Hellers Argumente sind nur auf den ersten Blick schlüssig. Dass noch keine fossilen Kapazitäten ersetzt wurden hat vor allem den Grund, dass Kohlekraftwerke zum einen zunehmend als Reserve gehalten werden, das heißt sie werden nur bei Bedarf hochgefahren, zum anderen werden sie als Quelle von Regelenergie verwendet. Die Kraftwerke fahren dann nicht auf Volllast, um kurzfristig im Minutenbereich oder kürzer die Leistung etwas zu erhöhen oder zu vermindern. Sobald es andere Quellen für Regelenergie und für im Stundenbereich planbare Energie gibt, wird sich dieses Problem erübrigen, und die fossilen Überkapazitäten können abgebaut werden. Das Problem des um 5 Prozentpunkte schlechteren Wirkungsgrades bei Teillast erübrigt sich dann ebenfalls. Regelenergie ist in der Tat der zentrale Knackpunkt bei bei Energiewende. Die erneuerbaren Energieträger können und werden nur den dem Maße ihren Beitrag zur Energieerzeugung erhöhen, in dem auch der deutlich erhöhte Regelbedarf/Planungsbedarf sichergestellt ist. Gaskraftwerke sind zum Beispiel perfekt als Quelle kurzfristiger Planung oder für Regelleistung. Sie lohnen sich aber derzeit nicht wegen der niedrigen Preise am Energiemarkt. Daneben besitzt Norwegen genug Wasserkraft um nicht nur den einheimischen Strombedarf zu decken, sondern auch noch den Regelbedarf von halb Europa, es fehlt nur an den nötigen Leitungskapazitäten. Und wenn sich in 15 bis 20 Jahren Elektromobilität durchgesetzt haben wird, dann wird sich der Regelbedarf komplett dadurch decken lassen, dass Autobatterien dann aufgeladen werden, wenn gerade zu viel Strom bereitsteht und nicht aufgeladen werden, wenn es zu wenig Strom gibt. Kurzfrist-Planung mit fossilen Energieträgern ist also nur ein Zwischenschritt über den zu lamentieren an einer grundsätzlichen Bewertung der Energiewende vorbeigeht. Wie lange es genau dauert, bis es genügend Regelkapazität gibt ist offen, aber wenn es sie gibt, dann wird die Energiewende nochmal einen großen Sprung machen und zumindest Kohle ist dann komplett überflüssig. Was Subventionen angeht, so werden nicht nur Erneuerbare massiv subventioniert, sondern Kohle und Kernkraft gleichermaßen, indem sie massiv externe Effekte erzeugen, die nicht in die Erzeugerpreise eingehen. Bei der Kernenergie sind das die Kosten für den Rückbau ausgedienter Kernkraftwerke, die offene Frage der Endlagerung, deren Kosten massiv unterschätzt sein dürften, sowie die Bewertung der Risiken eines GAU. Bei der Kohle ist das nicht nur der CO2-Effekt (dessen Einbeziehung durch Zertifikate krachend gescheitert ist), sondern auch die vielfachen Folgen des Kohlebergbaus und vor allem Staub und Dreck in der Atemluft. Der Staat subventioniert also den Verbrauch von Strom generell. Hätten wir eine marktgerechte Struktur, die tatsächliche Erzeugerpreise Inklusive externer Effekte und ohne direkte Subventionen abbildet, dann dürfte Kohle überhaupt nicht mehr konkurrenzfähig sein. Die ganze Argumentation hängt natürlich entscheidend an der Frage, wie die Folgen der seit 100 Jahren massiv angestiegenen CO2-Emissionen tatsächlich zu bewerten sind. Wenn man genauer hinschaut, so reduziert sich Hellers Argumentation, auch in seinen anderen Beiträgen bei Tichy und Science-Sceptic darauf, dass er diese Wirkungen anzweifelt.
Danke für den leicht verständlichen Beitrag zu einer hochkomplexen Materie. Doch leider argumentieren Sie am Gefühl der an den Gott der Energiewende Glaubenden vorbei. Da geht es vordringlich um die Angst vor unsicheren AKW’s, um die Angst vor ewiger Strahlung und deren Folgen, um die Angst vor CO2 usw. usw. So irrational diese Ängste bisweilen erscheinen mögen, sie müssen erst einmal ernst genommen werden, um ihnen dann sachlich begegnen zu können. Ich weiß, das klingt leichter gesagt als getan, denn wir leben in hysterischen Zeiten - und da gilt Sachlichkeit nicht viel. Doch Beiträge wie Ihrer oder zuletzt “Der Irrsinn mit Irsching” machen Hoffnung auf bessere Zeiten. P.S. Noch eine Anmerkung: Persönlich bin ich vom Onshore-Windenergie-Virus seit meinem Urlaub vor vielen Jahren in Ostfriesland geheilt: Das war SMOG für die Sinne - denn wohin das Auge blickte, überall waren diese verdammten sich drehenden Windräder.
Und für diesen “zweiten Kraftwerkspark, für den es keine Notwendigkeit gibt” wird in großem Stil Natur und Landschaft geopfert, Greifvogel- und Fledermausarten (auf längere Sicht) ausgerottet, Immobilienbesitz in der Nähe der Anlagen massiv entwertet und wahrscheinlich die Gesundheit von Menschen durch Licht- Schall- und Infraschallemissionen deutlich beeinträchtigt - alles geopfert auf dem Altar der Klimaschutzreligion, um uns von unseren “Klimasünden” reinzuwaschen.
