Wolfgang Röhl / 17.08.2019 / 06:25 / Foto: Bildarchiv Pieterman / 51 / Seite ausdrucken

Hat der „Spiegel“ einen neuen Relotius?

Vieles deutet darauf hin, dass dem „Spiegel“ eine Altlast auf die Zehen gekippt ist. Ein dicker Klops, der womöglich noch schwerer wiegt als der Fall des Lügenbarons Relotius, welchen als Einzelfall zu bestatten das Magazin sich unlängst anschickte.

Auch die neue Spiegel-Chose enthält lustige Momente; ohne weiteres geeignet, in eine TV-Komödie mit zum Beispiel Matthias Schweighöfer überführt zu werden. Kurzinhalt: Ein früherer Sportredakteur mit schütteren Englischkenntnissen, der Leiter eines „Investigativteams“ des Blattes werden soll (die Bezeichnung erinnert irgendwie an die ostzonale Sättigungsbeilage), hatte vor Jahren Breaking News in die Welt posaunt, welche tatsächlich kurzzeitig um die Welt gingen. Bei der Fußball-WM in Brasilien seien womöglich Spiele verschoben worden, hieß es damals. Ein Verschieber habe ihm, dem Redakteur, via E-Mail-Chat ein wohl manipuliertes Spielergebnis und eine Rote Karte richtig vorausgesagt. 

Doch der sogenannte Matchfixer, eine mehr als zwielichtige Gestalt, dementierte sofort – seine Mail-Konversation mit dem Spiegel-Reporter habe nach dem Spiel stattgefunden. Nach dem Spiel ist manchmal dann doch nicht vor dem Spiel. Der Spiegel fasste das – immerhin höchst brisante – Thema nach Erscheinen des Artikels nie mehr an. Da wurde auch, wie das im Branchenjargon so schön heißt, nichts weitergedreht oder nachgelegt. Seltsam, denn eine manipulierte WM wäre ein globaler Scoop gewesen. Wie die Hitler-Tagebücher, hätte die nicht zufällig ein Konrad Kujau verfasst.

Bis heute kann der Redakteur, dessen geplante Beförderung der Spiegel inzwischen nolens volens ausgesetzt hat, keinen Beweis für den Zeitpunkt des Chats erbringen. Weil, ihm sei sein Handy auf den Betonfußboden und von da ins Wasser gefallen. Ferner habe jemand seinen E-Mail-Account gehackt. Was den Leser eines Branchendienstes zu der Feststellung brachte, dies sei eine Variante der Schülerausrede „Der Hund hat meine Mathearbeit gefressen“. 

Kurz, die Sache ist urkomisch. Wer weiterführend schmunzeln möchte, kann es hier. Der Fall ist noch nicht vollends geklärt, eine überraschende Wende nicht gänzlich ausgeschlossen. Allerdings fällt es schwer, anzunehmen, dass der entscheidende Beleg vom Spiegel nicht längst präsentiert worden wäre, existierte er denn. Der Ruf des Magazins ist bekanntlich angeschlagen genug.

Die Zeitschrift „Bahamas“, als hätte sie’s geahnt, vermaß schon vor Wochen die „Relotiusdichte im Journalismus“. Es handele sich beim namensstiftenden Fall keineswegs um journalistische Verfehlungen, „sondern um nachgefragte Skills bei der Erziehung zur Unmündigkeit.“ Hübsch auf den Punkt gebracht. Dieser Gedanke schien, wenn auch in verschwurbelter Form, nach Bekanntwerden des „Falles Relotius“ sogar in dem einen oder anderen Mainstreammedium auf. 

Manche taten auch nur so, als staunten sie

Die meisten Kommentatoren staunten aber nur Bauklötze darüber, wie die angeblich wasserdichte Spiegel-Dokumentation, als deren Testimonial der oberkritisch dreinblickende Chefchecker des Magazins herhalten musste („Wir glauben erst mal gar nichts“), derart reingelegt werden konnte. 

