Dushan Wegner, Gastautor / 19.12.2021 / 14:00 / Foto: Dushan Wegner / 29 / Seite ausdrucken

Du sollst keinen Ratschlag geben! 

„Haltet gern an, wenn ein Fußgänger über die Straße möchte“, so sagte damals der Fahrlehrer zu uns, „aber gebt dem Passanten kein Handzeichen, dass er über die Straße gehen kann.“

Sein Grund war, dass man durchs Handzeichen eine Verantwortung übernehmen könnte. Und zwar die Verantwortung dafür, dass die Straße sicher zu überqueren sei.

Ich kann als Autofahrer ja nicht wissen, ob die Straße tatsächlich hundertprozentig sicher zu überqueren ist, nur weil ich angehalten habe! Im Leben ist ja so gut wie nichts hundert Prozent sicher, nicht einmal mehr das Amen in der Kirche (so schrieb ich im Essay vom 30.3.2021).

Man stelle sich vor, dass ich dem Fußgänger vom Steuer meines Autos aus ein Zeichen gebe. Er versteht, es sei nun sicher, über die Straße zu gehen. Just in dem Moment aber überholt mich ein rasender Depp – und eine Tonne Autoblech kracht gegen brüchige Knochen und weiche Organe.

Wäre es meine Schuld? Rechtlich? Moralisch? Nun, ich kenne die rechtliche Lage nicht genau. Ich befolge aber jenen Rat bis heute eisern, und ich wende ihn auch in manchen anderen Bereichen meines Lebens an.

„Warnung vor Blutgerinnseln“ 

„US-Experten raten von Johnson & Johnson ab“, so heißt es dieser Tage lapidar in einer Schlagzeile bei tagesschau.de, 17.12.2021.

„Dinge haben sich seit der Einführung verändert“, wird die Chefin der US-Gesundheitsbehörde zitiert, und es wird eine „Warnung vor Blutgerinnseln“ ausgesprochen.

Ein Gegner der mRNA-Impfung könnte auch hier sarkastisch ausrufen: „Nein! Doch! Oh!“

Jedoch, ganz so einfach ist die Angelegenheit nicht. Es handelt sich laut den US-Behörden um etwa einen von 100.000 Fällen.

Ich bin mir relativ sicher, dass ein jeder von uns schon mal Dinge tut, deren tödliches Risiko höher liegt, bei diesen anderen Dingen werden wir aber meist nicht gezwungen, sie zu tun.

Etwas anderes

Im Essay „Die Normalität ist mutiert“ (3.6.2021) schrieb ich: „An diesem Punkt bleibt nur zu raten, dass jeder seine Entscheidung trifft, dann zu dieser steht – und selbst sein Bestes gibt, zu einem ‚neuen Normal‘ zu finden.“

Zuvor, im Text „Virus oder Impfung – was fürchten Sie mehr?“ (15.4.2021), erklärte ich als letzten Satz: „Ich möchte nicht am Virus sterben – und auch nicht an der Angst davor!“

Ich tat und tue mich auch weiterhin schwer, Menschen zur Impfung oder gegen die Impfung zu raten.

Ich bin sehr dafür, auch und gerade hier, die Dinge ehrlich zu benennen, beginnend damit, dass der Begriff „Impfung“ nur halb ehrlich ist. Die Umprogrammierung der Zellen ist etwas anderes als die aktiven und passiven Impfungen alter Zeit.

(Nebenbei: Aktuell von „Impfungen“ zu sprechen, bleibt mit der Situation vergleichbar, dass ich etwa den Satz „Wir haben Vögel beobachtet“ sagte, mich damit aber darauf beziehe, dass wir im Zoo ein paar Pinguine sahen.)

Und die Verantwortung?

Ich bleibe in Sachen „Covid-Impfung“ dabei, dass ich weder dazu noch dagegen rate – doch ich bleibe ebenso definitiv dabei, dass man sich in der Sprache ehrlich machen sollte!

Ich frage heute aggressive Impfgegner wie auch fanatisierte Impfbefürworter immer dieselbe Frage: Übernimmst du persönlich die Verantwortung, wenn es bei mir schiefgeht?

Hinterlegst du Geld, um meine Kinder zu versorgen, wenn ich an Impfschäden sterbe – oder an Covid?

Offensichtlich haben Impfgegner es einfacher, hierauf zu antworten, denn sie können sagen: „Du kannst auch mit Impfung an Covid erkranken, aber ohne Impfung wirst du kaum Impfschäden erleiden – natürlich so lange nicht irgendwelche ‚Spikes‘ durchdrehen.“

Erwartet man denn, dass Politiker, die mit blank gelogener Panikmache gegen Impfskeptiker hetzen (vergleiche tichyseinblick.de, 17.12.2021), bei möglichen Impfschäden auch nur via Steuergeld „Verantwortung übernehmen“?

Wenn du aber nicht die Verantwortung für den potenziell tödlichen Ratschlag übernimmst, mit welchem Recht rätst du mir – und noch dazu so penetrant?

