Gastautor / 14.06.2019 / 06:15 / Foto: Pixabay / 186 / Seite ausdrucken

Die Leiden eines Hausplaners: Hilfe, E-Auto-Ladestation!

Von Paul Lech. 

Deutschland 2019. Umbruchstimmung entnehme ich vielen Schlagzeilen. Das ist der Aufbruch in die Elektromobilität, heißt es, 1.000.000 E-Autos werden angestrebt. So weit die Theorie. Die Praxis geht anders: Da landet die schöne neue Elektromobilität auf meinem Schreibtisch, und ich weiß nicht recht, wie ich damit umgehen soll.

Ich (m) werde in wenigen Wochen 59 Jahre alt und bin in einem Ingenieurbüro für Haustechnik in NRW beschäftigt. Ich arbeite nun seit zwei Jahren in einer Mini-Elektroabteilung – 4 Menschen = 3+1, entsprechend 25 Prozent Frauenanteil – und wie Sie sich denken können, bei weitem der Älteste. In den vergangenen zwei Jahren haben wir bei verschiedenen Projekten so zwischen 400 und 500 Wohnungen geplant, teils auch höherwertige Ausstattungen, alles in allem etwa 20 Prozent Sanierungen.

Nun ist bei einer Neubau-Wohnanlage (ca. 100 Wohnungen in 12 Häusern) Folgendes passiert. Der Bauherr möchte in der gemeinsamen Tiefgarage mindestens 20 Ladesäulen für Elektroautos installiert haben. Eine entsprechende Ladesäule kann bei Schnellladung einen Strom von 32 A liefern. Das heißt, würden alle Ladesäulen voll in Betrieb gehen, müsste ich theoretisch 640 Ampere vorhalten. Das geht natürlich nicht. Die Säulen sind untereinander vernetzt und regulieren sich gegenseitig. Somit kann die Ladezeit – bei Mehrfachnutzung – auf mehrere Stunden anwachsen, wo der Hersteller der Säulen sagt, dass dies vertretbar ist, aber der Bauherr hartnäckig nachfragt, warum das denn so sei. Er verkaufe oder vermiete schließlich hochwertige Wohnungen, und eine Ladezeit von mehreren Stunden (bis zu 8 Stunden) wären kein gutes Verkaufsargument.

Kann ich nachvollziehen... aber es kommt noch besser: 100 Wohnungen mit Warmwasserversorgung aus der Heizung (nicht mit Strom) haben nach DIN 18015 einen Anschlusswert von 108 kVA. Die Werte-Tabellen basieren auf den Erfahrungswerten der städtischen Energieversorger (Sehen Sie hierzu die Tabellen auf den Seiten 5 und 6.)

Zu den 100 Wohnungen kommt noch die Lüftungsanlage der Tiefgarage, einige Pumpen und Hebeanlagen, Außenbeleuchtung, Reserve und dergleichen. Ich hätte normalerweise bei den Stadtwerken eine Leistung von 15 bis 180 kVA, entsprechend 130-150 kW angemeldet. Nebenbei bemerkt, auch für diese Leistung hätte ein kleiner Trafo installiert werden müssen, da sich das Grundstück zwar auf Stadtgebiet aber mehr auf der "grünen Wiese" befindet. Bei Großstädten wäre diese Leistung – je nach Lage – aber noch im Netz vorhanden.

„Das muss ich den Bauherren erklären und kann es nicht“

Auf Grund der 20 Ladesäulen, gegebenenfalls auch mehr, muss nun ein Transformator mit 400 kVA installiert werden, weil diese hohe Leistung grundsätzlich nicht mehr im Niederspannungsnetz (400/230V) vorhanden ist. Außerdem möchte der Bauherr, dass die Ladesäulen doch eine entsprechende "Power" bringen und sich nicht selbständig komplett auf den Minimum-Ladestrom reduzieren. Somit also die Ladezeit auf weniger Stunden reduziert wird. Jetzt zu meinem Problem. Auf Grund der 20 Ladesäulen, gegebenfalls auch mehr, muss nun ein Transformator mit 400 kVA installiert werden, weil eine so hohe Leistung nicht im Niederspannungsnetz vorhanden ist.

