Volker Seitz / 30.12.2019 / 14:00 / Foto: Antoshananarivo / 24 / Seite ausdrucken

Afrika: Warum der Schokoladenanbau nicht böse ist

Es ist schon erschreckend, wie verbreitet – selbst unter Journalisten – europäisches Nichtwissen über simple afrikanische Realitäten ist. Und diese Bessermenschen (Monika Gruber) erleichtern dann ihr fehlgeleitetes Gewissen noch mit falschen Rezepten. Wie jedes Jahr im Dezember werden die Schokoladenabieter an den Pranger gestellt. Am 23. Dezember 2019 schreibt Johannes Ritter in der F.A.Z. in seinem Stück „Bittere Schokolade“, dass viele Kakaobauern in Afrika darben und ihre Kinder schuften lassen.

Soll dem Genuss ein gutes Quäntchen schlechtes Gewissen beigemischt werden? Unsere Gesellschaft, unsere Medien können es sich leisten, gegen den Schokoladengenuss, gegen die „böse Industrie“ zu wettern. Ein Problem, das vermutlich viele Afrikanerinnen und Afrikaner gerne teilen würden. Ein Vorwurf lautet, der Anbau von Kakao geschehe unter oft menschenunwürdigen Bedingungen und sogar mit Kinderarbeit!

Boykottaufrufe gegen Produkte wegen – nach westlichen Vorstellungen – unwürdigen Arbeitsbedingungen sind nicht unproblematisch. Es macht nicht immer Sinn, Vorstellungen, die einer Wohlstandsnation entspringen, in Entwicklungsländern durchsetzen zu wollen. Vielen Kritikern fehlen genaue Kenntnisse der Lebenswirklichkeit vor Ort. Besser – und hilfreicher – wäre es, den Verhältnissen in den jeweiligen Ländern ohne Sozialromantik zu begegnen. 

Kakao für unsere Schokolade kommt vor allem aus der Elfenbeinküste (Côte d’Ivoire) und aus Ghana. 40 Prozent des weltweit gehandelten Rohkakaos kommen aus Côte d’Ivoire, das sind mehr als 1,7 Millionen Tonnen jährlich. Nachbar Ghana folgt mit 897.000 Tonnen. Die beiden größten Anbauländer der Welt bilden seit diesem Sommer ein Kartell. Ihre Marktmacht nutzend, schlagen sie je Tonne Kakao 400 Dollar auf den Weltmarktpreis von derzeit mehr als 2.000 Dollar auf. Vornehmlich findet der Anbau auf Familien-„Plantagen“ statt.

Reißerische Zeitungsartikel, wonach Millionen Kinder auf Kakaoplantagen schuften müssten, sind irreführend. Es sind Kleinbetriebe in Westafrika, die Kakao produzieren. In der Elfenbeinküste gibt es mehr als 20.000 Familienplantagen. Zum einen ist es dort Tradition, dass die Kinder das Handwerk ihrer Eltern lernen, also auf den „Plantagen“ mitarbeiten, zum anderen könnten viele Kleinbauern professionelle Arbeitskräfte überhaupt nicht bezahlen. Herkömmlich arbeitende Betriebe erwirtschaften nur bis zu 400 Kilogramm Kakaobohnen pro Hektar.

Jeder wünscht sich, dass Kinder in Afrika eine schöne und unbeschwerte Jugend verbringen. Leider verkennt diese Betrachtung völlig die Realitäten. Auch in Europa war lange Zeit zum Beispiel Kinderarbeit in der Landwirtschaft normal. Oftmals ist dies die einzige Chance, Hunger und bedrohlicher Armut zu entkommen. Was bedeutet die Arbeit in der Kakaoproduktion konkret für die betroffenen Kinder?

Auswirkungen auf Gesundheit und Entwicklung?