Ich finde ja, die Zehn Gebote (2. Mose 20) könnten um ein elftes Gebot erweitert werden: Du sollst keinen Ratschlag geben (zumindest keinen ungefragten).

Es ist eine schlechte Idee, so habe ich einst gelernt, einem Fußgänger ein Handzeichen zu geben, dass die Straße frei sei. Es scheint mir heute eine schlechte Idee zu sein, einem Menschen mehr zu raten, als dass er sich wirklich ehrlich informieren soll, um dann selbst zu entscheiden.

Relevanz, nicht Allgültigkeit

Ich könnte es mir einfach machen, wie so viele sogenannte „Ethiker“ und „Theologen“ in Staats- und Konzernmedien, und dies oder jenes für gut oder böse erklären, je nachdem, was die Propaganda an dem Tag hören will. – Es wäre einträglich, doch erbärmlich, und jede Sekunde im Leben passiert eben doch nur einmal.

Meine Philosophie trägt jedoch bereits im Titel die (implizite, aber unzweideutige) Aufforderung, sich selbst Gedanken zu machen, was die eigenen relevanten Strukturen sind, was einem wichtig ist, was man als richtig und relevant erkannt hat, und dann selbst eine Wahl zu treffen. 

Ich so, andere anders

Entscheide, doch entscheide vorsichtig. Du könntest falsch liegen! Dein Wissen wird nie mehr als eine vorläufige Skizze sein. Nur Götter und Trottel wissen wirklich alles, und falls du meinst, alles zu wissen und doch kein Gott bist, dann weißte halt auch noch was anderes.

Bevor du jemanden über die Straße winkst, frage dich, ob du bereit und überhaupt in der Lage bist, die moralische und finanzielle Verantwortung für die Folgen zu tragen. (Sprich: Eigentlich kannst du nur deine eigenen Kinder „über die Straße winken“ – und auch das nur zeitlich und praktisch begrenzt.)

Triff deine Entscheidung, und dann steh zu ihr – egal was sie war, solange du selbst es warst, der entschieden hat.

Entscheide, und dann komm damit klar, dass andere Menschen sich anders entscheiden.

Es gilt weiterhin: Prüfe alles, glaube wenig, denke selbst. Und dann entscheide – ebenso selbst.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Dushan Wegner.

Foto: Dushan Wegner

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Leserpost

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Andrej Stoltz / 19.12.2021

“Gib deine Meinung oder Ratschläge nicht preis, außer du wurdest gefragt.” ist tatsächlich das erste (nicht das elfte) der elf Gebote der “Church of Satan”. Nicht, dass ich für diese bucklige Sekte Werbung machen will, aber der Standpunkt hat etwas und war auch das einzige, was mir von denen in Erinnerung blieb.

Johannes Schumann / 19.12.2021

Also ich rate andere Menschen ab, sich dieses Zeug impfen zu lassen, wenn ich gefragt werden. Aggressive Impfgegner kenne ich nicht, penetrante Impfbefürworter hingegen sehr viele, die ungefragt diese Impfungen empfehlen. Ich übernehme ganz bewusst das Risiko einer Covid-19-Erkrankung in Kauf, denn ich kenne die Letalitätsrate. Sie ist vergleichbar mit der Grippe und gegen die lasse ich mich auch nicht impfen. Ich bin noch U40 und mir konnte keiner plausibel machen, warum ich mir diese neuen Impfstoffe injizieren lassen soll. Dass die nicht mal die versprochene Wirkung haben, war mir auch von Anfang klar. Dass Corona-Viren stets und ständig mutieren, war mir von Beginn an bewusst. Um in Ihrem Gleichnis zu bleiben: Ich wäre der Autofahrer, der anhält und das Handzeichen macht, sodass sich diese Person noch einmal umschaut, bevor sie über die Straße geht. Die Entscheidung, die Impfung erstmal abzulehnen, ist ja korrigierbar. Ich könnte mich irren und die Impfung wäre die beste aller Zeiten, aber dann kann sich die Person ja immer noch impfen lassen. Umgekehrt geht es aber nicht: Die Impfung lässt sich nicht rückgängig machen.

Rainer Mewes / 19.12.2021

Ein Zitat aus dem Peterprinzip: “In der Regel ist es gar nicht so schwierig, das Richtige zu tun, wenn es nicht immer gleich so viele Leute bei der Hand hätte, die einem sagen wollten, was das richtige wäre!”