Das wird in Zukunft bei fast jedem Bauvorhaben so sein, sage ich mal voraus. Denn in den Ingenieurbüros sind wir nicht nur Planer, sondern auch Berater. Wenn ein Bauherr eine neue Wohnanlage plant – und sei es nur ein 8-Familienhaus –, dann muss ich immer fragen, ob er auch eine Ladesäule in der Tiefgarage oder an den Parkplätzen wünscht. Das zählt zur guten Beratung der heutigen Zeit, jedenfalls meiner Meinung nach.

Wir werden in Zukunft viele Trafos verkaufen. Aber irgendwann geben uns die Elektrizitätsversorger/Stadtwerke keine Trafos mehr, weil auch das Mittelspannungsnetz am Ende ist. "Ausgelastet", wie man sagt. Sollte tatsächlich die Elektromobilität einen Boom bekommen, werden alle nach einem Zeitpunkt X nicht mehr schnell laden können.

Das muss ich den Bauherren erklären und kann es nicht. Wir in den Ingenieurbüros haben selten Kontakt zu anderen Büros, deshalb kann ich mich nicht immer in vollem Umfang austauschen oder beraten. Aber die nächste Elektromesse kommt bestimmt. 

Ich werde das Thema natürlich bei entsprechender Gelegenheit mit den Energieversorgern diskutieren, aber ich weiß jetzt schon, was die antworten werden: "Geh weg, wir haben andere Sorgen. Wenn was nicht geht, dann geht es nicht, und ein Netzausbau steht bei uns immer zum Schluss an".

Der hauseigene Trafo war schon ausgelutscht

Vor ein paar Jahren Jahren habe ich die Bauleitung in einem Luxus-Projekt mit fast 270 Wohnungen begleitet. Wir reden hier über Luxuswohnungen mit einem Preis zwischen 4.500 bis 16.000 Euro je Quadratmeter Wohnfläche, Innenstadt-Lage. Nur nebenbei, die kleinen Wohnungen sind mindestens 80 Quadratmeter groß, und die üppigen Wohnungen bis zu 120 oder gar 200 Quadratmeter. Wer hier lebt, kann sich einen flottes Tesla Luxusmodel als Hobby und gutes Gewissen leisten. Getreu dem Motto, "ich fahre grün".

Ich hatte das Thema Elektromobilität mal bei einer unserer Planungsrunden angesprochen. Wohlgemerkt, Planungsrunde während der Bauzeit zwischen Rohbau und Endausbau. Der lustige Vorschlag der Planer (war nicht unser Büro) und des Bauherrn war, ein paar gewöhnliche Steckdosen an ein paar Stellplätze der Tiefgarage zu verteilen, weil die Leistung der hauseigenen Trafos ja schon fast "ausgelutscht" wäre. Zudem sollten die "Interessierten" die Zusatzkosten für die Zuleitung, etwa 30 Meter im Durchschnitt und die Installation der Steckdose inklusive Absicherung, als Aufpreis bezahlen (280 bis 350 Euro netto ohne Mehrwertsteuer je Stellplatz/Wohnung, Stand 2014). An die Profis: Wir reden über eine offene Rohrinstallation auf-Putz in einer Tiefgarage, am Ende mit einer abschließbaren Klappdeckel-Schutzkontakt-Steckdose 230V, angeschlossen über eine NYM-Leitung 3x2,5 qmm (ggf. 3x4 qmm) separat abgesichert (16 A) in der Zählerverteilung.

Jetzt stellen Sie sich einmal vor, jemand zahlt für seine Wohnung eine Million Euro und bekommt für die Aufladung seines Teslas eine Steckdose, an die man normalerweise eine Waschmaschine anschließen würde. Ein Mittelklasse-Tesla Model S startet ab etwa 72.000,- Euro aufwärts, und nehmen wir einmal an, dass eine 70-kWh-Batterie installiert ist (Reichweite 440 Kilometer). Dann beträgt die Ladezeit laut Wikipedia etwa 20 Stunden, in Worten zwanzig (!), für eine Vollaufladung an eben jener oben genannten Normalo-Steckdose.

