Nachtrag: Auch die USA haben damals bei der Einwanderung der italienischen Mafiosi versagt, sonst hätten sie die nach ihrer Ankunft zurück ins Meer getrieben.
Entscheidend ist weniger die liberalere Verfügbarkeit von Waffen, die ja Einheimischen wie Migranten zugleich den Zugang zu Schusswaffen erleichtern würde, als die Abwehr der Einwanderung von Kriminellen, das Abschieben bereits eingewanderter Krimineller und das effektive Wegsperren aller sonstigen Gewaltverbrecher. Also der Wille, das Aufrechterhalten des Rechtsstaats gegen seine Feinde mit der nötigen Härte durchzusetzen. Wenn es weniger Messerstechereien und dafür mehr Schießereien gibt, ist nichts gewonnen. Diejenigen, die glauben, mit der Waffe in den eigenen vier Wänden einen übergriffigen Staat abwehren zu können, unterschätzen die Staatsgewalt gewaltig. Dazu gibt es Anschauungsmaterial aus den USA etwa in der siebten Staffel der TV-Serie Homeland (Nr. 4 “Live aus dem freien Amerika”).
Würden sich die gleichen Politiker und Medien mal lautstark über die Ursachen von Amokläufen durch Regierungen äussern. Aber halt, da sind sie Teil davon.
Tod durch Amoklauf ist bei uns keine auffällige unnatürliche Todesursache. Im Zuge der Aufarbeitung der Tat in Erfurt damals wurde umfangreiches Material zur Psyche potentieller Täter und zum Umgang mit Frustration in Schulen und auch ganz allgemein erarbeitet. Irgendwie weiter geholfen hat das wohl nicht. Aber interessant ist doch, dass es Amokläufe nicht in jedem Land gibt. Es gibt offenbar nicht überall gleich viel zu verlieren, wenn man einen Schulabschluss nicht schafft, die Fahrerlaubnis oder Freundin verliert oder vom Arbeitgeber gefeuert wird. Hier bei uns und in anderen westlichen Ländern entscheidet sich relativ früh, ob man ein Leben weiter oben oder weiter unten in der sozialen Hierarchie vor sich hat. Der Steinhäuser wurde als Versager mit besonders ausgeprägtem Ehrgeiz beschrieben. Ja gut, bevor ich jetzt sage, ein Typ wie ich oder Du, bei mir ist es mit dem Ehrgeiz nicht so weit her. Und als ich noch ehrgeizig war, da wusste ich noch nichts von dem Versager darinnen. Das haben aber nicht, wie zu erwarten gewesen wäre, die Psychiatrie und Psychotherapie erledigt, sondern die Wende und die gründliche Ausschäumung des gewohnten, gut verstandenen Ostens mit kalter westlicher Realität. Damals habe ich noch gedichtet, ja tatsächlich gereimt: “In dem kleinen Cafè in der Rothschildallee - da rührte ich weltmännisch meinen Kaffee; Wie ein echter Frankfurt/Mainer; Doch sah jeder gleich - Ich war gar keiner!” Ja, als Dichter hätte ich im neuen Westen auch nicht so gut ausgesehen. Der Biermann hat ja damals gesagt oder gesungen” Nur wer sich ändert, bleibt sich treu…” Das fand ich gut, hätte das aber weder geschafft noch gewollt. Deswegen habe ich immer geunkt, der Westen hätte der DDR beitreten sollen. Man kann eben nicht alles haben wollen. Aber nun geht es ja endlich bergab mit Euch allen! Fahret hin mit Flüchen und Zähneklappern! Viel Feind, viel Ehr! Das Amoklaufen wird wohl eine Randerscheinung bleiben, weil man hat ja nichts mehr von dem Hype danach.
Sie haben sehr wahrscheinlich Recht, Herr A. Ostrovsky. Mobber vor der Pubertät sind Mitläufer, nach ihr allerdings sind sie Ausweis einer mißlungenen. Dann handelt es sich aber um einen für immer so hergestellten Menschen, der dieses Manko durch Abgucken mit Konformismus überdecken kann, aber nie beherrschen. Die zweite Schwelle ist die Sturm- und Drangphase der Nachpubertät, welche leider auch unbelehrbare Revoluzzer hinterläßt, die mitunter ein langes Versteckspiel erlernen. Aber wehe, es kommt derer beiden Moment. Dann haben die rechtzeitig bekehrten Einsichtigen alle Hände voll zu tun, können aber meistens gegen deren Brutalität nicht bestehen, weil die große Mehrheit jeweils vorher wie nachher zuschaut, und das noch nicht einmal gleichgültig sondern nur passiv.
