Das ist die bisher ehrlichste Selbstkritik von Medienleuten, die ich gelesen habe. Und ja, es ist richtig, auch ich glaube den Medien inzwischen nichts mehr. Ich höre bzw. lese nur noch deren Absonderungen und analysiere sie um mir ein Bild von der Verfassung der Medienleute zu machen. Aber in der eigentlichen Sache ignoriere ich das Geschreibsel zu einem großen Teil.
Ja, die sich selbst als Mainstreampresse Bezeichnen haben sich gewaltig blamiert. Als nächstes kommt das finanzielle Desaster. Meinungsextremisten bewegen sich im Informationszeitalter im Internet nicht in Printmedien oder staatlichem Fernsehen, wer soll sie also bezahlen? Mediendienstleister sollten sich gut überlegen ob sie ihre Kunden weiterhin so offensichtlich manipulieren können und darauf vertrauen im Notfall als Systemrelevant eingestuft und mit Zwangsbeiträgen gerettet zu werden.
Ja so scheint das zu sein und deshalb sehe, höre und lese ich diesen Journalismus auch fast gar nicht mehr - und das ist auch gut so. Rein zufällig kann es passieren, dass man einmal nicht abgeschaltet hat und doch noch etwas mitbekommt. Dann kommt aber regelmäßig nur der Beweis, und dass in immer kürzeren Abständen, dass sich dort nichts, aber auch gar nichts verändert hat. Die leiden scheinbar fast alle an einem Tourette-Syndrom. Dankenswerterweise gibt es ja auch diesbezüglich inzwischen mehrere Alternativen.
Vielen Dank für diesen erhellenden Beitrag. Diese selbstgerechte Sicht der Dinge habe ich in meinen 20 Jahren als Erzieher in einem Jugendfreizeitheim mit vielen jungen, straffälligen Migranten oft erlebt. Wir hatten regelmäßig Besuch von Reportern des Berliner Tagesspiegel, die eigentlich nie daran Interesse hatten das Erlebte bzw. Faktische abzubilden. Sie kamen mit einer vorgefassten Meinung und wurden auch von selbst erlebten Tatsachen vor Ort, nicht in ihrer Sichtweise erschüttert. Noch heute lese ich manchmal die alten Beiträge dieser Zeitung über meine frühere Wirkungsstätte und schüttle immer wieder den Kopf über so viel dreistes Manipulieren, Verzerren und Weglassen der Realität.
Meine Hochachtung, Markus! Aus ähnlichen Gründen habe ich vor einigen Jahren unter wüstem Protest meinen deutschen Journalisten-Ausweis zurückgeschickt. Man glaubte mir einfach nicht, was ich, manchmal SOFORT per Anruf nach Deutschland übermittelte. Nur ein Beispiel: Am Morgen, als der Feldzug gegen den Irak begann, sollte ich eigentlich nach Ramstein fliegen. Ich pflege sehr früh auf dem Fliegerhorst aufzutauchen. Verließ mein Haus 90 Minuten vor dem briefing. 10 Minuten Autofahrt. An diesem Tag: totaler Stillstand auf den Straßen. Ich rief den Oberst an; der lachte: Fahr wieder heim, du als Deutscher darfst nicht in den Irak fliegen; dorthin werden wir gleich Truppen bringen! Sofort telefonierte ich mit einigen Redaktionen in Deutschland. Ja ja, war die Antwort, Sie haben wohl Recht, aber wir glauben das einfach nicht. Machen Sie sich auf einige bösartige Reaktionen aus dem eigenen Lager bereit, Markus! Ich danke Ihnen für Ihre wohldurchdachte Meinung. Besten Gruß aus der Holy City Charleston in Südcarolina, Ihr Wolfgang
Sehr geehrter Herr Somm, Ihr Artikel trifft den Nagel auf den Kopf. Vor zwanzig Jahren regelmäßiger Leser von FAZ, NZZ und FT fasse ich diese Zeitungen heute nicht mehr an. Wichtige oder wichtigste Probleme werden nicht angefasst, schlimmer noch, ihre Nichterwähnung oder Verniedlichung gaukelt den Menschen eine falsche Wirklichkeit vor. Schockiert hat mich an ihrem Bericht, wie weit dieses Virus auch schon in die Schweiz vorgedrungen ist, die ich seit Kindheitstagen in den 70ern, wo wir häufig zu Besuch, als Hort der Vernunft und des gesunden Menschenverstandes empfand. Und der Unabhängigkeit. Zweifel daran kamen mir zum erstenmal, als die Schweiz gegenüber den USA und Deutschland hinsichtlich der Unabhängigkeit ihres Bankgeheimnis einknickte. Es ist gut, daß Sie ihre Stimme erheben und den Finger in die Wunde legen. Es ist wichtig, daß es wieder unabhängigen Journalismus gibt, der die Aussagen der Mächtigen auf ihren Wahrheitsgehalt untersucht und zur Not feststellt, daß der Kaiser nackt ist. Beste Grüße Kajo Kallen
Irgendwann reicht es jedem. Als ich vor fast 16 Jahren nach Berlin kam, habe ich auf Empfehlung eines Freundes, der selbst in Berlin lebte, den Tagesspiegel abonniert. Vor knapp zwei Jahr habe ich das Abo auslaufen lassen. Ich hatte es ohnehin nur noch behalten, weil ab und zu etwas von Herrn Martenstein zu lesen gab. Es werden immer mehr, die ihr Abos nicht verlängern. Interessant ist v. a., dass die Zeitungen nicht nachfragen, weshalb man sie nicht mehr will. Hier wäre im Interesse des eigenen Überlebens Recherche und Meinungsforschung extrem wichtig. Die Medien interessieren sich offensichtlich nicht für die, die abschalten und abbestellen. Wie soll ein Journalismus, der sich nicht einmal dafür interessiert, die Welt verstehen und Nachrichten machen, die diese Bezeichnung verdienen.
Exzellent beschrieben. Genauso nehme ich die Medienwelt seit langer Zeit wahr und es beruhigt mich ungemein, dass nicht ich es bin, die in einer Sekte ist. Die Realität die ich sehe ist eine andere als die, über die die Medien berichten.
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