Doch noch einmal zu den oben genannten eine Million Elektroautos und den geforderten Schnell-Ladestationen.

1.000.000 Autos mal 16-Ampere-CEE-Steckdose (400 V) in der Garage zum laden, sind gleich 16.000.000 Ampere gleich 16 Mega-Ampere! Dabei könnte das größte deutsche Kraftwerk, Neurath in meiner Heimat NRW, mit 4.400 MW Leistung (Kohlekraftwerk!), bei einer Spannung von 400 V gleich 4.400 Mega-Watt geteilt durch Wurzel 3 = 1,73 x 400 Volt theoretisch nur 6,35 Mega-Ampere liefern. Da fehlen noch fast 10 Mega-Ampere.

Glücklicherweise steht neben dem Kraftwerk Neurath in vier Kilometer Entfernung auch noch das Kohlekraftwerk Frimmersdorf. Anfang der 1970er Jahre immerhin das größte Kohlekraftwerk der Welt! Doch das läuft aktuell nur noch auf 2 x 300 MW. Soll das wirklich abgeschaltet werden? 

Meine Intention ist, mit diesem Beitrag eine Diskussionsgrundlage für Fachleute und Interessierte zu schaffen. Interessant wären auch Fragen oder Hinweise und Beispiele von absoluten Laien. Erfahrungsgemäß kommen hier recht unbedarfte aber auch echt originelle Lösungsansätze. Ich weiß keinen anderen Weg, als mich an eine breitere Öffentlichkleit zu wenden. Jedes Mal, wenn ich dieses Thema anschneide, kommt ein Schulterzucken, von Kollegen, Freunden, teils werde ich auch belächelt.

Ich sammle die Zuschriften der Leserpost und werde diese in einem zweiten Beitrag oder auch weiteren Beiträgen ansprechen, auswerten und kommentieren. Das wird sicher einige Zeit in Anspruch nehmen, da ich ja nebenbei voll berufstätig bin. Es werden auch einige Profis meine Zahlenbeispiele kommentieren und gegebenfalls korrigieren, und das ist gut so. Nur so werden wir uns gemeinsam den tatsächlichen Gegebenheiten nähern können. Ich bitte sogar ausdrücklich darum, von Ihren Erfahrungen zu berichten, auch mit Berechnungsbeispielen. Ich bitte die Leserinnen und Leser um Verständnis, dass ich unter einem Pseudonym schreibe. Im oben beschriebenen Projekt handelt es sich um eine laufende Baumaßnahme. Der hier veröffentlichte Text ist mit der Geschäftsleitung unseres Büros abgestimmt.

Nachtrag/Update vom 17.06.2019:

Werte Leserinnen und Leser,

ich bin überwältigt von so vielen qualitativ hochwertigen Postings, schön gemischt mit Beiträgen wo ich laut aufgelacht habe, kontrovers aber doch effektiv geführte Diskussionsansätze und herrlich verrückte Vorschläge von den Laien. Ich habe alle 186 Postigs in mehreren Stunden gelesen - ich hatte das in dieser Form und Intensität nicht erwartet.

Hierfür möchte ich mich ganz besonders bei Ihnen bedanken!

Da kommt ein schönes Stück Freizeitarbeit auf mich zu, mit der ich mich gerne in den nächsten Tagen beschäftigen werde.

Klarstellung:

Die Berechnungen rund um das Kraftwerk Neurath waren rein fiktiv und sollten den Laien einmal zeigen, wieviel Energie für die E-Mobilität gebraucht werden könnte. Hierbei lege ich besonderen Wert auf den Konjunktiv, den ich auch im Beitrag häufig bewusst gewählt habe. Meine Intension ist weder ein Experte zu sein, noch irgendwie ein Besserwisser und Fingerzeiger. Mir geht es lediglich darum aufzuzeigen was auf uns zukommen könnte, wenn wir einen Boom bekommen. Ich möchte Ihre Vorschläge sammeln und am Ende dieser kleinen Serie zu Lösungsansätzen zusammen führen. Vielleicht nimmt das ja eine(r) außerhalb der Achse als Anregung.

