Unabhängig des Themas Religionskritik, muss man Dawkins eins klar attestieren: Der Mann ist hochintelligent und denkt selbst. Also etwas, was in der heutigen Zeit immer seltener wird. Und deshalb hat er etwas mit nicht wenigen Vertretern der hochintelligenten Selberdenker (ich kenne einige davon) gemein: Den stetig steigenden Frust und den daraus unweigerlich entstehenden Sarkasmus und den Hang zur Provokation. Die meisten Menschen denken nicht selbst. Die meisten Menschen sind folgsame Herdentiere und keine geborenen Herdernführer, die selbst den Weg wählen. Und wenn die folgsamen (um nicht zu sagen unwissenden) Herdentiere den selbstständig denkenden Herdenführern fortwährend erklären wollen, wie die Welt “wirklich” funktioniert, werden die selbst denkenden Herdenführer natürlich irgendwann säuerlich und sie stellen brachial ihre intellektuelle Überlegenheit zur Schau. Allerdings ist dies nur dann von Erfolg gekrönt und bringt die folgsamen Herdentiere nur dann zum nachdenken, wenn ein Rest an mentaler Offenheit und die Bereitschaft den eigenen Horizont zu erweitern bei ihnen noch vorhanden ist. Allerdings wird genau das immer seltener, weil die Methoden der Indoktrination immer extremer und ausgefeilter werden. Weshalb sich die Fronten zwischen (unwissender) Folgsamkeit und (wissendem) Führernaturell stetig verhärten. Man sollte versuchen, die Unwissenden aus ihrer Unwissenheit geschickt herauszuködern. Das ist langfristig eher von Erfolg gekrönt, als sie vor sich herzutreiben oder ihnen ihre Unwissenheit bei jeder Gelegenheit um die Ohren zu prügeln.
Der Kommentar ist einfach nur hammergeil! War da nicht auch ein ähnlich dramatischer Fall mit AFD Abgeordnten, die eine Linke auf einen Kaffe einluden? Dieses “zum Kaffee einladen” ist doch an widerwärtiger Hinterhältigkeit nicht zu toppen! Stellen Sie sich vor, “man” würde womöglich noch einer Frau (oder einem Mann/*) ein Kompliment machen. Ekelhaft!!!
@Dirk Freyling - Sie schreiben: ‘Zur Erinnerung, im 4. und 5. Jahrhundert wurden in Europa nahezu alle Bücher von Autoren, die keine Christen waren, vernichtet, meist verbrannt und gingen für immer verloren.’ Richtig ist, dass es eine große Büchervernichtung im 5. Jahrhundert gab. Allerdings ist diese nicht oder zum kleinsten Teil christlichen Fanatikern zuzuschreiben, sondern den gesellschaftlichen Unruhen durch gewaltige Brände, Hunnensturm und Völkerwanderung. Es ist nicht bekannt, dass hier nach dem Glauben der Autoren differenziert wurde.
@ Hans-Peter Dollhopf - Sie schreiben: ‘Die Evolutionsbiologie “erklärt” immer im Nachhinein, warum etwas oder auch nicht so kam. Pseudowissenschaftliche Selbstgefälligkeit.’ Dass historische Entwicklungen im Nachhinein beschrieben und erklärt werden, disqualifiziert nicht die Wissenschaftlichkeit. Aber dennoch haben sie nicht ganz unrecht: Morphologische und genetische Ähnlichkeiten und der Fossilienbericht können unterschiedlich gedeutet werden. Es liegt wenig Stringenz in deren Thesen. Und tatsächlich werden viele Entwicklungspfade oft umgedeutet. Evolutionäres Storytelling geht auch als Wissenschaft durch. Aber man sollte sich hüten, dies mit Forschungsergebnissen mit robuster Vorhersagequalität zu verwechseln, Gewissheit ist hier dünn gesät.
@RMPetersen - Sie schreiben: ‘Gerade als gläubiger Christ verteidige ich die Meinungsfreiheit einschließlich der Religionsfreiheit’ Und ich unterschreibe das auch. Ich halte den Kampfatheismus von Dawkins inhaltlich für falsch und argumentiere gegen diesen - vor allem, da ich zunächst nur sein Hauptrichtung gegen den christlichen Glauben kenne. Das er aber auch den Islam kritisiert, halte ich nur für konsequent. Ihn deswegen auszuladen ist allerdings absurd. Ein Armutszeugnis ... wer Dawkins kritisch sieht, könnte ja einen Co-Redner, oder eine Podiumsdiskussion organisieren.
