Henryk M. Broder / 11.11.2017 / 15:45 / 6 / Seite ausdrucken

“Armut” in Gaza: Fortsetzung

Kaum hatten wir den Beitrag über eine "schrecklich arme Familie" in Gaza und "eine Reporterin voller Mitgefühl" online gestellt, wurde Raschel Blufarb kooperativ und schickte mir eine email, in der sie einiges klarstellte, z. B., wie die Familie, die sie in Gaza besucht hatte, über die Runden kommt.

Hallo Herr Broder,
die Familie erhält vom Sozialministerium der palästinensischen Autonomiebehörde eine monatliche Zuwendung von umgerechnet 150 Euro aus einem Hilfsprojekt, welches arme Familien in Gaza und dem Westjordanland unterstützt. Die PA wiederum bekommt die Gelder für das Hilfsprojekt von der EU.

Die UNRWA (nicht UNWRA -bitte richtiges Kürzel beachten!) stellt für die Familie drei Mal jährlich vier Nahrungsmittel-Rationen (Reis, Öl, Mehl, Zucker) bereit, die sich die Familie abholen kann. Bei Bedarf erhält die Familie auch medizinische Dienstleistungen in den Kliniken der UNWRA, denn die Familie lebt in einem offiziell von der UNRWA anerkannten Flüchtlingslager.

Das Wohnhaus selbst ist von einer lokalen Hilfsorganisation in Gaza gespendet worden, die wiederum Spenden aus internationalen und lokalen Quellen erhält.

Gestatten Sie mir noch eine persönlichen Bemerkung: Ich hätte tatsächlich lieber mit Ihnen telefoniert, z.B. auch, um Ihnen die tatsächlichen Lebensverhältnisse der Familie detaillierter beschreiben zu können. Nur so viel: Ihr Eindruck, das Haus sehe doch recht „propper“ aus, täuscht. Die Familie ist arm.

Die Mailkorrespondenz habe ich als mitunter recht unangenehm empfunden. Auf der „Reporterschule“ habe ich auch gelernt, dass wir Journalisten in der Sache beharrlich, im Ton selbst aber respektvoll sein sollten …

Herzliche Grüße, Raschel Blufarb

nun, verehrte frau blufarb,

das hört sich schon recht anders an als das, was sie in ihrem RTL-nachtjournal-beitrag verbreitet haben.

die familie ist mitnichten arm, sie wird vollversorgt, deswegen kann sich der vater darauf konzentrieren, kanonenfutter und terrornachwuchs für die hamas - oder wer immer in Gaza das sagen hat oder haben wird - zu produzieren. und ich, als eu-bürger und deutscher steuerzahler, kann stolz darauf sein, meinen teil dazu beizutragen. 

sie trauen offenbar ihren eigenen bildern nicht. sie zeigen ein aufgeräumtes haus, ordentlich gekleidete, gut gelaunte kinder, die alles, nur keinen ärmlichen oder verwahrlosten eindruck machen, und drei gebärmaschinen, die vermutlich dermaßen übergewichtig sind, weil sie die UNRWA-rationen komplett an ihre kinder verfüttern. 

das ist nicht journalismus, das ist sozialkitsch. die flüchtlinge, die in griechenland in lagern gehalten werden, wären froh, unter solchen schrecklichen verhältnissen leben zu können.

vielen dank für den hinweis, dass es nicht die UNWRA, sondern die UNRWA ist, die sich um diese "flüchtlinge" kümmert. wir meinen doch dieselbe organisation, hoffe ich, die nichts unternommen hat, als aus deren schulen raketen auf israel abgefeuert wurden. oder war dafür die UNWRA verantwortlich, die United Nations War and Resistance Agency?

ich werde jetzt jeden tag 100 mal UNRWA auf die Tafel schreiben, während sie sich ein paar arbeiten von gunnar heinsohn über den "youth bulge" besorgen, also über den zusammenhang von kinderreichtum und opferbereitschaft. könnte auch ein thema für das RTL-nachtjournal sein.

viele grüße, b

p.s. und hier noch eine anregung für ihre nächste reise nach gaza.

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Leserpost

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helmut rott / 11.11.2017

Unter der Anregung findet man einen Hinweis darauf, dass Ägypten die Grenze zu Ghaza meistenteils sperrt!  Das berichten die deutschen Medien viel zu selten. Sie wissen es wohl nicht.

Karin Adler / 11.11.2017

Besser konnte man die Antwort nicht formulieren!

Karla Kuhn / 11.11.2017

“......das ist nicht journalismus, das ist sozialkitsch. die flüchtlinge, die in griechenland in lagern gehalten werden, wären froh, unter solchen schrecklichen verhältnissen leben zu können.  Der Beitrag von dem Norweger, der mit eigenen Augen sehen wollte, wie es in Syrien aussieht und auch dieser Beitrag zeigt doch mal wieder, daß man bei solchen Nachrichten zwischen den Zeilen lesen muß. Das mit dem “Kanonenfutter” ist treffend und nicht neu !! Traurig aber wahr.

matthias junglewitz / 11.11.2017

Das sass. Gut so. Ich möchte mich übrigens dem letzten blog von Gerd Burrmann “Im Tapfer im Nirgendwo” ihnen gegenüber anschliessen. Nur bitte das Wort “lieben” gegen “hoch achten” ausstauschen. Und wenn Sie mal im Rhein-Main-Gebiet unterwegs sind, doch dies bitte mitzuteilen Mfg

Bertram Scharpf / 11.11.2017

Wenn Frau Blufarb schon Respekt anmahnt, dann könnte sie selber einmal damit anfangen, den Steuerzahler zu respektieren, der ungefragt diese Lumperei finanzieren muß.

J. Schuster / 11.11.2017

Und wann flüchten sie vor den unhaltbaren Zuständen nach Deutschland ?

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