Wunder gab es immer wieder. Vor allem früher. Die Älteren unter Ihnen erinnern sich sicher noch an die Wunder von Bern, von Lengede, von Lourdes, vielleicht sogar an das Wirtschaftswunder. Und manche auch an Barbara Valentin, bekannt als Busenwunder. Zeit für ein neues Wunder?
Dazu folgende Richtigstellung:
Wer im Fall der Unionsparteien an den 26. September und ein Wahlwunder glaubt, der sollte sich jetzt schon einen Termin beim Seelsorger besorgen. Armin Laschet und seine Equipe führen einen Wahlkampf wie im Home Office: alles auf lau, alles auf Zimmerlautstärke. Ohne die Großthemen Migration, Gendern, Wohnungsbau.
Am Wahlabend wird Laschet das schlechteste Wahlergebnis der Unionsgeschichte so darlegen: Er wird, nachdem er sich bei Frau und Kindern, Restwählern und bei Markus Söder sowie Angela Merkel für die „uneingeschränkte und kraftvolle Unterstützung“ bedankt hat, seinen Rücktritt als Parteichef ankündigen: „Nordrhein-Westfalen erfordert meine ganz Kraft.“ Unmittelbar danach werden die ersten Unionspolitiker übereinander herfallen. Laschet wird zwar voraussichtlich nicht Kanzler, aber der erste Politiker seit geraumer Zeit, der Verantwortung übernimmt. Respekt dafür schon mal vorab!
Woran es gelegen hat? Laschet ist nicht wirklich unbeliebt, aber er ist vielen Leuten schlicht egal. Er zahlt seine Steuern, mäht seinen Rasen, stellt sich jeder Diskussion. Was ihm fehlt, sind Kraft und Charisma. Er wirkt auf viele Menschen wie früher Herr Müller-Lüdenscheidt. Sie, liebe Leser und Freunde Loriots, erinnern sich: „Die Ente bleibt draußen.“ Welchen Fehler hat Laschet gemacht? Er selbst war der Fehler: Ein Mann ohne Eigenschaften.
Und deshalb ist und bleibt Aachen sein Lebensmittelpunkt.
Zuerst erschienen im Euro am Sonntag.