Thomas Rietzschel / 11.12.2015 / 15:52 / 5 / Seite ausdrucken

Allahu Akbar, Herr Minister!

Schon immer hat es die Hessen verlockt, bildungspolitisch voranzugehen. Ehedem, von 1969 bis 1974, hatten sie mit Hitlers jüngstem U-Boot Kommandanten, dem phantastischen Herrn von Friedeburg, einen Kultusminister, der der sozialen Gerechtigkeit zum Siege verhelfen wollte, indem er die Rechtschreibung abzuschaffen trachtete. Der Geschichtsunterricht wurde durch Gesellschaftskunde ersetzt. Die Minderbemittelten sollten nicht länger pädagogisch strapaziert, womöglich benachteiligt, vielmehr ihrer Bereitschaft entsprechend zensiert werden.

Mit der Rolle rückwärts voran in die Wissensgesellschaft, so lautet die bildungspolitische Devise seither. Und immer noch sind es die Hessen, die dabei Zeichen setzen. Um die Aufklärung zu befördern, verhelfen sie heute dem Glauben, dem religiösen Fundamentalismus, wieder zu wachsendem Ansehen. Mit Stolz verweist die Landesregierung auf die erfolgreiche Einführung des Islam-Unterrichts an hessischen Grundschulen. Allein in Darmstadt sind davon drei betroffen.

Auf dem Lehrplan steht, ganz im Geiste des Herrn von Friedeburg, keine Vermittlung historischen Wissens über das Wesen einer Weltreligion, sondern die Befähigung zum Glaubensbekenntnis, also das Studium des Koran. Um das zu gewährleisten, sind die moslemische Ahmadiyya-Gemeine und die Ditib-Gemeinschaft in die Gestaltung der Lehrpläne einbezogen. Im Auftrag des Staates achten sie darauf, dass der Unterricht mit den Grundsätzen der Religion übereinstimmt, den Kindern das richtige Weltbild vermittelt wird.

Was das heißt, war unlängst vor dem Darmstädter Landgericht zu erleben. Zur Verhandlung stand der Fall eines ortsansässigen moslemischen Ehepaars pakistanischer Herkunft, das seine Tochter umgebracht hatte. Weil sich die Neunzehnjährige nicht davon abhalten ließ, mit ihrem Sex zu haben, obwohl er sie noch nicht geheiratet hatte, würgte sie der Vater so lange, bis sie keinen Laut mehr von sich gab und entsorge die Leiche dann auf einem Waldparkplatz. Die Mutter assistierte ihm dabei.

Die Ahmadiyya-Gemeinde war über den schon länger schwelenden Konflikt informiert gewesen. Auf ihre Weise wollte sie vermitteln, indem sie den jungen Leuten eine Weisung des in London lebenden Kalifen zustellte. Der Gottesmann verordnete die schnelle Verheiratung der Sündigen. Nach den religiösen Regeln, für deren Unterrichtung an den hessischen Schulen die Ahmadiyya-Gemeinde einsteht, wäre damit alles in Ordnung gewesen, halbwegs. Allein, die Eltern wollten nicht tricksen und taten das Ihre.

Als Zeuge zum Prozess geladen, mochte der Bundesvorsitzende der Religionsgemeinschaft ihnen sein Verständnis nicht versagen. Aus seiner Sicht haben Vater und Mutter im Einklang mit ihrem Glauben gehandelt. Denn, so Abdullah Uwe Wagishauser wörtlich: „Die Vorstellung, dass Männer und Frauen außerhalb der Ehe keinen Kontakt haben, findet man im Islam klar und deutlich.“

Zwar verstieg sich der Ahmadiyya-Chef dann weiter nicht zu der Behauptung, dass die Zuwiderhandlung gegebenenfalls einen Mord rechtfertigen würde, fragte aber an: „Warum sollte das Gesetz Gottes dem Zeitgeist angepasste werden?“ Mit anderen Worten, warum sollte der Gläubige einem Grundgesetz Respekt erweisen, über dem das Gesetz Gottes steht?

Eine Frage, die sich auch der Hessische Kultusminister Alexander Lorz stellen lassen muss, wenn er die Zusammenarbeit mit Ahmadiyya bei der Ausgestaltung des Islam-Unterrichts als „Erfolgsgeschichte“ verkauft. Was er bei einer solchen Kumpanei unter der Befähigung zu einer „aufgeklärten und religiösen Mündigkeit ganz im Sinne der verfassungsmäßigen Grundlagen“ versteht, wüsste man gern.

Wollten wir den vereidigten Politiker beim Wort nehmen, wäre die „religiöse Mündigkeit“ Voraussetzung für den Glauben an die Verfassung; anderenfalls drohte ein Gottesstaat, und der Koran stünde über dem Grundgesetzt.

