Levy hat mit seinem Text wohl einen guten Teil der Achgut-Leser provoziert. Und sie übersehen das Wesentliche: Es geht nicht um Russland, es geht um Putin und den Russland beherrschenden Geheimdienst. Mehrere Kommentatoren bezeichnen die Ukraine als Mafiastaat. Was bitte ist in deren Augen Russland heute? Die demokratischen Prozesse sind in der Ukraine nicht perfekt - wo sind sie das? - aber sicher demokratischer als in Russland, das von Putin nun seit 20 Jahren oktroyiert wird. Überhaupt kommen die Interessen und Wünsche der osteuropäischen Völker, die in der Nato Schutz suchen gegen Putins Bestrebungen, das 1990 verlorene Imperium wieder zu errichten (“Der Zerfall der Sowjetunion war die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts”). Sie wissen um seine Aggressivität (Tschtschenien, Abchasien, Ossetien, Krim, Ostukraine) und die Bedrohung, die von ihm ausgeht. Von Letten, Polen, Slowaken oder Ukrainern dagegen geht für Russland keinerlei Gefahr aus, wie auch sonst von Niemandem auf dieser Welt. Die Nato hat nicht eine Rakete in Osteuropa stationiert, weder Atomraketen noch konventionelle. Putins Iskander-Raketen stehen schon in Kaliningrad, sind mit Atomsprengköpfen rüstbar. Es wird Zeit, dass auch die Deutschen sich der guten Nachbarschaft zu den Völkern Osteuropas besinnen, anstatt einen Hitler-Stalin-Pakt 2.0 anzustreben. Diese sind nicht nur wesentlicher Teil des eigentlichen Europa, sondern auch wirtschaftlich für uns von weitaus größerer Bedeutung. Das Handelsvolumen mit den Ländern Osteuropas (ohne das Baltikum) beträgt das 8fache des Volumens mit Putins Russland. Frieden mit Russland? Unbedingt! Das wird nur möglich sein, wenn die Russen ihre neuen Zaren zum Teufel jagen. Bis dahin gilt, dass Appeasementpolitik der schelchteste Ratgeber ist und auch ‘Si vis pacem para bellum’. Vielleicht ist es gut, dass die Deutschen Friedensträumer langsam von der Realität eingeholt werden.
Interessant ist, dass bei Themen wie Corona, Energie und Klima die Achse-Gemeinde weitgehend Einigkeit erzielt. Geht es allerdings um Russland und Putin klafft da ein großer Graben. Woran liegt das? Ich habe die Vermutung, dass viele derjenigen, die meinen, dass man Putin Grenzen aufzeigen muss (“Appeasement hilft nicht” oder so ähnlich) hier denjenigen Medien und Informationen vertrauen, die sie bei Corona, Klima, etc. kritisch hinterfragen. Mit “Cui bono” und eigenständigem Denken kommt man aber auch hier weiter. Warum sollte Russland die Ukraine angreifen? Wäre Russland stark genug um eine Allianz von Nato und Verbündeten anzugreifen? Warum finden schon lange Nato Manöver im Baltikum statt? Warum fand nach der Wiedervereinigung eine Expansion der Nato gen Osten statt? Gab es einen us-amerikanischen Einfluss bei der Majdan Revolution 2013/2014? Wer rückt eigentlich wem auf den Pelz? Die Russen der Nato oder die Nato den Russen? Wie würden die Amerikaner reagieren, wenn Russland an der mexikanisch-amerikanischen Grenze Kriegsgerät aufbaut? Übrigens, wie die Amerikaner 1962 in der Kuba-Krise, als die Sowjetunion Mittelstreckenraketen auf Kuba stationieren wollte, reagiert haben, wissen wir und kein Mensch aus unserer Hemisphäre - heute wie damals - hätte den USA Kriegstreiberei unterstellt. Wenn hier immer dann als Gegenargument die Menschenrechte angeführt werden, die Russland mit Füßen tritt, dann bitte aber auch im Auge behalten, dass auch der der “freie Westen” illegale Kriege geführt hat und die Kriegsgründe hierfür mitunter sehr kreativ selbst geschaffen hat.
