David Harnasch / 18.02.2014 / 20:20 / 5 / Seite ausdrucken

Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht beim Pali!

Wann immer im Westjordanland irgendeine arabische Artilleriestellung vom israelischen Militär requiriert wurde, berichteten unsere Medien gerne über das Leid des Besitzers der dortigen Orangen- oder Olivenbäume. Was einerseits verständlich ist, denn oft genug kann der wahrscheinlich wirklich überhaupt nichts dafür, dass seine Nutzpflanzen zufällig an einem Ort stehen, der geografisch prädestiniert ist, um Juden zu beschießen und folgerichtig auch von Leuten dazu genutzt wird, die weniger an Landwirtschaft als am Kriegshandwerk interessiert sind. Eine Nation ausgerechnet auf Landwirtschaft aufbauen zu wollen, ist andererseits in diesem Jahrzehnt auch nicht mehr sehr aussichtsreich, da doch wesentlich mehr Geld mit ausgefeilteren Produkten zu verdienen ist. Hat der frühere palästinensische Orangenbauer dann z.B. bei Sodastream angeheuert, wo er ein Vielfaches des örtlichen Durchschnittseinkommens verdient und mit größter Selbstverständlichkeit mit Juden zusammenarbeitet, trifft ihn prompt das nächste Unheil in Form internationaler Boykottdrohungen gegen seinen Arbeitgeber. (Im Video bei diesem lesenswerten Artikel kann man im O-Ton hören, was arabische Sodastream-Angestellte davon halten.) Doch der Deutsche Verbraucher will im Zweifel auch seine Orangen nicht haben, wie die FAS berichtet:

Eine Tengelmann-Sprecherin bestätigte laut dem Bericht, dass die Supermarktkette Kaiser’s seit 2012 keine Produkte aus dem Westjordanland mehr im Programm habe.
Das Blatt zitierte auch den Manager eines israelischen Obstexporteurs. Dieser habe sich gegenüber einer deutschen Handelskette schriftlich verpflichten müssen, keine Produkte aus dem Westjordanland zu liefern. Manche israelische Firmen im Westjordanland berichteten, ihre Absätze in Europa brächen ein.
Produkte, die in den Siedlungen hergestellt werden, machen der Zeitung zufolge zwar nur zwei Prozent der israelischen Wirtschaftsleistung aus. ‘Sollten aber auch Firmen boykottiert werden, die in den besetzten Gebieten geschäftlich tätig sind, wären die wirtschaftlichen Folgen verheerend’, schreibt die ‘FAS’ unter Berufung auf das israelische Finanzministerium.

Nun ist es aus geografischen Gründen nahezu unmöglich, in Europa palästinensische Produkte aus dem Westjordanland zu erwerben, ohne dabei irgendein Geschäft mit einer israelischen Firma zu machen, die in den Gebieten “geschäftlich tätig” ist, denn genau das ist der Job eines Im- und Exporthändlers, der zwischen einem Anbaugebiet und einem Seehafen arbeitet. Dumm gelaufen für den Palästinenser. Der allerdings geht den Deutschen, die heute nicht beim Juden kaufen wollen sowieso am Allerwertesten vorbei - q.e.d. Es ist ihnen nicht nur gleichgültig, dass die palästinensische Wirtschaft niemals auf die Beine kommen kann. Es ist ihnen nicht nur gleichgültig, dass ein Boykott genau jene Araber und Juden trifft, die miteinander arbeiten statt aufeinander zu schießen. Nein - genau das wollen die modernen Judenboykotteure. Wenn auch vielleicht nur unterbewusst.

PS Fun Fact: Füh, äh, Kaisers gehört zum selben Konzern.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Gerd Geesters / 19.02.2014

Liebe Frau Maier, das macht nichts. Ich werde zukünftig darauf achten, wenn möglich, nur noch gekennzeichnete Produkte zu erwerben, allerdings nicht mehr bei Tengelmann. So haben wir beide etwas davon. Ich eine gute Qualität zu vermutlich sinkenden Preisen und Sie ein grünes Gutmenschengewissen. Ein Gutmenschengewissen ist sicher ein sanftes Ruhekissen, wenn da nicht das Bild im Kopf wäre, das ältere Menschen noch aus Ihrer Kindheit kennen.  Sie wissen schon (“Kauft nicht beim ...”)

