Der werte Autor scheint sich also im Speisewagen ( Sprich: Bordbistro) zu verpflegen ! Na denn GUTEN APPETIT ! Lieber ess ich ein hartgekochtes Ei !
Der Bücherl, Ernst: ” Öffnet den Deckel ihres gehobenen Proviantbehältnisses, piekst und klackert mehrmals mit einem Silbergäbelchen an den Glaswänden entlang und führt dann ein winziges Körnchen zu ihrem Schnäbelchen - und schließt sofort wieder das Gefäß. Dreissig Sekunden später wird der Deckel erneut abgehoben ... klicker klacker ... pieks aufs Gäbelchen ... ins Schnäbelchen ... und sofort wieder Deckel drauf… und…. dreißig Sekunden später .... Endloses Klickerklacker. Zum verrückt werden. ” Göttlich. Ich habs vorgelesen, es ist so schön.
Statt etwas zu lesen, aus dem Fenster oder ins Mäusekino zu schauen, beobachtet der Autor also sein Gegenüber, was der so alles auspackt und verzehrt, somit auf seine Weise die sonst „tote Zeit“ im Zug nutzt und fühlt sich dann von seinem Mitreisenden gestört? Der Autor möge meiner tief empfundenen Anteilnahme über seine großen Sorgen und Nöte versichert sein. Zu Trost und Erbauung empfehle ich „Mein Herz muss barfuß gehen“, Text Kurt Demmler, Musik und Gesang Thomas Natschinski, von 1977.
... ich erinnere mich vor allem noch an den heut längst vergessenen Apfelschalengirlandenschäler, meist etwas beleibtere Opas, die ihrem Enkelchen spannende Kunststückchen mit einem kleinen Taschenmesserchen darboten, samt abschließenden Reinigungsinstruktionen. Heute sind es eher elegante junge Frauen, die es nicht schaffen, mal drei Stunden ohne gesunde Ernährung auszuhalten und die ihre liebevoll bis in letzte vorbereiteten Delikatessen elegant auf dem Tischchen ausbreiten. Plastikschüssel war mal. Jetzt elegantes Glasgeschirr. Neulich so ein gehobenes Fräulein - Verzeihung, aber heute, wo diese Bezeichnung nicht mehr geht, trifft sie noch viel besser als früher. Öffnet den Deckel ihres gehobenen Proviantbehältnisses, piekst und klackert mehrmals mit einem Silbergäbelchen an den Glaswänden entlang und führt dann ein winziges Körnchen zu ihrem Schnäbelchen - und schließt sofort wieder das Gefäß. Dreissig Sekunden später wird der Deckel erneut abgehoben ... klicker klacker ... pieks aufs Gäbelchen ... ins Schnäbelchen ... und sofort wieder Deckel drauf… und…. dreißig Sekunden später .... Endloses Klickerklacker. Zum verrückt werden. “Nun friss doch endlich,” möcht man rufen. Aber die Zeit der Grobiane ist vorbei. Sehr bedauerlich.
In Indien fahren Züge. In denen bin ich mehrmals von Indern zum Mitessen des Selbsgekochten eingeladen worden. Die Leute hatten indische Henkelmänner:Innen dabei. Das Essen war jedesmal sehr variationsreich, bekömmlich, köstlich und wirklich überhaupt nicht scharf! Alles das, was man nicht mehr braucht, schmeisst Mann:In aus dem Zugfenster. Früher hat man in den Zügen ungebrannte Teetassen aus Ton benutzt. Die hatten alle ein nettes Swastika am Boden der Tasse. Das bringt Glück! Seit über 25 Jahren werden fast nur noch Plastikbecher benutzt. Nescafé Classic ist der beste Kaffee, den man in Indien bekommen kann. Wer etwas anderes behauptet, lügt. Auch der Kaffee aus Kaffebohnen, die in Indien von Tieren ausgeschissen werden, ist scheiße und dazu noch scheißteuer. Überhaupt ist Scheiße und Scheißen in Indien etwas, was besonders morgens hundertmillionenfach zelebriert wird. Ich, als ahalale Kartoffel, mag geschälte und gekochte, aber erkaltete festkochende Kartoffeln. Ein simpler Genuss! Ich liebe Simples! Indien ist nämlich auch sehr komplex. Da ich seit etwa 3 Jahren irgendwie auf Deutschland scheiße, wüsste ich gerne, ob jemand einen Trick kennt, wie ich schnellstmöglich die indische Staatsbürgerschaft bekommen kann - oder wenigstens das Recht, mich 10 oder mehr Jahre am Stück in Indien aufhalten zu dürfen. Noch morgens um 3 kann man auf dem Weg nach Aurangabad leckere Omellets am Straßenrand kaufen. Dazu muss man noch nicht einmal vom Motorrad absteigen. Beim McDonalds Drive-In irgendwo in der Nähe von Sylvana muss man auch nicht absteigen. Der Hamburger war mit einer “Remoulade” bestrichen, die mich an den grünlichen Eitertyp erinnerte. Der Geschmack war sehr uneuropäisch, undefinierbar, aber irgendwie doch passend und gut. Gefühlte zwei Dutzend Inder schauten mir freundlich und interessiert zu. Abgestiegen bin ich nie. Ich war Gesprächsthema. Das konnte ich im Rückspiegel sehen. Der Parkplatz war unindisch sauber.
Nichts gegen Reiseproviant, gern auch Eier, aber die Fähigkeit zu Geduld und Verzicht, Rücksicht und Benehmen sind wohl rar geworden. In einer überfetteten Gesellschaft muss man nicht ständig in sich reinfressen.
Vortrefflich beschrieben. Aus dem gleichen Grunde - abgesehen von der endlosen Werbung, die man trotz teurem Eintritts vor dem Film erdulden muss -, also der “Fresser” wegen, gehe ich nicht mehr ins Kino. Allen einen schönen Sonntag ;-) !!!
Wenn es dem Autor nicht passt, dass Mitreisende auf längeren Zugreisen der Nahrungsaufnahme frönen (solange sie keine Dose Sjurströmming öffnen, das wäre chemische Kriegsführung), kann er ja mit dem Auto fahren.
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