Leute, insbesondere Politiker, informiert euch besser: Was fehlt, von der Politik ignoriert, nicht gefördert und außerdem zusätzlich belastet wird, sind neuartige Energie-Massenspeicher in Form von überall einsetzbaren PUMPSPEICHERN MIT SCHWIMMENDEM SPEICHERTEIL. Diese sind in der Herstellung und Wartung extrem billig und super leistungsfähig. Das Interessanteste aber ist, dass Sie, obwohl kein Perpetuum Mobile, durch das intelligente Nutzen der Schwer- und Auftriebskraft mehr Energie abgeben können als sie aufgenommen haben. Ihr Vorhandensein wurde bisher von der Politik erfolgreich ignoriert.
@Erich Feller Ich finde das Bild mit dem Teich passt schon besser auf unser Wechselspannungsnetz. Ihr Wasserleitungsbild veranschaulicht ja nur eine Gleichspannung. Unser Stromnetz als Teich gesehen bedeutet eben, dass überall wo Verbraucher sind die Frequenz (Abstand Wellenberge) und die Höhe der Wellenberge (Spannung) nahezu gleich sein müssen. Aber ob das Grünen-Politiker verstehen, die hauptsächlich gelernt haben Empörung zu heucheln, daran habe ich so meine zweifel.
Karl Heinz Geiger, Dipl.- Ing. Soll am deutschen Wesen wieder einmal die Welt genesen? Keine einzige Nation auf der Erde folgt unserer wahnwitzigen Idee der Energiewende! Warum? Ich behaupte, dass die Energiewende eine Fahrt in eine Sackgasse als Einbahnstraße ist. Die Volatilität von Sonne und Wind, die Nicht- Speicherbarkeit des täglich, stündlich, auch noch bedarfsgerecht benötigten BRD- Strombedarfs und der Vorrangeinspeisung von Sonne und Windenergien führen dazu, dass Gaskraftwerke mit 60% nur noch für die von den volatil fehlenden Netzeinspeisungen zur Bedarfszeit von 8760 Std/a, noch in Flauten, bei wolkenverhangenem Himmel und in Nächten zur Netzstabilisierung, liefern dürfen. In 2011 lief das Gaskraftwerk noch 4000 Std/a, in 2014 lediglich noch 191 Volllaststunden. Da bleibt die Rentabilität auf der Strecke. Unsere Regierung, in Personalunion A. Merkel einfach nicht erkennen kann oder will, dass die Sonne und der Wind unabhängig von unserem Bedarf, nur 950 Vollaststunden/a bzw. 1650 Volllaststunden/a liefern kann!!! Dann werden die umweltbelastenden, vorzugsweise Braun- Kohlekraftwerke nach Std. wieder hochgefahren, nicht wegen der Umweltbelastung sondern der Produktionskosten wegen. Der Ehrlichkeit halber sei noch darauf hingewiesen, dass A. Merkel durch Ihre Entscheidung des Ausstiegs aus der sichersten KKW- Technik der Welt, nur den Grünen das angstmachende, aber stimmengewinnende, kerntechnische Thema, gestohlen hat. Kosten für den dt. Steuerzahler > 2 Billionen € !
Lieber Herr Heller, es ist ein Problem, die physikalischen Gegebenheiten der Elektrizität Leuten nahezubringen, deren Wissen und Erfahrungen weit überwiegend auf ganz anderen Feldern vorhanden ist. Das liegt vor allen Dingen an der Abstraktheit dieser Materie, für die Menschen keine Sinne haben, man kann Strom, Spannung, Ladung, die Wechselwirkungen von Strom und Magnetismus nicht sehen , hören oder riechen, nur gelegentlich die Auswirkungen mit anderen Stoffen, z.B. die Geräusche bei der Magnetostriktion (einige haben dies schon bei MRT-Untersuchungen erleben können) oder haben im Nebel unter Hochspannungsleitungen das Knistern der Sprühentladungen gehört. Oder schon, Gott sei Dank ziemlich selten, beim Berühren spannungsführender Teile einen schmerzhaften elektrischen Schlag bekommen. Aber wenn Sie schon das Wassermodell als Analogie zu elektrischen Erscheinungen im Leiter verwenden, so geht dies wirklich wesentlich einfacher und plausibler mit Wasserrohren als mit Ihrem Teichmodell. Da können Sie den Strom benennen, die fließende Wassermenge pro Zeiteinheit, die Spannung als Höhendifferenz eines speisenden Wasserbehälters und eines tiefer liegenden Auffangbehälters, das Wasserrohr als Leiter, den Querschnitt des Wasserrohres als Analogon zum Widerstand, sogar über Wasserpumpen und Wasserräder die Analogien zu Generatoren und Motoren herstellen. Aber ansonsten bin ich mit Ihren Darstellungen weitgehend einig. Sogar als Nichtfachmann (der ich nicht bin, ich habe dieses Fach vor mehr als 50 Jahren studiert) merkt man, daß die “Erfinder” des EEG zwei Lehrer waren und 2 Juristen, alle vier auch noch Politiker dazu. Viele Grüße
Vielen Dank für diese verständliche und klare Analyse des Status Quo der Energiewende. Die politischen Entscheider verstecken sich seit Jahren hinter ihren Kampfbegriffen. Deutschland muss mal eben den Klimawandel stoppen und die Welt retten. Das ist auch so ein deutscher “Alleingang” der sich auf unsere europäischen Nachbarn auswirkt, ob es denen passt oder nicht. Das Stromnetz endet ja nicht an den Grenzen und etwaige Netzprobleme wirken sich auch auf Ländern aus, die eine komplett andere Energiepolitik verfolgen, siehe Frankreich. An Widersprüchen mangelt es nicht: Einerseits argumentiert man mit der Verminderung des Stromverbrauchs um die Hälfte, andererseits will man die Elektrifizierung des Automobiles noch stärker subventionieren. Die offenen Fragen warten auf Antworten, doch die Politik liefert nicht. Ein Armutszeugnis für das Industrieland Deutschland-AG.
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