftspeichers” ebenso kompetent wie komisch dargelegt, wobei das Szenario um ein Vielfaches effizienter ausgearbeitet wird. Leider habe ich - außer meinem Plattenschrank - keine allgemein zugängliche Quelle für dieses Juwel gefunden, aber vielleicht hat ja ein Mitleser mehr Glück und Erfolg bei der Suche und möchte sie hier nennen, damit sich noch mehr Menschen daran erfreuen können. Nicht zuletzt wäre damit - in puncto der angeführten Effizienz - dem Schweizer Unternehmen, so manchem der Physik entwöhntem Grünen, der Energiewende und so letztlich uns allen gedient. Also: Plattenschrank durchsuchen! (Kenntnisse des Bairischen sind für das Anhören von Vorteil, aber nicht Bedingung.)

Fred Burig / 27.04.2023

So langsam glaube ich, die Geschichten mit Pippi Langstrumpf wurden in Wirklichkeit von Habeck erdacht und aufgeschrieben! Und, weil er mit Deutschland noch nie was anfangen konnte, hat er die Geschichten in Schweden stattfinden lassen. Die Urheberrechte hat er dann gleich mit ins Ausland, an Frau Lindgren, abgegeben! Ich komme darauf, weil die Parallelen im Verhalten der Pippi Langstrumpf und Habecks Weltverständnis, doch sehr auf eine kindlich- naive Identifikation des Wirtschaftsministers mit dieser Kinderbuch- Heldin schließen lassen! Allerdings ergibt sich für die Baerbock weder das Äffchen, noch das Pferd als Identifikationsfigur - denn dafür reicht’s bei ihr nun wirklich nicht! Sorry, Herr Broder, nicht persönlich nehmen…. MfG

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