Rainer Bonhorst / 17.07.2019 / 08:50 / Foto: EQUO / 42 / Seite ausdrucken

Die spinnen, die Sozen! Die Grünen auch

Es gibt eine Gewinnerin und zwei groteske Verlierer aus unserem lieben deutschen Absurdistan. Die Gewinnerin kennen wir: Ursula von der Leyen. Die Verlierer kennen wir leider auch. Erstens die Sozialdemokraten, die sich als beleidigte Leberwürste bis zum Happy End der anderen geziert haben, ihre Landsfrau zu unterstützen. Zweitens die grüne Damenpartei, der es völlig wurscht war, dass zum ersten Mal eine deutsche Frau (sprich: Geschlechtsgenossin) den wichtigsten Job in Brüssel erobern konnte. 

Dass zum ersten Mal ein deutscher Mensch, gleich welchen Geschlechts, nach einer gefühlten Ewigkeit so hoch befördert werden konnte – dafür fehlte den Verschnupften und den Ideolog(inn)en offenbar jeder Sinn. Viele von ihnen neigen ja ohnehin zu der Meinung, dass es in Deutschland kein Volk gibt, sondern nur eine Bevölkerung.

Von mir aus. Jede(r) nach seinem Geschmack, auch wenn das in Zeiten der politischen Korrektheits-Diktatur ein altmodisches Prinzip ist. Aber da haben sich zwei politische Gruppierungen, eine abschlaffende und eine aufstrebende, unsterblich blamiert. Egal, wie der eine oder die andere am Ende abgestimmt hat. Das lächerliche Zögern und Zieren reichte, um im übrigen Europa zum Gespött zu werden. Wieso sollen wir eine Deutsche wählen, wenn die eigenen Leute es nicht tun? Eine gute Frage, die da aus europäischen Mündern gestellt wurde. Aber zum Glück haben genügend andere dann ja doch die Deutsche gewählt, zu der sich die beschriebenen Deutschen so lange nicht aufraffen konnten.

Also, ich weiß, was ich tun würde, wenn ich Angela Merkel wäre, was ich zugegebenermaßen nicht bin. Ich würde nicht darauf warten, dass meine ins Unberechenbare abgleitenden sozialdemokratischen Koalitionspartner mir die Klamotten vor die Füße werfen würde. Ich würde proaktiv handeln, wie der moderne BWL-Ausdruck heißt. Ich würde ihnen selber die Tür weisen.

Ich würde ihnen sagen: 

Liebe Sozialdemokraten, so sehr ihr mir ans Herz gewachsen seid, aber so geht’s nicht. Ursula von der Leyen mag nicht die erste und nicht die ideale Kandidatin für den Top-Job in Brüssel sein (wer ist das schon). Aber sie ist unsere Kandidatin. Als euer holländischer Sozialdemokrat an der Reihe war, habe ich mich verhalten, wie man sich anständigerweise verhält. Als Ursula von der Leyen dran war, habe ich mich überanständig, ja fast schon peinlich anständig verhalten und mich der Stimme enthalten, weil ihr aus eurer Schmollecke nicht heraus gekommen seid.

Aber irgendwann wird das Schmollen lächerlich. Da ihr es so lange nicht geschafft habt, eure entrückten europäischen Parteigenossen auf den Pfad der politischen Vernunft zu geleiten, kann ich nur sagen: Ihr seid im Moment zu nichts mehr zu gebrauchen. Adios. Macht euren Dreck alleene. Und ich mache ab sofort meinen Dreck alleene.

Zum grünen Njet zu einer völlig ehrenhaften und politisch sehr erfahrenen Frau will ich gar nichts sagen. Die Grünen sind nun mal in der Opposition gelandet, obwohl ich einmal um sie geworben habe. Aber sie sind, wo sie sind. Und da können sie machen, was sie wollen. Geht mich nichts an. Ich wünsche ihnen Glück bei ihrem weiteren Aufstieg in der Wählergunst. Aber noch mehr wünsche ich mir, dass sie aus ihrem ideologischen Hutzelhäuschen herausfinden.

Am meisten Glück wünsche ich Ursula von der Leyen, dieser in Brüssel geborenen Patriotin, die den versammelten Europäern und den anwesenden deutschen Spießern in ihrer Rede gezeigt hat, was eine leidenschaftliche Europäerin ist.

Das ungefähr würde ich sagen, wenn ich Angela Merkel wäre, was ich zugegebenermaßen nicht bin. Als Nicht-Angela-Merkel kann ich in Sachen SPD noch anfügen: Was ist nur aus der Partei Willy Brandts geworden, der ich einst mehrmals freudig und sogar ein bisschen stolz meine Stimme gegeben habe. Und was wird aus den Grünen, mit denen ich auch mal geflirtet habe, als sie in Deutschland noch für den frischen Wind der Freiheit standen.

Aber was soll's. Es sind nostalgische Gedanken eines AWM (alten weißen Mannes).

