Gastautor / 28.02.2024 / 12:00 / Foto: Pierre Bachelot / 22 / Seite ausdrucken

In 10 Jahren keine europäischen Auto-Massenhersteller mehr

Von Matthias Weik.

Der Standort Deutschland ist durch zu hohe Energiepreise, Steuern und Abgaben viel zu teuer und international nicht wettbewerbsfähig. Das Elektroauto ist nicht die Antwort, sondern Teil des Problems.

In den nächsten 10 Jahren wird die Automobilindustrie einen beispiellosen Wandel erleben, der mit hoher Wahrscheinlichkeit das Ende der europäischen Massenhersteller wie Fiat, Opel oder auch Volkswagen bedeuten wird. Die Zukunft der Automobilindustrie wird maßgeblich von der weiteren Entwicklung der Elektromobilität beeinflusst. Im Gegensatz zu China setzen die deutschen Automobilhersteller dabei größtenteils kompromisslos auf das Elektroauto, auch wenn es bei den Kunden nicht auf die – politisch gewünschte – Resonanz trifft. Im Jahr 2023 haben Elektroautos nur 14,6 Prozent der Neuzulassungen ausgemacht, weit abgeschlagen hinter Verbrennern (48,9 Prozent) und Hybriden (33,5 Prozent). Es ist fraglich, ob die einseitige Fokussierung auf Elektroautos erfolgreich sein wird. Setzt sie sich nicht durch, haben die Autohersteller ein massives Problem. Setzt sie sich durch – dann auch. Denn die Herstellung von Autos am Standort Europa ist nicht mehr wettbewerbsfähig. Für die Automobilfabriken tickt die Uhr.

Besonders hart wird es die südeuropäischen Automobilhersteller treffen. In Frankreich, einem Land mit reicher Automobilgeschichte, werden in zehn Jahren traditionsreiche Marken wie Peugeot, Citroën und Renault von der Bildfläche verschwunden sein. In Spanien wird Seat ebenfalls Geschichte sein – und auch die erst jüngst etablierte Tochter Cupra. Ähnlich ergeht es Italien, der Heimat von Fiat, Alfa Romeo und Ferrari. Fiat, Lancia und Alfa Romeo werden, wie alle anderen europäischen Massenhersteller, vor unlösbaren Herausforderungen stehen. Nur Ferrari und Lamborghini können wahrscheinlich als Luxushersteller überleben.

Deutschland zu teuer für Massenproduktion

Der Standort Deutschland verliert immer mehr an Attraktivität. Durch hohe Energiepreise, Steuern und Abgaben, Bürokratiewahnsinn, Fachkräftemangel und unzureichende Digitalisierung ist Deutschland im internationalen Vergleich nicht mehr wettbewerbsfähig. Hinzu kommt eine äußerst fragwürdige Energiepolitik, die auch die Autoindustrie stark belastet. Der Chef des größten deutschen Industrieverbandes (BDI), Siegfried Russwurm, hat die Energiepolitik der Bundesregierung kürzlich als „absolut toxisch“ bezeichnet. Die deutsche Klimaagenda, so Russwurm, sei „so dogmatisch wie in keinem anderen Land, das ich kenne“.

In Deutschland, dem Land, in dem der Verbrennungsmotor erfunden wurde, treffen die hohen Produktionskosten vor allem die Massenhersteller VW und Opel. Opel wird als Erster aufgeben, die Marke VW wird nur noch ein Schatten ihrer selbst sein. Die Premiumhersteller Audi, BMW, Mercedes und Porsche werden überleben, aber nur im hochpreisigen Luxussegment. Nicht ohne Grund wird bei Mercedes die A-Klasse schon 2025 aus dem Programm verschwinden. Von Absatzzahlen wie vor Corona, als 2016 noch über 5,7 Millionen Autos in Deutschland gebaut wurden, können die deutschen Autobauer nur noch träumen. Bereits 2023 wurden nur noch 4,1 Millionen Pkw in Deutschland produziert. In Zukunft wird aus Kostengründen immer mehr Produktion ins Ausland verlagert werden. Vor allem dorthin, wo die Energie günstiger ist. 