Manche taten auch nur so, als staunten sie. Bei „Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“, „Stern“, „FAZ“ und anderenorts war seit langem bekannt, dass die Spiegel-Dok niemals auch nur halb so toll war, wie sie sich selber inszenierte. Ebenso, dass an dieser angeblich harten Tür vorbei man schon mal un- oder fragwürdig belegte Inhalte ins Blatt heben kann. Einfach deshalb, weil die Doc kein Vetorecht hat. Sie kann zwar das alarmierende Kürzel KB („Kein Beleg“) an den Rand eines gecheckten Manuskripts schreiben. Aber nicht verhindern, dass die monierte Passage trotzdem veröffentlich wird.

Interessanterweise herrscht im Medienwald über den neuen Fall des Spiegel weitgehend Ruhe, in starkem Kontrast zu der Berichterstattung vom Dezember vergangenen Jahres, als die Erzählungen des Relotius aufflogen. Über die Branchendienste hinaus schaffte es die Sache mit dem Matchfixer bisher allein in die „Bild“ und in die „Welt am Sonntag“. Offensichtlich ist es dem Gros der Medien irgendwie peinlich, dass schon wieder dem Leitschakal der Medienrepublik das Fell gegerbt wird. 

Da funktioniert wohl eine Art Zwangssolidarität nach dem Muster: Wenn der Spiegel noch mehr in Verschiss gerät, wird dann unser hochverachtetes Publikum nicht annehmen, die anderen – wir – würden erst recht fingern und fabrizieren, was die Tastatur hergibt? Besonders, da mittlerweile fast schon regelmäßig heraus brät, wie leicht Fakes auch auf andere Plattformen rutschen können. 

So gelang es der tragisch ums Leben gekommenen Bloggerin Marie Sophie Hingst, der Zeit, der FAZ und dem Deutschlandfunk sowie einer Reihe weiterer Staatsfunkanstalten dubiose Geschichten über ihre behauptete „Sexualaufklärung syrischer Flüchtlinge“ anzudrehen. Keinem Journalisten war aufgefallen, dass mit einer Frau etwas nicht stimmen konnte, die auf ihrem preisgekrönten Blog angab, im Alter von 19 Jahren eine Slum-Klinik in Indien geleitet zu haben. Dass sie sich auch als Jüdin ausgab und 22 Holocaust-Opfer ihrer eigenen Familie erfand, trat irgendwann wie zwangsläufig in ihr Lügengespinst ein. Sie lieferte Ware, die nachgefragt war. Junge Frau, Jüdin, was mit Migranten, das geht immer.

Selbst die größten Skandale schrecken Kernleser nicht ab

Aber, glauben sie in den Redaktionen tatsächlich, das gesunkene Ansehen und die frei fallenden Printauflagen der meisten Medien hätten etwas mit aufgedeckten Fälschungen zu tun? Ich denke das nicht. Denn selbst die größten Skandale schrecken Kernleser nicht ab. 

Die Hitler-Tagebücher vom Mai 1983 beispielsweise haben dem Ansehen des Stern schwer geschadet, ihm aber verkaufsmäßig keineswegs das Rückgrat gebrochen. Die Stern-Auflage blieb noch viele Jahre bei ordentlicher Gesundheit, geriet erst so ab 1998 zusammen mit der gesamten Branche in die Abwärtsdrift. Und die noch verkaufte Spiegel-Auflage erlitt durch Relotius keine große Delle. Wer dieses Magazin liest, ist schwerlich zu irritieren.

Was Teile der Öffentlichkeit an Medien mittlerweile abstößt, sind weniger enttarnte Fälschungen, auch wenn da eine hohe Dunkelziffer vermutet werden kann. Es handelt sich ja immer noch um Ausnahmen, wenn Medien bekennen müssen: Wir sind von einem Hochstapler oder einer Betrügerin genarrt worden. Die meisten Journos verrichten solide Arbeit, informieren über Autos, Bikes und Boote (hervorragend: die FAZ-Sektion „Technik und Motor“). Geben nützliche, penibel recherchierte Reisetipps („Geo Saison“), ecken mit harten Sportinfos an („Bild“) oder klugschwätzen was zu Kinopremieren („SZ“). Das Gros der Journos, glauben Sie’s oder nicht, tut einfach seinen Job.