Folgende Themen haben sich für den nächsten Beitrag heraus kristalisiert:

  • Brandgefahr!
  • Gleichzeitigkeit, damit verbunden das Lastmangement
  • standardisierte Batterien für die E-Autos - Tausch, Leasing o.Ä.
  • Speicherbatterien im eigenen Haus zur Abdeckung der Spitzenlasten
  • die Erfahrungen der E-Auto-Besitzer
  • die Energiepolitik in Deutschland 

Ich weiß noch nicht ganz wie ich die Themen kombinieren werde, um einerseits nicht zu lange Artikel zu verfassen, und andererseits "was passt zusammen?".

Paul Lech

Foto: Pixabay

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Gordian Hense / 14.06.2019

Sehr geehrter Herr Lech, vielen dank für den sachlichen Bericht und die Anfrage. Ich an Ihrer Stelle würde das Rad nicht neu erfinden, sondern mich an einen der vielen grossen Ladenetzbetreiber wenden. Oder sogar an mehrere gleichzeitig. Die haben Erfahrungen damit. Allen voran Tesla. Deren Konzepte sehen eine Kombination von Wall-Boxen (also Batterie-Speicher) in denen z.B. günstiger Strom nachts zwischen gespeichert wird und Strom-Management-Systeme vor die den Strom sinnvoll und effizient auf die “gerade” angeschlossenen Autos verteilt. Die anderen Ladenetzbetreiber haben ähnliche Software-/Hardware - Lösungen. Denn bei solchen Lösungen wird praktisch nie das Maximum von x kw mal Anzahl Fahrzeuge erreicht. Bei guter Management-Software wird ermittelt wie voll die Batterie des jeweiligen Fahrzeugs ist und es wird je nach Ladestand nachgeladen. So wird eine volle Batterie weniger stark beladen als eine ganz leere. Ausserdem wird berücksichtigt wann sich jemand an den Strang gehängt hat. Da wird der, der zu erst da war, begünstigt damit er möglichst schnell z.B. auf 80 % Kapazität kommt. Damit dann ab da andere danach mit höherer Leistung geladen werden können. Ausserdem schliesse ich mich da einigen Vorrednern an.  Das Ladeverhalten wird sich auf viele kleine Situationen verteilen. Lidl plant den Umbau seiner Parkplätze mit Ladestationen, da kann man in der halben Stunde in der man einkauft 50 % aufladen. IKEA ebenso. Und das sogar meist kostenlos. Für viele Unternehmen gilt es als zukünftige Marketing-Strategie das seinen Kunden anzubieten um sie zu sich als Kunde zu locken. Der Strom kommt dann z.T. aus den eigene Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach, der auch in Wallboxen zwischen gespeichert wird.  Weiter werden in vielen Ländern sogenannte Super-Grids geplant, die Autos, Wallboxe, andere Speicher zusammen schalten und entweder Strom abgeben oder nachladen. Das setzt natürlich eine entsprechende Steuerung per Software voraus. Wieso geht das in den USA, Australien!

Dan Sternberg / 14.06.2019

Vorab, ich bin zwar Naturwissenschaftler, habe aber von Elektrik oder Elektrotechnik keine Ahnung und einen Heidenrespekt. Schon das Laden einer Autobatterie bekomme ich zwar hin, lese aber lieber 25mal in Handbuch und Internet nach. Zur Elektromobilität: Sollte es wirklich machbar sein, genügend Batterien auch für individuelle Autos herzustellen, kann das gerade im Mieterland Deutschland nur mit einem Umtausch- oder Pfandsystem funktionieren, indem man an einer “Tankstelle” (“Ladestelle”) den Satz leerer Batterien gegen volle tauscht. Dann würde auch unterwegs das Nachladen in angemessener Zeit funktionieren. Allerdings braucht man dazu natürlich trotzdem geeignete Lade-Infrastruktur mit ausreichend Kapazität, das aber wenigstens nicht mehr in jedem Haus. Ob so ein Tausch-/Pfand-System praktikabel ist? Man dürfte nur noch genormte Batterien/Akkus verwenden. Schwer wären sie sicherlich trotzdem, sodass man wieder “Tank”-bzw. “Ladewarte” bräuchte.

