Corona – der perfekte Rettungsring für Zombiefirmen

Von Glenn Antoine.

Die Corona-Krise trifft die deutsche Wirtschaft hart. Dennoch gab es in Deutschland im ersten Halbjahr 2020 um ein Viertel weniger Insolvenzen als im Vergleichszeitraum 2019. Das liegt vor allem an den Corona-Hilfspaketen. Durch diese Zuschüsse können weiterhin sogenannte Zombiefirmen entstehen, die lediglich durch Staatshilfen überleben, jedoch unproduktiv sind und volkswirtschaftlichen Schaden verursachen. Zombiefirmen werden Firmen genannt, die auch ohne den Lockdown insolvent gegangen wären und nur noch aufgrund von Hilfen wie den aktuellen Corona-Regelungen existieren.

Die SZ zitierte jüngst eine Umfrage der Universität Mannheim und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung. 44 Prozent der Betriebe, die eine staatliche Maßnahme beantragten, würden die Krise nach eigenen Angaben ohne diese Hilfe nicht überleben. Das Problem hierbei: Unter diesen Firmen befinden sich nicht nur Corona-Hilfsbedürftige, sondern ebenfalls Zombiefirmen, die auch unabhängig von dem Lockdown pleite wären – eine fatale und höchst unwirtschaftliche staatliche Unterstützung. Doch dies ist noch nicht genug. Neben den staatlichen Hilfspaketen, die nach dem Gießkannenprinzip verteilt werden, wurde auch die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt. Das heißt, sobald das Corona-Insolvenzaussetzungsgesetz ausläuft, erwartet uns eine enorme Menge an Firmen, die Insolvenz anmelden müssen. Trotzdem haben diese Firmen monatelang staatliche Zuschüsse erhalten. Firmen müssen bis zum 30. September nicht angeben, ob sie pleite sind oder nicht.

Corona – der perfekte Rettungsring für Zombiefirmen 

Zombiefirmen sind seit langem ein großes Problem, jedoch haben diese jetzt eine Ausrede: den Corona-Lockdown. Seit der Finanzkrise dominierten günstige Kredite und der Markt wurde mit billigen Geldern geflutet. Ein gefundenes Fressen für die Zombiefirmen. Damals hielten günstige Kredite die Schwerkranken künstlich am Leben, heute sind es die Corona-Hilfen und das neue Insolvenzgesetz. Die Ressourcen fehlen anderswo für Innovationen und verhindern Hilfe für gesunde Firmen. 

Die Wirtschaft erwartet noch viele schwierige Monate. Monate, in denen Zombiefirmen weiterhin wichtige Ressourcen verbrauchen und somit weiteren Schaden anrichten. Ein prominentes Beispiel war Vapiano. Schon lange, bevor sich das neuartige Virus verbreitete, lief es bei der italienischen Restaurantkette alles andere als rund. Und genau solch ein Unternehmen stilisierte sich als Opfer des Lockdowns und beantragte Staatshilfen. Nun, worauf ich hinaus will: Niemand kann sagen, wie viele von den 44 Prozent Firmen, die nur durch die Corona-Maßnahmen überleben, schon vor der Corona-Krise in schwierigem Fahrwasser waren. Welche Firmen sind Krisenkonzerne, die nun vom Staat gestützt werden? Was ist mit der ursprünglichen Ansage, es würden nur gesunde Firmen gerettet werden? 

Dies sind Bedenken, die geäußert werden müssen, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Krise noch andauern wird. Wie soll der Staat die einen von den anderen unterscheiden? Unbestritten ist: Es müssen Jobs und jene Firmen, die gesund in die Krise kamen, gerettet werden; doch um welchen Preis? Sollte man die Regeln der Marktwirtschaft außer Kraft setzen oder gar Zombiefirmen weiterhin künstlich mit Steuergeldern am Leben halten? Wenn der Staat zu viele Firmen über Wasser hält, die eigentlich kaum noch Überlebenschancen haben, droht langfristig die Zombifizierung der Wirtschaft: Scheintote Firmen nehmen gesunden Unternehmen Kredite weg, verzerren den Wettbewerb und schwächen so die Wirtschaft insgesamt. Bereits 40.000 Firmen haben Kredite bekommen. Wie viele zombifiziert sind, erfahren wir erst Anfang Oktober, wenn die alten Insolvenzregeln in Kraft treten. Bis dahin heißt es beten.

 

Glenn Antoine schreibt für Apollo-News, wo dieser Artikel zuerst erschien.

Foto: Goldwyn Distributing Company /Heritage Art Gallery via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Gerhard Hotz / 15.08.2020

Einen gewissen Anteil von Zombiefirmen muss man wohl tolerieren. Immerhin stellen diese auch Arbeitsplätze zur Verfügung. Was man aber auf jeden Fall verhindern muss, ist, dass systemrelevante oder für die Allgemeinheit wichtige Unternehmen untergehen. Wenn für deren Rettung Schulden gemacht werden müssen und Geld nicht anders als mit der Giesskanne verteilt werden kann, weil es schnell gehen muss, dann profitieren dabei sicher auch ein paar Zombiefirmen. Das muss man aber in Kauf nehmen, weil es das kleinere Uebel ist, als gar nicht zu helfen.

