Felix Perrefort / 05.03.2023 / 11:00 / Foto: Imago / 120 / Seite ausdrucken

Das unsägliche Geschwurbel der Melanie Brinkmann

Was Regierungsberaterin Melanie Brinkmann von sich gibt, geht auf keine Kuhhaut mehr. Sie zeigt, dass man als Experte mit jedem Nonsens durchkommen kann.

Experten genießen in Deutschland Narrenfreiheit, sofern sie die Regierungslinie stützen. Neben Christian Drosten verdeutlicht das niemand so gut wie Melanie Brinkmann, die im März 2023 noch redet, als hätte sie ihr Denken und Erfahren im Jahr 2020 zu einem Lockdown chinesischen Zuschnitts verurteilt. Das prominente Mitglied des Expertenrats, das 2021 bei Markus Lanz vehement befürwortet hatte, dass schwangere und stillende Frauen sich die Corona-Injektionen spritzen lassen, erzählte kürzlich der Rheinischen Post, sie verstehe nicht, „dass Aussagen, auch wenn sie erwiesenermaßen falsch sind, nicht kritisch hinterfragt werden“.

Warum sie daraufhin nicht die Frage gestellt bekam, ob sie immer noch der Ansicht sei, es wäre „biologisch gar nicht möglich“, dass die mRNA über die Muttermilch ins Kind gelangen könne, nachdem selbst Faktenchecker aufgrund von Studienergebnissen, die das Gegenteil beweisen, ihre ursprüngliche Position revidieren mussten, ist in der Tat schwer zu verstehen. Es lässt sich aber deuten: Menschen, denen die Corona-Religion mit all ihren verqueren Vorstellungen, minutiösen Regelungen und neurotischen Zwanghaftigkeiten in ihrer Bedürfnisstruktur auf unheimliche Weise entgegenkommt, fehlt es grundsätzlich an Unbehagen, das am Anfang allen Hinterfragens steht. Deshalb akzeptieren sie alles, richten sich ein, fühlen sich pudelwohl. Nur weil sich Brinkmann jetzt schon danach sehnt, dass das gesamte Maßnahmengerüst mit ihr als Chef-Kommandeurin irgendwann wieder aufgerichtet wird, glaubt sie zu wissen, „dass die nächste Pandemie kommen wird, so viel steht fest“, ein Wunsch als Vater des Gedankens. Kritische Nachfragen seitens der rp-Journalisten? Fehlanzeige.

Einer der Hauptgründe für die Corona-Misere besteht in Journalisten, die sich vom Expertenschein so sehr blenden lassen, dass sie ihr Berufsethos zugunsten einer denkfeindlichen Unterwürfigkeit verraten, die jeden Nonsens mit der Selbstsuggestion akzeptiert, es von vornherein nicht besser wissen zu können. Dass es ganz offensichtlich vollendeter Irrsinn ist, wie Brinkmann Ende 2020 die Gefährlichkeit des Corona-Virus mit dessen Harmlosigkeit zu begründen, will diesem Journalismus nicht ins Auge springen: Corona, so brachte sie die Massenpsychose auf einen Satz, „ist eigentlich viel gefährlicher als ein Virus, das Menschen richtig krank macht.“

„Ungeborene mit Schutzmantel ausstatten“

Als gäbe es keine Cochrane-Metastudie, die festhält, dass „keine eindeutige Verringerung der Virusinfektionen der Atemwege durch die Verwendung von medizinischen/chirurgischen Masken“ nachweisbar ist, erdreistet sie sich, den Schutz durch Masken als „unbestritten (!) sehr hoch“ zu bezeichnen. Auch an dem Unsinn, dass man mit Maßnahmen die Testzahlen drücken könne, klammert sich die Zero-Covid-Architektin noch, obwohl selbst die offizielle Evaluation keinerlei Evidenz dafür angeben konnte. „Die No-Covid Strategie ist eine Niedriginzidenzstrategie, die Dauer-Lockdowns und geschlossene Schulen verhindern (!) wollte.“ Regierungsberater auf dem Niveau des Volksverpetzers, der es nun ebenso mit Geschichtsklitterung versucht.

Offensichtlich jedenfalls, wer der Kanzlerin entscheidend ins Ohr flüsterte, als diese quälend lange Monate die Öffentlichkeit stilllegte, Existenzen ruinierte, man nicht einmal zum Friseur gehen durfte. „Angela Merkel hat die hohe Ausbreitungsdynamik dieses Virus verstanden und auch das Konzept und die Vorteile der Niedriginzidenzstrategie.“ Brinkmanns Vorbild ist klar: „Lange ist China mit der Strategie im internationalen Vergleich sehr gut gefahren.“ Dazu passend stellt sie sich auf Twitter als „Advocate of strong leadership“ vor. Auf Deutsch klingt es so, wie sie es meint.