Eine Studie der Tulane University (erschienen 2015, deutsche Zusammenfassung siehe hier, Anm. d. Red.) zeigt, dass in Côte d’Ivoire und Ghana nur ein kleiner Teil der Kinder durch den Kakaoanbau vom Schulbesuch abgehalten wird. (Die Universität Chicago wird im Frühjahr 2020 eine neue Studie zur Kinderarbeit im Kakaoanbau in diesen beiden Ländern herausbringen.) Missbräuchliche Kinderarbeit oder Sklaverei stehen in beiden Ländern unter Strafe. Die Kinder werden keineswegs für alle Arbeiten auf den Plantagen eingesetzt. Vielmehr helfen sie bei Tätigkeiten, die viele Arbeitskräfte erfordern, wie die Vorbereitung des Bodens, die Ernte, die sich auf eine Haupt- und eine Nebenernte beläuft, und die Weiterverarbeitung.

Nur vergleichsweise wenige Kinder helfen beim Einpflanzen der Setzlinge oder bringen Dünger aus. Nicht jede Form von Arbeit ist für Heranwachsende schädlich, so auch die UNICEF. Viele Kinder wollen auf dem Feld oder im elterlichen Betrieb mithelfen und können dabei einiges lernen. Es ist entscheidend: Wie alt ist ein Kind, was genau muss es machen und wie kann sich die Arbeit auf seine Gesundheit und Entwicklung auswirken? Es muss nicht generell schlecht sein, wenn Mädchen und Jungen mit anpacken und den Zusammenhalt der Familiengemeinschaft stärken, der in Afrika sehr groß ist.

Viele Kinder in den Ländern, in denen ich tätig war, arbeiten als Minenarbeiter, Straßenverkäufer, Dienstboten, Schuhputzer, Zuarbeiter in Hinterhofwerkstätten oder Müllsammler, was – bei den dort vorhandenen Schadstoffen – in etwa gesundheitliche Auswirkungen hat wie Aids, Tuberkulose und Malaria. Vielleicht ist es da besser, im Kakao-Familienbetrieb, der auch ein Großfamilienbetrieb sein kann, mitzuarbeiten.

Ohne Arbeit keine Entwicklung

Wer Armut bekämpfen will, muss Arbeit schaffen. Keine Lösung ist, gar keine Schokolade mehr zu kaufen. Der Kakaobauer hat nichts davon, wenn der Absatzmarkt wegbricht. Darunter leiden auch seine Kinder. Schokoladenprodukte mit Fairtrade-Siegel sind ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings haben sie am deutschen Schokoladenmarkt einen Anteil von nur zwei Prozent. Mein Eindruck ist, dass die deutsche Schokoladenindustrie die sozialethischen Belange in Afrika ernst nimmt. Sie ist um ihre Reputation besorgt und muss zudem die Rohstoffversorgung sichern. Auf dem afrikanischen Kontinent reifen jährlich rund 3,4 Millionen Tonnen Bohnen.

Ghana, ein stabiles und im wirtschaftlichen Wachstum begriffenes Land, strebt selbst eine enorme Steigerung der Produktion an: Die Erträge sollen von heute 450 Kilogramm Kakaobohnen pro Hektar Land auf bis zu 3.500 Kilogramm steigen. Neue, veredelte Bäume sollen höhere Ernten bringen. Von Monokulturen soll auf Plantagenwirtschaft umgestellt werden. Zwischen den Kakaobäumen werden Sternfrucht und Papaya angebaut, weil sie Stickstoff aus dem Boden binden und die ausgelaugten Böden anreichern. Bauern verzichten (auf Druck kritischer europäischer Verbraucher) auf Pestizide, Kunstdünger. Die 60 deutschen Schokoladenhersteller wollen in 10 Jahren 70 Prozent ihres Kakaorohstoffs aus nachhaltigem Anbau beziehen. Derzeit ist es ein Drittel. Die Rohstoffsicherung geht nur – auch angesichts des Klimawandels – über einen nachhaltigen Anbau von Kakao, der dauerhaft gute Erträge bringt und dem Erzeuger ein ausreichendes Einkommen bietet.

