Wie soll das funktionieren? Toleranz gegenüber Toleranzlosen ist das Ende der Toleranz .
Wir sind plötzlich (wieder) in eine Situation geraten, in der es sich lohnt, über die kulturstiftende Wirkung der Religion(en) grundlegend nachzudenken. Statt unter der Parole “Freiheit für alle Religionen” völlig undifferenziert die eigene Kultur in rasantem Tempo auf- und preiszugeben, sollten wir dringend überprüfen, ob es sich dabei nicht um eine fatale Mißinterpretation des Grundgesetzes handelt. Es muss verhindert werden, dass in dieser Frage Muslime und zur Unterwerfung neigende christliche Kirchenfürsten weiterhin die Deutungshoheit für sich beanspruchen und den Begriff der Toleranz als Forderung zur Unterwerfung umdeuten.
Wird Frau Dr. Merkel die von ihr eingeforderte Toleranz auch gegenüber der einen der anderen Oppositionspartei ausüben wen sie denn die Vielheit bejaht?
Toleranz gegenüber Intoleranz? Da stimmt doch etwas nicht.
Zu Religion fallen mir immer Sätze des Dalai Lama ein, die er in einem Gespräch mit Franz Alt äußerte: “Ethik ist wichtiger als Religion. Alle Religionen und alle Heiligen Schriften enthalten ein Gewaltpotenzial. Ich denke an manchen Tagen, dass es besser wäre, wenn wir gar keine Religionen mehr hätten.”
Mir ist nicht klar was damit gemeint ist, Religion “einhegen” zu müssen, wenn man eine “zivile Gesellschaft” haben möchte, die auch der Definition bedürfte. Die Grenzen der Toleranz sind vor allem gegenüber i d e o l o g i s c h e n Eiferern zu ziehen; nicht zu vergessen sind Religionen, die - wie der Islam - alle Kriterien einer Ideologie erfüllen. Es sollte bitte nicht der Fehler gemacht werden, Religion a priori mit Ideologie gleich zu setzen.
Empfehlenswert zu diesemThema ist das Buch von E.Flaig: “Die Niederlage der politischen Vernunft”. E.Flaig sagt sinngemäss: Die gegenwärtige Leitmoral der Alltoleranz wird zum höchsten Wert erhoben. Aber Alltoleranz ist überhaupt kein Wert, denn wer alles duldet, dem ist nichts etwas Wert. Der braucht nichts zu opfern. Alltoleranz ist der “Wert” derer, die es ablehnen, Werte zu haben.. Denn Werte haben heißt für sie (die Werte) Opfer bringen oder bereit sein, Opfer zu bringen, denn Werte sind teuer.
Mehrfache Kameraschwenks über die Zuhörer gestern Abend zeigten friedlich Schlummernde. Man würde ihnen wünschen, wenigstens diese Analyse von Herrn Wendt nachzulesen, damit sie hellwach werden. Die Redenschreiber von Merkel zeigen deutlich, wo die Schwachstellen eines brüchigen Konzeptes liegen, das die Chefin mit treuem, hohem Augenaufschlag abliest wie eine Abiturientin ohne jegliche Lebenserfahrung. Aber Gott sei Dank werden immer mehr hell-hörig. Danke, Herr Wendt.
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