Ich habe das Buch mit exakt derselben Neugierde studiert – vor Monaten aber schon. Es bietet keinen Anlass für einen Skandal. Es ist aber auch nicht annähernd so lohnend oder interessant, wie es oft gemacht wurde. Ich bin wirklich überrascht, dass Sieferles »Finis Germania« hier noch einmal so viel Platz gewidmet wird.
Es bedurfte nicht dieser hervorragenden Rezension, die wahrlich Lust auf Mehr macht, um meine Entscheidung zu bestimmen. Als die FAZ darüber sinnierte, ob da möglicherweise strafbare Inhalte kolportiert wurden, gab es weder für mich, noch für viele Andere die gern selber denken, eine andere Wahl, als das Buch zu kaufen. Zum Inhalt: Ich glaube nicht, dass Sieferle das Ende Deutschlands als prophetische Schau sieht, sondern dass er reale Tendenzen eben weiter betrachtet. Die Zukunft selbst aber bleibt ungewiss.
Schon bestellt. Bin neugierig.
Danke für die kluge und ausfühliche Rezension. Die “Sozialdemokratisierung” - auf dem Holz des Industrialismus gewachsen - wurzelt tief in mechanischen Denkmodellen. Zu beobachten ist allgemein eine Quantifizierung des Denkens, die noch den letzten Winkel der Existenz mittels Quote und “Rankings” bewerten zu können meint. Digitalisierung und Statistik begünstigen diese Sicht auf reine Zahlenmengen, auf vermeintlich sichere Daten. Sie ignoriert, dass Qualität und Quantität komplementäre Größen sind: Die eine ist durch die andere nicht zu ersetzen. Gleichwohl ist es unwiderstehliche, meist unwidersprochene Gewohnheit, dem Vergleich den Wunsch nach “Gleichheit” folgen zu lassen - ohne Rücksicht auf die Vielfalt der qualifizierenden Unterschiede. Dass der Erfolg dieser Methode zweifelhaft ist, lässt sich an den Katastrophen der sozialistischen Planwirtschaft zeigen. Der Westen hat den Untergang des Sozialismus noch vor sich.
Ich gebe Ihnen mit ihren Bemerkungen zu „Finis Germania“ in jedem Punkt Recht. Auf alle Fälle ein hoch interessantes, brillant geschriebenes Ideenfragment. Die einzige Kritik, die man am Autor üben könnte, ist die Tatsache, dass er teilweise ein extrem hohes Abstraktionsniveau und Vorwissen voraussetzt – und damit 99,9% unseres vermeintlichen „Bildungsbürgertums“ inkl. dessen polit-medialer „Elite“ einfach nur überfordert. Seine eigene „Draußenseiterposition“ war Sieferle natürlich klar und hat ihm – in einer aus seiner Sicht verständnis- und geschichtslosen Gesellschaft – den Weg in den Freitod geebnet. Ein Drama! Es bleiben seine Thesen, die schonungslos und mutig den pathologischen Zustand der deutschen Gesellschaft und der nur noch international ausgerichteten, aber leider meinungsbildenden „One Worlder“ offenlegen.
Danke! Ohne das Buch gelesen zu haben, gibt mir ihre Besprechung zum ersten Mal eine Vorstellung davon, in welche Richtung das Ganze geht. Ich weiß noch nicht, ob ich es schließlich lesen soll, ober ob mir das am Ende alles intellektuell “zu hoch” ist - ganz ehrlich. Die empörten Reaktionen und die Schmähungen aus der eingebildeten geistigen Elite unseres Landes aber sind das eigentlich Erschreckende. Es gibt sie wieder, die gefährlichen Gedanken, die man den Menschen unbedingt vorenthalten muss und die Bücher, die man am liebsten verbrennen würde. Wo sind wir nur angekommen?
