Es ist schon erstaunlich, mit welcher Verbissenheit manche Leser sich gegen alles stellen, was irgendwie “EAuto” heisst oder damit zu tun hat. Mal ganz abgesehen davon, dass sich die Meinung der deutschen “wir wollen unseren Verbrenner behalten”-Autokundschaft nur marginal auf die Geschäftsinteressen der Auto-Industrie auswirken, denn der weltweite Markt zwingt zum EAuto (siehe China, Frankreich, Norwegen, usw). Die interessanten Mengen werden nicht in Deutschland verkauft, sondern weltweit, und damit diktiert die Welt wo’s lang geht. Da kann sich der deutsche Verpenner-Michel noch so verduzt die Äuglein reiben: Wenn er nicht bald wach wird, ist auch diese Technologie-Dominanz ganz schnell weg vom Fenster. Wer sich auch nur ein bißchen mit Technik auseinander setzt, muss zugeben, daß ein Elektro-Antrieb per se eindeutig einfacher, fehlerfreier und wartungsärmer ist. Beim Tesla z.B. zählt man ganze 20 bewegliche Teile im Antrieb, beim klassischen Benziner sind es über 2000. Der Gasantrieb ist da keinen Deut besser: es bleibt ein Explosionsmotor mit all seinen negativen Eigenschaften (Abgase, Lärm, komplizierte und wartungsintensive Technik, gefährlicher Treibstoff usw). Und auch das Gas muss weiterhin an ein paar tausend speziellen Tankstellen nachgefüllt werden, und damit sind die ÖlMultis und der Staat weiterhin in der Lage, den Autofahrer zentral zu schröpfen und abzuzocken. Somit könnte man sich doch zumindest soweit darauf verständigen, daß a) der Verbrenner abgelöst werden muß; allein schon durch Umweltschutz (Abgase, Giftstoffe, Feinstaub, Lärm) und durch sich seit Langem abzeichnende Resourcen-Knappheit (wie lange reicht unser Erdöl noch? Fracking geht auch nicht überall) b) anstelle des Verbrenners ein E-Motor die beste Lösung ist (allein schon durch die Einfachkeit und den enormen Wirkungsgrad von ca 95% zu 25% beim Verbrenner) Bleibt nur die Frage: wie kommt der Strom ins Auto. Allein das ist scheinbar der allseligmachende Streitpunkt. Aber egal ob Akku, NanoFlowCell oder Brennstoffzelle (Wasserstoffantrieb): Allen gemeinsam ist der EMotor; in keiner der zukünftigen Technologie-Scenarien wird am irrsinnig miserablen Verbrenner festgehalten, außer an deutschen Stammtischen. Wasserstoff (bzw Brennstoffzelle) hat den kleinen, aber doch bedeutsamen Nachteil: Es ist extrem aufwändig zu produzieren und zu transportieren, im Vergleich zu den Alternativen. Wollen wir tatsächlich auf Millionen von mind. 700bar Hochdrucktanks mit explosivem Wasserstoff herumfahren? Und man kann ihn auch nicht einfach dezentral selbst erzeugen, er muss in (bislang sehr teuren) Elektrolyse- und Verdichter-Stationen produziert werden, die damit auch nicht besser sind als die klassischen Tankstellen. Vorteil ist immerhin die bessere Vorhaltbarkeit, um zb Solar- und Windenergie zu puffern. NanoFlowCell als Energieträger: Da scheiden sich die Geister, von absolutem “Fake” Geschrei bis hin zu Begeisterungsausbrüchen ist alles zu finden, aber ne serienreifen, massentaugliche Technologie ist’s bislang noch nicht. Bleiben also nur die Akkus als Stromspeicher, die wir sofort und ohne großen Kopfzerbrechen einsetzen können. Ja, die Energiedichte pro Kg ist noch um ein vielfaches kleiner als beim Verbrenner. Aber wen kümmert das? Das Mehrgewicht ist eben nicht relevant, da der EMotor die Energiemenge, die zum Beschleunigen des Mehrgewichts aufgewendet wurde, auch wieder beim Verlangsamen durch Rekuperation