Die Energiewende soll uns als grüne Großtat verkauft werden. Sie ist das Gegenteil davon: massive Umweltzerstörung mit Biosiegel
Es begann mit dem Weißkopfseeadler. 1962 erschien Rachel Carsons inzwischen weltberühmtes Buch „Der stumme Frühling“. Die amerikanische Biologin warnte darin vor dem übermäßigen Gebrauch von Pestiziden. Tatsächlich gingen die Bauern damals viel zu sorglos mit Pflanzenschutzmitteln um. Vögel starben am Einsatz unzureichend getesteter Agrargifte. Besonders betroffen war der Weißkopfseeadler, der Wappenvogel der Vereinigten Staaten. Dies war der Zündfunke der globalen Umweltbewegung. Dass es heute wieder über 100?000 lebende Wappenvögel in Nordamerika gibt, ist eines der vielen positiven Ergebnisse des großen Umdenkens, das damals einsetzte.
Jetzt machen sich kalifornische Naturschützer erneut Sorgen um die Greifvögel. Sie finden Weißkopfseeadler immer häufiger zerhackt unter Windkraftanlagen. Auch Hunderttausende anderer Vögel und Fledermäuse werden durch Windparks getötet. „The Green Killer“ betitelte die britische „Daily Mail“ einen Bericht über den Vogeltod für Ökostrom.
Kernkraftgegner machen sich große Sorgen darüber, dass durch den GAU in Fukushima ein Radius von 30 Kilometern nuklear belastet ist und wahrscheinlich für lange Zeit unbewohnbar. Allerdings sind hierzulande weitaus größere Flächen unbewohnbar durch Windfarmen, Solarfelder, Pumpspeicherkraftwerke und die endlosen Maismonokulturen zur Gewinnung von Biogas und E10-Benzin. Riesige Urwaldgebiete werden in Südostasien abgebrannt, um dort Ölpalmen zur Biodiesel-Produktion anzupflanzen.
Ein Aufschrei wäre durch die Republik gegangen, hätte jemand das Naturschutzgesetz in Frage gestellt, um Platz für Industriebauten, Wohnungen oder Straßen zu schaffen. Es genügte ein Feldhamster, um Infrastrukturprojekte lahmzulegen. Jetzt soll das Naturschutzrecht im Schnellverfahren aufgeweicht werden, um noch im letzten Winkel Wind- und Solarkraftwerke aufstellen zu können. Ein CSU-Abgeordneter forderte bereits Windmasten im Nationalpark Bayerischer Wald.
Was gestern noch schützenswerte Natur war, steht heute dem öko-industriellen Komplex im Wege. Immer häufiger wird die grüne Ideologie zum Zerstörer der Umwelt. Energiesparlampen, die zu 80 Prozent unter fragwürdigen Bedingungen in China produziert werden, enthalten giftiges Quecksilber. Lungenärzte warnen: Durch übertriebene Wärmedämmung in Kombination mit Biomülleimern werden Wohnungen zu Schimmelbiotopen. Egal: Hauptsache, wir leben atomfrei und klimafreundlich.
Umweltschutz war mal ein umfassendes Thema. Es ging dabei um die Gesundheit der Menschen, um saubere Luft, Wälder und vitale Gewässer, um den Erhalt natürlicher Landschaften und der Wildtiere, die in ihnen leben. All das zählt nicht mehr. Bis heute schaffen es die Profiteure der Energiewende, sich als tapfere Idealisten darzustellen, die die Welt vor Klimakollaps und Atomverseuchung retten wollen. Doch es sind längst die Großinvestoren, die sich um die Subventionstöpfe scharen. Natur ist für sie nichts weiter als der Dreck am Kotflügel ihrer E10-betankten Geländelimousinen.
Das grüne Trauerspiel erinnert an die Geschichte einer anderen Weltanschauung. Kaum war der Sozialismus an der Macht, passierte das exakte Gegenteil dessen, was seine Propheten einst gepredigt hatten: Die Arbeiter wurden immer ärmer, und sie hatten weniger demokratische Rechte. Was den Sozialisten die Arbeiterklasse, ist den Grünen die Umwelt.
Erschienen im FOCUS Nr. 28/11 (11.07.2011)