Hans-Hermann Tiedje, Gastautor / 19.09.2021 / 10:00 / Foto: Imago / 42 / Seite ausdrucken

Der Mann ohne Eigenschaften

Wunder gab es immer wieder. Vor allem früher. Die Älteren unter Ihnen erinnern sich sicher noch an die Wunder von Bern, von Lengede, von Lourdes, vielleicht sogar an das Wirtschaftswunder. Und manche auch an Barbara Valentin, bekannt als Busenwunder. Zeit für ein neues Wunder?

Dazu folgende Richtigstellung: 

Wer im Fall der Unionsparteien an den 26. September und ein Wahlwunder glaubt, der sollte sich jetzt schon einen Termin beim Seelsorger besorgen. Armin Laschet und seine Equipe führen einen Wahlkampf wie im Home Office: alles auf lau, alles auf Zimmerlautstärke. Ohne die Großthemen Migration, Gendern, Wohnungsbau.

Am Wahlabend wird Laschet das schlechteste Wahlergebnis der Unionsgeschichte so darlegen: Er wird, nachdem er sich bei Frau und Kindern, Restwählern und bei Markus Söder sowie Angela Merkel für die „uneingeschränkte und kraftvolle Unterstützung“ bedankt hat, seinen Rücktritt als Parteichef ankündigen: „Nordrhein-Westfalen erfordert meine ganz Kraft.“ Unmittelbar danach werden die ersten Unionspolitiker übereinander herfallen. Laschet wird zwar voraussichtlich nicht Kanzler, aber der erste Politiker seit geraumer Zeit, der Verantwortung übernimmt. Respekt dafür schon mal vorab!

Woran es gelegen hat? Laschet ist nicht wirklich unbeliebt, aber er ist vielen Leuten schlicht egal. Er zahlt seine Steuern, mäht seinen Rasen, stellt sich jeder Diskussion. Was ihm fehlt, sind Kraft und Charisma. Er wirkt auf viele Menschen wie früher Herr Müller-Lüdenscheidt. Sie, liebe Leser und Freunde Loriots, erinnern sich: „Die Ente bleibt draußen.“ Welchen Fehler hat Laschet gemacht? Er selbst war der Fehler: Ein Mann ohne Eigenschaften.

Und deshalb ist und bleibt Aachen sein Lebensmittelpunkt.

Zuerst erschienen im Euro am Sonntag.

Foto: Imago

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Frances Johnson / 19.09.2021

Man muss nicht jemanden wählen, weil man den mag oder der eine so seichte Qualität hat wie Charisma, nein, im Grunde sollte man sich vor charismatischen Menschen - oft mehr Schein als Sein- eher hüten. Sonst könnte man doch ein paar Hollywoodstars mit deutschen Wurzeln aufstellen oder einen Fußballer. Diese Idee vor Wahlen, jemanden lieb zu haben, ist genauso irre wie die Romantik, die ja während der Industrialisierung auflebte und jetzt. passend zur gewünschten Neo-Industrialisierung, ein spießiges Revival erlebt, gefördert durch home sweet home. Gleich nach der Wahl bricht das romantische Konstrukt zusammen wie in mancher neuen Ehe gleich nach der Hochzeit, der Politiker, der alte Lump, zeigt sein wahres Gesicht. Laschet regiert in NRW gut mit der FDP, und in SH regiert ebenfalls anscheinend gut eine Jamaika-Koalition. Wenn Merkel sich mit Dreyer in RP zeigt, statt mit Laschet an der Erft, ist das wohl nicht Laschets Schuld. Und wenn die Leute so dumm sind, zu meinen, die Ahr und die Rur ohne H lägen in Laschets Gebiet, liegt das an der unter Frau Merkel rasant zugenommenen Unbildung in den Fächern Geographie, Geschichte sowie Mathematik (für entsprechende Kaliber: Rechnen) und Physik. Wenn man Laschet und anderen CDU-Granden etwas vorwerfen kann, dann, dass sie das nicht schon vor vier bis fünf Jahren angehalten haben. Und der Bettvorleger in Berlin, der uns den Herrn Söder vererbt hat und dem ein Dossier aus seinem Ressort über Covid und Intensivmedizin unangenehm war, ist ein ganz eigenes Kapitel.

Sabine Schönfelder / 19.09.2021

„Woran es gelegen hat? Laschet ist nicht wirklich unbeliebt, aber er ist vielen Leuten schlicht egal. Er zahlt seine Steuern, mäht seinen Rasen, stellt sich jeder Diskussion. Was ihm fehlt, sind Kraft und Charisma. Er wirkt auf viele Menschen wie früher Herr Müller-Lüdenscheidt. Sie, liebe Leser und Freunde Loriots, erinnern sich: „Die Ente bleibt draußen.“ Welchen Fehler hat Laschet gemacht? Er selbst war der Fehler: Ein Mann ohne Eigenschaften.“ ————— UND SCHOLZ???? SIE SCHERZEN WOHL. Ihre Argumente treffen doch 100 Mal mehr auf Scholz zu!! Scholz ist dazu noch eine Linke Bazille, war ein kraftloser Bürgermeister Hamburgs ohne Autorität und jeder Menge verprügelter Polizist: INNEN. Sein Finanzministerium wurde von der Staatsanwalt durchsucht wegen RECHTSBEUGUNG. Immerhin hat er EIGENE FEHLER und seine Ausstrahlung ist unterirdisch. Die einer Wasserleiche. Er hat das Charisma eines verhuschten Sexualstraftäters kombiniert mit dem Aussehen eines vorzeitig gealterten, verkniffenen, enthaarten Muttersöhnchens. Jetzt kommen wir zu den Eigenschaften von Olaf. Außer HUSTEN fällt mir keine ein. Werter Autor, ich bin WAHRLICH kein Laschet- Fan. Gott bewahre. Aber immerhin ist der Armin ein Gute-Laune-Bär, selbst im Hochwassergebiet. Leider fehlt ihm die BERTELSMANN-Stiftung und der „Support“ alter SPD-Medien. Und Sie, werter Autor, kacken mit allen anderen auf den größten Haufen. Das ist nicht nett von Ihnen und auch ein bißchen hinterfotzig.  

