Bildung: Haltungsnoten immer besser!

Vor wenigen Wochen feierten wir den 75. Jahrestag der Befreiung. Wenn ich heute auf unsere Gesellschaft blicke, besonders auf junge Menschen meines Alters, die nach immer mehr Verboten und Verordnungen streben, frage ich mich, wie frei wir in der heutigen Zeit aber tatsächlich sind.

Historisch ist eindeutig, dass der 8. Mai 1945 durch die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht das Ende des Zweiten Weltkriegs markiert und damit das Symbol für die Befreiung vom Nationalsozialismus ist. Doch wie viel „Nazi-Kulturgut“ steckt heute noch in unserer Gesellschaft?

Chaim Noll hat kürzlich in seinem Artikel über Natanel Azulay geschrieben, dass sich in Deutschland bereits vom Schulkindalter an keiner mehr traut, ein kritisches Wort zu äußern. Wie frei oder befreit sind wir also von dem alten Gebaren? Deutschland war bis zur Katastrophe des Nationalsozialismus das Land der Dichter und Denker, das Land von Goethe, das Land des Buchdrucks, das Land der vielen Nobelpreise, das Land von Einstein, Röntgen, Siemens und vielen weiteren Erfindern, Schriftstellern und Entdeckern. Etwas erfinden oder entdecken kann man aber nur, wenn man gegen geltende Konventionen verstößt. Fortschritt und alles Neue benötigt den Blick über den Tellerrand, die Fähigkeit des neudeutschen „thinking outside the box“. Die Erde wäre wohl noch eine Scheibe, und von Darwin hätten wir noch nie etwas gehört, wenn sich die großen Pioniere und Wegbereiter unserer Welt nicht gegen die damals geltenden Meinungen gestellt hätten.

Wie schafft es eine Gesellschaft in Deutschland, sich 75 Jahre nach der großen Befreiung so unfrei zu machen? Konformismus, Mainstream und uneingeschränkte Akzeptanz aller Gegebenheiten sind die heutigen Ideale. Dabei ist es im Wesen des Menschen verankert, alles zu hinterfragen und verstehen zu wollen. Wann ist in vielen von uns die kindliche Neugier und der jugendliche Trotz verloren gegangen?

Wann hören wir auf, selber zu denken?

Ein Kind sagt erstmal völlig ungefiltert und schonungslos das, was es denkt und sieht. Es hat noch keinen Sinn für Diplomatie, kein Gefühl für gesellschaftliche Gepflogenheiten und sorgt damit für den einen oder anderen peinlichen Moment bei seinen Eltern. Erst mit der Zeit lernen Kinder, Rücksicht auf Andere zu nehmen und ihre Worte einem vernünftigen Rahmen anzupassen. Aber in welchem Moment verlieren wir uns in diesem Prozess selbst, sodass unsere Meinung und Individualität der politischen Korrektheit und der aktuellen Mehrheitsmeinung weicht und wir zu ideologisch geknechteten Nicht-mehr-selber-Denkern werden?

Ich glaube, dieser Prozess beginnt in manchen Familien schon zu Hause, ansonsten aber spätestens im Kindergarten, wenn den Kindern durch Geschichten, Bücher, Spiele, Filme oder ihre Erzieher eine schwarz-weiße Unterteilung der Welt in Gut und Böse aufgetischt wird. Auch beim Essen wird der Gutmensch-to-be politisch erzogen; Begriffe wie klimaneutral, bio, regional kennen die Kleinen meist, bevor sie ihren Namen schreiben können. In der Schule geht’s dann sofort weiter. Man lernt als Schüler weniger Rechnen oder Schreiben (die Kreativität soll durch Schreiben nach Gehör gefördert werden), sondern mehr politische Haltung für Anfänger. Eine der wenigen Freiheiten als Schüler scheint heutzutage das Recht auf „freies Schreiben“ zu sein – auf Kosten der Rechtschreibung.

Aber mit welchem Mechanismus schafft es eine Gesellschaft, den Nachwuchs so konform zu halten, wie es sich zur Zeit darstellt?