Alma Ruth / 19.02.2014

Und ich bin froh, daß ich nicht in D lebe. So bin ich nicht der Versuchung ausgesetzt bei Tengelmann u.ä. einzukaufen. Firmen, die sich dem Boykott anschließen, sind bei mir unten durch. Auch dort wo ich lebe. lg Alma Ruth

Reinhard Dannecker / 19.02.2014

Hallo Frau Maier, sie haben das Herz sicherlich am rechten Fleck. Sie wollen ja für Menschenrechte eintreten. Das verdient Respekt. Verstanden haben sie die Zusammenhänge aber offenbar nicht, auf die der Artikel hinweist. Im Übrigen würde mich interessieren, ob sie nur “beim Juden” plötzlich so konsequent an Menschenrecht denken, oder ob sie überhaupt fleissig boykottieren. China z. b. ist ja auch immer wieder ganz böse in der Presse. Aber vermutlich ist uns da der Geldbeutel doch etwas näher, als der Kampf für die Menschenrechte…

Wolfgang Hagen / 19.02.2014

Die Leute merken nicht mehr, unter welchen Geist sie gekommen sind! Wer das Israel segnet, der ist gesegnet. Arme Leute, die sich für den Fluch entscheiden!

Alicia Maier / 18.02.2014

Danke für den Tipp. Ich freue mich, dass sich Tengelmann für die Menschenrechte einsetzt und werde in Zukunft häufiger dort einkaufen.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
David Harnasch / 19.01.2015 / 00:54 / 1

Auge in Auge mit ISIS

Itai Anghel, israelische Reporterlegende, bei den kurdischen Gegnern des IS. VIEL spannender als Daesh-Mouthpiece Todenhöfer, absolut gut investierte 45 Minuten. Hier ansehen! / mehr

David Harnasch / 10.01.2015 / 13:05 / 12

Wer ist wir? Über Gruppenidentitäten

Warum gestern und heute so gar nichts über die Stimmung bei den französischen Juden zu hören war im TV? Einfach: Denen geht’s gold. Die werden…/ mehr

David Harnasch / 05.01.2015 / 02:27 / 5

Läuft bei Frau Höger

Oft ist juristische Prosa ja trocken und recht hölzern zu lesen. Die Erwiderung des Generalbundesanwalts auf die diversen Anzeigen der Frauendeckbeauftragten MdB der LINKEN, Inge…/ mehr

David Harnasch / 27.12.2014 / 20:09 / 8

Schützt unsere Kinder, stoppt die Prohibition!

FAZ-Fundstück: Drogen machen abhängig, dumm, kriminell, psychotisch, korrupt und manchmal auch tot. Und wer das ändern will, muss sie endlich legalisieren. Vor ein paar Monaten…/ mehr

David Harnasch / 17.12.2014 / 15:03 / 3

#IllPatronizeYou

Die Twitterkampagne #illridewithyou, bei der Australier ihren muslimischen Mitbürgern ihre Unterstützung versichern, ist symptomatisch für eine sympathische Eigenschaft westlicher Gesellschaften: Selbstkritisch nach Ungerechtigkeiten zu suchen…/ mehr

David Harnasch / 07.12.2014 / 22:03 / 6

Eine nationale Schande

SPON: “Zum Ende der Isaf-Mission wurden erwartungsgemäß viele Ortskräfte gekündigt, und ohne Zweifel besteht ein direkter Zusammenhang mit dem sprunghaften Anstieg der sogenannten Gefährdungsanzeigen. Viele…/ mehr

David Harnasch / 01.12.2014 / 12:23 / 3

Das neue “liberal” ist da!

Die neue liberal-Ausgabe ist da. Schwerpunkt des Heftes 1.2015: Die Liberalismus-Lücke. In der Politik bestimmen derzeit diejenigen, für die Freiheit an zweiter oder dritter Stelle…/ mehr

David Harnasch / 29.11.2014 / 20:30 / 3

Gebt den Kindern Schnitzel mit Pommes!

Man kann es nicht mehr hören! „Schulkantinen servieren zu wenig Gemüse.“ Ja, warum wohl!? Kinder mögen kein Gemüse! Sie mögen Schnitzel mit Pommes. Ein Kommentar. …/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com