Mike Neumann / 14.06.2019

Sehr geehrter Herr Lech, ich habe Maschinenbau / Nukleare und regenerative Energietechnik studiert und finde die Thematik der Energiewende ungeheuer spannend. Spannend, weil wir in Deutschland von Kern- und Kohlekraft Abschied nehmen und unseren Komfort nicht aufgeben wollen. Sie beschreiben die Thematik der Stellplätze und der Ladesäulen treffend. Der Investor will ein Gebäude mit etlichen Wohneinheiten errichten. Er baut jetzt und will die Infrastruktur so aufstellen, dass sie in der Zukunft tragfähig ist. Aktuell deutet vieles darauf hin, dass die Politik allein auf den Elektroantrieb setzt. Bei 100 Wohneinheiten würde ich also eher 50 Ladesäulen vorsehen. Zu Hause werden keine Schnellladesäulen benötigt, 10 kW pro Ladesäule reichen da locker. Bei einem Gleichzeitigkeitsfaktor von 10% (nicht alle Fahrzeuge müssen geladen werden, der Füllstand wird unterschiedlich sein, intelligente Zähler werden zur Steuerung eingesetzt) reichen aus meiner Sicht also auch 50 kW für die 50 Ladesäulen. Ich würde dem Investor also raten, für die Zukunft Trassen vorzusehen, damit Ladekabel nachgezogen werden können. Die 20 Ladesäulen reichen für die nächsten Jahre, danach vielleicht nicht mehr. Wir kommen ganz schnell an die Kapazitätsgrenze, wenn mehrere Schnellladesäulen nebeneinander gerade an den Autobahnen gebaut werden. Oder wenn Ladesäulen bei Bestandsgebäuden nachgerüstet werden. Im Neubau sehe ich es entspannt.

T.Schmidtke / 14.06.2019

Das sind die Folgen, wenn ideologische Wunschvorstellungen auf die harte, physikalische Realität treffen. Das Wollen ist immer schön und gut, wenn aber die Thermodynamik sagt “Is nich!”, dann gilt “Is nich!”. Da kann man sich noch so sehr auf die Hinterbeine stellen, da kann man einfach nichts machen. Sieht man aber auch wunderbar bei der Umsetzung der “Energiewende”. Im Norden wird alles verspargelt, aber im Süden wird die Energie benötigt, nur notwendige Überlandleitung werden verteufelt. Funktioniert so einfach nicht.

Frank Dieckmann / 14.06.2019

Vor lauter Strom haben Sie die hohe Brandgefahr vergessen, welche von solchen Elektrohobeln ausgeht. Es gab schon mehrere Spontanentzündungen von Elektrofahrzeugen. Nach Gasfahrzeugen sollten auch E-Autos nicht in Großgaragen abgestellt werden. Da sich solche Brände schlecht bis garnicht löschen lassen, sollte im Notfall eine Flutung der Garage möglich sein. Wahrscheinlich bedarf es erst eines Unglücks mit vielen Toten, damit die Legislative ein entsprechendes Verbot erläßt. Übrigens konkurriert bei der Ladestromversorgung der ÖPNV mit den Privaten. In Berlin und Hamburg stellt man die Busflotte auf Elektroantrieb um. Und das hat dann Vorrang. Und was sind das eigentlich für Luxuswohnungen OHNE Klimaanlage, wo es doch angeblich viel wärmer werden soll? Auch hier entsteht künftig hoher Strombedarf. Die Lösung: Damit die Reichen ihrem Wohlfühlökologismus mit Tesla unter der Luxuswohnung frönen können, müssen die Armen eben ohne Licht und Kühlschrank auskommen und die Fertigspeisen kalt verzehren. Künftig wird die Nachfrage “gesteuert”, also der Strom rationiert. Hier bieten sich smarte Lösungen an. Grünwähler mit Tesla bekommt 24/7 Strom, Otto nur noch 8 Stunden am Tag und AfD-Wähler mit Diesel 1 nur noch 30 Minuten am Tag Strom für eine 5-Watt-Glühlampe, damit er sich anziehen und rasieren kann.