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Leserpost

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Werner Lange / 17.07.2019

Hallo Herr Bonhorst, das Problem vdL oder wen sonst auch immer existiert doch eigentlich garnicht in Wirklichkeit - die schlechteste aller üblen Entscheidungen war doch von Anfang an D auf die Nachfolge des Herrn Juncker festzunageln und den zighundertmal wichtigeren Posten, nämlich die Nachfolge des Herrn Draghi mit jemanden besetzen zu können der das Wissen und den Willen hat die bodenlos zerrütteten Finanzen der EU wenigstens mal ein bißchen zu sanieren versuchen, diesen Posten schlicht herzuschenken war bodenlose Dummheit. Und wird uns noch teuer zu stehen kommen, richtig TEUER! Ob Frau vdL ihre Demontageerfahrungen aus der Bundeswehrzeit auf das “Parlament” übertragen kann - geschenkt. Aber dass die Dame Lagarde die Finanzen der EU-Staaten noch wesentlich “erfolgreicher” ruinieren wird als ihr eh schon viel zu erfolgreicher Vorgänger liegt bedauerlicherweise auf der Hand…

Ingo Hahnen / 17.07.2019

Glückwunsch Uschi, wärst aber besser Beifahrerin geblieben, weil Du eine noch schlechtere Figur am Steuer machst als Angie. Auch für ein Fahrzeug mit Automatikgetriebe sollte manfrau einen Führerschein haben. Du wirst den Karren mit noch mehr Wucht gegen die Wand fahren. Gez. Chauvi

Diego Frey / 17.07.2019

Ach ich freu mich über Frau von der Leyen, wenn sie in der EU genau so fuhrwerkt wie in der Bundeswehr, dann können wir uns bald von der EU verabschieden. Ich hoffe vdL ist letzte Komissionspräsidentin! Hier sieht man schön das Peterprinzip. Für die, die es nicht wussten, das EU Parlament spricht bei den Abstimmungen nur Empfehlungen für die Kommission aus. Entscheiden tun die Nix! Das einzige Organ in der EU, dass Gesetze beschliessen kann und darf ist der Kommisionspräsidentx. ;-)

Lars Schweitzer / 17.07.2019

Das einzige Spinnerte ist allenfalls, aus welchem Grund die Sozen und Grünen geschmollt haben. Dass Frau vdL überhaupt noch in der Politik ist, ist ein Skandal. Die beste Rede zu den aktuellen EU-Personalien hat übrigens überraschenderweise der linke Satiriker Sonneborn gehalten.

Lothar Kempf / 17.07.2019

Für eine solche Vorgehensweise braucht man Charakter. Diesen finden Sie nicht bei den beteiligten Parteiheinis/heininnen. Auch nicht bei der BKin.

Sabine Schönfelder / 17.07.2019

Ja, lieber Herr Bonhorst, da liegen Sie goldrichtig mit Ihrer Einschätzung sich selbst gegenüber. Ihre Gedanken sind reichlich nostalgisch, fast schon rührend, aber sicherlich verklärt. Ihre, wahrscheinlich durch jahrelange SPD-Verbundenheit entstandene, bürgerliche Grundanständigkeit entspricht schon lange nicht mehr der Realität, weil sie in der Politik schlichtweg nicht mehr praktiziert wird! Diese Ihre ‘anständige’ Fehleinschätzung der politischen Lage macht Ihren fiktiven Brief obsolet, denn die gehässige, dilettantische, mißgünstige Aktion der SPD Ursula gegenüber ist Anfängerheuchelei angesichts Merkels professioneller, gut trainierter Intriganz! Die ‘gruseligen Drei’ ( M. ,AKK und v.d.L) werden zwar von einer gleichgeschalteten Presse schön geschrieben, das ändert aber , wie immer, nichts an denTatsachen. Ich denke wie abgezuppt und skrupellos Merkel wirklich ist, die Tochter des ‘roten Kasner’, und die Propagandistin einer urlinken DDR-Suppe, die sowohl Gymnasium, als auch Studium in der DDR absolvierte, können Sie sich in den anständigen, bürgerlichen Synapsen Ihres Großhirnlappens nicht vorstellen. Das macht Sie in meinen Augen sehr sympathisch. Allerdings bilden Menschen wie Sie, mit einer grundsätzlich vertrauensvollen Haltung allem scheinbar Bürgerlichen gegenüber, leider die Grundlage dafür, daß sich politische Strömungen, die abseits von Regeln und Anstand agieren, (anarchistische Politik von Grünen und Linken), etablieren können, und ihre Plätze in politischen Ämtern beziehen. Die drei Damen benutzen ein Muttiimage, betreiben aber linke Politik. Undemokratisch, alternativlos, - faschistoid!

R. Fetthauer / 17.07.2019

Nun ja, abseits allen Pathos gilt: Sie können es nicht! Weder die im Blindflug befindlichen Sozialdemokraten, noch die beliebigen Grünen! Für die Position an der EU-Spitze hätte ich mir eine(n) parteilosen Kandidaten/(in) gewünscht, die/der internationale Erfahrung hat - egal welcher europäischen Nationalität und ohne Bewertung der bisherigen Profession! Ein naiver Gedanke vielleicht, aber mit der Chance die europäische Idee mit neuem Leben zu füllen.

A. Senna / 17.07.2019

Genauso wie Klaus Klinner, empfinde ich das auch. Merkwürdig!

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