Ansgar Neuhof / 06.10.2020 / 06:00 / Foto: USDOD / 73 / Seite ausdrucken

Bundesgesundheitsministerium im Blindflug – absichtlich?

Es ist eine der meistdiskutierten Fragen im Zusammenhang mit Corona: Wie zuverlässig sind eigentlich die PCR-Tests, insbesondere wie hoch ist der Anteil der falsch-positiven Ergebnisse? 

Relativ hoch, so die Aussage des Bundesgesundheitsministeriums am 21.09.2020 in einer Nachricht auf eine Anfrage meinerseits. Hier die Aussage im Wortlaut: 

Zwei wesentliche Parameter für die operative Zuverlässigkeit (Validität) eines diagnostischen Tests sind die sogenannte Sensitivität und Spezifität. Weiterhin wird die Richtigkeit des Ergebnisses von diagnostischen Tests auch von der Verbreitung einer Erkrankung beeinflusst. Der Test wird im Vorhersagewert besser, wenn Populationen mit einer höheren Vortestwahrscheinlichkeit getestet werden. In einer Population mit einer Prävalenz von SARS-CoV-2 im einstelligen Prozentbereich - wie derzeit aufgrund von Zwischenergebnissen serologischer Studien anzunehmen - führt die damit einhergehende geringe Vortestwahrscheinlichkeit, dass eine zu testende Person infiziert ist, zu einem relativ hohen Anteil falsch positiver Ergebnisse.“ 

Natürlich drängt sich die Frage auf, was das Bundesgesundheitsministeriums mit „relativ hoch“ meint. 

Ist damit „viel mehr falsch Positive als tatsächlich Positive“ [also doch wohl mehr als 50 Prozent] gemeint, wie es der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in einem Interview am 14.06.2020 formulierte?: „Wir müssen jetzt aufpassen, daß wir nicht … durch zu umfangreiches Testen zu viele falsch Positive haben. Weil die Tests ja nicht 100 Prozent genau sind, sondern auch eine kleine, aber eben auch eine Fehlerquote haben. Und wenn sozusagen insgesamt das Infektionsgeschehen weiter runtergeht, und Sie gleichzeitig das Testen auf Millionen ausweiten, dann haben Sie auf einmal viel mehr falsch Positive als tatsächlich Positive.

Oder drückt „relativ hoher Anteil“ das gleiche aus wie „geringe Fehlerquote“, eine Formulierung, die man allüberall bei den regierungstreuen Medien findet, stellvertretend beispielsweise hier oder hier

Wie auch immer, auf zweimalige Nachfrage konnte/wollte/durfte das Bundesgesundheitsministerium nicht präzisieren, was „relativ hoch“ bedeutet und auf welcher (fachlichen) Grundlage diese Formulierung beruht. 

Verharren im Blindflug um den Alarmismus aufrecht zu erhalten?

Wenn es um die Anzahl der falsch-positiven Tests geht, wird immer wieder auf den INSTAND-Ringversuch aus dem April 2020 verwiesen. Jetzt ist bereits Oktober. Es ist in Anbetracht der außerordentlich einschneidenden Corona-Maßnahmen ein großes Versäumnis des Bundesgesundheitsministers Spahn und der Landesgesundheitsminister, dass sie nicht dafür Sorge getragen haben, neuere und genauere Erkenntnisse zur Fehlerhaftigkeit der Tests zu erhalten.

Die Fehlerquote beim INSTAND-Ringversuch betrug 1,4 Prozent und mehr. Die Quote der positiven Testergenisse liegt in den letzten Wochen zwischen 0,7 und 1,2 Prozent. Es wird vielfach behauptet, daß die Fehlerquote sich deutlich reduziert habe, gegebenfalls sogar bei nur 0,01 Prozent liege (siehe hier), insbesondere wenn die Labore nicht nur auf eine Genregion, sondern auf zwei oder mehr testen. Wie häufig die Labore dies tatsächlich tun, ist aber unklar. Darüber werden keine Daten erhoben. Auch das ein Versäumnis. Denn es wäre ein leichtes, den Laboren zur Auflage zu machen, solche ergänzenden Informationen mit an die Gesundheitsämter zu übermitteln. 

Naturgemäß erhielten die beteiligten Labore beim INSTAND-Ringversuch lediglich nicht-vermehrungsfähiges („totes“) Virusmaterial (wer will schon potenziell hochgefährliche „lebende“ Viren durch die Gegend senden). Man kann also auch dann, wenn ein Labor fehlerfrei gearbeitet hat, nicht sagen, ob es vermehrungsfähiges oder nicht-vermehrungsfähiges Virusmaterial gefunden hat. Dies wäre aber erforderlich, um bestimmen zu können, ob eine akute Infektion besteht oder nicht. Denn gemäß § 2 Infektionsschutzgesetz liegt nur dann eine (akute) Infektion vor, wenn vermehrungsfähiges Virusmaterial vorhanden ist.