zurückgewinnen kann. Das ist der große Unterschied zum Verbrenner, wo jedes kg Mehrgewicht automatisch zu Mehrverbrauch führt! Natürlich ist auch die Rekuperation nicht mit einem Wirkungsgrad von 100% gesegnet, aber zumindest wird die Bremsenergie nicht nutzlos auf’s Durchglühen von Bremsscheiben verwendet. Dann bliebe die Sache mit dem Laden und der Reichweite. Ich kenne Audi- und BMW Fahrer, die alle 300km an die Tanke müssen, weil ihre Kisten dermassen saufen… Aber hey: wer 250kmh fahren will, der muss halt auch der Physik Tribut zollen und der exponential steigende Luftwiderstand fordert halt seinen Tribut. Aber wird deswegen der Verbrenner verteufelt? Ne. Notfalls baut man halt nen größeren Tank ein.. Genau das selbe beim EAuto. Wenn dir die Reichweite nicht genug ist: Nimm eins mit größerer Akkukapazität! Aber nur weil ein Renault Zoe mit einem kleineren Akku ausgerüstet ist, heisst noch lange nicht, dass alle anderen EAutos ebenso geringe Reichweiten haben. Wobei der Deutsche auch hier wieder unlogisch agiert: 95% aller Deutschen fahren nicht mehr als 50km am Tag. Wie oft muss man da also ein 400km Auto laden? Einmal die Woche. Jepp. Is wie tanken, nur dass ich nicht zu einer der wenigen tausend Tankstellen fahren muss und dort vom ÖlMulti erpresst werde. Nein, ich kann an irgendeiner der milliardenfach vorhandenen Strom-Steckdosen aufladen. Und so nen Strom kann ich auch im hintersten Bergdorf noch selber machen, notfalls mit ner Turbine am Gebirgsbach, oder mit ner 10qm Solarfläche am Hausdach. Nix mehr Erpressbarkeit und Abzocke an der Tanke! Und Solarpanels funktionieren auch bei bundesweitem Stromausfall, wohingegen die Pumpe an der Tanke nix mehr tut. Merkste was? Es braucht nicht unbedingt teure “Ladestationen” vor jeder Haustür, es tut auch der normale Strom. Der tut zwar langsam laden, aber ein Auto steht eh die meiste Zeit nur rum. Wenn du wirklich mal mehr als die bei 95% üblichen 50km am Tag fährst, nur dann brauchst du eventuell die Schnell-Lader, damit das Auto noch schneller fertig geladen bist, als du vom Pinkeln zurück bist. Aktuell sind wir bei ca 100km Reichweite in 10min, d.h Pinkeln und Kaffepause sind ausreichend um diech wieder 300km weiter zu bringen. Der Audifahrer von vorhin kam auch nicht weiter… Aber dann kommt das Killerargument: “Ja, aber ich will einmal im Jahr mit meinem Wohnwagen oder Bootsanhänger nach Spanien! ” - “Willst du das? Und warum?” - “Weil ichs kann!” Dagegen kann man nicht an. Also: Bislang ziehst du den Wohnwagen auch nicht mit nem Fiat 127, sondern eben mit einem entsprechend motorisiertem Wagen, der auch gewichtsmässig nicht von der Anhängelast ausgehebelt wird. Nu, dann nimmste halt auch ein entsprechend dimensioniertes EAuto. Das Tesla Model X ist zb perfekt zum Wohnwagen rumkarren. (also: ja es gibt auch EAutos mit Anhängerkupplung. 2,4 Tonnen darf der drauf haben). Ökologisch und sinnvoll ist’s sicherlich nicht, für “einmal im Jahr nach Spanien” sich den Wagen den Rest des Jahres langweilen zu lassen. Aber ok, es ist jeder seines Glückes Schmied. Du kannst dir auch nen Airbus in den Garten stellen, nur weil du einmal im Jahr in die DomRep fliegst. Was also ist der wirkliche Grund der “EAuto-Hasser”? Technologische Ursachen können es nicht sein, ökologische auch nicht. Also ist’s nur die Furcht vor Neuem? Die insgeheime Angst, dass wir unsere “technologische Vorherrschaft beim Verbrenner” dann noch früher verlieren?