Was manchen Menschen, vielleicht einem Drittel der Leserschaft, mittlerweile so elend auf den Geist geht, sind die Agenda-Setter. Die Politruks, die Haltungskommissare in den Politik- und Auslandsressorts. Und natürlich im Feuilleton oder was davon übrig geblieben ist. Leute, die auswählen, was Leute zu lesen haben, indem sie die Gewichtung von politischen Nachrichten und die Richtung von Kommentaren, deren An- und Zuordnung im Blatt bestimmen. 

Ein Asylantenheim brennt? Riesenmeldung mit Brandstifter-Kommentar an die Adresse der AfD, wenn Neonazis es angezündet haben. Keine oder höchstens eine kleine Meldung (selbstredend ohne Kommentar), wenn Asylbewerber die Bude in Brand gesetzt haben, was nicht ganz selten vorkommt.

Dreimal am Tag die neuesten Untaten des First Scheusal

Jedes Medium, das etwas auf sich hält, bringt dreimal am Tag die neuesten Untaten des First Scheusal aufs Tapet. Wird ein amerikanischer Milliardär als Sexualverbrecher beschuldigt, der mit allerlei Prominenten verkehrte, dann wird dieser Bursche schon im Teaser als „Trump-Freund“ gelabelt. Obwohl der jüngst im Gefängnis verstorbene Jeffrey Epstein, ausweislich der Passagierlisten seines Privatjets, wohl weitaus enger mit Bill Clinton als mit Trump stand. 

Höhepunkte im Deppenstadl von focus.de, stern.de oder t-online.de sind murmeltierartig grüßende Meldungen à la „So lacht das Netz über Donald Trump“, die herausgefischte Anti-Trump-Posts zur vox populi erklären. Mit der gleichen Masche könnte man jeden Tag ein Dutzend Twittereinträge oder Memes weiterverbreiten, in denen das Netz über Angela Merkel lacht. Auch ganz witzig, manchmal.

Dass alles, was geschieht – sogar das Leben des Goliathfrosches und Merkels Zitteranfälle –, in irgendeiner Weise mit dem Klimawandel zu tun hat, versteht sich in der heutigen Medienwelt von selbst. Dass Migranten nicht krimineller sind als Kartoffeln, erst recht. Besser noch, die Ersteren begehen „immer weniger Straftaten“.

Da das wirkliche oder vermeintliche Ausmaß der Kriminalität von Migranten zu den Kernthemen der AfD gehört, müsste man dazu gelegentlich was aus deren Reihen vernehmen können. Genau so, wie Medien zu sozialen Themen unvermeidlich Statements der Partei Die Linke bringen oder zu Umweltthemen solche der Grünen. Ausgeruhte Reaktionen der AfD werden aber so gut wie nie eingeholt. Höchstens werden nach Morden oder Vergewaltigungen idiotische AfD-Twittermeldungen zitiert, an denen kein Mangel besteht. Gefolgt vom postwendenden Twittergewitter durch Leuchten der Zivilgesellschaft, wie dem famosen Pöbel-Ralle.

Da sind Hopfen und Malz perdu.

Das Versprechen von der Abbildung der gesellschaftlich relevanten Gruppen erweist sich als bloße Demokratiesimulation, auch in den meisten privaten Publikationen. Es läuft so ähnlich wie bei den „Hörerdialogen“ im Staatsrundfunk, wo nur handverlesene Zeitgenossen teilnehmen dürfen, die nicht im Verdacht stehen, dem Gebührenfunk grundsätzlich abgeneigt zu sein.

Was aber den dünnen Geduldsfaden, der einen Teil des Publikum vielleicht noch mit den überkommenen Medien verband, nach meinem Eindruck endgültig hat reißen lassen, ist die Angelegenheit Greta. Der Hype um eine vom ökologisch-industriellen Komplex angefeuerte Autistin, die in ihrer Empathielosigkeit an die gruselige Gestalt der kleinen Wednesday aus der Addams Family erinnert und die als Erlösersubstitut zelebriert wird wie der frühe Elvis als Projektion des Rebellen – dieser kindische Rummel würde sogar dicke Stricke kappen. 