Wenn man Kommentare wie den von Herrn Kegelmann hier liest versteht man, warum Dawkins sich eher als links verortet. Ich bin wahrlich kein Linker aber studierter Paläontologe und Darwinist, und ich verorte bedauerlicherweise auf der »rechten« Seite eben auch die große Zahl Buchgläubiger, Sektierer und einfach nur religiöser Spinner. Kritisch wird es dann, wenn Personen, die absolut keine Ahnung von Naturwissenschaft und deren Methoden haben, möglichst in Versalien von Wahrheit und Wissen fabulieren. Und wenn jemand wie Satre über Religion geschrieben hat, ist das völlig irrelevant. Es gilt nämlich immer noch die alte Regel: Wenn es einen Gott gibt, dann beweis’ mir das, kannst Du’s nicht beweisen, hak den Unsinn einfach ab (und bitte keine Zitate aus Büchern, die irgend jemand zur Erbauung, Beeindruckung oder Unterdrückung von Ahnungslosen geschrieben hat). Dawkins beschreibt—und das so, daß auch Nicht-Evolutionsbiologen das verstehen können—wie sich das Leben auf der Erde entwickelt hat, er beschreibt die Mechanismen, mit denen über die Generationen sich der Aufbau aller Lebewesen immer weiter an ihre Umwelt optimieren konnte und wie dies zur Vielfalt des Lebens geführt hat. Götter braucht es dazu nicht, schon gar nicht dieses lächerliche Panoptikum hunderter oder gar tausender Göttinnen und Götter, die die Menschheit sich in den letzten paar hunderttausend Jahren alle ausgedacht hat. Und es braucht auch nicht diesen semitischen Wettergott, den uns die alten Römer uns Mitteleuropäern aufs Auge gedrückt haben und vor dessen Höllenphantasien Leute zittern, die jeden Sommer auf den Teutonengrill ans Mittelmeer fahren. Dieser Gott paßt zu einem primitiven Wüstenvolk vor 3000 Jahren im Nahen Osten, wo Wärme genug da war. Wir sollten da weiter sein, aber man sieht eben immer wieder, daß es die Masse eben nicht ist, weder bei den Mohamed-Gläubigen, noch bei den anderen.
Richard Dawkins, un uomo di fegato, ein Mann mit Mut und Charakter. Ein Naturwissenschaftler vom alten Schrot und Korn, der sich um nichts schert als um die Wahrheit - soweit uns zugänglich. Denn mehr haben wir nicht, wem das nicht passt oder nicht langt, der kann ja beten gehen. Und klar gibt es einen Gottesbeweis: Der müsste allerdings von dem beweispflichtigen* Herrn Zebaoth selber kommen, nicht von einem Saulus-Paulus und Konsorten. Der Brief an die Muslima ist einfach köstlich, den Zumpen-West kann man als Mann nur sagen: mach es dir doch selber. Zu Religionen hat er mal sinngemäß gesagt: Wenn schon, dann am ehesten Christentum, alles andere ist noch offensichtlicherer Mist. Aber wer kann, der kommt ohne Reli ganz gut hin, hält sich - mit einem gehörigen Schuss an Gottvertrauen - an Hans Küng etwa, der mal meinte: das wird schon alles aufs Feinste gerichtet sein, warten wir es ab. Oder Dietrich Bonhoeffer mit “einen Gott, den es gibt, gibt es nicht”, basta. Und der Hagia Quran lehrt uns: “Und wenn Allah gewollt hätte, hätte Er euch zu einer einzigen Gemeinde gemacht. Er wollte euch aber in alledem, was Er euch gegeben hat, auf die Probe stellen. Darum sollt ihr um die guten Dinge wetteifern. Zu Allah werdet ihr allesamt zurückkehren; und dann wird Er euch das kundtun, worüber ihr uneins waret”. Gucksdu Suhra 5:48 bei “koransuren.com” Ganz schön hinterfotzig, die vom ältesten Beruf der Welt, die Schamanen, Druiden etc. - immer schön veräppeln, das Volk, nach management by mushrooms: Firstly, keep ‘em in the dark, from time to time open the box, pour a load of shit over them - and eventually, close the box again. Welch ein Licht ist dagegen Richard! *Alter Juristenspruch: he who alleges has to prove - wer was behauptet, der muss es auch beweisen. Amen. ** Leider seit geraumer Zeit dement, man hört deshalb nichts mehr von ihm. Er war dereinst Studienkollege von Ratzinger in Tübingen.
Was einstmals unsere Kultur war und davon noch übrig ist, ist vom Diskurs geprägt. Das ist natürlich Arbeit, vor allem geistige Arbeit. Es gibt offenbar immer mehr Arbeitsscheue, die ein gewisses “Unbehagen in der Kultur” verspüren.
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