Liebe Leser des Artikels, ich freue mich ausserordentlich, dass ich offensichtlich eine notwendige Diskussion losgetreten habe. Etwas überrascht bin ich, dass ich als Kritiker der Energiewende und der Subvention von e-PKW angeblich Planwirtschaft propagiere (-:) Ich stelle immer wieder fest, dass die Thematik in Deutschland sehr stark emotional belegt ist, völlig anders als z.B. in Norwegen, der Schweiz oder den USA. Aber nun kurz zu ein paar technischen Argumenten: @ Herr Thaele: mit der fehlenden Speichertechnologie für die Energiewende haben Sie recht, aber die e-PKW werden hier eher helfen als schaden (s.u.) @ Herr Geiselhart: Sie beziehen auf sich Tesla S und X, die noch die alten 18650 Zellen haben, meine Daten für die 21670 Zellen sind vielfach im Netz zu finden. Im Übrigen bin ich Physiker, und den Effekt, den Sie etwas vorschnell mit “LOL” bezeichnen, kann ich im Winter bei jeder längeren Fahrt an meinem Auto beobachten: Der Innenwiderstand führt zur Wärmeerzeugung, diese erwärmt den Akku, dadurch sinkt der Innenwiderstand, und die effektive Kapazität steigt. Ganz einfache Physik, auf Wunsch sende ich Ihnen mehr Informationen. @Herr Bruns, Herr Münter: Natürlich wird nie ein Akku die Kapazität von Brennstoffen erreichen. Mein Punkt ist, dass die spezifischen Kapazitäten gross genug werden, damit das zusätzliche Gewicht irrelevant ist. Und das ist mit dem Stand der Technik von heute schon annähernd der Fall. @Herr Rochow, Herr Stork, Herr Knoth: Man kann schnell abschätzen, dass die gesamte deutsche PKW Flotte auf Elektro umgestellt ca. 20% Mehrverbrauch im deutschen Stromnetz erzeugen würde. Zieht man den Stromverbrauch von Raffinerien wieder ab, ist es noch weniger. Ich habe hier nicht den Platz, das auszuführen, aber diese Belastung ist beherrschbar: Laden kann man gut in der Nacht, oder eben am Tag, und zwar dann wenn viele Millionen von Autos auf dem Firmenparkplatz stehen. Also kein Widerspruch mit Sonne und Nacht. Li-Schwefel sind Raumtemperatur-Akkus. Herzliche Gruesse Karl Leo
Mir reicht es, wenn ein Ingenieur “regenerative Energie Quellen” ohne klamern schreibt…
Jeder liebt halt seine ganz persönliche Blase. Herr Keil sieht die Entwicklung beim Akku ausgereizt und Herr Leo glaubt an den Fortschritt, der es schon richten wird. Allerdings geht er ein wenig nonchalant mit der Umweltbelastung durch die Akkuproduktion um, indem er verfügt, diese solle dort erfolgen, wo Umweltstrom vorhanden ist. Das wäre im Moment noch machbar, nicht aber, wenn E-Mobilität in großem Stil eingeführt wird. Und auch jetzt schon kann der “gute” Strom aus Wasserkraft nur einmal verbraucht werden! Wenn man damit Akkus baut fehlt er eben anderswo und muss dann dort durch “bösen” ersetzt werden. Wenn man’s den Markt richten lässt und die ideologischen Intensivtäter aussperrt, dann wird’s in Zukunft beides geben: Verbrenner UND E-Autos und jeder kann nach seinen eigenen Bedürfnissen selig werden. Leider lehrt die Erfahrung mit der EEG-Katastrophe, dass diese glückseligste aller Welten so nicht kommen wird.
Zum einen: die behauptete Steigerung der Energiedichte beträgt nicht “um das 5-6 fache”, sondern AUF das 5-6-fache. ..dieser Fehler ist zwar heute üblich, sollte einem Physiker aber nicht passieren. Dann gibt es diese Steigerung auch nur, der Anwendung geschuldet, bei mobilen Akkus. Wenn es, wie bei stationären Akkus wichtig, auf die Lebensdauer ankommt, ist die Entwicklung weniger gravierend. Zum dritten: Angaben zu zukünftigen Entwicklungen sind Spekulationen, keine Fakten, erst recht nicht mit Zeitangaben.
