@Johannes Schuster / @Dr Stefan Lehnhoff : Unschärfe und Gödelscher Unvollständigkeitssatz sind wichtige Aspekte in der Deutung der Realität, die aber diese nicht ad absurdum führen. Erkenntniswille schließt diese mit ein und erkennt die Grenzen der Erkenntnis ... so auch der Kritische Rationalismus Poppers. Aber das führt eben nicht in Resignation, dass es auf Erden keine absolute Erkenntnis geben kann, sondern zu dem Wunsch, sich dem Absoluten eben nähern zu wollen.
Die Filosofen können ja viel erzählen wenn der Tag lang ist und das ist auch oft lustig, aber ganz objektiv sind z. B. meine Stromrechnung und der Preis für Brot, wie auch der Inhalt meiner Geldbörse. Und äußerst objektiv ist auch, was dann passiert, wenn ich die Stromrechnung nicht mehr bezahlen kann. Subjektiv ist, wenn ich sage: das ist mir alles ganz egal, weil ich bin Intendantin vom RBB oder halt sowas ähnliches. Ja, genau so isses!
Tauschen wir doch den Begriff “Erkenntnis” gegen den Begriff “Wahrheit” und halten uns folgendes Zitat vor Augen (leider fällt mir nicht mehr ein von wem es stammt): “Kein Bote wird mehr gehasst und gefürchtet, als der, der die Wahrheit bringt”. Oder auch: “Nach nichts schreit der Mensch seit der Vertreibung aus dem Paradies lauter als nach der Wahrheit - und nichts fürchtet er mehr, als die Wahrheit”. Diese naive Gutmenschen-Gesellschaft wird sich niemals von ihren Idealen, wie “alle Menschen sind gleich, jeder hat irgendwo Recht, alles ist tolerierbar” etc. etc. trennen, sondern mit ihnen untergehen. Unterbewusst hat auch der Dümmste mittlerweile begriffen, dass wir auf einen Abgrund zusteuern, doch das zu akzeptieren, dazu gehören Mut zu unpopulären Entscheidungen (konsequente Abschiebung z.B.) und somit auch eine moderate Portion an “Unmenschlichkeit” (Sloterdijk). Ja, mitunter auch der Griff zur Waffe, wenn es darum geht seine Werte und das Leben, das man sich geschaffen hat, zu verteidigen. Und nun die 100 Millionen Dollar Frage: wie wahrscheinlich ist es, dass wir das Ruder noch einmal herum gerissen bekommen?
Ja, objektive Erkenntnis ist möglich, denn sie ist keine absolute und auch keine endgültige Erkenntnis, sondern eine aus bisherigem Weltwissen und Gesetzen durch Beobachtung, Messung, Experiment, mathematische [bei Kausalität], statistisch/wahrscheinlichkeitsrechnerische Auswertung, Nachdenken und Schlussfolgern gewonnene, jederzeit prüfbare Erkenntnis, die solange gültig bleibt, bis man es aufgrund wissenschaftlicher Untersuchung besser weiss.
Teil 2 (bitte dazu veröffentlichen): Sie nehmen 100 Schmitt - Trigger und schalten sie in Reihe. Dann geht es darum zu bestimmen, wann der letzte Trigger bei welcher Schwelle in 1 oder 0 fällt. Wenn man unendlich viele Trigger nähme und verschaltete, könnte man KEINE einzige Aussage mehr über “den Grund der letzten Kippung” machen. Das System wäre - - “hoch definiert” und unendlich anfällig gegen Interferenz jedweder Art: Das System ist, - - aufgrund von Genauigkeit - CHAOTISCH”. Abstrakt heißt das: Je definierter eine Frage oder eine These sein will, um so mehr züchtet sie in sich das fertige Chaos im Gewand höchster Präzision. Genauigkeit ist Chaos, Chaos aber nicht Genauigkeit, wenn nicht in dem ” letzten Grund, des ausgerechneten Anlaß für eine einzige Bewegung innerhalb der chaotischen Bedingung”. Praktisch hilft dieses Wissen überhaupt nichts, denn ich muß ja leben und das tue ich im Gefühl und dem, was meine Seele treibt, nicht in dem Zustand einer zwanghaften Neurose mir selber zu erklären, ich sähe nicht, was ich sehe. Man endet als Nerd und ist nicht mehr in der Lage eine Frau anzusprechen. Das wiederum ist psycho - logisch - chaotisch und bio - logisch vollkommen unmathematisch. Irrationalität ist neuro - logisch auch eine von vielen Möglichkeiten des Lebens und manchmal ist das Irrationale unter Irrationalen die einzig logische Ordnung im Chaos. Man soll die Feste feiern wie sie fallen und die Kinder lieben wie sie geboren werden und der Versuch ins Paradies zurück zu kehren endet totsicher im Verhängnis bei höchster Erkenntnis.
Das Objekt existiert, das Subjekt spekuliert. Das Subjekt nimmt eine alte Leiter, um die besten Zwetschgen von ganz oben zu ernten. Fällt es von oben herunter, war es für diese Problemlage nicht intelligent genug oder auch nicht erfahren. Hält die Leiter oder hält sie nicht, in jedem Falle hat das Subjekt Erfahrung gewonnen. Aber es bleibt weiterhin unklar, wieviel Glück oder Pech im Spiel war. Daher weiß das Subjekt bei einem späteren Versuch nicht, sondern es muss erneut spekulieren. Menschen agieren spekulativ, sie brechen Überlegungen jeder Art in meist frühem Stadium ab und schreiten zur Tat. Das auch, wenn es um Gewissensfragen geht. Das war offensichtlich in der Phylogenese von Vorteil. Dem lieben Gott war das egal. Sonst stünde in der Bibel: “Du sollst nicht begehren die süßesten Früchte!”
S.Wietzke: Ich stimme Ihnen zu, möchte aber noch ergänzen bzw. präzisieren: Die objektive Wahrheit bzw Realität ist da, unabhängig von der Wissenschaft. Die Wissenschaft erstellt, je nach subjektivem Interesse, Modelle, die selektiv Teile der objektiven Realität mehr oder weniger genau und korrekt abbilden. Aus meiner Sicht bilden wir also mit unserer Wissenschaft subjektiv ausgewählte Teile der objektiven Realität ab, und das mehr oder weniger fehlerhaft, so dass ständig Korrekturen erforderlich sind. Die Linksgrünen sträuben sich gegen solche Korrekturen wie einst die Kirche gegen die Anerkennung des heliozentrischen Weltbildes, woraus wir ablesen können, dass sie ideologisch bzw. religiös, nicht aber wissenschaftlich basiert handeln. Sie können zwar durch die objektive Realität auf den rechten Pfad zurückgebracht werden, aber nicht durch wissenschaftliche Modelle zur Beschreibung derselben, die sie sowieso nicht zur Kenntnis nehmen, sondern nur durch die Realität selbst, also Kälte und Finsternis.
Ansonsten: Liest Du Gödelscher Unvollständigkeitssatz. Da werden Sie geholfen.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.