Dr. Ralph Buitoni / 19.12.2021

Wieder mal ein nicht untypisches Achse-Produkt - bequeme Äquidistanz - die einen sagen so, die anderen so. Kein Blick auf die inzwischen weltweit erhältlichen Daten. Und selbstverständlich kein Blick hinter die Sockenpuppen vom politischen und medialen Staatstheater.

lutzgerke / 19.12.2021

Die Pharma-Industrie steht im Ruf, schlimmer als die Mafia zu sein und Pfizer und Johnson & Johnson stehen ganz oben auf der Top Ten-Liste der am öftesten verurteilten Pharmaunternehmen mit den höchsten Strafzahlungen. Pfizer, Platz 1, ist 47 mal verurteilt und zu einer Geldstrafe von 4,4 Milliarden Euro verdonnert worden und Johnson & Johnson steht auf Platz 3 mit 3,4 Milliarden Euro Strafzahlungen und 27 Verurteilungen. Würde der werte Herr Impfexperte dazu raten, von einem Scheckbetrüger, der 47 mal verurteilt worden ist, einen Scheck anzunehmen? Ich fühle mich moralisch verpflichtet, vor der Erdöl-Spritze zu warnen. Daß diese Spritze Unsere letzte Hoffnung sein soll, wiederlegen nicht nur die Kollateralschäden, sondern auch die Notzulassungen, denn im Mai 2020 waren bereits Hunderte Mutationen und 16.000 Gensequenzen des vermeintlich gefährlichen Covid-19-Virus in der GISAID-Gendatenbank eingelagert. Das Allernaheliegendste jedes Gesundheitsministers hätte sein müssen, die Pharma-Mafia daran zu erinnern, daß Totimpfstoffe die anerkannte und sicherste Methode sind, sich vor einer Infektion zu schützen. Da hätte man bei GISAID nur zuzugreifen brauchen. Andere Staaten haben Totimpfstoffe entwickelt und in Gebrauch ausgerechnet in Deutschland sind die verboten? Man brauch nur 1 und 1 zusammenzählen, um zu erkennen, daß der Fisch vom Kopf stinkt. / Der PCR-Test hat einen schlechten Ruf seitens seines Erfinders und RNA-Viren sind ausgesprochen variationsfreudig. Zudem waren Corona-Viren nie ein Problem, daher darf man auch bei Test annehmen, daß die nur auf Corona-Viren anschlagen, aber zwischen SARS-CoV und SARS-CoV/2 und Millionen Varianten überhaupt nicht unterscheiden können. Der Betrug springt einem ja mitten ins Gesicht?    

Hjalmar Kreutzer / 19.12.2021

Leider sind die Leute so auf Linie gebracht, dass sie mir ungefragt vor den Latz knallen: „Ick bün ja ooch schon drei ma jeümpft!“ Ich möchte dann manchmal losbrüllen: „Interessiert mich nicht, geht mich nichts an, will ich gar nicht wissen!“ Ich bin dazu allerdings meist zu feige, und außer Mißstimmung und bösem Blut und FRUCHTLOSEN Diskussionen bringt es ja nichts. Auch in der eigenen Familie wurde ich schon examiniert: „Bist Du geimpft? Hast Du wenigstens schon einen Termin?“ und brachte es nicht übers Herz, einer älteren Verwandten zu sagen, dass sie das nichts angeht. Infolgedessen diskutiere ich das am liebsten gar nicht oder nur mit Gleichgesinnten und wir bestätigen uns gegenseitig. Auch diejenigen, die einfach der staatlichen Erpressung bei Strafe der Existenzvernichtung nachgeben mussten, möchte ich nicht unnötig in Verlegenheit bringen, die ärgern sich schon genug.

Boris Kotchoubey / 19.12.2021

Das hat der liebe Gott vergessen, dem Moses auf die Tafel zu bringen: “Du sollst keinen Ratschlag geben”. Wahrscheinlich hatte er damals schon Gedächtnisprobleme. Schön, dass Herr Wegner nun den alten weißen Mann da oben korrigiert hat; schade nur, dass mit ein paar Tausend Jahren Verspätung. Er musste dafür allerdings ein Fabelwesen Namens “aggressiver Impfgegner” erfinden, aber das war ja nur ein literarischer Trick.

Wiebke Ruschewski / 19.12.2021

Stimme zu. Ich belehre niemanden, möchte aber auch von niemandem belehrt werden. Erstens möchte ich, wie im Text ebenfalls beschrieben, nicht schuld daran sein, dass ein anderer eine falsche Entscheidung getroffen hat, zum anderen finde ich die hochnäsige Klugscheißerei derer, die ungefragt schlaue Tipps geben zum kotzen! Andererseits möchte man auch keinen unbedarften Bekannten ins Messer laufen lassen. Eine vorsichtig-zurückhaltende Frage, ob man sich denn auch wirklich schon Gedanken zu dem Thema gemacht hat, sollte drin sein. Wenn ich aber merke, die andere Person hat zu diesem Thema ihre eigene, feste Meinung, dann ist jedes weitere Einwirken tabu. Ich verbitte mir so etwas auch. Was den Passanten angeht, der über die Straße gehen will: Der Fahrlehrer hatte zwar durchaus recht. Allerdings steht es dem Passanten ganz gut, wenn er trotz des Winks nochmal selbst einen genaueren Blick auf die Straße wirft. Getreu dem Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.

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