Wolfgang Richter / 14.08.2020

Mit der DDR - Staatswirtschaft kennt sich die Merkelin ja aus, so daß die DDR 2.0 kein Problem sein dürfte. Wir schaffen das. Fällt mir der Herr einstein ein, in etwa “Es ist irre, immer die selben Maßnahmen zu ergreifen (die selben Fehler zu machen) und dann ein anderes Ergebnis zu erwarten.”

Otto Nagel / 14.08.2020

Man muß nicht auf die unzähligen Zombi’s schauen. Ein Blick auf Deutschlands Vorzeige-DAX-Unternehmen reicht. Nach dem Kartendienstleister Wirecard jetzt also ein “Essen auf Rädern”- Unternehmen, dessen einzige Leistung hierzulande ein Vorstandssitz ist. Da erübrigt sich jeder weitere Kommentar.

martina bauer / 14.08.2020

irgendwie habe ich keinen lösungsvorschlag gesehen wie der autor zombiefirmen von den anderen firmen unterscheiden will. sein beispiel, die restaurantkette, ist sehr gut. soll der staat bei restaurants grundsätzlich die insolvenzpflicht beibehalten? lt heiko stadler auf jeden fall. denn er sagt ja gar keine hilfen. gäbe es dann überhaupt noch ein restaurant in meiner stadt?

Sabine Lotus / 14.08.2020

Ganz recht H@rr Schleitzer, alles schon beschloßen. Um uns herum zombiet es nur so vor sich hin. Gegen den Verwesungsgestank sollen wir jetzt alle Masken tragen, gegen den Anblick zu hause bleiben und Abstand halten und die Zombies selbst sind unter der Fahne vom ‘Kampf gegen rechts’ auf der Jagd nach den letzten Gehirnen.

Bernhard Freiling / 14.08.2020

Schön langsam. Wo liegt denn der “volkswirtschaftliche Schaden” der “Zombiefirmen”? Zombiefirma: ein Unternehmen, das nicht in der Lage ist, mit dem Ertrag den erzeugten Aufwand auszugleichen. ++ Wer wird geschädigt? Die Lieferanten? Wenn das halbwegs ordentliche Kaufleute sind, ist in deren Kalkulation eine gewisse Ausfallrate enthalten. Wenn die Zombiefirma ihren Zahlungsverpflichtungen nicht ordentlich nachkommt, wird sie der ordentliche Kaufmann nur noch gegen Bar- oder Vorauskasse beliefern. Wo sollte der Schaden liegen? ++ Sollte der Kunde der Zombiefirma einen haben? Wegen nicht mehr einzuhaltender Garantieversprechen, Unmöglichkeit des Umtauschs oder was auch immer? Dafür hat der Kunde hochwahrscheinlich einen erheblichen Preisvorteil gegenüber Konkurrenzprodukten gehabt. Er wird am Ende das ausgeben müssen, was er zum Beginn gespart hat. Wo sollte der Schaden liegen? ++ Bei dem Förderungen ausreichenden Stiefvater Staat? Wenn der die Zombiefirma nicht am Leben erhielte, stünden Morgen früh deren Arbeitnehmer auf dem Flur der Arbeitsagentur und würden Arbeitslosengeld einfordern. Wo sollte der Schaden für Stiefvater Staat liegen? ++ M.E. ist der “volkswirtschaftliche Schaden” erheblich kleiner, als er häufig uns unterzuschieben versucht wird. Im Gegensatz zu individuellen Schäden, die allerdings erheblich sein können. Die lassen sich meist jedoch auf “Verkaufen um jeden Preis” (was der Zombie-Mentalität sehr nahe kommt) oder auf “Geiz ist geil” zurück führen.  Ein Bauherr z.B., der wegen eines Preisnachlasses einer Bauunternehmung Vorauskasse leistet ohne sich mittels einer Bankbürgschaft absichern zu lassen, ist nicht einer Zombiefirma zum Opfer gefallen sondern seiner eigenen Dummheit. ++ Nicht verhehlen will ich, daß es Unternehmen geben mag, die gar nicht auf Gewinn aus sind. Deren Inhaber Geldeingänge so lange in ihr Privatvermögen transferieren, bis nur noch die Insolvenz bleibt. Sind das noch “Zombiefirmen” oder ganz simpel schon Betrüger?

Geert Aufderhaydn / 14.08.2020

Firmen, die bereits vor dem März 2020 in existenziellen Schwierigkeiten waren, erhalten weder Corona Soforthilfe noch Überbrückungsgeld. Geht schon aus der Antragstellung hervor.  Allerdings gibt es genügend Firmen, die formaljuristisch nicht in Schwierigkeiten sind; die Konkurrenz weiß aber, daß sie bald erledigt sind.  Für einige von denen ist die Corona-Hilfe ein Segen und Weg aus der Krise, für andere lediglich ein Hinrichtungsaufschub, im Effekt Insolvenzverschleppung.

Horst Brackholz / 14.08.2020

Vapiano hat mit Italien nichts zu tun. Deutsche Gründer, deutsche Besitzer. Geschäftsprinzip: der Schneeball (siehe Schlecker). Leidtragenden: die Mitarbeiter und Filialbesitzer.  Und der Kunde (Qualität unterirdisch). Und last but not least der Steuerzahler.

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