Ramin Peymani, Gastautor / 28.09.2021 / 06:05 / Foto: Pixabay / 95 / Seite ausdrucken

Der Elektromobilität wird zeitweise der Strom abgestellt

Europa schlittert in eine Energiekrise. Die Netzbetreiber mehrerer EU-Länder warnten schon zu Beginn des Jahres. Privaten Ladestationen im Vereinigten Königreich soll ab Frühjahr der Strom abgestellt werden. 

Europas Politik hat Angst vor dem Winter. Europa fürchtet den Blackout. Die Sorge vor Lieferengpässen im Strom- und Gasbereich, eine Vorhersage, die noch vor kurzem ins Reich rechter Verschwörungstheorien verwiesen worden war, wächst. Noch schauen die Verantwortlichen in der Europäischen Union schadenfroh auf Großbritannien, wo massiv angestiegene Gaspreise eine Reihe von Energieanbietern zum Aufgeben gezwungen haben, weil diese die um bis zu 70 Prozent in die Höhe geschnellten Einkaufspreise durch eine gesetzliche Gaspreisdeckelung nicht weitergeben können.

Der britische Wirtschaftsminister bereitet die Verbraucher schon einmal auf gravierende Probleme vor und gibt unumwunden zu, dass Hunderttausenden Familien ein schwieriger Winter bevorstehe. Auch im Rest Europas zeigen die Energiepreissprünge Folgen: Die Inflation galoppiert. Dabei wirken die selbsternannten „Klimaretter“ wie Brandbeschleuniger. Die explosive Mischung aus drastischen Steuererhöhungen und rapide gestiegenen Preisen wird vor allem jene schmerzlich treffen, die nur ein paar Euro mehr fürs Klima auszugeben glaubten. Es werden ein paar hundert sein. Mindestens.

In Großbritannien hat man derweil noch ganz andere Sorgen: Wegen 100.000 fehlender LKW-Fahrer stockt die Versorgung der Tankstellen ebenso wie die Belieferung der Lebensmittelgeschäfte. Das Problem ist hausgemacht, weil man mit einer hysterischen Warn-App wochenlang Millionen von Menschen aus dem Arbeitsprozess gerissen hatte, die nur teilweise wieder in ihre angestammten Jobs zurückkehrten. Zudem hat die rigide Praxis der Visa-Vergabe nach dem Brexit eine Vielzahl ausländischer Arbeiter aus dem Land getrieben. Ob die von Premierminister Johnson angekündigte Kehrtwende schnell genug greift, weiß niemand. 

Die „Energiewende“ entfaltet ihre volle Wucht

Als wäre das nicht genug, fürchten nicht nur die Briten, dass ihnen angesichts steigender Zahlen von Elektrofahrzeugen im sprichwörtlichen Sinne der Strom ausgeht. Diese Gefahr scheint die Bundesregierung auch für Deutschland zu sehen. Sie hatte zu Jahresbeginn einen Gesetzentwurf zur „Spitzenglättung“ vorbereitet, traute sich aber nicht, diesen in den Bundestag einzubringen. Mit der wohlklingenden Bezeichnung ist genau das gemeint, was die Briten im kommenden Jahr festzuschreiben gedenken: Wer sein E-Mobil an der heimischen Ladestation „auftanken“ will, schaut zu den Hochlastzeiten in die Röhre. Ab Mai 2022 soll privaten Ladestationen im Vereinigten Königreich von Montag bis Freitag jeweils neun Stunden am Tag der Strom abgestellt werden. Die große Furcht vor dem Zusammenbruch der Stromnetze ist keinesfalls unbegründet, gab es doch erst vor wenigen Monaten einen Beinahe-Blackout auf dem Kontinent. Immer wieder müssen zudem Industrieanlagen vom Netz genommen werden, um Stromengpässe zu vermeiden.

Der Ausbau sogenannter erneuerbarer Energien hat die europäische Versorgung anfällig gemacht und die Lebenslüge der Politik aufgedeckt. Würden die selbstgesteckten Ziele der Elektromobilität auch nur annähernd erreicht, stünden schon heute keine ausreichenden Kapazitäten zur Verfügung. Allein Großbritannien benötigt angesichts der beschlossenen Abkehr vom Verbrennungsmotor bis 2050 das zusätzliche Stromäquivalent von sechs Kernkraftwerken. In Deutschland sieht es nicht besser aus. Ganz unabhängig vom Ausgang der Bundestagswahl dürfen wir uns schon einmal auf drastische Maßnahmen einstellen.

Woher der Strom künftig in ausreichender Menge kommen soll, steht in den Sternen. Die Netzbetreiber mehrerer EU-Länder warnten schon zu Beginn des Jahres. Nun scheinen immer mehr Regierungen dem Appell zu folgen. Europa geht einer ungewissen Zukunft entgegen. Immer größer wird die Abhängigkeit von Partnern, die nur ein begrenztes Interesse an einem prosperierenden Kontinent haben.

Die „Energiewende“ entfaltet ihre volle Wucht, und schon bald werden die Erinnerungen an die Corona-Beschränkungen verblassen, wenn uns drohende Blackouts rund um die Uhr vor die Frage stellen, wofür wir unser Stromkontingent nutzen wollen. Der zu erwartende Druck der Unternehmen auf die Politik könnte manchen Irrweg korrigieren. Entspannung bedeutet dies allerdings nicht. Der Wiederaufbau einer zuverlässigen Energieversorgung wird ein Vielfaches von dem verschlingen, was wir derzeit für die ideologischen Spielereien wohlstandsverwöhnter „Weltverbesserer“ berappen müssen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Ramin Peymanis Blog Liberale Warte.