Sehr geehrter Herr Leo, es mag ja sein, dass Ihr Elektroauto pro km weniger CO2 ausstößt als ein Wagen mit Verbrennungsmotor. Aber außer dem CO2 gibt es halt noch ein paar andere Umweltprobleme - falls CO2 überhaupt eines ist. Da wären z.B. der Rohstoffverbrauch und der Abfall. Herwart Wilms, Geschäftführer von Remondis, einem der weltgrößten Recyclingunternehmen, stellt in in “Capital” Heft 2, 2017 im Interview fest: “Für die E-Mobilität sind die Hersteller gezwungen, leichtere Fahrzeuge zu bauen, weil die Reichweite hoch sein soll, aber die Batterie so schwer ist. Aber anstatt das endlos recycelfähige Aluminium zu nehmen, setzen sie günstigere Leichtstoffverbunde aus Kunststoff und Metall ein, die so fest miteinander chemisch verbunden sind, dass sie nicht mehr trennbar sind. Der Rohstoff ist damit für immer weg.” Zu den Batterien der Elektroautos sagt er: “Lithium-Batterien sind nicht so konstruiert, dass wir sie recyceln könnten.” Falls sich das Elektroauto durchsetzt - oder besser: von der Politik durchgedrückt wird -, dürfen wir uns also auf himmelhohe Abfallberge und noch größere Naturzerstörung durch Ausweitung der Rohstoffabbaugebiete freuen. Ein typisch grün-rot-schwarzes Projekt eben.
Schön vom Contra und Pro der E-Mobilität von Keil und Leo zu lesen. Zu den “Pessimisten” gehörend bleibt mir der Eindruck, der Verbrenner wird noch sehr lange Marktführer bleiben. Die Asiaten sind keine Konkurrenz beim E-Auto, da entsprechend effiziente Technologien noch nicht verfüg- und kopierbar sind und das E-Netzwerk für zig-Millionen E-Fahrzeuge nicht die Asiaten sondern deutsche E-Netzkonzerne bereitstellen müssen. Am Beispiel Norwegen wird deutlich, dass E-Mobilität bei Weitem nicht den Stellenwert hat. Selbst für knapp über 5 Millionen Norweger ist die entsprechende E-Infrastruktur für E-Mobilität nicht ausreichend, dass in norwegischen Großstädten abgeraten wird ein E-Fahrzeug zu kaufen, wenn man nicht die Möglichkeit hat von zu Hause aufzuladen. Die Wartezeit an eine freie (Schnell-)Ladestation zu kommen ist abenteuerlich und somit alles andere als ein Argument für Mobilität. Was die Zukunft der Mobilität betrifft bin ich gespannt. Bus und Bahn bauen kontinuierlich flächendeckende Mobilitätsangebote ab. Wohlstand und Lebensstandard hängen von Mobilität ab.
Verehrter Herr Leo, im Grunde sollte es in der Debatte um Elektromobilität nicht um gut- oder schlechtreden gehen, sondern um Fakten. Viele Ihrer Argumente mögen durchaus berechtigt sein. Dennoch gibt es ein existentielles K.O.-Kriterium: Die fehlende Speichertechnologie in unseren Stromnetzen, um die regenerativ erzeugte Energie zu bevorraten. Es ist gleichzeitig die größte Achillesferse der aktuellen Energiewende und das schöne Kartenhaus droht genau an dieser Stelle zusammenzustürzen! Eine schnelle Lösung ist momentan nicht absehbar. Ich empfinde die Texte von Herrn Keil daher persönlich als wohltat, da sie einen Gegenpol zum aktuellen Mainstream - einem wahrhaftigen Elektromobilitäts-Technologie-Populismus - setzen. Es sollte um die beste und schnellste technische Möglichkeit gehen, wie wir unseren Verkehr umweltfreundlich gestalten - technologieoffen statt ideologiebesetzt. Übrigens: Die Vergleiche mit dem Niedergang deutscher Unterhaltungselektronik oder auch der gerne herangezogene Vergleich von Apple, die mit dem I-Phone ganze Industrien revolutionierten, hinkt gewaltig. Denn: E-Mobilität ist keinesfalls eine sogenannte disruptive Technologie, wo eine neue Generation die alte quasi über Nacht ablöst - ganz im Gegenteil. Sie selbst ist uralt und entwickelt sich in mäßigem Tempo beständig weiter. Die Smartphones dagegen fegten die (Nokia) Handys vom Markt, weil sie sofort erhebliche Vorteile in der Bedienung als auch die Errungenschaften der Digitalisierung (Internet) zu nutzen wussten. Eine passende Infrastruktur war hier vorhanden, bei unseren batteriegetriebenen Stromern ist dies nicht der Fall.
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