Als ich in den 60er Jahren in der Schule sehr ausführlich (ja, das gab es auch) die NS-Zeit durchnahm, fragte ich mich, was das für Menschen sind, die “Kauft nicht bei Juden” geschrieben und geschrien haben. Heute weiß ich es: ganz gewöhnliche Menschen, die glauben, auf der einzig richtigen Seite zu stehen. Insofern: nix gelernt.
Da heute in vielleicht jeder zweiten Journalistenbiografie die TAZ als eine Art erweiterter Journalistenschule am Anfang steht, geschieht hier allein schon eine ideologische Vorauswahl. Anschließend ist es heute fast egal, wo man hingeht, so eng ist das abgebildete Meinungsspektrum der Mainstream - Medien geworden. Und wenn die ideologisch Fixierten erst mal irgendwo drin sind, holen sie die ihnen Genehmen nach. So entsteht, was uns heute so erschrecket. Hinzu kommt die fast religiöse Überzeugung, dass man auf der richtigen Seite steht. Schon immer ein linkes Phänomen.
Wer Intoleranz pflegt, verfügt nur über eine begrenzte Auswahl an Möglichkeiten der Diskursführung. Um sich einer fairen Diskussion zu entziehen, wird das Thema per se in Frage gestellt oder besser noch gleich skandalisiert. Damit begibt man sich direkt auf die emotionale Empörungsebene, die jeglichen Sachverstand und Realitätssinn ad hoc ausblendet. Man segelt auf dem Meer der Emotionen, angetrieben vom moralinsauren Wind der selbstgefälligen Ich - bin- besser- als -Du-Haltung und gibt sich damit selbstverständlich das Recht, Andersdenkende zu beschimpfen und zu desavouieren. Immer wieder gerne genommen und deshalb zunehmend wirkungslos, den Andersdenkenden als ‘rechts’ , ‘rechtspopulistisch oder ‘rechtsradikal’ zu bezichtigen, wobei die Grenzen je nach Perspektive und Moralanspruch des intoleranten Betrachters fließend sind. So soll nur noch die eine, the one and only Meinung existieren, wie in einen Algorithmus, der sich in der ‘Zeit’ widerspiegelt. Diese apodiktische Haltung macht selbst vor den eigenen Leuten nicht halt. Frau Lau wird zur Wiedergutmachung einen Schwimmkurs absolvieren müssen, denn bevor sie nicht höchstpersönlich 10 Migranten vor der libyschen Küste rausgezogen und wiederbelebt hat, wird ihr von ihrem intoleranten Umfeld keine Gnade gewährt!
So ist das halt, wenn sich historische Prozesse der Willkür, des Extremismus und der willigen Selbstzerstärung wiederholen: Ein Kapitän, der sich klar laufend der Beihilfe zur Schlepperei schuldig gemacht hat (nebenbei dauerhaft unsinnige Sozialkosten in undefinierter Höhe mitverursacht), eigentlich in den Knast gehört, wird von einer 150-jährigen Traditionspartei in Bayern ausgezeichnet. Wie bei den kleinen trotzigen Kindern. Die Rechnung für diesen dekadenten Dünpfiff, die eines Tages uns allen präsentiert wird, kann niemandem gefallen…
Herkunft, Vita, Stallgeruch, Geschlecht – stimmt einfach alles: Ja, aber auch dann werden sie verteufelt, wenn sie anderer Meinung sind, als angesagt ist. Rassisch minderwertige slawische gar katholische Stimmen werden bei dem “humanistischen” Kampfblatt ja erst gar nicht zugelassen … Ortega y Gasset schrieb im “Aufstand der Massen”: “Wie es in Nordamerika heißt: Anderssein ist unanständig. Die Masse vernichtet alles, was anders, was ausgezeichnet, persönlich, eigenbegabt und erlesen ist. Wer nicht “wie alle” ist, wer nicht “wie alle” denkt, läuft Gefahr, ausgeschaltet zu werden. Und es ist klar, daß “alle” eben nicht alle sind. “Alle” waren normalerweise die komplexe Einheit aus Masse und andersdenkenden, besonderen Eliten. Heute sind “alle” nur noch die Masse.” Und “Die Zeit” ist heute der Masse Kampfblatt und stimme, wie auch “Der Spiegel”. Was für ein tiefer Fall..
So ist sie halt, die selbsternannte Intelligenzija und Elite des Juste Milieu: Weicht Jemand auch nur andeutungsweise vom vorgegebenen Weg ab, werden die Mistkübel geleert. Es gibt in der deutschen Sprache dafür ein treffendes Wörtchen: PACK. Gut tut allerdings, dass es nun am eigenen Leibe erfährt, wie den von ihnen Gescholtenen so zu Mute ist.
@ Frank Pressler: Meine Vermutung, der Herr Decke glaubt insgeheim, er sei der reinkarnierte JC (... oder sowas Ähnliches). Will heißen: Nicht so ernst nehmen.
Linksradikale kennen nur den Hass auf Andersdenkende. Und den können sie inzwischen ja auch weitestgehend ungestört in den Medien ausleben. Daran haben sie sich schon so gewöhnt, dass sie den öffentlichen Raum vollständig für sich reklamieren - in bester totalitärer Tradition. Man kann schadenfroh sein. Doch letztlich müssen wir Methoden entwickeln, Andersdenkende wirksam zu schützen und die Gegenöffentlichkeit der anderen Art wieder zum Standard zu machen. Dazu braucht es Mut und auch personelle Konsequenzen, soweit sich Journalisten an einer Jagd im Rudelmodus beteiligen. Es ist nicht hinnehmbar, dass insbesondere Staatsfunker, die bei einer öff.-rechtl. Körperschaft angestellt sind, deren Arbeitgeber also direkt an die Verfassung und die Grundrechte gebunden ist, Toleranz, Meinungs- und Informations- und Pressefreiheit nicht achten. Das wäre ein Grund, ihr Beschäftigungsverhältnis in Frage zu stellen.
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