„Der zwölfjährige Jesus im Tempel“, dieses Gemälde von Max Liebermann aus dem Jahre 1879 reicht ja nicht annährend an die mediale Vergötterung der schwedischen Transuse heran, die aller Welt den Morgenthau predigt.

Einer Medienblase, die mit heiligem Ernst und ohne sogleich in homerisches Gelächter auszubrechen, Schlagzeilen wie „Greta Thunberg für früheren Kohleausstieg Deutschlands“ absondert, ist mit Teilchenkritik nicht mehr beizukommen. Da sind Hopfen und Malz perdu. Da hilft dem Leser und Gucker nur noch eines: abschalten, will er nicht selber im Kuckucksnest landen. 

Insofern sind alle Relotiusse, die es gab und die noch kommen werden, sämtliche Konstümjuden, Interviewfälscher, Migrantenflüsterer, E-Mail-Verschieber und so weiter nichts weiter als kleine Strolche mit manchmal recht putzigen Streichen, Pausenclowns im großen Medienzirkus. Herausspaziert, liebes Publikum!

Foto: Bildarchiv Pieterman

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Leserpost

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Stefan Riedel / 17.08.2019

“...Hat der „Spiegel“ einen neuen Relotius?” Nöh! Relotiuseses dieser Welt haben ihren “Spiegel”.

Wilfried Cremer / 17.08.2019

Selbst wenn Schichtung und Gewichtung wieder stimmen, der Zug ist abgefahren, Elias in der Cloud entschwunden. Ohne jede Haltewunschtastenromantik.

Ilona G. Grimm / 17.08.2019

Werter Herr Röhl, Sie haben ja so Recht mit Ihrer Feststellung „Was manchen Menschen [...] mittlerweile so elend auf den Geist geht, sind die Agenda-Setter. Die Politruks, die Haltungskommissare in den Politik- und Auslandsressorts.“ Mein 30-jähriges Spiegel-Abo habe ich 2016 gekündigt, weil ich mir nicht mehr vorschreiben lassen wollte, wie ich die Welt und die Migrationswellen zu beurteilen habe. Mein Geduldsfassen ist also schon länger gerissen. Inzwischen kaufe ich den Spiegel nur noch, wenn das Christentum runtergeputzt wird, also zu Ostern und Weihnachten. Für mich als Christin sind das typische, aber mitunter erheiternde, „Relotius“-Geschichten, mit denen der Spiegel eine alte Tradition pflegt. Anhand zuverlässigerer Quellen, der Bibel nämlich, lässt sich der Unfug leicht enttarnen – sofern man sich die Mühe machen möchte. Es macht immer Mühe und braucht den WILLEN, der Wahrheit, der reinen Wahrheit, der gesamten Wahrheit -auch wenn sie wehtut- auf den Grund zu gehen. // Danke auch für den „Deppenstadl“! Und ja, Greta Wednesday Addams ist das Sahnehäubchen auf dem Misthaufen.

Fritz Voss / 17.08.2019

Statt des Kinderliedes hätte „Auf der Galerie“ von Kafka besser gepasst im letzten Absatz.

Anders Dairie / 17.08.2019

Doch die Kernleser sind teilweise abgeschreckt !  Ich habe seit 1998 kein SPIEGEL-Abo mehr an Kunden verschenkt.  Der “Journalist des Jahrhunderts”, Augstein sen. , hatte im Früjahr 1998 einen so giftigen Leitartikel abgesetzt,  gegen die Wiederwahl der “Birne” gerichtet,  dass der blanke (tatsächlich vorhandene) Haß nur so aus den Zeilen tropfte.  Seit langem werden die Zeitungsbündel abends ungeöffnet aus den Discounterläden wieder herausgetragen.  Die Branche ist im Sterben.  Weil die Ossies, wie erlebbar , am meisten Abstand zu den Qualitätsmedien haben, sind sie von der Propaganda unbeeindruckt.  Sie wählen deswegen stärker AfD.  Obwohl sie wissen, dass es überall nur zur Oppositionsrolle reicht.  Tatsächlich liegt das Potential der AfD bei 30 Prozent.  Und damit an der Spitze. Werden Journos begreifen, dass die Alternative zu MERKEL generell nötig ist ?  AFD = AzM.  Der Wirtschafts-Sinkflug ist im Gange, wer tut nichts dagegen ?