In diesem Sinne Allahu Akbar, Herr Minister.

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Wolfgang Schlage / 12.12.2015

Die Frage kann man auf einem Punkt bringen: stehen die religiösen Gesetze und Forderungen *über* oder *unter* den staatlichen Gesetzen und Forderungen, also der Verfassung und den geltenden Gesetzen? In den islamischen Staaten stehen sie darüber,  bei uns stehen sie darunter. Man darf den bei uns einwandernden Muslimen keinen Zweifel daran lassen, dass sie in Deutschland ihren Glauben nur leben können, wenn sie akzeptieren, dass ihre religiösen Gebote *unter* den staatlichen stehen, dass sie ihren Glauben also nicht leben können, wenn er unseren Gesetzen und unserer sekularen Ordnung widersprechen. Wenn sie es anders wollen, dann müssen sie woanders hingehen. Die islamischen Staaten haben noch einen weiteren Weg gefunden, ihren Laden einigermaßen zusammenzuhalten: sie nehmen nämlich enormen Einfluss auf den Islam, indem sie die islamischen Gelehrten unter staatliche Kontrolle ihrer jeweiligen Länder nehmen. Diese kontrollierten Gelehrten legen dann den Islam staatskonform aus. Das ist ein weiterer Weg, den Europa nehmen könnte: einen europäischen/deutschen Islam einsetzen und auch durchsetzen, der bei uns verbindlich ist. Für die türkische DITIB oder Imame aus Saudi Arabien oder sonstwo ist da entschieden kein Platz. Wenn Europa diese Unterwerfung des Islam unter die eigenen Verfassungen nicht unternimmt, dann gibt es nur zwei Wege: (a) keine Religionsfreiheit für den Islam, d.h. Muslime müssen konvertieren oder Europa verlassen, oder (b) Unterwerfung Europas unter den Islam, d.h. die Soumission-Lösung des Autors Houellebecq. Was ich möchte, ist mir schon klar. Deutsche Regierung und Öffentlichkeit möchten sich aber vor einer klaren Entscheidung drücken, weil das ihre Konsensgläubigkeit in Frage stellen und “so brutal” aussehen würde; diese Nichtentscheidung läuft aber auf (b), Soumission, hinaus. Schade um unsere Zivilisation.

Brigitte Brils / 12.12.2015

Der IS zerstört antike Kulturdenkmäler, Herr von Friedeburg zerstört die Säulen unserer Bildung und Kultur und setzt in den Schulen die “Unterwerfung” durch. Offensichtlich trifft er nicht auf nennenswerten Widerstand.

Frank Bader / 11.12.2015

Da ich aus der grünen und linken Ecke komme müsste ich eigentlich verstehen was in den Köpfen dieser Leute vorgeht, die das Heil darin sehen sich weitestgehend dem Islam anzubiedern. Aber es bereitet mir größte Mühe. So wie es mir schon immer unmöglich war mich in die Weltsicht eines “Rechten” einzufühlen. Mittlerweile habe ich daher das Gefühl einer eigenen und seltenen Spezies anzugehören die nirgendwo zuhause ist. Wenn man sich nur ein paar Stunden intensiv kritisch mit dem Islam befasst, also zumindest überfliegt was Sabatina James und Hamed Abdel-Samad sagen, und dann mal gezielt auf koransuren.de problematische Passagen untersucht, kann man eigentlich nicht mehr treudoof lächelnd diese Appeasement-Politik betreiben. Machen die Politiker und Journalisten das nicht? Wenn nicht, dann müssten sie eigentlich als inkompetent aus ihren Ämtern entfernt werden. In den Schulen Islamunterricht in einem unkritischen Sinne zuzulassen ist reiner Wahnsinn. Man kann natürlich einen religionswissenschaftlich fundierten, allgemeinen Unterricht über die diversen Religionen einrichten. Aber es kann doch nicht sein dass aus der Position “Allah ist der Größte, Mohammed sein Prophet, und der Koran das ultimative Wort Gottes” seitens unseres Staates Kinderhirne vernebelt werden. Das beruht vermutlich auf der schwachsinnigen Annahme, oder Unterwerfung unter das Narrativ der Muslime, dass der “wahre” Islam friedlich und verfassungskonform sei. Warum sind dann fünf Schüler von Kaddor zum IS? Einer von zahllosen Versen dieser Güte: “Siehe, schlimmer als das Vieh sind bei Allah die Ungläubigen, die nicht glauben.” (Sure 8, Vers 55) Das Problem ist bei Christentum, Judentum und Islam immer dass man mit dem Satz “ich glaube” sein Gehirn an der Garderobe abgibt, und ab da alles was geboten wird akzeptieren muss. Das ist total anti-aufklärerisch. Wohin geht denn hier die Reise für unser Land? Das Judentum ist natürlich zahlenmäßig nicht in der Lage seitens seiner Extremisten großes Unheil anzurichten, obwohl es in Israel da schon recht “erfolgreich” ist. Das Christentum wurde unter großen Opfern seit Giordano Bruno gezähmt. Der Islam ist die Religion von mehr als einer Milliarde und alles andere als “gezähmt”. Es ist nicht mal ansatzweise irgendwo eine moderne, gesellschaftlich gezähmte Version sichtbar. Selbst die Türkei bewegt sich immer weiter weg von der Moderne. Außerdem ist der Koran, ganz zu schweigen von Hadithen und Fiqh, voller Gewalt und Diskriminierung. Darin liegt die Gefahr. Nicht in “Frustration” oder “Bildungsmängeln”. Ich bin sehr pessimistisch, weil es so offensichtlich an Hirn fehlt im Land.      