Das ist auch das Ziel internationaler Konzerne, die bereits große Programme in Kooperation mit westafrikanischen Staaten durchführen. Die Bundesregierung hat zusammen mit der deutschen Privatwirtschaft 2012 das „Forum nachhaltiger Kakao“ gegründet, mit dem Ziel, den Anbau auf eine solide Basis zu stellen und Kinderarbeit zu vermindern. Dies soll durch großangelegte Schulungen von Kakaoproduzenten, Zertifizierung des Produktes und Stärkung ihrer Organisationen geschehen. Wichtige Pionierarbeit dazu leistet das Regionalprogramm, das 2009 vom BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) in Absprache mit den Regierungen der Côte d’Ivoire, Ghana, Kamerun und Nigeria ins Leben gerufen wurde. Aus diesen Ländern kommen 90 Prozent des in Deutschland verarbeiteten Kakaos. Das Vorhaben wird von der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) durchgeführt und arbeitet in den vier Ländern mit 33 staatlichen und zivilrechtlichen Organisationen und privaten Unternehmen zusammen.

Kakao sorgt für zwei Drittel aller Arbeitsplätze

Kakao ist ein wichtiges Exportgut in Westafrika – und Tafelschokolade ist dort noch immer ein großer Luxus. Viele der Kakaobauern sind bis heute nicht in den Genuss von Schokolade gekommen. Obwohl die Kakaoproduktion seit Jahrzehnten der wichtigste Wirtschaftsfaktor ist, wurde Schokolade bislang kaum konsumiert. Sie ist Luxus, weil sie immer importiert werden musste. Erstmals 2015 hat die französische Firma Cémoi mit der Produktion von Schokolade in der Côte d’Ivoire begonnen. Die Jahreskapazität wird mit 5.000 Tonnen angegeben. In der Wirtschaftsmetropole Abidjan wird in den Supermärkten immer häufiger Schokolade „Made in Ivory Coast“ angeboten. Nach Angaben der Weltbank sorgt das Kakaogeschäft für zwei Drittel aller Arbeitsplätze und Einkommen.

Der Marktführer Barry Callebaut hat vor drei Jahren das Nachhaltigkeitsprogramm „Forever Chocolate“ ins Leben gerufen. Mit dem Programm will der Konzern den Bauern dabei helfen, Produktivität und Ernteerträge zu erhöhen. Chef ist der Brite Nicko Debenham. Er wird in dem eingangs erwähnten F.A.Z.-Artikel wie folgt zitiert: „Meine Vorstellung, wie ein weißer Ritter auf einem Pferd in die Dörfer zu reiten und die armen Bauern mit meinen Aufbauplänen glücklich zu machen, hat sich schon vor fünfzehn Jahren als Illusion entpuppt.“ „'Höhere Produktivität? Größere Ernte? Mehr Arbeit? Nein danke', habe der Pächter einer Kakaoplantage ihm damals beschieden. Er sei zufrieden mit seinem Dasein und wolle nichts ändern“. Offenbar hat sich an der Einstellung der mancher Kakaobauern seither wenig geändert.

Steigende Ansprüche fördern Ausbeutung

In der Demokratischen Republik Kongo befinden sich die größten Kobalt- und Coltanvorkommen weltweit. Die wahre Ausbeutung der Kinder in den Coltan- und Kobalt-Minen im Ostkongo und in Katanga wird in diesem Zusammenhang eher kursorisch benannt; man braucht ja das Coltan unter anderem für die Smartphones. Aus Coltan wird Tantal gewonnen, das zur Herstellung der in nahezu jedem elektronischen Gerät verwendeten Tantal-Elektrolytkondensatoren benötigt wird. In der Provinz Katanga arbeiten nach Schätzungen mindestens 40.000 Kinder in den Minen oder waschen das Mineral aus dem wertlosen Geröll. 

Wer Akkus für Smartphones und E-Autos bauen will, braucht Kobalt (als Nebenprodukt beim Nickel- und Kupferabbau) zum Beispiel auch aus dem Kongo. Von der dortigen Kinderarbeit und dem katastrophalen Arbeitsschutz wird selten berichtet. Sonst könnten unsere Moralisten in Politik und Medien nicht die angeblich „sauberen“ E- Autos fahren.

