„Es gibt kein Verbrechen, das ich nicht im Geiste schon begangen habe.“ Diesen Satz hat Goethe nie gesagt. Er wurde ihm nur von Thomas Mann im Doktor Faustus in den Mund gelegt.
Im gesamten Ostblock war bis zum Fall der Mauer, der ja nicht nur die DDR befreite, sondern das ganze Unterdrückung-Lügengebäude des Ostblocks einstürzen ließ, eine einzige Meinungsfreiheit- Unterdrückungsmaschinerie zugange. Allerdings haben die meisten Menschen gelernt damit umzugehen und haben sich ihre Meinungsfreiheit nicht nehmen lassen. Im engsten Freundeskreis konnte man ungehemmt vom Leder ziehen, sobald eine fremde Person dazukam, wurde die Unterhaltung banal. Den Satz, Achtung, Feind hört mit, hatten man verinnerlicht. Ich kann auch bis heute nicht verstehen, warum Merkel gewählt wurde. Dieser linientreuen Person habe ich bis heute, nicht eine Sekunde vertraut. Auch der Satz von Margot Honecker bei dem Interview in Chile, “Ihr werdet Euch alle noch umgucken” bekommt in dieser Zeit eine völlig neue Bedeutung. Da hilft nur eins, erst gründlich recherchieren und nachdenken und erst dann wählen.
„Die Gedanken sind frei“ ist ein zeitloses Lied. Obwohl ich 30 Jahre nach dem Autor geboren bin, war dieses Lied das einzige, dass ich voller Leidenschaft im Musik-Unterricht mitgesungen habe. Der Grundsatz “Audiatur et altera pars” (Man höre auch die andere Seite) ist den Linken unserer Tage ein Dorn im Auge oder vollkommen unbekannt.
Warum in Hinsicht der Gedankenfreiheit der “gelernte” DDR-Bürger etwas sensibler ist, hatte Günter Kunert 2005 schon so beschrieben: “Was für eine naive Forderung Schillers durch den Mund seiner Figur Marquis Posa! Als ob Machthaber jemals aus freien Stücken erlaubt hätten, daß ihre Untertanen sich selbständig Gedanken über die Notwendigkeit von Unterdrückung und Untertanentum machen dürften. […] [...] Der in Deutschland spukende Geist war stets der Untertanengeist. Schillers Glaube an die Verbesserung des Menschengeschlechts war ein schöner Traum; der deutsche Bürger war kein Citoyen. Selbst die Klassiker blieben nicht von Tyrannei und Zensur verschont. Jede autoritäre Herrschaft in Deutschland bediente sich der kanonischen Texte nach Belieben und zog propagandistisch Nützliches aus den Werken der wehrlosen Erblasser. Was nicht in den Kram des jeweiligen Systems paßte, wurde eliminiert. […] Jedermann, so er gewillt war, erkannte die feudale Struktur eines unzeitgemäßen Systems. In zahllosen Reden hatte die SED von ihren Schriftstellern “Leidenschaft” gefordert und ihre Bereitschaft zur Diskussion, zum “Streitgespräch” bekundet, doch wehe dem, der wirklichen Widerspruch gewagt hätte. […] Insofern ist uns, die wir ja die DDR aus genauer Anschauung kannten, Schiller näher als einem Altbundesbürger, den Probleme der literarischen oder politischen Freiheit wenig kümmerten. “Bei uns”, muß ich sagen, lagen die Analogien auf der Hand. […] Wir kennen die Zukunft nicht, aber wir kennen unsere Vergangenheit, und das gibt zu genügend Befürchtungen Anlaß.”
Es stimmt, die Linken verrichten als Arbeit an der Gesellschaft lediglich die Erinnerung an ihren Stammvater Marx durch gemeinsame Gebete, betreutes Denken sozusagen. Echtes Denken tut weh und kein Linker hat sich jemals an harter Arbeit gestoßen. “Alles, was Sozialisten vom Geld verstehen, ist die Tatsache, dass sie es von anderen haben wollen.” (Adenauer). Und auch heute gilt links immer noch (unbewusst) das: “Gedanken sind mächtiger als Waffen. Wir erlauben es unseren Bürgern nicht, Waffen zu führen. Warum sollen wir es ihnen erlauben, selbstständig zu denken?” (Stalin) Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz speist sich ebenso daraus wie alle einfachen Denkschemata sozialdemokratischer Paradieserwartungen: “Sozialist sein, heißt arbeiten für eine Gesellschaftsordnung, in der alle aktiven Kräfte harmonisch verbunden werden und zu aller Nutzen zusammenwirken sollen.” (Bebel) Noch ehrlicher hat dies einer der einfältigsten sozialistischen Denker der Neuzeit ausgesprochen: “Ich sehe das Christentum als spezifischen Ausdruck der Hoffnungen und Träume der Menschheit.” (Rudi Dutschke) Getoppt wird das Ganze heute von einem alternden Grünsozialisten, der sich am See Genezareth die Worte Jesu für die Jetztzeit herbei phantasiert, das neue Buch von Franz Alt heißt: “Der Appell von Jesus an die Welt: Liebe und Frieden sind möglich”.
Lieber Herr Grell, Karl Kraus hatte auch noch eine Sentenz verfasst, die vielleicht sogar noch besser zu den heutigen Linken paßt : “Nur in einem Land , wo die geistige Sonne tiefsteht , werfen Zwerge (Linke ! ) große Schatten….....
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