@Karsten Kaden: “....in die Ukraine einzumarschieren und damit einen dritten Weltkrieg zu risikieren.” Ein User fragte das hier neulich im gleichen Zusammenhang auch und stellte vollkommen richtig sinngemäß fest: hat Putin gar nicht nötig, er braucht nur abzuwarten, bis der ganz und gar dekadente Westen (im Beitrag lustigerweise “freie Welt” genannt) implodiert. Das Warten dauert nicht mehr lange.
Sorry, so schreibt ein scheinheiliger Kriegstreiber.
Sehe ich völlig anders. Russland kann nicht anders, als die Ukraine zu beanspruchen und jeder, der was anderes behauptet, ist ein Lügner. Das Scholz, dass ähnlich sieht und massiv bremst, das stört natürlich viele. Das Problem sind die Politik und Macht-Köpfe der Ukraine und der USA. Schaut euch doch mal diese Figuren genauer an, liebe Leute. Googelt mal. Was haben die gemeinsam? Was wollen die ... genau, es geht wie immer nur ums Geld, Macht und Einfluss. Ich bin sehr dankbar dafür, das Russen, echte orthodoxe Russen, überall in Europa leben. Das festigt die Positionen sehr. Aber dieses aller Weltsüberlegenheits-Narrativ in den Köpfen finde ich schon sehr problematisch. So ähnlich denken im übrigen auch Chinesen über sich.
Sehr geehrter Herr Levy, das ist eine Menge Unsinn, den sie da zusammenrühren. Und so unhistorisch. Erinnert sei hier nur an die Grundakte zwischen der NATO und Russland, die 1997 bei Ihnen in Paris unterzeichnet wurde. Ausserdem gilt in Deutschland anders als in Frankreich nach wie vor das Prinzip, dass keine Waffen in Spannungsgebiete geliefert werden dürfen. Die deutsche Regierung kann sich sicher sein, dass immerhin in dieser Frage ein Grossteil der Staatsbürger hinter ihr stehen. Die Ukraine kann selbstverständlich in jedem Bündnis Mitglied werden wollen, das heisst aber nicht, dass auch jedes Bündnis sie aufnehmen wollen sollte. Die NATO ist hier auf dem Holzweg und das liegt vor allem an den Amerikanern, die sich wortbrüchig einmischen, wo sie sich zurückzuhalten hätten (Grundakte). Die Amerikaner haben da überhaupt nichts zu suchen. Anders als es den Anschein hat, geht die Provokation hier tatsächlich von der NATO aus und das ist überhaupt nicht ihre Aufgabe als reines Defensivbündnis, das ohne die Ukraine nicht schlechter aufgestellt ist. Die NATO hätte im Gegenteil eigentlich jeden Grund, den Ausgleich mit Russland zu kultivieren, und auf Kooperation zu setzen, denn die Russen sind strategisch und militärisch sehr viel wertvoller als es die Ukraine jemals sein wird.
Es ist schon erstaunlich, dass es bis heute Leute gibt, für die Napoleon immer noch das Größte ist. Zumal es noch andere gab, die letztendlich geschlagen und zerlumpt vor Moskau umkehren und wieder auf Heimatkurs gehen mussten. Wann hören diese Kriegstreiberei und diese Lust auf Mord und Raub, auf Tod und Verderben endlich auf? Ist Frieden im eigenen Herzen tatsächlich so schwer zu finden?
Wenn von französischer Seite ein liebliches “mon ami” kommt, muss ich immer an Monsieur le Président F. Mitterand denken, wie er Hans Modrow und Gregor Gysi (IM Notar) in Ost-Berlin seine Aufwartung machte. Soweit gingen noch nicht einmal unsere italienischen (G. Andreotti) und britischen (M. Thatcher) “Freunde”.
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