Roger Letsch / 12.08.2019 / 14:00 / Foto: Pixabay / 33 / Seite ausdrucken

Ein Käfig voller Narren

Die Marktwirtschaft steht schon immer im Feuer sozialistischer Umgestaltung, das ist nicht neu. Interessant ist, wie geschickt sie manchmal Bedrohungen in Chancen umwandelt und ihre erklärten Feinde vorausschauend kompromittiert. Beispiel Elektromobilität. Wir wissen um die Problematik, dass die Gewinnung von Lithium eine Umweltsünde erster Güte ist (Wartet ab, bis Greta das in der chilenischen Atacama-Wüste mit eigenen Augen gesehen hat. Sie wird ein Löffelchen Diesel zur Beruhigung brauchen). Und viele seltene Erden, Mineralien und Metalle in Afrika werden buchstäblich unter den Fingernägeln von Kindern hervorgekratzt. Eine Batterie für einen BMW i3 oder Tesla ist nicht nur von seiten der Ökobilanz eine Katastrophe, sondern hat auch eine moralisch problematische Seite.

Auch ist klar, dass die Mobilität mit E‑Autos nie den individuellen Grad und die Marktdurchdringung erreichen kann, den sie heute mit fossilen Energien hat. Irgendwann gehen uns auf diesem Weg der „Transformation“ zwangsläufig Geld, Energie und Ressourcen aus. Der Weg, den Fridays-For-Future für unsere Gesellschaft vorgesehen hat, ist der eines anämischen Steinzeitkommunismus, wie hier bereits von mir in ungelenker Prosa beschrieben – aber das sagt man uns nur durch die Blume.

Wundertüten für das CO2-freie Paradies

Auf den „Systemwandel-Jetzt”-Plakaten der Aktivisten gewöhnt man uns aber schon mal an die Begriffe. Für ernsthafte Anwendungen der E‑Mobilität wird es in ein paar Jahren vielleicht überhaupt nicht mehr genug Rohstoffe geben, und wie immer bei politischem Totalversagen werden die Industrie und „die Märkte” dafür gescholten werden, weil sie die gewünschten CO2-neutralen Sachen einfach nicht liefern können. Denn in keiner Rechnung ist heute enthalten, dass die Energie, mit der heute die Wundertüten für das CO2-freie Paradies wie Windräder, Solarzellen oder E‑Autos aufgeblasen werden, aus fossilen Energieträgern kommt. Auch den Transport zum Verbraucher besorgen mit Diesel und Schweröl angetriebene Lastkraftwagen und Schiffe.

Die Industrie legt sich hoffentlich heute schon die Erklärungen dafür zurecht, warum irgendwann Schluss sein könnte: Die Eierlegende Wollmichsau gibt es nicht.

Sie wollen das erschwingliche Auto mit Verbrennungsmotor abschaffen und sind doch nicht bereit, signifikant mehr zu Fuß zu gehen oder mit einem muskelgetriebenen Rad zu fahren. Sie propagierten den Steinzeitkommunismus und erfreuten sich gleichzeitig am Waren-Output der Märkte. Sie wollen überall Elektromotoren und Batterien einbauen – und heraus kommen Segways, E‑Fahrräder, E‑Scooter und E‑Roller. In den Innenstädten werden damit Strecken zurückgelegt, die man bis dahin zu Fuß bewältigte. Sie wollen keine Autos mehr, sondern Spielzeuge, und ihre Wünsche werden erfüllt. Das wird so weiter gehen, bis uns die Kobolde ausgehen. Benzinmotoren hätten wir aber noch. 

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Claudius Pappe / 12.08.2019

Bin gegen Elektromobilität, aber für e-Bikes und e-Roller (nicht Tretroller, sondern für die, die die Zweitaktroller ersetzen). Seitdem ich ein e-Bike habe komme ich im fortgeschrittenem Alter besser die Berge hoch und meine Fahrradtouren ( Anzahl +Länge ) haben sich verdreifacht. Auch Motorsägen für Gärtner mit e-Antrieb sind sinnvoll und für den Anwender gesünder. Nicht alles was grün ist, ist unnütz aber vieles was einen Verbrenner hat, ist unersetzbar. Die staatlichen (ideologischen) Eingriffe sind unnütz und behindern den Fortschritt. In einer gesunden Volkswirtschaft setzt sich das gute ,brauchbare und preisgünstige ohne Reglementierung immer durch, das Schlechte vom Staat subventionierte, würde im freien Markt immer untergehen. ...………………......Es lebe die soziale Markwirtschaft nach dem Muster der Bonner Republik (hat sie uns ja zu einem Land gemacht in der wir bis 1989 gut und sehr gerne gelebt haben)

Matthias Braun / 12.08.2019

“E‑Roller: In den Innenstädten werden damit Strecken zurückgelegt, die man bis dahin zu Fuß bewältigte.” Und am Abend daheim, wird die Energiesparlampe eingeschaltet, für das gute Gewissen.

Jörg Themlitz / 12.08.2019

“Irgendwann gehen uns auf diesem Weg der „Transformation“ zwangsläufig Geld, Energie und Ressourcen aus.” Ist schon mal jemand auf die Idee gekommen, die vielgepriesene norwegische Elektromobilität nachzuahmen? Also, aus der Nordsee jede Menge fossile Brennstoffe (Erdgas, Erdöl) hochpumpen, die mit viel Profit verkaufen, von diesem Profit VW Dieselaktien kaufen, die mit Profit verkaufen und Elektroautos kaufen. Mal kurz hochgerechnet, Norwegen hat 5,2 Millionen Einwohner, wir (82 Mill.) müssten nur 15 mal soviele fossile Brennstoffe hochpumpen (Equivalent in Kohle) und VW müsste mal eben nur 15 mal soviele Autos bauen wie bisher. Dann klappt das, ganz locker. Vor kurzem zeigte mir jemand ein Foto von seinem norwegischen Grundstück. Er hockte da auf einem von fünf so richtig dicken frischen Baumstümpfen. Sägemäßig ganz stihl echt. Auf die Frage nach einer Fällgenehmigung in Norwegen, kam die Frage Fell… was? Der Rasen beim Nachbarn ist immer grüner.

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