Die Erklärung dafür ist sicherlich komplex, und man könnte viele sozio-psychologische Studien dazu anfertigen. Aber die Grundlage für dieses Phänomen stellt unser Bedürfnis nach Anerkennung, nach Beliebtheit und danach, ein Teil einer Gesellschaft zu sein, dar. Wir konditionieren unsere Gesellschaft ab dem frühen Kindesalter durch einfache Prinzipien wie Belohnung und Bestrafung. Obwohl es an absolute Bedeutungslosigkeit grenzt, möchte jedes Schulkind, wie auch ich damals, für eine Aufgabe ein Sternchen bekommen und keinen traurigen Smiley. Kinder lernen schnell, welches Verhalten, welche Äußerung und auch welche Meinung eher zum Sternchen und welche zum traurigen Smiley führt. Es erfordert viel Mut, „aus der Reihe zu tanzen“ und ein anderes als das gewünschte Verhalten zu zeigen. Irgendwann kommen wir in ein Alter, in dem uns Sternchen und Smileys egal sind. Man möchte dann aber noch weniger der Außenseiter sein, der, der anders ist oder anders denkt.

Die Objektivität bei der Notengebung geht verloren

Dann kommen Noten ins Spiel. Mit zunehmender Klassenstufe werden die Noten immer wichtiger und bestimmen irgendwann auch den weiteren Werdegang. Denn die begehrten Studiengänge werden durch den Numerus Clausus begrenzt und unterliegen damit den schulischen Noten. Aber wie entstehen diese Noten? Sind sie objektiv messbare Werte? Inzwischen wissen die meisten, dass Noten in Deutschland weder das eine noch das andere sind. Nicht nur in scheinbar subjektiven Fächern wie Deutsch oder Politik, sondern auch in eigentlich glasklaren Fällen wie Mathematik beklagen viele Schüler Differenzen bei der Bewertung. Das bestätigen auch Versuche, bei denen die gleiche Mathematikarbeit kopiert und an verschiedene Lehrer verteilt wurde. Das erstaunliche Ergebnis war, dass die Noten zwischen eins und fünf lagen und die Bewertungsmaßstäbe sich unterschieden.

Dabei kannten diese Lehrer den Schüler noch nicht einmal. Zusätzlich dazu hat sich in Deutschland der Wert der mündlichen Note in den letzten Jahrzehnten immer weiter verstärkt. Die mündliche Leistung soll in den allermeisten Bundesländern im Vergleich zu schriftlichen Klausuren oder Prüfungen mindestens zu 50 Prozent gewichtet in die Endnote einfließen. Das Problem der mangelnden Objektivität und Transparenz ist natürlich immens. Eine Unterrichtssituation ist rückwirkend nicht überprüf- oder greifbar; die Einschätzung des Lehrers und sein Ermessensspielraum sind die einzigen Faktoren. Die Ansprüche an diese Note sind oft kurios. An jeder Schule gibt es Lehrer, die bekannt dafür sind, gerade bei dieser Leistung konsequent wahlweise Jungs oder Mädchen besser oder schlechter zu bewerten oder andere Kriterien anzuwenden.

Wer in einer Arbeitsgemeinschaft eines Lehrers mitmacht, hat auch oft Vorteile. Auch das Verhalten der Eltern findet sich oft spürbar in der Bewertung der Kinder wieder. Während die Kinder der Eltern, die an der Organisation des Schulbasars oder Sponsorenlaufs beteiligt sind, mit guten Bewertungen belohnt werden, arbeiten sich Lehrer nicht selten an Kindern „aufmüpfiger“ Eltern, die Kritik geäußert haben, ab. Die Absurdität der sogenannten mündlichen Leistung kennt inzwischen leider keine Grenzen mehr. Meiner Mutter erklärte ein Lehrer beispielsweise im Elterngespräch, dass meine nicht so tolle mündliche Note so sei, weil ich im Unterricht nicht lächele. Dabei fand ich seine Witze weder geistreich noch witzig.

Aus meiner eigenen Schulzeit und aus der Selbstverständlichkeit fast aller Schüler kenne ich Sätze wie: „Das darf man bei dem nicht sagen, das mag er nicht!“ oder „Wenn du diese Person positiv erwähnst, wird ihr das gefallen.“ Viele Schüler sehen den Abiball als „Tag der Abrechnung“, bei dem sie den Lehrern endlich angstfrei ihre ehrliche Meinung sagen können; einige Lehrer meiden aus diesem Grund jedes Jahr diesen Ball.

