Ansgar Neuhof / 22.05.2018 / 10:00 / Foto: Eva Rinaldi / 30 / Seite ausdrucken

Bei der Evangelischen Kirche ist der Teufel los 

Im Netz ist der Teufel los. Das weiß auch die Evangelische Kirche und hat ein neues Exorzismus-Projekt gestartet. Netzteufel heißt es und wird betrieben von der Evangelischen Akademie zu Berlin. Dabei handelt es sich um eine steuerbefreite GmbH, deren Gesellschafter die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) und die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg sind. 

Finanziert wird das neue Projekt vom Steuerzahler aus Mitteln des Bundesprogramms „Demokratie leben“ (siehe hier) des Bundesfamilienministeriums.  

Das Projekt richtet sich gegen sogenannte Hassrede und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Bei der Bestimmung dessen, was darunter fällt, übernimmt das Projekt wörtlich die Diktionen der Amadeu Antonio Stiftung, die von einer früheren Mitarbeiterin der Staatssicherheit geleitet wird. Die Stiftung und ihre Protagonisten haben diese Begriffe maßgeblich in die gesellschaftspolitische Diskussion eingeführt, und sie wurden willfährig von Medien und Politik übernommen.  

Demnach gibt es bestimmte „toxische Narrative“, die Ausdruck von Hassrede und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit seien. Dergestalt „toxisch“ äußert sich zum Beispiel, wer sagt, dass er sich vom Islam bedroht fühle, wer Gender als Ideologie bezeichnet oder wer meint, in einer Meinungsdiktatur zu leben. Nicht dabei – aber vielleicht ist das ja nur ein Redaktionsfehler – ist das Leugnen des „menschengemachten Klimawandels“, obwohl doch der Ratsvorsitzende der EKD den Klimawandel erst kürzlich als das vordringlichste gesellschaftliche Problem bezeichnete. 

Wer sich zum Exorzisten beziehungsweise Anti-Hatespeech-Trainer ausbilden lassen möchte, kann das im übrigen bei „unseren Kollegen der Amadeu Antonio Stiftung“ (so Originalton des Projekts) tun. 

Mit diesem neuen Projekt der Evangelischen Kirche ist eine weitere Eskalationsstufe im Kampf der „Rechtgläubigen“ gegen Andersdenkende erreicht. Menschen mit abweichenden Meinungen als Teufel zu brandmarken – darauf kann eigentlich nur der Teufel kommen – oder die Evangelische Kirche. 

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Daniel Oehler / 22.05.2018

Widerspruch! Bei der EKD geht es nicht um “Rechtgläubige” gegen Andersdenkende, sondern - in der Tradition der “Deutschen Christen” - gegen “Rechtgläubige” und Abweichler vom aktuell politisch-korrekten Mainstream. Einfache Gemeindeglieder, die das Evangelium ernst nehmen, werden auf den theologischen Fakultäten als Anhänger einer “Gemeindetheologie” abgetan. Evangelikale und andere “Fromme” sind in der EKD Randfiguren. Wenn sich die Jugendarbeit einer Gemeinde zu sehr um die Bibel dreht, wird von den für Jugendarbeit zuständigen der Kirche vor dem “frommen Haufen” gewarnt. Ich erinnere mich an einen Ausbildungsreferenten einer deutschen Landeskirche, der Studienanfängern der Theologie als einen seiner Musterstudenten eine Typen präsentiert hat, der mit seinen schlechten Bibelkenntnissen geprahlt hat. Die Kirchentage sind Ausdruck eines Evangelischseins, dass immer weniger mit Christus und immer mehr mit politisch-korrektem Gutsein zu tun hat. Wer ist auf Kirchentagen nicht willkommen? Christliche Initiativen gegen Abtreibung und vor 1989 auch Menschenrechtler, die auf die Christenverfolgung im Ostblock hingewiesen haben. Heute stehen Kritiker des Islams, der Energiewende und der Politik der Massenmigration auf der Abschussliste. Was tun? Der Laden ist meines Erachtens nicht mehr zu retten und zur Politsekte im kirchlichen Mäntelchen verkommen, in der politische Heilslehren mit höherem Absolutheitsanspruch verkündet werden als das Evangelium der Bibel. Ich halte es für unverantwortlich, so etwas mit meinen Steuergeldern zu finanzieren. Es gibt genug Alternativen zur EKD: Lutherische Kirchen, Freikirchen, orthodoxe Kirchen. Höchste Zeit, der vergrünten EKD finanziell den Saft abzudrehen.