Bei Lanz wollte sie, dass Stillende sich unbedingt mit dem mRNA-Impfstoff gentherapieren lassen, ihren Worten nach einem der „sichersten Impfstoffe, die man haben kann“. „Die Antikörper, die sich bilden“, schützen ihr zufolge während einer Schwangerschaft „auch das Kind, das ja noch völlig ungeschützt ist, wenn es frisch auf die Welt kommt“. Man könne es schon „mal ausstatten mit einem Schutzmantel“, so die Gewährsfrau von „Team Wissenschaft“. Wer glaube, dass Impfstoff über die Muttermilch zum Kind gelangen könne, sei den sozialen Medien auf den Leim gegangen, die sehr viel Verwirrung gestiftet hätten und die Leute dazu brächten, „falsch zu denken“. Die Impfpflicht, quatschte die von der Wirklichkeit Blamierte weiter, wäre doch eigentlich schon „demokratisch beschlossen“. Wie das? „77 Prozent derer, die sich impfen lassen können, haben sich schon geimpft. Das ist doch eigentlich schon eine demokratische Abstimmung.“

Die Narrenfreiheit der einen strapaziert die Leidensfähigkeit der anderen. 

Foto: Imago

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Leserpost

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W.Leich / 05.03.2023

Wenn ich es in Wikipedia richtig lese, ist Frau Brinkmann nicht Medizinerin sondern Biologin.

Volker Kleinophorst / 05.03.2023

@ Mütze Dabei ist mein Kommentar zu Fr. Brinkmann doch noch gar nicht erschienen? Aber natürlich habe ich recht. Je4denfalls häufigDa ich recherchiere und meine Ergebnisse nicht durch Wunschdenken oder aus Karrieregründen anpasse, ist die Wahrscheinlichkeit aber auch höher. Ich präsentiere Ergebnisse keine Wunschträume, totalitäre schon gar nicht. Das ist sicher gemein und damit auch frauenfeindlich, denn das können die meisten Damen einfach nicht. Denken und Fühlen unterscheiden. Ich zitiere @G. Caltern meinen persönlichen Lacher aus den Kommentaren zu “Auf der Landstraße nachts um halb eins”: “Ja, es ist schon ein Skandal wie 99,38% der Frauen dem Rest den Ruf verderben.” Uneingeschränkte Zustimmung und auch mein Mitgefühl für die 0,62%. Ich weiß, wie hart das ist. Auch unter Männern sind Selberdenker “umstritten” und von einer Mehrheit weit entfernt.

Dietrich Herrmann / 05.03.2023

Eine solche Narrenfreiheit zuzulassen ist für mich verbrecherisch.  Einige Urvölker hatten die Gewohnheit, bei Pandemien ihre Anführer zu opfern, um die Götter zu besänftigen. In so schwierigen Zeiten sollte man wirklich nichts unversucht lassen.

Harald Hotz / 05.03.2023

Der Fisch stinkt vom Kopf her. Doofe holen sich als Experten eben gerne gleich doofe oder noch dümmere. Und mangelnde Kompetenz bei gleichzeitig hohem politischen Einfluß macht zudem extra anfällig für Korruption. Exzellenz ist selten in der Nähe von Politikern anzutreffen, denn für das tägliche geistige Pampern von minderbegabten Politikerdarstellern haben die wirklichen Koryphäen garkeine Zeit. - Brinkmann, Bärbock, Haböck, Merkel, Lauterbachl, umgeben von Experten für dies und das, Leibniz-Institute, die wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, Leibniz-Institute für jeden Scheiß, für alles, was wir niemals wissen wollten, was uns niemals interessiert hat, nur als Tagesstätten für Wissenschaftsminderleister - alles Merkels Werk, der Teufel mußte nichts beitragen.

Gerhard Schmidt / 05.03.2023

Alter Arbeiterspruch: Experte für Alles = Für nichts zu gebrauchen…

Alexander Mazurek / 05.03.2023

Experten sind Werkzeuge der Regierenden. Sagte schon der Adolf „Die Fachmänner aber, die in ihren Gedankenschemata hängen wie die Spinne im Netz, unfähig, etwas anderes als ihr ewig gleiches Netz zu spinnen, denen kommandieren Sie nur, und Sie werden sehen, auf einmal kommen sie mit einem ganz anderen Entwurf an. Fachmänner können immer anders, als sie zuerst dachten. Am Ende läuft das Ganze darauf hinaus, dass, wenn wir nur ernsthaft wollen, die Sachverständigen uns schon mit dem Material bedienen, das wir benötigen.“

ricardo sanchis / 05.03.2023

“Olaf Dietrich / 05.03.2023 Ja, wo ist die deutsche Staatsanwaltschaft. Frage ich mich seit geraumer Zeit”;..... Die Staatsanwaltschaft untersteht dem Innenministerium das gegenüber der Staatsanwaltschaft weisungsbefugt ist. Beantwortet das Ihre Frage? Und deswegen wird es ohne wirkliche Zeitenwende zurück zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung keine Gerechtigkeit und Strafverfolgung der corona-verbrechen geben.

Irene Luh / 05.03.2023

Ich übersetze mal: „Advocate of strong leadership“ bedeutet den Willen zur knallharten Diktatur. „dass die nächste Pandemie kommen wird, so viel steht fest“ bedeutet, daß die bösartige, hinterhältige Brinkmann hier wohl die Wahrheit sagt und aufgrund ihres enormen Geltungsbedürfnisses es nicht zurückhalten kann. Man sollte ebenfalls den zärtlichen Hinweis des Kommentators Harald@Unger maximal ernst nehmen.

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