Es gibt eine Gewinnerin und zwei groteske Verlierer aus unserem lieben deutschen Absurdistan. Die Gewinnerin kennen wir: Ursula von der Leyen. Die Verlierer kennen wir leider auch. Erstens die Sozialdemokraten, die sich als beleidigte Leberwürste bis zum Happy End der anderen geziert haben, ihre Landsfrau zu unterstützen. Zweitens die grüne Damenpartei, der es völlig wurscht war, dass zum ersten Mal eine deutsche Frau (sprich: Geschlechtsgenossin) den wichtigsten Job in Brüssel erobern konnte.
Dass zum ersten Mal ein deutscher Mensch, gleich welchen Geschlechts, nach einer gefühlten Ewigkeit so hoch befördert werden konnte – dafür fehlte den Verschnupften und den Ideolog(inn)en offenbar jeder Sinn. Viele von ihnen neigen ja ohnehin zu der Meinung, dass es in Deutschland kein Volk gibt, sondern nur eine Bevölkerung.
Von mir aus. Jede(r) nach seinem Geschmack, auch wenn das in Zeiten der politischen Korrektheits-Diktatur ein altmodisches Prinzip ist. Aber da haben sich zwei politische Gruppierungen, eine abschlaffende und eine aufstrebende, unsterblich blamiert. Egal, wie der eine oder die andere am Ende abgestimmt hat. Das lächerliche Zögern und Zieren reichte, um im übrigen Europa zum Gespött zu werden. Wieso sollen wir eine Deutsche wählen, wenn die eigenen Leute es nicht tun? Eine gute Frage, die da aus europäischen Mündern gestellt wurde. Aber zum Glück haben genügend andere dann ja doch die Deutsche gewählt, zu der sich die beschriebenen Deutschen so lange nicht aufraffen konnten.
Also, ich weiß, was ich tun würde, wenn ich Angela Merkel wäre, was ich zugegebenermaßen nicht bin. Ich würde nicht darauf warten, dass meine ins Unberechenbare abgleitenden sozialdemokratischen Koalitionspartner mir die Klamotten vor die Füße werfen würde. Ich würde proaktiv handeln, wie der moderne BWL-Ausdruck heißt. Ich würde ihnen selber die Tür weisen.
Ich würde ihnen sagen:
Liebe Sozialdemokraten, so sehr ihr mir ans Herz gewachsen seid, aber so geht’s nicht. Ursula von der Leyen mag nicht die erste und nicht die ideale Kandidatin für den Top-Job in Brüssel sein (wer ist das schon). Aber sie ist unsere Kandidatin. Als euer holländischer Sozialdemokrat an der Reihe war, habe ich mich verhalten, wie man sich anständigerweise verhält. Als Ursula von der Leyen dran war, habe ich mich überanständig, ja fast schon peinlich anständig verhalten und mich der Stimme enthalten, weil ihr aus eurer Schmollecke nicht heraus gekommen seid.
Aber irgendwann wird das Schmollen lächerlich. Da ihr es so lange nicht geschafft habt, eure entrückten europäischen Parteigenossen auf den Pfad der politischen Vernunft zu geleiten, kann ich nur sagen: Ihr seid im Moment zu nichts mehr zu gebrauchen. Adios. Macht euren Dreck alleene. Und ich mache ab sofort meinen Dreck alleene.
Zum grünen Njet zu einer völlig ehrenhaften und politisch sehr erfahrenen Frau will ich gar nichts sagen. Die Grünen sind nun mal in der Opposition gelandet, obwohl ich einmal um sie geworben habe. Aber sie sind, wo sie sind. Und da können sie machen, was sie wollen. Geht mich nichts an. Ich wünsche ihnen Glück bei ihrem weiteren Aufstieg in der Wählergunst. Aber noch mehr wünsche ich mir, dass sie aus ihrem ideologischen Hutzelhäuschen herausfinden.
Am meisten Glück wünsche ich Ursula von der Leyen, dieser in Brüssel geborenen Patriotin, die den versammelten Europäern und den anwesenden deutschen Spießern in ihrer Rede gezeigt hat, was eine leidenschaftliche Europäerin ist.
Das ungefähr würde ich sagen, wenn ich Angela Merkel wäre, was ich zugegebenermaßen nicht bin. Als Nicht-Angela-Merkel kann ich in Sachen SPD noch anfügen: Was ist nur aus der Partei Willy Brandts geworden, der ich einst mehrmals freudig und sogar ein bisschen stolz meine Stimme gegeben habe. Und was wird aus den Grünen, mit denen ich auch mal geflirtet habe, als sie in Deutschland noch für den frischen Wind der Freiheit standen.
Aber was soll's. Es sind nostalgische Gedanken eines AWM (alten weißen Mannes).