Ein sog. erweiterter Suizid (Lubitz, Höhr-Grenzhausen) wird hier mit einem Amoklauf verglichen. Sorry, das sind 2 Paar Schuhe…
Ich stimme besonders dem Aspekt der psychologischen Faktoren zu, die zu einem Amoklauf führen können. Er wurde hier einige Male benannt : die Abwesenheit einer glaubhaften Vaterfigur, eines Repräsentanten von Männlichkeit. Es sind ja junge Männer, die plötzlich in einer Eskalation von Aggression und Gewalt hemmungslos morden. Die Ursachen sind sicher sehr vielschichtig. Auffallend ist aber tatsächlich der fehlende Vater und eine alleinerziehende Mutter. Ich las irgendwo, dass in diesem Fall die Mutter des Täters drogenabhängig war oder ist und er zwischen Großmutter und Mutter gependelt hat. Suchtkranke Eltern traumatisieren ihre Kinder in der Regel stark. Großmutter und Mutter können für sich schon ein dysfunktionales System gebildet haben, denn suchtkrank ist nicht nur ein Mitglied, in der Regel ist die ganze Familie an wichtigen Stellen irgendwo gestört. Villeicht kommt noch Männerhass bei beiden Frauen dazu, das ist aber reine Spekulation natürlich.Auch Serienmörder haben meines Wissens übrigens den gleichen statistischen familiären Hintergrund.
Ja, immer schön mit dem Finger auf andere Länder zeigen. In der Deppenrepublik werden täglich Menschen erstochen, erschossen oder sonst wie ums Leben gebracht. Das sind wenn überhaupt nur Randnotizen in der “freien Presse”. Der Splitter im Auge des Anderen ist halt doch besser als der Balken im eigenen.
@Arne Ausländer Der Dachschaden bzw. die Psychopharmaka, die aufgrund eines echten oder vielleicht auch nur vermuteten Dachschadens verabreicht werden, sei es legal oder illegal, sind das alles entscheidende Momentum. Ein geistig gefestigter Mensch kann mit Krisen umgehen. Wenn er nicht geistig gefestigt ist, weil die Krise zu sehr ausartet oder er mental vorbelastet ist, wird er entweder zum illegalen Medikamenten- bzw. Drogenkonsumenten oder zum Patienten, der dann vergleichbares Zeugs verabreicht bekommt. Und das verändert den Kopf nachhaltig und senkt die Hemmschwelle. Ich war lange in der Pflege tätig und habe das selbst an Patienten beobachten können. Kein gesunder Computerspieler begeht einen Amoklauf. Kein gesunder Mensch überhaupt begeht einen Amoklauf. Das ist der alles entscheidende Punkt. Da muss also was im Kopf nicht richtig laufen, damit jemand so etwas tut. Und dann ist die Tatwaffe nur Mittel zum Zweck und kann entweder ein Messer, ein Auto oder eine Schusswaffe sein. Jetzt muss man sich einfach mal die Frage stellen, ob es zielführend ist, allen geistig gesunden Waffenbesitzern die Waffen wegzunehmen, wenn es doch nur ganz wenige Durchgeknallte sind, die damit Schindluder treiben. Man nimmt der Hausfrau ja auch nicht ihr Messer weg, weil ein einziger Durchgeknallter mit so etwas jemand anderen umgebracht hat. Genauso wenig, wie man allen Autobesitzern den Führerschein wegnimmt, weil eine Einzelperson besoffen oder unter Drogen mit seinem Auto in eine Menschengruppe gefahren ist. Und jetzt kommt wieder die Kurve zu Meltzers Artikel: Massive gesellschaftliche Fehlentwicklungen führen zu unzufriedenen Menschen, deren Frustrationstoleranz irgendwann einreißt und sie krank macht. Was dann früher oder später zur geistigen Beeinträchtigung führt, die wiederum irgendwann in direktem Wahnsinn oder in durch Medikamentenmissbrauch induziertem Wahnsinn endet. Und erst dann kommt der Amoklauf.
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