Marcel Seiler / 22.05.2018

Wer sein Land uns seine Kultur liebt, kehrt dieser als “Kirche” getarnten Politikorganisation den Rücken. Wer sich wirklich für Religion interessiert, sollte unbedingt woanders hingehen.

Gudrun Meyer / 22.05.2018

Die Kirchen waren noch nie etwas anderes als politkorrekt gegenüber einer je nachdem gegenwärtig oder absehbar herrschenden Gruppe. Sie waren tendenziell marxistisch, solange sie glaubten, dem Marxismus gehöre die Zukunft. Jetzt, wo es hier in D und Westeuropa mehr nach einem siegreichen Islam aussieht, kriechen sie vor dem Islamfunktionären, deren saudi-arabischen Sponsoren und nicht zuletzt vor denjenigen nicht-muslimischen Indigenen, die auch schon kapiert haben, dass man mit substanzlosen Phrasen wie denen von einer “gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit”, die bestimmte Menschen völlig ausschließt (Deutsche, Weiße, alte Weiße, Juden, Männer oder gar alles in einem) am weitesten kommt oder zumindest nie falsch liegt. Natürlich gehört die ebenso regierungsnahe wie linksextreme Amadeu-Antonio-Stiftung da zu den idealen Textlieferanten. Das Problem ist nicht neu, und es besteht nicht allein darin, dass die Kirchen auf der eigenen Schleimspur durch Geschichte und Gegenwart glibbern. Gefährlicher als eine Kirche, die sich anstrengt, selbst ihre gewohnte Charakterlosigkeit noch zu überbieten (was übrigens beide Kirchen im NS schon einmal geschafft haben), ist die Tatsache, dass immer mehr ihrer Schäfchen zu immer radikaleren Sekten überlaufen - zu Sekten, deren Gemeinschaften sich kaum von orientalischen Dörfern unterscheiden lassen. Auf die Dauer dürfte auch die Verachtung gefährlich sein, die diese immerhin in karitativer Hinsicht bewährten Einrichtungen seitens der Aufgeklärten “genießen”. Gerade die Tatsache, dass diese Verachtung gerechtfertigt ist, macht sie zum Problem. Das einzige, was die Kirchen noch retten könnte, wäre eine aufrechte Haltung. Solange sie aber genau ihre schleimige ideologische Korrektheit mit Haltung verwechseln, ist das unmöglich.

Gertraude Wenz / 22.05.2018

Da sieht man mal wieder, wie eng Kirche und Staat verflochten sind!

W. Wilhelm / 22.05.2018

Es ist besonders erhellend, den letzten Satz auf der Homepage der Erklärung der Ev. Akademie zu Berlin zu lesen. Der Projektname “NetzTeufel” wird erklärt: “als Sinnbild für eine christliche Tradition der Verbildlichung und Mahnung vor Dämonisierung.” Es kann wohl nur religiöser Schizophrenie entspringen, einen “NetzTeufel” zu kreieren und dies zugleich als Mahnung vor Dämonisierung deklariert.

Klaus Reichert / 22.05.2018

Wenn man sich nicht mehr die Mühe macht, zwischen den Aussagen eines linksgerichteten Thinktanks und der eigenen evangelischen Überzeugung zu unterscheiden, dann dokumentiert man eben auch, wo man selbst steht. Aber das ist nicht verwunderlich, nachdem die 68er schon bald in die EKD eingetröpfelt waren und diese bereits in den Siebzigern im Sinne ihrer Ideologie umgestalteten. Relative neu hingegen ist, dass die katholische Kirche nicht mehr auf der anderen Seite steht.

P.Steigert / 22.05.2018

Arbeiten bei der AA Stiftung nicht Menschen, die sich über die Bombadierung Dresdens gefreut haben? Wie steht denn die evangelische Kirche zu diesem Thema?

Frank Stricker / 22.05.2018

Bedford-Strohm und Margot Käßmann . Um es mal mit den Worten von Bud Spencer und Terence Hill zu sagen , ” zwei Vollposten auf dem Weg zur Hölle”.

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