PCR-Tests detektieren jedoch nur RNA-Fragmente des Virus und ermitteln nicht, ob das Virus vermehrungsähig ist oder nicht. Nähers siehe in diesem Artikel. Damit sind PCR-Tests alleine nicht geeignet, akute Infektionen zu belegen. Es bedürfte bei positiven PCR-Tests insoweit ergänzender Untersuchungen wie zum Beispiel das Anlegen von Zellkulturen. Entsprechende repräsentative stichprobenhafte Untersuchungen gibt es aber nicht. Warum nicht, fragt man sich wieder einmal? Vielleicht, weil man es nicht so genau wissen will und das Verharren im Blindflug den Alarmismus leichter aufrechterhalten lässt? 

Lassen wir zum Schluss doch einfach den Leiter des Instituts für Virologie an der Charité Berlin, Christian Drosten, zu Wort kommen, der 2014 in einem Interview mit der Wirtschaftswoche zur PCR-Testmethode im Zusammenhang mit dem damals aktuellen MERS-Coronavirus sagte:

Ja, aber die Methode ist so empfindlich, daß sie ein einzelnes Erbmolekül dieses Virus nachweisen kann. Wenn ein solcher Erreger zum Beispiel bei einer Krankenschwester mal eben einen Tag lang über die Nasenschleimhaut huscht, ohne daß sie erkrankt oder sonst irgend etwas davon bemerkt, dann ist sie plötzlich ein Mers-Fall. Wo zuvor Todkranke gemeldet wurden, sind nun plötzlich milde Fälle und Menschen, die eigentlich kerngesund sind, in der Meldestatistik enthalten. Auch so ließe sich die Explosion der Fallzahlen in Saudi-Arabien erklären.

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Leserpost

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Renate Bahl / 06.10.2020

Frances Johnson, wie wahr! Aber zu Fremden Abstand zu halten habe ich schon in meiner Kindheit vermittelt bekommen, man nannte es Vorsicht, steige zu Niemandem in ein Auto, den du nicht kennst etc. (obwohl es in meiner Kindheit kaum Autos gab!). Man wurde auch auf das Bauchgefühl erzogen, ergo doch eigentlich dadurch zu offenen, kritischen, mit gesundem Menschenverstand ausgestatteten Individuen. Niemand hätte das als rassistisch, rechts oder Dergleichen in Verbindung gebracht. Abstand, der per Ordre de Mufti verordnet wird, ist für mich niemals akzeptabel. Ich allein entscheide über mein Leben, egal mit welchen Konsequenzen, habe etliches Lehrgeld bezahlt! Aber ich lasse mich nicht unterkriegen und zu einem Lemming machen.

Steve Acker / 06.10.2020

bekommt Drosten eigentlich Erfindervergütung für den pcr test ? Wenn ja muss er sich ja eine goldene Nase verdienen. Zig Millionen-fach auf der ganzen Welt angewandt. kein Ende in sicht.

Stephan Maillot / 06.10.2020

@R.Lichti: genau den Gedanken hatte ich auch. Es wäre ein Leichtes, an der Zahl der Zyklen zu drehen (und >40 wäre, nach dem was ich gelesen habe, ein Hammer). Der Trost: auch das Spielchen würde sich irgendwann totlaufen. Je mehr “Infektionen” gemeldet werden, desto misstrauischer würde die Bevölkerung, wo denn nun die ganzen Kranken sein sollen.

B. Oelsnitz / 06.10.2020

Eingedenk der Tatsache, daß das BMG selbst nicht in der Lage war, zu Beginn der pandemischen Ausbreitung von Corinna die erforderliche Schutzausrüstung für den allgemeinen Bedarf (z. B. Schnutendeckel, wie die Dinger auf sächsisch genannt werden) zu beschaffen, darf man in der Sache selbst keinerlei Expertise erwarten. Wir dürfen auch unserer Politiker nicht überfordern! Man merkte dies gestern; der Gastautor Kubicki war nicht in der Lage, ein paar einfachen Hinweisen nachzugehen oder gar einfache Fragen zu beantworten.