Während in Deutschland die Produktion kontinuierlich zurückgeht, boomt sie in China. Zur Jahrtausendwende lag das Land mit einer Jahresproduktion von 605.000 Pkw auf Platz 14 der weltgrößten Herstellerländer. Mittlerweile ist China der größte Autohersteller der Welt. 2023 wurden dort bereits rund 30,16 Millionen Pkw gebaut und damit fast viermal so viele wie im zweitplatzierten Japan.

China: Niedrigere Löhne und Energiepreise, weniger Bürokratie und Umweltauflagen 

Der dynamische Wandel in der Automobilindustrie zeigt, dass nicht nur die Umstellung auf Elektromobilität die Zukunft der europäischen Volumenhersteller beeinflussen wird. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die wachsende Konkurrenz durch chinesische Automobilhersteller, die von günstigeren Energiepreisen, weniger bürokratischen Hürden und Umweltauflagen sowie niedrigeren Löhnen profitieren. Dank dieser Wettbewerbsvorteile haben chinesische Automobilhersteller ihre Präsenz auf dem europäischen Markt in den vergangenen Jahren kontinuierlich ausgebaut. Mit ihrem agilen Ansatz, effizienten Produktionsprozessen und vor allem niedrigeren Betriebskosten stellen sie eine unbestreitbare Bedrohung für etablierte europäische Marken dar. 

Chinesische Autos, insbesondere Elektroautos, sind aus verschiedenen Gründen oft billiger als ihre westlichen Konkurrenten:

1. Produktionskosten: Die Produktionskosten in China sind oft niedriger als in vielen anderen Ländern. Geringere Arbeitskosten, günstigere Zulieferer und eine effiziente Produktion tragen dazu bei, die Gesamtkosten zu senken. Medienberichten zufolge werden Fahrzeuge in China rund 40 Prozent günstiger produziert als hierzulande – auch in chinesischen Fabriken von Tesla und europäischen Herstellern. 

2. Skaleneffekte: China ist der größte Automarkt der Welt, weshalb die inländischen Elektroautohersteller von enormen Skaleneffekten profitieren. Dadurch können sie die Produktionskosten pro Einheit senken.

3. Förderungen und Subventionen: Die chinesische Regierung fördert die Elektromobilität aktiv durch verschiedene Anreize, Subventionen und Vergünstigungen. Das Beratungsunternehmen Alix Partners schätzt die chinesischen Subventionen für Elektro- und Hybridfahrzeuge in den Jahren 2016 bis 2022 auf 57 Milliarden US-Dollar. Berücksichtigt man die zeitliche Überschneidung dieser Schätzung mit der des Think Tanks CSIS, so dürfte die Branche nach Einschätzung der Schweizer Tageszeitung Neue Zürcher Zeitung über die Jahre rund 100 Milliarden US-Dollar erhalten haben.

4. Technologischer Fortschritt: Chinesische Unternehmen sind oft sehr agil und reagieren schnell auf neue Technologien. Dadurch können sie kostengünstige Autos mit den neuesten Innovationen anbieten.

5. Zugang zu Rohstoffen: Im Gegensatz zu europäischen Automobilherstellern verfügt China über bedeutende Ressourcen für die Produktion von Batterien, einem Schlüsselelement von Elektrofahrzeugen. Der direkte Zugang zu diesen Rohstoffen beeinflusst auch die Herstellungskosten und ist ein immenser Wettbewerbsvorteil.

China fährt zweigleisig

Während Deutschland und Europa alles auf die Karte „Elektromotor“ setzen und in der EU voraussichtlich ab 2035 keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden dürfen, fährt China zweigleisig mit Elektro- und Verbrennungsmotoren. Ein Verbot von Verbrennern hat China sogar ausgeschlossen. Ob die Elektrostrategie der deutschen und europäischen Automobilhersteller aufgeht und Verbrennungsverbote in großen Ländern wie den USA, Indien, Russland sowie in den Ländern Südamerikas, Afrikas und Südostasiens tatsächlich kommen, ist dagegen fraglich. Derzeit sieht es nicht danach aus. Unabhängig davon, ob die automobile Zukunft rein elektrisch oder nur teilweise elektrisch sein wird – Deutschland als Standort für automobile Volumenhersteller wird im internationalen Wettbewerb klar verlieren.

