Schäubles hier beschriebene Loyalität, entgegen seiner anders gelagerten Positionen , lässt sich am besten mit Opportunismus übersetzen. Eine klare Haltung ist eine feine Sache, besonders dann, wenn man mehrere davon hat.
Herr Schäuble, den ich viele Jahre sehr geschätzt habe, hat allerdings mein Vertrauen verloren durch seine äußerst befremdlichen Äußerungen zur Migrationsproblematik, mit denen er augenscheinlich Frau Merkel Rückendeckung geben wollte. Man kann ihn m. E. sehr schwer einschätzen, auch wenn er innerhalb der CDU und wohl auch in weiten Teilen der Bevölkerung sehr geachtet ist, so steht er offensichtlich im Hinblick auf Taktik und Hinterzimmerpolitik seiner Kanzlerin in nichts nach. Man darf gespannt sein, wie sich das Ganze auf dem Parteitag der CDU entwickelt.
Noch einmal: Totgesagt (k)leben länger. Die Templinerin hat oft genug bewiesen, auch noch die kleinste Gelegenheit (wie eine Unachtsamkeit ihrer “Gegner”) für sich zu nutzen, und einen Deus-ex-Machina zu fabrizieren, der sie auch weiterhin im Amt hält. Der Rollstuhlfahrer sollte genau prüfen, wieviel Luft er noch in den Reifen hat!
Es gibt nur einen Mann, der sich wiederholt sehr, sehr weit aus der Deckung gewagt hat, und das wahrscheinlich in der verzweifelten Hoffnung, dass ihm eine relevante Zahl von CDU- und CSU-Hochkarätern folgen würden. Der Mann wurde von seiner Parteifamilie schmählich im Stich gelassen und von den Rot-Grün-Merkel-Medien gnadenlos niederkartätscht. Der Aufstand gegen Seehofer zeigt sehr klar, wie eine gut organisierte und gut vernetzte linke Minderheit einschließlich Medien in diesem Land die Deutungs- und Definitionshoheit übernommen hat. Wo bitte soll in der Farce von Partei “CDU”/ “CSU”, wie sie sich immer wieder offenbart, noch genügend Kraft für einen Richtungswechsel auszumachen sein? Diese CDU ist Geschichte. Elf Minuten Beifall für eine Frau, die Europa ins Verderben gestürzt hat! Für die aufrechten liberal-konservativen gibt es zum Glück eine Alternative. Eine gelbe Weste sollte in Zukunft jeder, dem dieses Land nicht egal ist, in Griffweite haben! Man wird auf der Straße auch auf recht unangenehme Zeitgenossen stoßen- das ist bei jeder Revolution so gewesen. “Von oben” ändert sich aber erst etwas, wenn der Druck von unten keinen anderen Ausweg mehr zulässt.
Merz und Schäuble sind vielleicht nicht die Besten, aber besser als manche Hinterbänkler der CDU, die lediglich schöne Fotos mit den Mächtigen für den eigenen Wahlkreis produzieren. Doch leider sind sie alte weiße Männer, und derzeit wird die öffentliche Meinung in unserem Land beherrscht von Frauen und Kindern; Theologen, Esoteriker und Langzeitstudenten mal einfach zu letzteren gerechnet. Gerade diese machen sich gern die Welt so, wie sie ihnen gefällt, wobei THC und C₂H₆O nicht ganz unbeteiligt sein dürften.
Herr Weimer versucht, uns das Kandidatenkesselchen schmackhaft zu machen. Allein, wir finden keinen genießbaren Brocken darin. Aber warum nur, warum steigt uns beim Umrühren Schäubles “Inzucht, in der wir degenerieren” so aufdringlich in die Nase?
Schäuble. Was verkörpert dieser Mann eigentlich? Eigentlich nichts - mal das, mal das. Er laviert sich immer so durch. Was hat er bisher für sein Land getan? Am meisten ärgert mich im Zusammenhang mit ihm das Wort loyal. Löyalität kann eine gute Eigenschaft sein. Wenn sie ausgeübt wird für jemanden, der zu Unrecht angeprangert wird. Loyal zu jemanden zu stehen, der objektiv und selbstherrlich Recht verletzt, gegen den eigenen Bürger regiert und die Verfassung missachtet, muss sich das dann alles selbst anrechnen lassen. Dann ist Loyalität keine Tugend mehr. Schäuble hätte so viele Gelegenheiten gehabt, Merkel in ihrem bürgerfeindlichen Tun das Handwerk zu legen. Er ist aber nur im Mundspitzen Meister, nicht jedoch im Pfeifen. Er hat Merkel gewähren lassen und ihr sogar vielfach den Weg geebnet. Nein, Schäuble ist kein Loyaler, er ist ein Opportunist. Er hätte längst seinen Hut als Kanzlerkandidat in den Ring werfen können. Aber er weiß selbst, dass er Kanzler nicht kann. Er kann nicht an der Spitze stehen, er muss im Hintergrund seine Strippen ziehen. Warum er immer noch als der große Mann der CDU gesehen wird, ist unverständlich. Er hat den Linksruck Merkels nicht verhindert.
Zitat Schäuble 2016: „Die Abschottung ist doch das, was uns kaputt machen würde, was uns in Inzucht degenerieren ließe.“ Damit weiß man, auf wessen Seite er steht.
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