Ulli Kulke / 08.12.2022 / 14:30 / Foto: Achgut.com / 36 / Seite ausdrucken

Der Kurzkommentar: Verdacht einer PR-Aktion

Der Öffentliche Rundfunk und seine TV-Stationen, Rechercheverbunde, Zeitungen etc. waren vorab über die Razzia gegen die Reichsbürger informiert, Wochen vorher. Selbst die Linken-Politikerin Martina Renner hegt den Verdacht einer PR-Aktion.

Inzwischen ist die „Medienpartnerschaft“ zwischen dem Bundesanwalt und ganz bestimmten Medien im Land kein Geheimnis mehr: Eine ganze Reihe von ihnen, der Öffentliche Rundfunk und seine TV-Stationen, Rechercheverbunde, Zeitungen etc. waren vorab über die Razzia gegen die Reichsbürger informiert, Wochen vorher. Auch wenn so etwas im Grundsatz nicht unüblich ist: Es war besonders in diesem Fall hochproblematisch, wenn nicht bezeichnend für das Motiv hinter der Razzia.

Zum einen passt es absolut nicht zu der so lautstark und permanent hochgehaltenen Gefahr eines Staatsstreichs. Ein Staatsstreich, man glaubt es kaum. Aber die angebliche Gefahr wurde seitens der zuständigen Behörden am Montag zunächst ohne Relativierung seiner Erfolgsaussichten im Stakkato betont. Der Staat, die Demokratie sei in Gefahr, hieß es. Und dann zwei Wochen vorher die breit gestreute Information über die geplante Razzia an eine ganze Reihe von Medien. 

Wenn die Gefahr so groß wie geschildert ist, darf man den Erfolg durch solche Dinge nicht aufs Spiel setzen, selbst wenn das Risiko begrenzt schiene. Allerdings ist nun auch ständig die Rede davon, dass die „Szene“ weit hineinreicht ins bürgerliche Milieu, in die Mitte unserer Gesellschaft. Genau das hat das Risiko nochmal stark erhöht bei dem Durchstechen der Information.

Zum zweiten ist es eine eklatante Ungleichbehandlung der Medien durch die Behörden. Es liegt auf der Hand, dass der Regierung unliebsamere Medien benachteilgt werden (müssen), um das Risiko zu minimieren. Der ÖRR wird natürlich bevorzugt behandelt, schon allein wegen seiner Logistik bei der Berichterstattung. Und: Genau diese Bevorzugung schafft auch eine besondere Nähe der Bevorzugten zu den Behörden, den Informanten. Das ist für die Berichterstattung über die Razzia und den Grad der Kritik (z.B. über die Verhältnismäßigkeit) nicht unmaßgeblich. Es gibt hier Schieflagen über Schieflagen über Schieflagen. Diese Art Problematik des „eingebetteten“ Journalismus ist sattsam bekannt. Merkwürdig, dass die jetzt hier ausgeblendet wird. Von den eingeweihten Medien ist dies natürlich nicht anders zu erwarten.

Offensichtlich hat man sich keinerlei Gedanken gemacht, wie so etwas rüberkommt. Es schürt geradezu zwangsläufig den breiten Verdacht der Kumpanei zwischen dem Staat und – bestimmten – Medien. Und das bei diesem Thema, jungejunge, welch ein Ignoranz, Arroganz, Vermessenheit. Dass so etwas Verschwörungstheorien fördert, scheint hierbei egal zu sein.

Die Vorabinformation war in diesem Fall komplett unnötig, in keiner Weise zielführend. Sie hat den Verdacht einer PR-Aktion geschürt. Und der ist alles andere als abwegig. Das sagt sogar die Linken-Politikerin Martina Renner. Es war ein ganz großer Fehler. Mindestens.

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Christian Müller / 08.12.2022

Für wen war es ein Fehler? Für “die Guten”? Was macht Ihre Bewerbung beim ZDF (alternativ ARD, WELT, Springer), Herr Kulke? Nach diesen Auslassungen (ich spare mir hier angebrachtere Worte) MÜSSEN die rot-grünen Textjünger doch langsam auf Sie aufmerksam werden!

D. Ilbert / 08.12.2022

Irgendjemand schrieb, dies sei eine “Vorratsaktion” gewesen. Genau das denke ich auch. Daß “die Reichsbürger” unter Beobachtung stehen, ist nichts Neues. Daß Medien Wochen vorher über Zeit und Ort der “Zugriffe” informiert worden sein sollen, halte ich für eine dreiste Lüge. Die davon ablenken soll, es handele sich um “ein Ablenkungsmanöver”. Für wahrscheinlich halte ich eine Info in der Richtung “Leute, haltet euch bereit, da passiert demnächst was”. “Demnächst”, das war der Mord eines Schutzsuchenden an einem jungen Mädchen. Jetzt wurden die Medien über Ort und Zeit informiert und innerhalb von 24 Stunden wurde der Nebelwerfer angeworfen. Meine völlig beweislose Spekulation. # Hat aber prima funktioniert. Der Mord, der Schutzsuchende - raus sind sie aus den Schlagzeilen. Statt dessen, wie praktisch, kann wieder die AfD in den großen Topf geworfen werden. # Soo macht man aus einer drohenden Niederlage einen glänzenden Sieg.

Emmanuel Precht / 08.12.2022

Ganz großes Theater heute, das gibt bestimmt ein halbes Dutzend Sondersendungen und einige Wochen Nachrichtenbeschallung, die erfolgreich vom erblühenden Elend ablenkt. Eine Truppe Senioren, die fast die Ampel abgestellt hätte. Vermutlich hatten sie Schwierigkeiten damit, die Maschinengewehre auf die Rollatoren zu montieren. Ein deutsches Wintermärchen. Wenn ein Sachverhalt die Bezeichnung “Verschwörungserzählung” verdient hat, dann ist es dieser hier. Wohlan…

S. Andersson / 08.12.2022

Ja, nee, is klar:”....Der Staat, die Demokratie sei in Gefahr…”. Diese Gefahr geht ganz sicher nicht von ein paar Rentnern aus. Medien eingeweiht in solche Aktionen?? Das kann es nicht sein ... wenn Gefahr droht. Das ganze sagt mir nur wieder mit was für Leuten wir im geilsten D aller Zeiten zu tun haben. Den Polit-Genossen sollte man asap das Vertrauen entziehen samt derer die da noch mit spielen. Zur Lachnummer ist es nicht nur in D geworden ....

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