Die Ära der Großserienproduktion von Automobilen geht in Europa zu Ende. Die Auswirkungen werden nicht nur die Branche, sondern ganze Standorte prägen. Der Verlust vieler überdurchschnittlich gut bezahlter Arbeitsplätze wird nicht nur die Arbeitnehmer treffen, sondern auch weitreichende Folgen für den Immobilienmarkt haben. Insbesondere Eigentümer in Automobilzentren wie beispielsweise Wolfsburg sollten sich genau überlegen, wann der optimale Zeitpunkt für den Verkauf ihrer Immobilien gekommen ist.

 

Matthias Weik befasst sich seit über zwei Jahrzehnten mit dem Thema Finanzen und ist Experte für Exitstrategien. Er zählt seit Jahren, mit sechs Bestsellern in Folge zu den verlässlichsten Bestseller-Autoren im Bereich Wirtschaft und Finanzen. Im März 2023 ist sein sechster Bestseller „Die Abrechnung“ erschienen. 

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Leserpost

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Jens Hofmann / 28.02.2024

Das sind doch schöne Aussichten. Ich muß mal in meinen alten Unterlagen kramen. Da habe ich irgendwo noch eine zuteilungsreife Bestellkarte für einen Trabant, den ich dann nach der Wende nicht abgeholt hatte. Besser haben als brauchen….

Wilfried Düring / 28.02.2024

Das Klima ist damit in Deutschland getrennt. Der schädliche Autobau findet nun woanders statt! Das Meinungs-Klima in Deutschland ist allerdings nicht gerettet. Es gibt begründete Zweifel, daß die in Elend gestoßen arbeitslosen Ex-Autobauer und deren Familien zukünftig die gruene Klima- und Friedenspartei wählen werden. Merke: ‘Nazi ist - wer NICHT gruen wählt!’ dekretierte die ZDF-Beauftragte für Volksaufklärung Frau Nicole Diekmann schon vor Jahren. Inzwischen gelten diese Worte als DAS Grundgesetz der ‘demokratischen Zivilgesellschaft’! Das diese Nazis für das Klima auch nicht auf ihr bisschen Wohlstand verzichten wollen. Naja, dafür werden die Kinder dieser Lumpen-Pazifisten und Klima-Säue ja jetzt an die Ostfrrront geschickt!

L. Luhmann / 28.02.2024

Es wird keine ubiquitäre E-Mobilität für Erika Mustermann und Karl Arsch geben. Primär wird Geld von unten nach oben verschoben. Und wer den Steuerzahlern Billionen Euro entwenden kann, wird seine Macht stetig erweitern. Merkels Davoser Transformationsrede vom Januar 2020 war eine Kriegserklärung an die Deutschen. Was wir erleben, ist ein globaler Hybridkrieg. “Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen” - ‘Warren Buffet’ ... ... und Buffett ist bei Weitem nicht alleine!

Karl Klopps / 28.02.2024

Dann wird die Welt wieder Grün!

Fred Burig / 28.02.2024

Wir sollten uns weder besser machen, als wir sind - noch sollten wir uns demagogischen Einflüssen unterwerfen! Auf bayrisch eben gut erklärt: “Mir san mir “...... und ich bleibe auf alle Fälle ICH! ...MfG

Claudius Pappe / 28.02.2024

Ist dem Autor schon aufgefallen, dass Fiat, Citroen, Peugeot, Alfa, Lancia, Chrysler, Jeep und Opel ein Konzern sind ? Seat und Cupra gehören zum VW Konzern.

PALLA Manfred / 28.02.2024

. . . und bereits in “2020” habe ICH hier auf “achgut” meinen folgenden Gedanken “gepostet”: - > Wenn sich DER WESTEN in zehn Jahren noch als M U S E U Ms-DORF für Milliarden von TOURI-Asiaten e r h a l t e n kann, ist schon V I E L gewonnen < !?! - und evtl. heute mal auf “uncutnews.ch” das vierseitige “E. v. G.”- SCHACH-Matt-DOSSIER zum Stichwort “BANCO ROTTA” (Bankrott des USD-FinanzMarktes) “im Sitzen und mit Baldrian” zu Gemüte führen !?!  ;-)

George Samsonis / 28.02.2024

Dann kaufe ich eben ein Auto aus Fernost, das ist mir sch… egal ;-)). P.S. Von den vier genannten Marken der dtsch. “Premium-Hersteller” ist eine kein “Premium”, sondern das Gegenteil davon.

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