Vielen Dank, eine sehr interessante und anregende, sachliche Rezension. Eine Ihrer Schlussfolgerungen finde ich jedoch fragwürdig: “Dem Autor hingegen ist vorzuwerfen, dass er mit „Finis Germania“ nur ein Fragment abgeliefert hat, mit dessen Ausarbeitung und Interpretation die Nachwelt offensichtlich vollkommen überfordert ist.” Ist das wirklich dem Autor vorzuwerfen und nicht vielmehr den heutigen “Intellektuellen”, die es sich in ihrer Unreflektiertheit, Verbohrtheit und Überheblichkeit allzu bequem gemacht haben? Der Satz “Die Gedanken sind frei.” ist heute zu einer Lachnummer verkommen. Freie Denker findet man lediglich im Außen. Die ganz offensichtlichen Denkverbote, die das Umdenken und Infragestellen der eigenen Überzeugungen unmöglich machen, haben sich unsere “Intellektuellen” selber auferlegt, sind für ihre Überforderung selber verantwortlich: “Selbstverschuldete Unmündigkeit”, so würde Kant das wohl bezeichnen. Sieferle ist hier offenbar lediglich der Katalysator, der genau diese Problematik an’s Licht bringt, jedoch nicht Urheber des Problems.
Schauen wir uns die Deutschen einmal an: Seit dem verlorenen Krieg dauernd, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität, sozialdemokratisiert und daher bereits seit geraumer Zeit ohne Religion, ohne Stolz, ohne Orientierung, ohne eigene Wissenschaft, ohne eigene Sprache, ohne Philosophie. Die einzige Kostante der letzten Jahre diejenige Geisteshaltung, zu der sie zudem auch einen Herrn aus Braunau importieren mussten. Es tzut da nichts zur Sache, dass die faschistische Geisteshaltung sich nun Antifaschismus zumeist unwidersprochen nennen darf. Was war denn die DDR ohne den Antifaschismus, was sind den die Linken und die Linke nebst angeschlossenem Medialen Komplex ohne ihren Antifaschismus?
“Der Deutsche ähnelt daher nicht dem Menschen, dessen Schuld durch die Liebe Gottes zwar nicht revidiert, aber kompensiert wird, sondern dem Teufel, dem gestürzten Engel, dessen Schuld niemals vergeben und der für alle Zeiten in der Finsternis verharren wird.” Wie kommt Roger Letsch darauf, dass Sieferle das Nichtvergeben auf die “Generationen von Juden, die im Deutschland von heute längst nicht mehr dasselbe sehen, wie ihre Eltern und Großeltern” bezieht? Ich haben Sieferle anders interpretiert. Nicht die Nachfahren der ermordeten Juden, sondern diejenigen, die aus der Verteufelung ihren ganz eigenen handfesten Nutzen ziehen, sind gemeint. Man denke nur an ehemalige Kolonialvölker, die von den Deutschen jetzt, nach Hundert Jahren, plötzlich Wiedergutmachung fordern. Fordern sie dies auch von Engländern, Spaniern, Franzosen, Portugiesen, Holländern, Belgiern, Japanern? Aussichtslos! Sind Forderungen der Schwarzafrikaner an Arabische Völker bekannt, deren Vorfahren tausend Jahre lang Sklavenhandel in Schwarzafrika getrieben haben? Aussichtslos! Entschädigen die US-Amerikaner ihre schwarzen Mitbürger für das Unrecht, das deren versklavten Vorfahren geschah? Aussichtslos! Geben die Bewohner des amerikanischen Doppelkontinents den Ureinwohnern ihr Land zurück? Bizarre Idee! Zu den Nutznießern dieser Art “Moral” gehören aber auch und vor allem die sogenannten Freunde der Deutschen, in der EU und anderswo. Haben diese doch unausgesprochen, aber in allen Verhandlungen und Vereinbarungen allgegenwärtig diesen Joker in der Hand. Und der sticht immer. Auch Herr Erdogan spielt diese Karte immer wieder gerne und offen aus. Aber nicht zuletzt hat der Sündenstolz der Deutschen selbst die Einmaligkeit und Unvergänglichkeit der Deutschen Verbrechen zur unabdingbaren Voraussetzung. Er entschuldigt, nein begründet die Gewaltorgien der Antifa gegen “die ewigen Nazis”, erkennbar an dem Schwefelgestank, der von diesen ausgeht.
Ich habe es gelesen und bin froh darüber. Zu all dem oberflächlichen Propaganda- und Desinformationsgeschreibsel in unseren teuer zu bezahlenden Qualitätsmedien und ÖR-Medien verhält sich das Buch wie Gott zum Teufel. Die Gedankendichte und Gedankentiefe, das redliche Argumentieren, das fehlen jeglicher Propaganda, ach wie sehr vermisst man dies alles. Ich wünsche mir mehr solcher Büchlein und weniger teuflische Propaganda- und Desinformationsmedien.
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