Thomas Schmidt / 06.10.2020

Die Frage ist falsch gestellt. Es geht erstmal nicht darum, zuverlässig die PCR Tests sind, sondern darum dass diese Testergebnisse noch ganz am Anfang Statistiken liefern, die die einzig richtige Handlungsstrategie ermöglichen: “kill it in the egg”. Ansonsten bräuchte man auch gar nicht testen, denn wie bei Grippe auch werden die Leute ja auch tatsächlich krank, und melden sich dann schon. Nur blöde dass man dann wieder bei 10- 15% schweren Verläufen und 3-5% Toten wäre, was bei exponentiellem Verlauf ganz schnell ausser Kontrolle gerät.

Dr Martin Treiber / 06.10.2020

Es wird immer wieder behauptet, dass ein 1% iger Beta-Fehler (also 99% Spezifizität) egal sei, da bei positiven Befunden mit einem anderen Test nachgetestet wird und bei Unabhängigkeit damit beta=0.01 % wäre. Sicherlich ist Unabhängigkeit nicht gegeben, aber interessieren würde mich der *effektive* beta-Fehler nach Beendigung des Test-Protokolls, egal, ob dieses aus einem oder mehreren Tests besteht, schon. Außerdem habe ich noch nie gehört, wie man die Spezifizität denn überhaupt messen kann, da dazu die “Ground truth” benötigt wird und, deren Kenntnis eine 100%, ige objektive Feststellung von Covid19 impliziert, die es ja gerade nicht gibt. Oder gibt es den superteuren, supergenauen “Master-Test” oder andere medizinische Methoden, Covid19 zweifelsfrei festzustellen oder auszuschließen?

K.Bucher / 06.10.2020

Volker Kleinophorst / 06.10.2020 Wenn Masken helfen, wieso dann 1,5 Meter Abstand? Wenn 1,5 Meter Abstand helfen, wieso dann Masken? Wenn beides hilft, wieso dann ein Lockdown? Wenn alle drei helfen, wieso dann Impfung? Wenn Impfung hilft, wieso dann der Haftungsausschluß bei Impfschäden? Ist wohl zu logisch. Logik muss weg. ;)+++Großartiger Beitrag ganz genau auch meine Sichtweise , schönen Tag noch Herr Kleinophorst

Dr. J. Burger / 06.10.2020

Entsprechende Zahlen des RKI scheinen ebenfalls zu bestätigen, dass die PCR- Tests, so wie sie von den Instituten in Deutschland durchgeführt werden, eine relativ hohe falsch- positiv Fehlerrate haben. Laut Aussagen des RKI wurden im Rahmen der Arbeitsgruppe „Influenza“ zwischen der KW16 und KW36 insgesamt 2960 Proben detektiert, ohne SARS-CoV2 nachzuweisen (siehe jeweils Seite 1 des Influenza- Wochenberichts zur KW 16 und des Influenza- Monatsbericht zur KW 36). Hätte man in Deutschland in dieser Periode wirklich einen Durchseuchungsgrad von 1% mit SARS-CoV2 in der Bevölkerung, so hätte man eine Anzahl positiver Tests in der Größenordnung von 27 … 32 erwartet, aber nicht 0. Der Durchseuchungsgrad von ca. 1% ergibt sich in etwa aus den PCR- Test- Fallzahlen der meldenden Institute. Die Wahrscheinlichkeit bei einem Durchseuchungsgrad von 1% in keiner der 2960 Proben SARS-CoV2 nachzuweisen beträgt:(1 – 0,01)^2960 = 0,99^2960 = 1,396*10^-13. Dies ist eine extreme kleine Zahl. Vergleicht man diese Zahl mit der Wahrscheinlichkeit 1/13.983.816 = 7,15*10^-8 bei einem Lotto- Spiel (6 aus 49) sechs „Richtige“ anzukreuzen, so ergibt sich: Die Wahrscheinlichkeit keiner der 2960 Proben SARS-CoV2 nachzuweisen, entspricht der Wahrscheinlichkeit in ca. 500 000 aufeinanderfolgenden Lotto- Spielen jeweils einen „Sechser“ zu erzielen. Aufgrund dieser 2960 Proben ohne SARS-CoV2 Nachweis und der daraus resultierenden extrem kleinen Wahrscheinlichkeit kann man nur schlussfolgern: Das RKI benutzt im Rahmen der Arbeitsgruppe „Influenza“ zum Nachweis von SARS-CoV2 einen anderen Test (Mehrfachtest,…???) und die PCR- Tests in allen anderen Instituten haben eine viel zu hohe falsch- positiv Fehlerrate mit zu großen Fallzahlen und einem daraus resultierenden zu hohen Durchseuchungsgrad. Vielleicht würde sich das Problem „Corona“ durch eine weltweite Standardisierung des SARS-CoV2- Test, so wie er von der RKI Arbeitsgruppe „Influenza“ durchgeführt wird, in Luft auflösen.

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