In der Demokratischen Republik Kongo wird Kobalt unter äußerst gefährlichen Bedingungen abgebaut. Kobalt wird am Rand der großen Kupfer-Nickel-Minen als Nebenprodukt per Hand ausgegraben. Kobalt ist unerlässlich für die Produktion von Akkus, und der Kongo ist für mehr als 60 Prozent der weltweiten Förderung verantwortlich. Abnehmer sind IT-Firmen wie Apple, Alphabet, Dell, Microsoft,Tesla und andere Autobauer. Die Kobalt-Nachfrage wächst durch den steigenden Bedarf an effizienten Energiespeichern in Elektroautos, Smartphones und für erneuerbare Energien. Bei uns geht es nur noch am Rande darum, neue Geräte zum Telefonieren zu kaufen, sondern viel mehr um steigende Ansprüche an Technik und Design. Anders als beim Kauf von Schokolade besteht die Gefahr, dass der Käufer eines Smartphones, Laptops oder E-Autos schmutzige Kinderarbeit fördert.

 

Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Buches „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte Taschenbuchausgabe erschien im September 2018. Zwei Nachauflagen folgten 2019. Volker Seitz publiziert regelmäßig zum Thema Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika und hält Vorträge.

Foto: Antoshananarivo CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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toni Keller / 30.12.2019

da träumen unsere Gut und Bessermenschen von der guten, alten Zeit, Und was die Kommentare betreffs der umweltschädigenden Omas anging, wurde immer wieder betont, wie nett es früher so war, wie gut die Leute früher gelebt haben, wie sehr im Einklang mit der Natur usw, usw, usw. Dazu gehört aber auch zwingend dass alle, wirklich alle mitgeholfen haben in Feld, Garten und Stall! Gut mir hat es Vergnügen gemacht bei der Ernte mitzuhelfen, und das war so selbstverständlich, dass ich gar nicht mehr sagen kann, ab wann dem so war, aber es war Arbeit, und heutzutage von Grüner Seite romantisch verklärte Dinge wie Äpfel und Kirschen von richtigen, großen Bäumen pflücken waren nicht ungefährlich, es ist schon das eine oder andere Kind vom Baum bzw der Leiter gefallen und landete dann mit gebrochenem Bein oder Arm im Krankenhaus. Aber nach dem was man heutzutage so liest war das gaaaaanz schlimme KInderarbeit, und viele ältere Leute sehen das, retrospektiv, auch so. Wir mussten….... Ja wir mussten, Holz schleppen, Kohle holen und ob man sich fürchtete im dunklen, unbeleuchteten Keller das hat keinen interessiert. Es ist fast wie eine Schizophrenie die dieses Land befallen hat. Man will die gute, alte Zeit zurück, beweint aber gleichzeitig die Verhältnisse dort, wo es eben noch so ist, wie hier vor 50 Jahren. Man hält dieses Land für das Allerletzte und hält gleichzeitig dieses Land für das einzige, dass allen, wirklich allen helfen kann.

Reinhold Schmidt / 30.12.2019

Was heißt Kinderarbeit? Ich erinnere mich noch heute gern an die Zeiten in der Grundschule, wenn wir im Herbst mit unseren Freunden, den Bauernkindern, aufs Feld zur Kartoffelernte gezogen sind. Nach einem arbeitsreichen Nachmittag gab es dann im Kartoffelfeuer geröstete Kartoffeln und gegrillte Rote Wurst. Das war jedes mal ein Festmahl und immer wieder ein einmaliges Gemeinschaftserlebnis. Aber ich bin ja nur ein alter weiser (kein Schreibfehler!) Mann.