peter luetgendorf / 11.12.2015

Sehr geehrter Herr Rietzschel, „Die Vorstellung, dass Männer und Frauen außerhalb der Ehe keinen Kontakt haben, findet man im Islam klar und deutlich.“ Männer und Frauen in Deutschland wären auch besser dran, wenn sie außerhalb und innerhalb der Ehe keinen Kontakt hätten. Ganz schlimm wird es, wenn Männer und Frauen innerhalb der Ehe Kontakt haben. Gruß Peter Lütgendorf

Peter Hünten / 11.12.2015

Das ist wohl die spezielle Ausformung der göttlichen Liebe, die Frau Hübsch in einer Talk-Show nach der anderen unters Volk bringt, ohne dass sich die TV-Sender fragen, mit wem sie es da eigentlich zu tun haben. Einem eloquenten Sprachrohr der Ahmadiyya-Sekte, deren Gläubige nicht mal nach Mekka pilgern dürfen, da sie von Muslimen nicht als Muslime anerkannt werden. Rechnet man diese Gruppierung der Muslimen hinzu, hängen gerade mal 1 % der Muslime dieser Spielart an.

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Thomas Rietzschel / 17.06.2023 / 15:00 / 12

Kaube weiß, was Habeck mit Börne verbindet

Vor einer Woche wurde der Börne-Preis für Essays, Kritik und Reportage an Wirtschaftsminister Robert Habeck verliehen, in der Frankfurter Paulskirche. Man muss schon eine Weile…/ mehr

Thomas Rietzschel / 22.03.2023 / 16:00 / 24

Der beleidigte Lauterbach

Karl Lauterbach, Gesundheitsminister im Kabinett von Olaf Scholz, hat viel an Ansehen verloren. Aber er vertraut sich selbst noch immer, wie einst der nackte Kaiser,…/ mehr

Thomas Rietzschel / 23.01.2023 / 16:00 / 56

Sag mir, wo die Panzer sind, wo sind sie geblieben?

Erinnern Sie sich an Peter Struck, den letzten Bundesminister für Verteidigung, der – mit Verlaub – noch einen Arsch in der Hose hatte? Weil er die…/ mehr

Thomas Rietzschel / 20.12.2022 / 12:00 / 52

Wann kommt die Fahrrad-Steuer?

Warum müssen die Halter von Kraftfahrzeugen KfZ-Steuer zahlen, indes die Radler das öffentliche Straßennetz unentgeltlich nutzen dürfen, es mehr und mehr für sich beanspruchen, zunehmend…/ mehr

Thomas Rietzschel / 23.11.2022 / 16:00 / 24

Im neuen marxistischen Kapitalismus

Möchte der Staat die Bedeutung der Arbeit mit der Höhe seiner Sozialleistungen ausstechen, um den freien Bürger zum betreuten Mündel herabzusetzen? Mit der „wohltätigen“ Diskreditierung…/ mehr

Thomas Rietzschel / 04.11.2022 / 14:30 / 67

Lauterbach im Taumel der Macht

Was er seit seiner Berufung zum Minister veranlasst und ausgeführt hat, ist nicht mehr als die tolldreiste Posse eines Narren, der im Wahn seiner Macht…/ mehr

Thomas Rietzschel / 28.09.2022 / 16:00 / 43

Mehr Licht!

Nach der Umweltverschmutzung im Allgemeinen und der Luftverschmutzung im Besonderen haben sich die Klimabewegten von Thunberg und Neubauer bis zu den Geistesgestörten, die sich auf Autobahnen…/ mehr

Thomas Rietzschel / 25.09.2022 / 13:00 / 35

Vom heißen Herbst kalt erwischt

Die Angst geht um in den deutschen Regierungsbezirken, die Angst vor einem „heißen Herbst“. „Natürlich“, so tönt aus allen Amtsstuben, aus dem Kanzleramt sowie aus…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com