Hjalmar Kreutzer / 19.09.2021

Sehr geehrter Herr Tiedje, DAS Generalthema dieser Wahl, die Wegnahme der dem Bürger verfassungsgemäß zustehenden Freiheitsrechte im Wege von Ermächtigungsgesetzen und Coronaverordnungen, kommt auch bei der CDU nicht vor. In der Ministerpräsidentenkonferenz hat keiner dieser - sagen wir Herrschaften, ich will keine Haussuchung durch Polizeipimmel - den Arsch in der Hose gehabt, Merkel entgegenzutreten, kein Laschet, kein Haseloff, kein Kretschmer, kein Bouffier und wie sie sich alle schimpfen. Von Kini Maggus dem Machtgeilen von Södistan und den Sozen oder der Thüringer Molluske hätte ich das ja gar nicht erst erwartet. Einzig die La Fontaine spricht sich, von AfD und dieBasis abgesehen, jetzt im Wahlkrampf für die Aufhebung jeglicher Zwangsmaßnahmen aus. Wieso sollten mich die schwarzen, roten und grünen Oberkasper interessieren, wieso sollte ich CDU wählen wollen?

Heribert Glumener / 19.09.2021

Wird Laschet wirklich so schlecht abschneiden? Schaumer mal. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass so ein Scholz, der den Finanzminister spielt und zugleich das Sparbuch als Geldanlage rühmt, auf mehr als 20 % Stimmenanteil kommt. Diese Pfeife gehört in einen Schulbubenkurs zur Finanzbildung. Da sollte er lernen: was ist Geld, was ist Produktivkapital und warum sollte man die Bevölkerung daran beteiligen. Seine beiden Neffen versuchen ja, all dies ihrem Onkel Olaf beizubringen, aber kapiert hat er bislang offenbar nichts.

g.schilling / 19.09.2021

@N.Lehmann: Nicht vergessen, “es ist das beste Deutschland das wir je hatten in dem wir gut und gerne leben.”

Frances Johnson / 19.09.2021

Und dann gibt es noch die Deppen, die AfD wählen, die nur eins bringt: Einen weiteren Linksrutsch. Da gucken Sie mal, was Sie gegen Laschet vorbringen und auch Leser hier. Es ist vollkommen egal, wie egal Laschet den Wählern ist, sollte es zumindest. Ob er zu stabiler Politik in der Lage ist, ist nicht so egal. Nein, aber Ihre ganze Kaste schafft, ihn für ein Jahrhundert-Hochwasser verantwortlich zu machen, das dort echt alle hundert Jahre vorkommt und zudem hauptsächlich in Rheinland-Pfalz lag, also SPD-regiert und entsprechend zubetoniert. Schämen Sie sich, alle miteinander. Nur in Deutschland kann ein anständiger Mann auf diese Art demontiert werden, ob er nun Schmidt heißt oder Laschet.

Frances Johnson / 19.09.2021

Sie vergessen, dass Leute wie ich schon gewählt haben und bei Umfragen unerreichbar, da im Urlaub. Die Zeitungslektüre im Urlaub online tut man sich nicht an, frühestens am Wahlsonntag. An Umfragen glaube ich eh nicht mehr. Das sind manipulative Taktiken, um den Wähler zu beeinflussen, und dass fast Ihre gesamte Kollegenschaft linksgrün und durch und durch neidisch ist, wissen alle außer Esel. Laschet ist anständig und nicht bürgerfern. Wenn er nicht gewinnt, ist der Bürger sich selbst fern. Was der FM gerade auf der Hucke hat, scheint auch keinen zu stören, und offenbar lieben die Leute Esken und Lauterbach. Wenn wir den Umfragen Glauben schenken, ja. Chinesische bots bei online-Umfragen würden Sie wohl ausschließen?

Uta Buhr / 19.09.2021

Im “Triumvirat” Bierbauch, Wire/Cum Ex Olaf und Lusche sehe ich keinen mit irgendwelchen Eigenschaften. Das Funkenmariechen aus Düsseldorf hat ja zumindest noch etwa karnevalistisch Heiteres an sich, Mir graut schon vor der neuen Regierung, egal, wie sie sich zusammensetzt.  Sollte Scholz es machen, hätte er eine Figur im Kabinett, die sich vorzüglich in einem Horrorfilm machen würde, ohne dass man sie für ihre Rolle extra schminken müsste.

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