Max Mayer / 14.06.2019

Ich leite Wohnungsbau Projekte in Auckland, Neuseeland. Wir haben genau dieselben Probleme hier. Bei, im Schnitt, 120 Apartments pro Komplex, und gewünschter Ladeleistung von min. 12kW, kommen sehr schnell astronomische Kapazitäten zusammen, die Transformatoren im MW Bereich verlangen. Dabei ist die Frage der Diversifizierung schwierig zu beantworten. Denn die meisten Leute kommen gegen 18:00 nachhause und wollen dann den Wagen laden. Loadshedding ist eine Alternative aber wie langsam darf es sein? Das nächste Problem ist das Metering. Klar kann man das machen aber die Kosten einer solchen Anlage lassen sich schwer auf den Kaufpreis umlegen, denn auch hier geht die Denke in Richtung „Strom kommt aus der Wand“. Hinzu kommt, dass Trafo Upgrades wegen des Vulkanischen Untergrundes schnell extreme Kosten hinsichtlich Grabungsarbeiten und Straßensperren verursachen. Die Rot-Grüne Regierung in Neuseeland will auch aus der Kohle raus. Aber es gibt nur ein Baseload Kraftwerk, dass seit der Teilprivatisierungen der Stromanbieter nur noch minimal instand gehalten wird. Von ehemals 1,4 GW sind nur noch 500MW am Netz. Der Rest ist Wasser und Wind. Die Wind Anlagen sind öfter außer Betrieb als im Betrieb, denn die Windstärken überschreiten regelmäßig die Materialmaxima der Siemens Turbienen. Wasser ist auch nicht permanent verfügbar, denn entweder ist zu wenig da oder Zuviel, was dann Stromabwärts Überflutungen auslösen würde. An Kernkraft will hier keiner ran, obwohl sub-kritische Thoriumreaktoren hier ideal wären und selbst von lokalen Unis gepuscht werden (Neuseelands schwarze Westströnde sind voll davon). Wir haben viel über Photovoltaik nachgedacht aber der Output ist zu gering- und zu variabel übers Jahr. Die Amortisierungszeiten liegen im Schnitt bei 15 Jahren, was in etwa der Lebenszeit entspricht. Staatlich gefördert wird in Deutschland aber nur noch Wind. Denn Wasserkraft braucht Einschneide Veränderungen der Flussläufe. Dafür bekommt man aber keine Genehmigung mehr.

Wolfgang Moch / 14.06.2019

Ich fahre seit mehr als 2 Jahren rein elektrisch (erst Zoe Z.E.40, jetzt Tesla M3 LR AWD) und habe für unsere Kommune 6 Ladepunkte geplant und mit Fördergeldern gebaut; kenne mich als Ingenieurs-Kollege mit der Thematik sowohl aus Anwendersicht als auch aus Ladesstations-Planungssicht etwas aus. 1. Es laden nie alle gleichzeitig, alle Feldversuche (z. B. ENBW Ostfildern) haben gezeigt, dass es eine recht gute Ladelast-Verteilung gibt. 2. Die Fahrzeug-Akkus sind so üppig, dass bei der heute üblichen Fahrstrecke von 40-60km / Tag i. d. R. nur 1-2 mal / Woche überhaupt geladen wird, wer Langstrecke fährt, lädt unterwegs 3. Fahrzeuge mit 22kW AC-Ladeleistung werden rar, außer Zoe und Tesla’s mit 22kW Option gibt es aktuell keine 22kW AC-Lader 4. 11kW AC-Ladeleistung ist völlig ausreichend, da zumeist über Nacht geladen wird 5. Die Ladeleistung nimmt > 80% SOC (State of Charge / z. B. bei der Zoe) deutlich ab 6. Schnellladung ist jederzeit via DC öffentlich möglich Wenn man die Bauherren / Bauträger vernünftig und fundiert über diese Fakten informiert, dann wird man zum Ergebnis kommen, dass 20 Stück 11kW Ladepunkte mit Last-Management (z. B. auf max. 70 kW in Summe) so gut im Alltag funktionieren, dass immerhin 6 Fahrzeug exakt zur selben Zeit 11kW beziehen könnten. Dieser Fall wird in der Praxis aber nur sehr selten eintreten.

