Die “Zeit” ist längst zum wöchentlichen Lieferanten der richtigen Gesinnung und ihrer richtigen Auslegung(en) verkommen. Nur die unbeirrbarsten Parteigänger ertragen diese Art von Journalismus. Kein großes Wunder also, dass Teile der linken Journaille und ihrer Leser in Raserei verfallen, wenn einmal auch nur das allervorsichtigste Plädoyer für die Wahrnehmung gewisser Tatsachen ins Blatt rutscht. Diejenigen, die Lau zur “Schreibtischmörderin” erklären, weil sie die Schlepperei im Mittelmeer nicht supi findet und ihr aus demselben Grund “kalten, verdorbenen Wahnsinn” attestieren (wo steht derselbe im Diagnosenschlüssel der WHO?) leben ihrer Meinung nach bereits in einer totalitären Welt, deren weltanschauliche Schlüsselbegriffe “bunt - tolerant - vielfältig” lauten. In dieser Welt kann man auch im Namen der “Toleranz” und “Vielfalt” Säuberungen durchführen. Das ist das geistige Milieu, auf das die “Zeit” sich in Ansätzen schon früher, nach dem Tod der (liberalen) Gräfin Dönhoff endgültig eingelassen hat. Wenn Lau Glück hat, geht die Schreierei wieder zurück, noch bevor jeder moralisch Hochbegabte sie als “Nazi” und KZ-Aufseherin von etwa 1940 “erkannt” hat. Wenn sie Pech hat, kommt das Gekrache gegen sie zum Schluss vollautomatisch von allen, die überhaupt einen Spin zur korrekten Weltanschauung haben - so war es im “Fall” Sarrazin. Wer nicht für eine Völkerwanderung ist, die D und Westeuropa plattwalzt, ist gegen ideologische Wahrheiten, und das ist natürlich ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
In meinem Bekanntenkreis kenne ich dieses Verhalten von linken Feministinnen. Bei anderen Meinungen, vor allem die, die sachlich, souverän und eloquent vorgetragen werden, bricht blitzschnell brennender Hass durch, der bis zu Todesverwünschungen geht. Wenn Argumente fehlen, ersetzen die hässlichsten menschlichen Emotionen den Diskurs. Jeder, der schon einmal einen Gesprächsversuch mit wutschnaubenden Schneeflöckchen unternommen hat, kennt deren switchen zwischen ich-möchte-die-welt-retten und ich-will-dich-vernichten. Speziell für diese Damen wurden die Amadeu-Antonio und die Heinrich-Böll-Stiftung gegründet.
Der stellvertretende Chef-Redakteur der Zeit zeigte sich nach dem Shitstorm überrascht. Ich fand das amüsant, dass ausgerechnet der stellv. Chef-Redakteur einer linksgrünen Zeitung so reagiert. Sein Publikum zeichnet sich seit Jahren gerade dadurch aus, jegliche Argumente abzuschmettern und Gegner persönlich anzugreifen. Das geht mittlerweile soweit, dass viele Menschen in Deutschland sich nicht mehr trauen öffentlich ihre Meinung zu sagen. Die Gesinnungsdiktatur hat ganze Arbeit geleistet! Und die Zeit war und ist Teil dieser Gesinnungsdiktatur.
Soviel zur „Diskussionskultur“ im linksgrünen Umfeld. Wer anderen Menschen „täglich brühend heißen Kaffee ins Gesicht schütten „würde, der gibt vor, andere Menschen retten zu wollen? Einfach nur widerlich, aber entlarvend. Wenn die Maske fällt, sieht man das wahre Gesicht.
Sozialisten aller Couleur und andere von höheren Dingen bestellte Gestalten sind immer nur so lange tolerant, bunt und weltoffen bis die Gruben ausgehoben und der Stacheldraht ums Lager gezogen ist für diejenigen, welche sich nicht umverteilen und am Gehirn operieren lassen wollen. Wenn jetzt wie Friedrich Merz der vielleicht letzte liberal-konservative Rest in dieser Republik vor diesem linksgrünen Mob einknickt oder sich wie in Bayern selber zerfleischt, stehen Deutschland sehr bald wieder unselige Zeiten bevor.
Hallo, Herr Röhl, mal abgesehen davon, was man über meine Bescheidenheit als Leser von Achgut jüngst hier im Forum ergoss, weil ich gegen den Strom einer Art gefälliger Gemütlichlichkeit gegenseitigen Schulterklopfens auf Beiträge ruderte, mit dem ich gleichwohl gut leben kann, viel Feind, viel Ehr halt, erlaube ich mir auch eine Binse zu räuspern: Jeder kehre vor seinem Türchen. Da brüllt doch ein Knallcharge jüngst, Schäuble müsse „entsorgt“ werden. Noch Fragen, Herr Röhl?
Es ist wahrscheinlich die nackte Angst einiger linksintellektueller Schmierblättchen ( Spiegel , Zeit , SZ , etc.) . dass sie ihr letztes Häuflein Stammleser verlieren , wenn sie eine offene Diskssion einfordern. Man muß sich z.B. nur mal die Kommentarfunktion von “Zeit online” anschauen. Eine große Menge an Kommentaren wird erst gar nicht veröffentlicht , angeblich am Thema vorbei , wenn"s der Redaktion nicht paßt. Dafür reichlich Scharmützel und Beleidigungen innerhalb der eigenen Userschaft. Manche Kontrahenten beleidigen sich 10 x gegenseitig zu nur einem Thema , da hat die Redaktion überraschenderweise keine Probleme mit. Wie erfrischend und zivil es dagegen hier auf der Achse zugeht , keine Beleidigungen untereinander , stattdessen das Motto aus Don Carlos , “Sir , geben sie Gedankenfreiheit” auch wenn es der Redaktion manchmal nicht paßt.
Sehr geehrter Herr Röhl, in Deutschland darf man heute die richtige Meinung haben oder keine Meinung. Ansonsten gibt es heißen Kaffee in das Gesicht. Was meinen Sie, wieviele Menschen inzwischen froh über die Achse sind? MfG Nico Schmidt
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