Schon 1976 hat die SPD unter Helmut Schmidt im Wahlkampf eine Abschaffung des NC gefordert. Schon die damaligen Schüler stellten fest, dass zur guten Note dazugehört, dem Lehrer nach dem Munde zu reden. Ich war 1976 noch lange nicht geboren, und trotzdem kenne ich genau diese Szenen aus meiner Schulzeit. Erschreckend ist, dass damals noch darüber diskutiert wurde und heutzutage dieser Opportunismus der Schüler nicht mal als Problem angesehen wird.

Nur eigenes Denken fördert Erfindergeist

Warum klammert die Politik heutzutage an der Erhaltung des Numerus Clausus, obwohl unbestritten ist, dass das Abitur durch die Unterschiede in den Bundesländern und verschiedene Fächerkombinationen nicht miteinander vergleichbar ist? Die meisten anderen Länder in Europa, aber auch weltweit, setzen bei der Auswahl der Studienbewerber entweder gar nicht oder nur wenig auf die Abschlussnoten, sondern mehr auf Auswahlprüfungen oder Assessments. Es ist genauso bewiesen, dass die Abiturnote (genauso wie Schulnoten insgesamt) nicht stellvertretend für Wissen und Fähigkeiten des Schülers steht. Paradox ist sogar, dass die Abiturnoten immer besser werden (Noteninflation), aber die Hochschulen eine immer geringere Studierfähigkeit der Abiturienten attestieren. Die Schulnote ist heutzutage vom Wissen entkoppelt.

Ich bin überhaupt nicht dafür, dass die Leistungen der Schüler Opfer der Gleichmacherei werden oder dass man die Noten abschafft. Stattdessen sollten endlich faire und objektive Leistungen im Wettbewerb zueinander stehen und nicht die Anpassungsfähigkeit an die Façon des Lehrers. Denn das Wissen und die Leistungen einer Person sollten über den weiteren Weg entscheiden und nicht seine Fähigkeit der Anbiederung. Nur eine objektive, ideologiebefreite und gleichwertige Leistungsüberprüfung lässt einen Vergleich zu; das Abitur ist heutzutage leider weit von dieser Prämisse entfernt. Der ursprüngliche Sinn von Noten, die objektive Erfassung des Wissenstands eines Schülers durch einen Zahlenwert, ist im Laufe der Zeit verloren gegangen, und stattdessen sind sie zu einem Instrument der Lenkung und „Erziehung“ geworden. Durch den NC ist ein Druckmittel der Schule entstanden, mit dem man Schüler und auch deren Eltern gut im Griff hat. „Wer die Schule hat, hat das Land.“ Diese über 100 Jahre alten Worte schrieb Kurt Tucholsky unter seinem Pseudonym „Kaspar Hauser“ im Gedicht „Die Schule“, und sie haben ihre Wahrheit nicht verloren.

Wie würde es aussehen, wenn die Auswahl der Studenten unabhängig von schulischen Noten wäre, wenn sie auf Wissen, Leistung und Fähigkeit basieren würde? Was würde sich in den Schulen verändern? Wir hätten vielleicht wieder frei denkende Kinder und junge Menschen, die ohne Befürchtungen und ohne Rücksicht auf politische und sonstige Einstellungen ihrer Lehrer ihre Gedanken und Ansichten äußern würden. Wir hätten vielleicht auch wieder eine Diskussion und Meinungspluralismus anstelle von fast dogmatischen Leitlinien.

Es gäbe vielleicht mehr Kinder, die wieder Faszination am Lernen und Entdecken hätten, ohne, dass alles in absolutem Schwarz-Weiß vorgekaut ist. Aber nur eigenes Denken fördert Erfindergeist, motiviert und erzieht mehr zu Demokratie als jede Aktion von „Demokratie leben!“. Durch die Entkopplung von Abiturnote und Studienzulassung wären unsere Schulen freier, und unsere Hochschulen könnten ihre Studenten gezielter und tatsächlich leistungsorientiert auswählen und so auch das Niveau der Studierfähigkeit anheben.

Jedoch werden aus frei denkenden Schülern später freie und freiheitsliebende Erwachsene und Bürger. Aber hält unser befreites Land und unsere Gesellschaft so viel Freiheit aus?

 

Michal Kornblum, geb. 1997, ist Studentin aus Münster. Sie schreibt für den Jugendblog Apollo News, auf dem dieser Beitrag zuerst erschien.