Henning Bettermann / 14.06.2019

Hallo Herr Lech, auch heute schon sind die elektrischen Netze unterdimensioniert, zumindest im Verhältnis zur installierten Leistung der Verbraucher. Wenn wir alle gleichzeitig den Herd und den Durchlauferhitzer nutzen würden wäre Deutschland sofort dunkel! Mit diesem Zustand leben wir glücklich seit Anbeginn der Nutzung der Elektrizität. Machen Sie den Bauherren klar, dass “alle gleichzeitig mit voller Pulle” in der Praxis sehr selten vorkommt. Wenn doch wird einfach nur die Leistung gedrosselt, der Strom fällt nicht aus! Ich rate also zu Neugier und Gelassenheit im Umgang mit dieser neuen Herausforderung, besonders vor dem Hintergrund Ihrer umfangreichen Berufserfahrung. Für Ihre Fragen stehe ich gerne zur Verfügung unter info@ladesystemtechnik.de. Ein schönes Wochenende wünscht Henning Bettermann

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Gastautor / 31.03.2024 / 12:00 / 5

Der Bücher-Gärtner: Warum die Giraffe nicht ohmächtig wird

Von Edgar L. Gärtner. Dieses Buch erzählt Geschichten von kleinen und großen Tieren von Seepferdchen bis zu Elefanten und Narwalen, in denen sich manchmal jahrtausendealte…/ mehr

Gastautor / 12.03.2024 / 06:15 / 106

Europa 30 Grad kälter? Ein wissenschaftlicher Amoklauf

Von Andreas Zimmermann. Kürzlich machten Panikmeldungen die ganz große Runde, die Temperaturen in Europa könnten um 30 Grad absinken. Bereits schlichtes Nachrechnen entlarvt das ganze Szenario…/ mehr

Gastautor / 10.03.2024 / 11:00 / 2

Der Bücher-Gärtner: Das Zusammenleben täglich neu aushandeln?

Von Edgar L. Gärtner. Der zugegeben sperrige Titel „Ohne Bestand. Angriff auf die Lebenswelt“ von Michael Esders ist eine höchst anregende Lektüre, die vom Raubbau am sozialen…/ mehr

Gastautor / 03.03.2024 / 11:00 / 22

Der Bücher-Gärtner: Fossilenergie erneuerbar?

Von Edgar L. Gärtner. Unsere neue Buch-Kolumne richtet sich allein danach, ob ein Buch oder die Diskussion darüber interessant ist oder nicht. Den Anfang macht…/ mehr

Gastautor / 28.02.2024 / 12:00 / 22

In 10 Jahren keine europäischen Auto-Massenhersteller mehr

Von Matthias Weik. Der Standort Deutschland ist durch zu hohe Energiepreise, Steuern und Abgaben viel zu teuer und international nicht wettbewerbsfähig. Das Elektroauto ist nicht die Antwort, sondern…/ mehr

Gastautor / 25.12.2023 / 06:00 / 57

Musk have?

Von Rocco Burggraf. In Elon Musk hat sich der Kapitalismus, ganz im Sinne von Ayn Rand, mal wieder neu erfunden. Und zwar, indem er kantiges…/ mehr

Gastautor / 31.10.2023 / 06:15 / 62

Die Bitcoin-Reformation des Finanzwesens

Von Okko tom Brok.  An einem schicksalsträchtigen 31. Oktober, während die Welt am Rande des Chaos irrlichterte und die Mächtigen ihrer Zeit in banger Sorge…/ mehr

Gastautor / 30.10.2023 / 16:00 / 11

Euro, digitaler Euro, Bitcoin

Von Marc Friedrich.  Wenn ich auf meinen Vorträgen frage, wie Geld entsteht, bekomme ich häufig die interessantesten Antworten: Es komme aus dem Automaten, aus dem…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com