Dieter Kief / 17.08.2019

Die FAZ und die weLT machen auch richtigen Journlismus. Auch die ZEIT. GEO hat derzeit eine kritische Titelgeschichte über Windräder. Im August-Heft hat GEO den Top-Vererbungsforscher Robert Plomin (Blueprit - How DNA makes us who we are) interviewt - einwandfrei! Und in überaus bedeutender Beitrag, denn er verweist (indirekt, ok) auf —- Quillette von Claire Lehmann, wo das Buch grandios besprochen wurde von Gegory Cochran und auf - - - - Steve Sailer’s grandiose Seite, die auf der Achse mal unbedingt vorgestellt werden sollte, na, usw. Das alles leisten Sie auch nicht, Herr Röhl, also lassen sie die anderen ruhig auch machen. Es wird nicht ohne seriöse Journalisten abgehen, in Zukunft. Ahja, gleich noch zwei: Harald Martenstein im ZEIT-Magazin, der das gleiche macht, wie sie hier, und zwar sehr gut, will ich sagen (um nicht noch größeres Lob auszubringen) oder - Ulrich Bahnsen in der Zeit, eine wirklich guter Wissenschaftsschreiber. In Sachen Greta hat Martin Meister grad ein Gepräch mit Michel Onfray online in der weLT, das allererste Sahen ist. Nichts (ok, ich wiederhole: Nichts) auch nur annähernd so treffendes über Greta weit und breit. Die NZZ nicht zu vergessen, die die besten Greta Kritiker überhaupt lang und breit abhandelt: Greg Lukianoff und JONATHAN HAIDT und deren epochales Buch: The Coddling of the American Mind. Nie was darüber auf der Achse gelesen über dieses epochale Werk, Herr Röhl. Also es geht nicht ohne die Etablierten. Das zu behaupten ist selber ein bisschen -  ich sag’ mal: Übermütig. (Ihr Artikel hat mir aber gleichwohl gefallen, wie ich anfügen will). 

Okko tom Brok / 17.08.2019

Wir erleben offenbar bereits die Spätphase des radikalen Dekonstruktivismus, der sich naturgemäß am Ende auch selbst zerlegt. Jeder, der Verwandte (oder wie ich: Eltern) in diesem Milieu hat oder hatte, weiß, was das bedeutet: Frieden oder Erlösung gibt es nur nach einem totalen Untergang, wenn alles verspielt, verloren und versoffen wurde. Diese Leute, die uns allen jetzt das Leben so schwer machen, sind eine Mischung aus Zombie und Junkie - seelisch fast wie tot und zugleich süchtig nach der gefährlichsten Droge der Welt: Moralin. Für diesen Stoff, der das Gefühl moralischer Überlegenheit und Unverwundbarkeit verleiht, lügen und betrügen sie, bis sich die Balken biegen. Mir scheint, die einzig politisch wirksame Therapie für einen Moralinentzug sind Leute wie Trump, Johnson und Salvini. Privat hilft nur Psychotherapie.

Christian Noha / 17.08.2019

2008 wurde Aust von der Mitarbeiter KG gefeuert. Seitdem gings in der harten Auflage von 1 Million auf 532 Tsd runter. Werbung wird in dem Magazin kaum mehr geschaltet. Daher meine Vermutung: die können sich vielleicht einfach keine aufwendige Dokumentationsabteilung mehr leisten. Die marschieren auf den Bankrott zu, müssen Dauersparrunden auflegen, Mitarbeitergehälter auf das billigere Spon-Niveau für Neue absenken, etc. Da bleibt kein Platz mehr für teure Recherchen inklusive Doppelcheck. Es soll nur noch gut klingen, ist aber nicht mehr gut. Schade eigentlich, hätte man sich nicht freiwillig so an die Merkel-Regierung angebiedert, sich selbst zum verlängerten, erklärenden Arm des Bundespresseamts gemacht, wer weiss, vielleicht hätte man heute noch die Million Leser inklusive Anzeigekunden.

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