Foto: Angels Fuste CC-BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Wilfried Cremer / 31.05.2020

Ist Studieren ohne Genderzwänge an der Uni überhaupt noch möglich? Es gibt doch auch Stipendien für unabhängige private Bildungsstätten. Die könnten Sie bereichern.

Karl Meier / 31.05.2020

Wollten die Befreiten wirklich befreit werden? Wurden die Befreiten auch befreit? Oder sind wir von einer Unfreiheit in die nächste gelangt. Dieses Land wurde besetzt und nicht befreit. Die Bürger der ehemaligen DDR sind mit Sicherheit auch nicht wirklich befreit worden. Und auch im Westen ist man seit 50 Jahren dabei, die Freiheiten einzuschränken. Freiheit ist jetzt dass, was der Linken Sache dienlich ist. Alles andere wird umgehend sanktioniert. Es gibt keine wirkliche Freiheit mehr in diesem Land.  Machen sie mal ein paar kritische Anmerkungen gegenüber gewissen religösen Gruppen. Seitdem Rudi Carrell die Mullahs verärgerte, traut sich kein Sender mehr so etwas zu senden. Wenn jemand das Deutschlandlied singt, bekommt er Besuch vom Verfassungsschutz oder der Antifa. Wohnt man als Polizist in der falschen Wohngegend, bekommt man Besuch vom ansässigen Clan. Eine wirkliche Befreiung hat es für Deutschland nie gegeben. Die nächste Stufe der Sanktionierung wird den vermeintlichen Klimaleugner zuteil werden. Alles eine Frage der Zeit. Und das die wir eine Noteninflation haben, wundert einen nicht wirklich. Politisches Ziel ist, dass jeder - selbst der faulste und dümmste Schüler- einen Abschluss bekommt. Damit der Abstand gewahrt bleibt, müssen selbst mittelmäßige Schüler bessere Noten bekommen. So wird die Notenskala automatisch weiter nach links verschoben.

Gerd Heinzelmann / 31.05.2020

Brainstorming auf höchstem Niveau. Brainstorming setzt immer Partner voraus. Machen Sie weiter so!

Frank Holdergrün / 31.05.2020

“Anpassungsfähigkeit an die Façon des Lehrers.” Haltung in Vollendung, linksgrün studierte, populistische Indoktrinationsmaschinen, Lehrer sind das Problem, zweifellos. Das politische und medial-didaktische Deutschland inszeniert am liebsten seine Selbst-Tribunalisierung, es zerrt sich permanent vor ein Weltgericht, denn wir alle sind ja so schrecklich schlecht und ungerecht. Alle Pädagogik soll offenbar vom zerbrechlichen Kind, dessen permanenter Traumatisierbarkeit und dessen unmittelbaren Bedürfnissen her gedacht werden. Nichts solle man ihm zumuten. Jeder kulturelle Abstieg beginnt mit der Selbstverleugnung und der Überangepasstheit. So wie im 19. Jh. wäre jeder Müllkutscher besser als Lehrer geeignet als überkorrekte, studierte Pädagogen, alle grün hinter den Ohren.

Volker Kleinophorst / 31.05.2020

@ T. Weidner Sehr richtig, die Verschwörungstheorie von der Befreiung soll genau von dieser Erkenntnis ablenken. Wer hat denn die “Frühlinge” inszeniert und damit die Migrationswaffe abgefeuert? Deutschland hat sich gefälligst als Schlachtfeld zur Verfügung zu halten. Konkurrenz kann der angelsächsische Raum nicht brauchen. In dem Zusammenhang: “Made in Germany” war “ursprünglich Ende des 19. Jahrhunderts als Schutz vor vermeintlich billiger und minderwertiger Importware in Großbritannien eingeführt.” (Wiki) Ging nach hinten los.

