Alex Feuerherdt / 02.10.2016 / 14:05 / 1 / Seite ausdrucken

Der Hidschab muss weg!

Reisen europäische Politikerinnen in den Iran, dann kommt es immer zum gleichen Bild: Selbst wenn iranische Feministinnen sie – wie beispielsweise anlässlich des Iran-Besuchs der deutschen Grünen-Politikerin Claudia Roth zu Beginn des Jahres 2015 – ausdrücklich dazu auffordern, das obligatorische Tragen des islamischen Hidschabs zu verweigern und sich so mit ihnen zu solidarisieren, treten die Frauen in der Öffentlichkeit dennoch mit Kopftuch auf.

Auch die Mitglieder der Grünen Jugend aus Deutschland, die unlängst eine Tour durch das Land unternahmen, mochten sich, soweit sie weiblich sind, nicht dazu durchringen, auf dieses Symbol der Frauenunterdrückung (nicht nur) im Iran zu verzichten. Bisweilen geht man in Europa sogar so weit, antike Statuen zu verhüllen, wenn der iranische Präsident seinerseits zu Gesprächen einfliegt – er könnte schließlich an deren Nacktheit Anstoß nehmen, und da handelt man lieber in vorauseilender Unterwürfigkeit, die man bodenlos euphemistisch als Kultursensibilität zu rechtfertigen versucht.

Dass es auch anders geht und der Kulturrelativismus keineswegs alternativlos ist, zeigen gerade einige Schachspielerinnen, nachdem der Weltschachverband FIDE beschlossen hat, die nächste, im Februar 2017 stattfindende Frauen-Weltmeisterschaft im Iran auszutragen. Sie protestieren gegen diese Entscheidung, denn es sei „absolut inakzeptabel, eines der wichtigsten Schachturniere für Frauen an einem Ort stattfinden zu lassen, wo Frauen bis heute gezwungen werden, einen Hidschab zu tragen“, wie etwa die amerikanische Schachmeisterin Nazi Paikidze deutlich machte. „Ich verstehe und respektiere zwar kulturelle Differenzen“, sagte die 22-jährige Georgierin, die seit 2014 dem amerikanischen Schachverband angehört. Doch wenn man sich den iranischen Vorschriften nicht füge, könne man „ins Gefängnis kommen, abgesehen davon, dass die Rechte von Frauen dort generell stark beschnitten werden“.

Sie fühle sich zwar geehrt und sei stolz, sich für die Weltmeisterschaft qualifiziert zu haben, fuhr Paikidze fort. „Aber wenn sich an der Situation nichts ändert, werde ich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht an diesem Ereignis teilnehmen.“ Paikidze, die bereits mit 16 Jahren den Titel „Schachgroßmeister der Frauen“ errang, postete auf ihrem Twitter-Account zudem eine Warnung des amerikanischen Außenministeriums vor Reisen in den Iran. Dem amerikanischen Fernsehsender CNN sagte sie darüber hinaus, bereits in der Vergangenheit seien Frauen bei Schachturnieren im Iran gezwungen worden, ein Kopftuch anzulegen. Hier geht es weiter.

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Leserpost

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Wolfgang Richter / 02.10.2016

Die Damen sollten vor Reiseplanung mit unseren Polit-Kompetenzlern Gabriel u. Steinmeier (wird immerhin als Präses in spé gehandelt, dürfte daher entsprechend weltmännisch sein) bezüglich der Verhältnisse im Iran Rücksprache. Sie konnten nach Aufhebung der Sanktionen u. links-grün medial verkündeten weiteren Demokratisierung im Iran gar nicht schnell genug dort anlanden, um die Hände der schiitischen Fundamentalisten zu drücken, um durch ihre Schleimerei die Unterschriften unter ein paar lukrative Wirtschaftsver- träge zu erlangen.Vielleicht hat der Herr Kramer auch das Verhalten unserer Dienstreisenden damit gemeint, als er erklärte, eine reduzierte Willkommenskultur könnte den Verkauf deutscher Industrieprudukte ins Ausland mindern. Also dürfte es auch im Interesse der hier im Konsenz regierenden sein, wenn die zur Schach-WM eingeladenen Damen sich dem nicht verweigern u. sich natürlich wegen der gebotenen Toleranz den Gastgebern gegenüber auch landestypisch kleiden. Als Botschafterin*in des Guten Willens im Namen des Vaterlandes dürfte es nicht zu viel verlangt sein, die möglichen persönlichen Vorbehalte einfach mal zurück zu stellen u. sich dem Unvermeidlichen zu fügen. Und wer keine praktischen Erfahrungen im Umgang mit den entsprechenden Verkleidungen hat - in unseren Fußgängerzonen gibt es inzwischen reichlich Anschauungsmaterial, un sicher ist die eine oder andere Trägerin bereit, das richtige Anlegen der Teile vorzuführen, wobei man vor Ort in dr Praxis dann schon darauf achten sollte, daß keines der zu tragenden Stoffteile den Blick auf das gesamte, vor einem liegende Spielfeld einschränkt. Das wär dann schon ‘was blöd gelaufen.

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