Von Ralf Ostner.
Recep Tayyip Erdogan ist ein Islamist, der seine neoosmanischen Reichsträume mittels der mit ihm verbündeten islamofaschistischen Muslimbrüder im Greater Middle East zu realisieren wünscht. Es sind alles schon bekannte Indikatoren einer Islamisierung, die in einer islamistischen Präsidialdiktatur gipfeln sollen: Er hat seinen Präsidentenpalast im Stile eines Sultanpalastes gebaut. Seine Leibgarde trägt osmanische Kleidung. Das Kopftuch ist jetzt bei Polizistinnen erlaubt. Er hat die Geschlechtertrennung in Studentenwohnheimen angeordnet. Er überzieht das Land mit Moscheen und möchte auch die Hagia Sophia von einem Museum in eine Moschee umwandeln. Er bennent die Bosporusbrücke nach einem Alewiten schlachtenden Sultan. Die Armee ist nun einem Nationalen Sicherheitsrat untergeordnet, der dem Verteidigungsminister und letztendlich Erdogan persönlich untersteht. Erdogan möchte sie nach dem Vorbild der Revolutionären Garden à la Iran umbauen. Er gründet eine Verteidigungsakdemie, bei der auch Mitglieder von Islamschulen die Reihen des Militärs füllen sollen.
Dazu passt nun auch, dass die staatliche Religionsbehörde Dinayat, die ursprünglich die Religion staatlicherseits begrenzen sollte, zum Instrument dieser islamistischen Indoktrinierung und Missionierung umgebaut wurde (und deren langer Arm auch nach Deutschland reicht). Die nächste Stufe der Indoktrinierung ist jetzt der Märtyrerkult. Zum einen wurde die neue Bosporusbrücke auch die Märtyrerbrücke genannt und der Tag des mißlungenen Gegenputsches durch Teile des Militärs als Märtyrertag betitelt. Bei seinen Reden nannte Erdogan die Toten des Gegenputsches auch Märtyrer, die den Märtyrertod gestorben seien und die Islamistenmenge skandierte: „Führer befiehl, wir sterben für dich!”
Türkische Erziehung auf den Spuren von Hamas und IS
Folgerichtig berichtet nun auch die Zeitung Al-Monitor von der Verbreitung des Märtyrerkults durch die staatliche Religionsbehörde Dinayat. Dass dabei vor allem auch die Jugend die Zielgruppe ist, ergibt sich aus Erdogans Ausspruch, dass er eine “neue, religiöse Generation” heranzüchten will. Was man bisher vor allem von Terroristenorganisationen wie der Hamas, bei den Kindersoldaten des IS oder bei den Basiji des Irans kennt, wird nun auch in der Türkei zur Erziehung der Jugend popularisiert: Der Märtyrertod.
So titelt Al Monitor: „Wie Glorifizierung des Märtyrertums Kinder zu Selbstmordbombern in der Türkei macht”. Eine Dinayatpublikation von April 2016 zeigt zu diesem Zweck Comics. Im ersten Bild fragt ein Junge seinen Vater: „Wärst du gern ein Märtyrer, Papa?” Sein Vater antwortet: „Gesegnet ist, wer ein Märtyrer ist. Wer würde sich das nicht wünschen, wer würde nicht in den Himmel kommen wollen?”
Im nächsten Cartoon grüßt ein Mädchen einen Soldaten und sagt: „Ich wünsche mir, ich könnte ein Märtyrer werden. Ihr Bruder antwortet: „Mädchen können nicht in die Armee!” Aber die Mutter greift ein und sagt: „Wenn du es so sehr möchtest, meine liebe Tochter, wird Gott dir diesen Wunsch erfüllen.”
Im letzten Cartoon kommen ein kleiner Junge und sein Vater zu einem Friedhof, der mit türkischen Fahnen dekoriert ist. Der Junge sagt: „Sie müssen so sehr gelitten haben, bevor sie als Märtyrer gefallen sind, nicht wahr, Papa?” Der Vater antwortet: „Sohn, Märtyrer leiden nicht in der Weise, die du dir vorstellst.” Begleitet wird jede der drei Zeichnungen von einem Mohammed-Zitat.” Siehe auch hier. Die Cartoons kann man sich auch im türkischen Magazin Evrensel ansehen.
Früher lernte man in deutschen Gymnasien, dass es süß und ehrenvoll sei für das Vaterland zu sterben, dann eben auch für den Führer Adolf Hitler oder wie der humanistisch gebildete Lateiner lernte: Dulce et decorum est pro patria mori. Erdogans Religionsbehörde will nun die türkischen Jugend lehren, dass es süß und ehrenvoll ist, für ihn den Märtyrertod zu sterben. Die staatliche Religionsbehörde Dinayat kontrolliert auch den türkischen Muslimverband DITIB in Deutschland. Das kann ja heiter werden.
Ralf Ostner, 51, Diplompolitologe, Open-Source-Analyst, arbeitet als Übersetzer für Englisch und Chinesisch. Mehr vom Autor finden Sie hier