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Leserpost

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Jutta Schäfer / 28.09.2021

Vielleicht wäre ja das Lastenfahrrad für England eine Lösung. Inzwischen haben die Grünen doch bestimmt ein Sondermodell für den Gefahrguttransport entwickelt. Und Annalena hätte doch mit dem Einfangen und Abfüllen von CO2 Molekülen, die hier nicht mehr gebraucht werden, eine sinnvolle Aufgabe. Ab aufs Lastenfahrrad damit und rüber auf die Insel.

A. Ostrovsky / 28.09.2021

@Jürg Zürcher : “Vielleicht braucht es ein, zwei Blackouts, damit die rot-grüne Wählerschaft sich ernsthaft darüber Gedanken macht, was der Satz “wir müssen alle Opfer bringen” wirklich bedeutet.” Gedächtnisverlust ist eine wirklich schlimme Sache. Aber nur bei einigen geht es so schnell. Bei den Meisten zieht sich der Prozess über viele Jahre hin. Das kann man mit Gedächtnistraining oft noch verlangsamen. Bitte beantworten Sie für sich selbst die Frage: War Angela Merkel von der CDU, von der CSU, von der SPD oder von den Linken ins Kanzleramt befördert worden? Und dann: Wann wurde Uschi von zur Kommissionsprinzessin gewählt? Sind Migrationspakt, Dieselverbot und Klimawahn einschließlich CO2-Zertifikaten Erfindungen der AfD oder der EU? Bitte versuchen Sie nun den folgenden Text zu übersetzen: “The Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) is the United Nations body for assessing the science related to climate change.” Überlegen Sie noch schnell, ob die Gründer von BioN’Tech und Pfizer Altkommunisten oder Jungliberale sind, oder beides. Wenn Sie alles richtig haben, dürfen Sie sich an der Dönerbude eine Bratwurst abholen.

Jutta Schäfer / 28.09.2021

Wenn das Regierungsviertel für ein paar Tage ohne Strom und Gas wäre, dann würden die Blase, in der diese Volksbeglücker agieren, rasch platzen. Die Vorstellung eines kalten Kanzleramtes hat etwas, finde ich. Bei Anwesenheitspflicht selbstverständlich. Den Unterschied, ob in Berlin mit oder ohne Strom versagt wird, merkt der Rest der Republik eh nicht, aber es würde dringend erforderliche Denkprozesse in der Failed City enorm beschleunigen.

Moritz Cremer / 28.09.2021

selbstverständlich: inhärent… ;-)

A. Ostrovsky / 28.09.2021

@Moritz Cremer ; “Russland & China bauen derzeit dutzende Kernreaktoren der neuesten Generation, die inharänt sicher sind & sogar die alten Brennstäbe = “Atommüll” KOMPLETT verwerten.”  Und welche Hörbücher hören Sie abends zum Einschlafen? Ein Grundkurs Nuklearphysik war ja noch nicht dabei.

Silke Müller-Marek / 28.09.2021

Mich macht es rasend, dass Deutschland im Jahr 2021 gnadenlos den Bach runtergeht, damit sich die Verbrecher der Blockparteien ihre feuchtgrünen Träumereien der Klimarettung erfüllen können. Fortschritt, Industrien, Innovationen, moderne Technologien werden ABSICHTLICH, VORSÄTZLICH und WISSENTLICH an die Wand gefahren, Hauptsache eine IDEOLOGIE unbewiesener Tatsachen wird gnadenlos durchgepeitscht. NICHTS ist wirklich bis zum Ende gedacht und einzig dem dilettantischen, verblendeten Machwerk krimineller Politikerverbrecher zuzuschreiben. DEUTSCHLAND, ehemals führende Industrienation, wird von knapp 15% einer verblödeten grünen Minderheit (85% haben die Grünen NICHT gewählt!!!) in Dunkelheit und Kälte verbannt, mit voller Zustimmung des kommenden Koalitionspartners. Wir bezahlen jetzt schon die höchsten Energiepreise der Welt. Das wird sich auch nie mehr ändern. Im “Gegenzug” erhalten wir zugeteilte Strom- und Gasrationen, weil diese “Generation” der unfähigsten Politiker alle Zeiten, zugunsten einer hypothetischen “Klimakatastrophe” nicht in der Lage und Willens ist zu BEGREIFEN, dass sie dieses Land, dessen Wohlstand durch frühere Generationen erarbeitet wurde, KAPUTTREGIEREN bis nichts mehr bleibt!

Otto Nagel / 28.09.2021

Fehlende LKW- Fahrer ?  Nicht in Deutschland ! Das Politbüro hat das Problem schon vor Jahren erkannt, so sind wir wiedermal Vorreiter für eine leuchtendgrüne Zukunft: das SELBSTFAHRENDE Auto. Zur Überbrückung werden schon seit Wochen Fahrspezialisten aus Afsurdistan eingeflogen. Wirklich, Alles im grünen Bereich !

Jürg Zürcher / 28.09.2021

Vielleicht braucht es ein, zwei Blackouts, damit die rot-grüne Wählerschaft sich ernsthaft darüber Gedanken macht, was der Satz “wir müssen alle Opfer bringen” wirklich bedeutet.

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