Hallo Herr Etscheit, wie wäre es mit einem Verdejo aus Rueda oder einem Gavi di Gavi aus dem Piemont? Gut gekühlt natürlich. Auf der Terrasse gern auch mal einen leicht moussierenden Vinho Verde aus Portugal. Schmeckt auch zu sommerlichen Gerichten und kann auch gern mit Mineralwasser verlängert werden.
Jeder weiß doch dass Softeis von Maggie Thatcher erfunden wurde ! Auch wenn die deutsche Klugscheisserwikipedia das Gegenteil behauptet.
Der Autor in der sich elitär gerierenden Münchner Landeshauptstadt mag sich besserer Gesellschaftskreise erfreuen. Doch in einem Land, in dem sich angeblich mehr als jeder Zehnte keine Tagesmahlzeit leisten kann, die Fisch oder Fleisch enthält, muß ein annähernder Teil jener Menschen, denen man täglich auf der Straße begegnet, an allem erfreuen, was Alkohol enthält, um die Widrigkeiten des Lebens im allgemeinen, die der politischen Verhältnisse im besonderen zu ertragen. \\\ Prost.
(2) Was tut man mit 15 Liter von einem Gesöff, das schmeckt, als ob es sehr ungesund wär und wahrscheinlich sogar die reine Chemie? Es fing sogar trotz der enthaltenen erheblichen Alkoholprozente noch einmal an zu gären. Immer mit Pausen einige Wochen lang. Das hatte nun eine Menge Arbeit gemacht, darum füllte ich das Zeug aus Sturheit und Besessenheit ab und stellte die Flaschen in den Keller. Erstmal aus den Augen, aus dem Sinn. So alle 2-3 Jahre holte ich eine Flasche herauf, um zu kosten. Ich erinnere mich nicht mehr, aber ich glaube, die ersten beiden Flaschen hatte ich nach dem Kosten ins Klo geschüttet. Nach etwa 10 Jahren begann er zu schmecken. Unglaubliches Aroma! So eine Mischung aus Tokaier, Cognac und Wermut, aber nicht so aufdringlich. Der Wein wurde mit der Zeit sagenhaft gut. Die letzten 9 Flaschen wurden mir allerdings nach 15 Jahren Lagerung gestohlen. Das ist nun die traurige Pointe. Es versteht sich von selbst, dass ich nach wie vor bereit bin, die Diebe eigenhändig zu köpfen.
“Verdünnte Plörre”. Wieso fällt mir da gerade die durch Cancel Culture versaute Multikulti-Welt von heute ein? An Kultur ist nichts verwerflich. Man muss sie nicht verdünnen. Im Gegenteil: Man muss seine eigene Kultur hoch halten. Ich sehe nicht, warum ein Franzose, ein Italiener, ein Portugiese, ein Spanier, ein Grieche oder auch ein Pole und ein Ungar in Deutschland nicht weiterhin genau so sein sollten, wie ihre Kultur gestrickt ist und das natürlich auch umgekehrt. Damit das aber funktioniert, muss man aber erst mal erkennen, wer man wirklich ist. Wir haben eigentlich kein echtes Multikulti-Europa. Wir leben in einer Welt, in der die eigene Kultur mit Geld zugeschüttet und jeder Unterschied wegrasiert wird. Aber mit Geld kann man nicht reden und findet deshalb auch nicht zueinander. Ich bin gerade auf der Suche nach den Wurzeln der Völker dieses Kontinents. Und egal wo ich hinschaue, ich finde sie. Und dabei gibt es nur wenig Probleme. Weil ich Geld und Ideologie aus dem Spiel lasse. Ein guter Wein ist nun mal teurer, als billige verdünnte Plörre. Aber das muss es einem einfach wert sein.
(1) Der Herr Etscheit gibt sich hier immer viel Mühe, die kulinarischen Aspekte unserer Kultur und Zivilisation heraus zu stellen und diese Künste, die es ja auch sind, leuchten zu lassen. Dazu meine kleine Geschichte. In meiner Familie war richtiger Wein, also solcher aus Traubensaft nie beliebt, sondern es gab eine feste Tradition der Obstweinproduktion und solcher wurde auch überwiegend konsumiert. Damit kannte ich mich beizeiten aus. Noch mit 16 wusste ich aber nicht, was “trocken” oder “Riesling” bedeuten und schon der Geruch von Bier war mir zuwider. Trotzdem wäre ich damals beinahe “Weingärtner” geworden, weil ich gerade in der Zeit in der neunten Klasse, wo es um die Lehrstellen ging, 10 Wochen krank war. Erst auf den letzten Drücker wurde mir noch eine andere Lehrstelle zugesagt, Chemie war mein Lieblingsfach, also ließ ich den Weinberuf sausen. Gleichwohl hatte ich fast bis zur Wende zu Hause Obstwein fabriziert, Kirsche, Johannisbeeren, Stachelbeeren und Experimente. Wer mich kennt, weiß, dass ich jede Beere probiere, ob giftig oder nicht. Einmal hatte ich die Idee, heute besser Idiotie, aus dem in der DDR erhältlichen Orangensirup Wein zu machen. wo der her kam, ob aus Orangen gemacht oder aus Erdöl, das war mir egal, es ging um das Prinzip. In Gedanken konnte ich meinen wunderbaren “Apfelsinenwein” schon schmecken. Er gärte zwar nur sehr träge, es roch auch nicht besonders gut, aber es ging voran. Nach Monaten endlich mit dem Gefühl, etwas Besonders vollbracht zu haben, die erste Verkostung. Der schmeckte grässlich, man muss sich dabei vorstellen, dass es mir noch Stunden nach den wenigen Schlucken schon beim Gedanken daran schlecht wurde. Was tun? Ich schüttete die Hälfte des Ballons gleich weg. Den Rest verschnitt ich mit einigen Litern alten Stachelbeerwein, 3 Flaschen Vinprom aus dem “Exquisit”, einer Flasche Anislikör und einer weiteren Flasche Mandellikör. Dazwischen immer mal verkostet. Immer noch ein erbärmlicher Geschmack. 15 Liter davon.
Tip: Holunderlimonade aus einem selbst gefertigten, weißen Holundersirup mit einer winzigen Spur hochwertigen Apfelessig gewürzt! Mit etwas Eis ein unschlagbarer Durstlöscher ...
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