alexander a. dellwo / 31.05.2020

Es ist ihre Generation die den entscheidenden Schritt machen wird und ich freue mich, dass ihr nach vorne tretet ins Licht. Nach Ihrem ersten Absatz fühle ich mich am Ziel und habe erkannt, dass ihre Generation es ein wird, die uns zusammenfügen und aussöhnen wird. Ihr seid wirklich klasse und so unheimlich gut und unbeschwert. Ich möchte Ihnen eine Frage stellen und diese auch mehr als Hinweis. Packen Sie die paar Worte irgend wohin. Irgendwann wird sie wieder da sein. Wie kann ich mich befreit fühlen, wenn Oma und Opa wussten was mit den Juden geschehen würde die über Nacht verschwanden?  Die Bilder der Berge von ausgemergelten Körpern, die mir das erste Mal mit zwölf Jahren präsentiert wurden kann ich nicht vergessen. Meinen beiden jüdischen Kollegen in den Staaten bin ich so gut ich konnte aus dem Weg gegangen. Sie hielten mich irgendwann für einen Nazi. Der schönsten Frau der Welt habe ich auf dem Weg zu ihrem Bungalow Magenschmerzen vorgetäuscht, nachdem sie mir erzählt hatte dass sie aus Tel Aviv kam und ich habe sonst nie was anbrennen lassen. Ich war nie frei und nach gut 3 Jahren der Suche, habe ich immer noch kein Buch zum Antisemitismus gefunden, was mir erklärt, wie verhindert werden kann dass ein Kind mit Antisemitismus infiziert wird. Überall habe ich Nieten erhalten- seltsam oder ? Wir haben uns nie ausgesöhnt, haben so lange auf die Hand gewartet, die hier im Land nicht mehr vorhanden war, bis wir über BDS und linker Palästinenser-Grütze uns wieder drücken konnten. Die Gutmenschen hier haben nicht vergessen dass die 1800 Jahre vor der Shoa, in ganz Europa Millionen von Juden umgebracht wurden. Nein sie verweigern sich dieser Peinlichkeit einfach.  Broders Abschiedsbrief von 1981 in der Zeit, “Ihr bleibt die Kinder Eurer Eltern”. Hat es jemals einen Abschiedsbrief mit mehr Liebe gegeben? Ich hätte sie alle geschlachtet, mit Stolz . Lassen Sie sich von niemandem beugen und bleiben Sie.

Wolfgang Janßen / 31.05.2020

Tut mir leid, Frau Kornblum, als ehemaliger Mathematiklehrer muss ich Ihnen heftig widersprechen. Ich kenne zunächst einmal keinen Lehrer, der zuerst in die Schülerakte schaut, um den sozialen Status des Kindes festzustellen, bevor er seine Note gibt. Außerdem freut man sich als Lehrer, wenn ein Schüler gute Leistungen bringt und honoriert dies durch entsprechende Notengebung. Wie eine Mathematikarbeit zwischen den Noten 1 und 5 liegen kann, erschließt sich mir auch nicht. Im Abitur kommen Erst- und Zweitkorrektor fast immer auf die gleichen Notenpunkte, plus minus ein Punkt. Hier versucht man stets, die bessere Note zu geben. Manchmal geht das aber auch nicht. Eine 1 vergibt man, wenn alle Aufgaben richtig oder mit nur kleinen unbedeutenden Fehlern richtig gelöst wurden. Die Note 5 wird erteilt, wenn ein Schüler weniger als 45 % der Rohpunkte erreicht hat. Meist ist dann kaum eine Aufgabe richtig gelöst, die Punkte werden durch einzelne Teilleistungen in verschiedenen Aufgaben zusammengestoppelt. Diese Art der Notengebung ist bei allen mir bekannten Kollegen gängige Praxis. Natürlich kann es vorkommen, dass zwei Kollegen die einzelnen Aufgaben einer Arbeit unterschiedlich bepunkten würden, aber die Abweichungen sind nie so gravierend, dass sie extreme Notenunterschiede hervorrufen könnten. Bei dem einen gibt es vielleicht eine 3-, beim anderen eine 4+. In den geisteswissenschaftlichen Fächern kann das durchaus anders sein, in Mathematik bleibt richtig nun mal richtig und falsch eben falsch.

Rolf Mundt / 31.05.2020

„Wann ist in vielen von uns die kindliche Neugier und der jugendliche Trotz verloren gegangen?“ Könnte er zu dem Zeitpunkt verloren gegangen sein, als die Verbote (mehr oder weniger) und (viele) Regeln abgeschafft wurden? Wenn ich kein/kaum ein Verbot oder keine/kaum Verbote kenne, gibt es doch keinen/kaum noch einen Grund trotzig zu sein, oder? Mich hat schon immer das Verbotene oder das Reglementierte interessiert und ich reagiere in gewisser Art und Weise noch trotzig, wenn ich in diesen Fällen keine Antwort bekomme bzw. finden kann. Nun soll man ja nicht von sich auf andere schließen, aber ggf. ergeht/erging es ja anderen auch so?

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