Bismarck und Merkel: Erzählt uns nichts vom Pferd

Von Hans Hermann Tiedje. 

Am 15. September 2015 sagte Kanzlerin Merkel: „Wenn wir jetzt anfangen müssen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land.“ Mal abgesehen vom bedauerlichen Deutsch – diese Richtigstellung:

Ob Merkels Land noch das der meisten Deutschen ist, darf man bezweifeln. Verleidet hat sie es vielen selbst mit ihrem jahrelangen unsubstantiierten Gefasel, zum Beispiel 2015 mit ihrer Antwort auf die Frage einer Frau nach mehr Schutz vor Islamismus: Sie empfahl den „häufigeren Besuch von Gottesdiensten“. Und wünschte sich mehr Bibelfestigkeit. Ja, geht’s noch?

19. Mai 2010, Merkel original: „Scheitert der Euro, scheitert Europa.“ Das ist etwa so alternativlos wahr wie: Scheitert Jamaika, gibt’s nie wieder Weihnachtsgeld.

September 2015, Merkel: „Ist mir egal, ob ich schuld am Zustrom der Flüchtlinge bin, nun sind sie halt da.“ Noch nie was vom Verursacher-Prinzip gehört, und von Verantwortung auch nicht? Bei anderer Gelegenheit: Sie könne doch „nicht alle ertrinken lassen“. Die Ich-Form ist anmaßend, und die Unterstellung ist ungeheuerlich. Wer von uns will denn Menschen ertrinken lassen? Wozu gibt es Zeltstädte, Traglufthallen, Gulaschkanonen, Trinkwasseraufbereitungsanlagen? Wozu gibt es eigentlich die NATO, die Europa schützt?  

Und was ist mit dem deutschen Volk? Laut Merkel gehört jeder dazu, „der in diesem Lande lebt“. Wie bitte? Laut Grundgesetz, auf das sie ihren Eid abgelegt hat, ist Deutscher, „wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt“ (Art. 116).

Bismarck nannte Politik „die Kunst des Möglichen“. Merkels Politik ist Wurstigkeit, wie es eben so kommt. Bismarck & Merkel – kein Vergleich. 

Zuerst erschienen im Euro am Sonntag

PS. Siehe auch: Ausnahmsweise haben Sie es mit mir zu tun.

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Leserpost

netiquette:

C. J. Schwede / 28.11.2017

In den letzten 2 Jahren habe ich etliche, früher politisch engagierte/interessierte, Personen beobachtet, die inzwischen politisch resigniert haben. Frau Merkels Äußerungen kann ich lesen, aber allein ihren selbstgefälligen Tonfall geschweige denn ihre vielfach inhaltsleeren Phrasen zu hören, ertrage ich schlichtweg nicht mehr.

Jochen Brühl / 28.11.2017

Bismarck war ganz im Gegensatz zu Merkel nicht größenwahnsinnig. Merkel kann es in diesem Punkt eher mit anderen Figuren der Deutschen Geschichte aufnehmen, hat aber glücklicherweise nicht die Ressourcen dazu.

Andrea Reich / 28.11.2017

Der Bogen von Bismarck zu Merkel zeigt erschreckend den Degenartionsprozess in der politischen Kultur.

Otto Auburger / 28.11.2017

„Wenn wir jetzt anfangen müssen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Notsituationen ein freundliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land.“ Wir - das war der Pluralis majestatis - damit dürfte alles gesagt sein.  Und in ihrer Hybris wird sie nach wie vor vom Mainstream bestärkt.

Günter Springer / 28.11.2017

Himmel, wie lange müssen wir diese Frau noch ertragen? Wie lange müssen wir uns den Personenkult um diese Frau noch gefallen lassen? Wann wird in allem Ernst Rechenschaft von dieser Frau eingefordert?

Karla Kuhn / 28.11.2017

Sorry, muß natürlich “nicht aufgefordert” heißen.

Corinne Henker / 28.11.2017

Angela Merkel ist meiner Ansicht eher eine “würdige” Nachfolgerin von Wilhelm Pieck, Walter Ulbricht und Erich Honecker. In Sachen Inkompetenz, Amtsmissbrauch, Realitätsverweigerung, Dummschwätzerei und Pattex-Gesäß ist sie diesen Herren absolut ebenbürtig. Mein spezieller Favorit ist ihre Äußerung “Ich konnte sie doch nicht ertrinken lassen” als Rechtfertigung für ihre Einladung an die “Flüchtlinge”, die auf ungarischen Bahnhöfen und Autobahnen herumlungerten. Wo sollten die bitte ertrinken? Im Bahnhofs-WC? Merkels Einladung an alle Welt führte doch erst dazu, dass man sich aus unschönen, aber leidlich sicheren Regionen bzw. Flüchtlingslagern auf den Weg ins gelobte Merkelland machte, sich in großen Mengen auf klapprigen Kähnen über’s Mittelmeer schippern ließ und sich somit tatsächlich dem Risiko des Ertrinken aussetzte.

Reinhard Lange / 28.11.2017

Und noch einmal Bismarck: Zum Maßstab seiner Außenpolitik macht er die “deutschen Interessen” – eine friedliche Entwicklung des Reichs, für die er ein berechenbares und möglichst stabiles Umfeld schaffen wollte. Hinsichtlich etwas, was wir heute vielleicht Osterweiterung oder Ostexpansion oder auch Einmischung in fremde Angelegenheiten nennen würden formuliert er seine berühmten Sätze: “Ich habe gesagt: ich werde zu irgend welcher aktiven Betheiligung Deutschlands an diesen Dingen nicht rathen, so lange ich in dem Ganzen für Deutschland kein Interesse sehe, welches auch nur … die gesunden Knochen eines einzigen pommerschen Musketiers werth wäre. Ich habe ausdrücken wollen, daß wir mit dem Blute unserer Landsleute und unserer Soldaten sparsamer sein müßten als es für eine willkürliche Politik einzusetzen, zu der uns kein Interesse zwingt.” Davon könnten alle unsere Politiker ein wenig lernen, die wie Merkel davon träumen, “in Zukunft mehr Verantwortung in der Welt zu übernehmen.” http://www.tagesspiegel.de/politik/bundeskanzlerin-angela-merkel-mehr-verantwortung-in-der-welt-uebernehmen/19246878.html

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