Gerald Krüger / 30.12.2019

Zu nachtschlafener Zeit habe ich vor der Schule Zeitungen ausgetragen, am Nachmittag Botengänge für eine Buchhandlung. So etwas dürfte in Westafrika nicht leicht zu finden sein. Aber gelernt habe ich, dass nur der, der sich selbst hilft, seine Situation verbessert. Die Kiddies in Westafrika lernen das auch, auf eine andere Art, weil oft die blanke Not bedrohlich nahekommt. Solange die Kinder in einer Schule lernen können und nicht von einem faulen Clanchef ausgebeutet werden und sie ihre Gesundheit nicht aufs Spiel setzen um für europäische Ökos die Rohstoffe für Batterien für ihre Spielzeuge und “umweltfreundlichen” Elektrokarren aus der Erde zu kratzen: eine harte Zeit, sicher. Aber so besteht Hoffnung, dass sie ihre Lage selber verbessern und erkennen, dass “Öko” oftmals Etikettenschwindel ist. Dann bleibt Afrika einiges erspart.

beat schaller / 30.12.2019

Danke sehr geehrter Herr Seitz für Ihre immer wieder fundierten Beiträge , die so Vieles so einfach auf den Punkt bringen. Gut, wenn wenigsten einer den Journos widerspricht und die Dinge richtig stellt. Zu viele Leute haben keine Ahnung wir Wirtschaft geht und schon gar nicht in solchen Ländern. Das muss man ja auch nicht wissen, so lange man sich immer schon voll gefressen fühlt. Ich wünsche Ihnen alles Gute im neuen Jahr und freue mich auf Ihre weiteren interessanten Berichte. b.schaller

Anton Weigl / 30.12.2019

Für mich als Bauernbub war es ganz normal als 10 jähriger täglich im Stall mitzuhelfen, genauso auf dem Feld die Rüben zu hacken das Stroh oder Heu auf dem Wagen oder im Stadel anzuschlichten. Egal ob Sommerferien oder im Winter im Holz in den Weihnachtsferien man war immer dabei. Geschadet hat uns das nicht.

S. v. Belino / 30.12.2019

Vielen Dank, werter Herr Seitz, für einen weiteren Artikel “mit Bodenhaftung”. Jeder, der sich auch nur ein wenig mit den teils so besonderen Gegebenheiten vor Ort auskennt, wird Ihnen zu 100 Prozent zustimmen. Ihre Einschätzung dürfte die Sachlage absolut realistisch darstellen. Leider tun sich gerade die Deutschen mit der Akzeptanz “afrikanischer Verhältnisse” ziemlich schwer. Am liebsten würde man den Kontinent und seine Menschen nach eigenem Gutdünken umformen. Was erstens - und Gott sei Dank - niemals gelingen wird, und zweitens von einer schier unglaublichen Hybris meist sogenannter urbaner, medialer oder politischer Eliten zeugt, welche die Bevölkerung Afrikas allzu oft auf der Stufe von Kindergartenkindern auszumachen glaubt. Welch bodenlose Anmaßung. Die Afrikaner wissen sehr wohl selbst, was sie zu tun und zu lassen haben. Ob es den dreimal schlauen Westlern passt oder nicht. Vom Kakaoanbau versteht ein westafrikanischer Kakaobauer jedenfalls mindestens ebenso viel wie der deutsche Spargelbauer vom Spargelanbau. Auf Belehrungen jeglicher Art kann man vor Ort also getrost verzichten. Gut so. Dass sich jedoch immer mehr Schokoladenhersteller mit dem Angebot für eine beiden Seiten gedeihliche Zusammenarbeit, aber sicher auch mit dem gebotenen Respekt gegenüber den Bauern, ihren Familien und allen anderen an Anbau, Pflege und Ernte Beteiligten an afrikanische sowie auch andere Kakaobauern in der Welt wenden, ist natürlich sehr zu begrüßen. Fairness auf beiden Seiten, für beide Seiten. Und für absolute Schoko-Freaks wie mich. - NB: nicht Kobalt wird unter wahrlich menschenverachtenden Bedingungen abgebaut, sondern Kobold, Herr Seitz, Kobold - laut Annalena Baerbock von den Grünen, die gewiss auch öfter mal ein neues Handy braucht…

Thomas Gemander / 30.12.2019

Warum werden immer wir Konsumenten und Hersteller an den Pranger gestellt? Für die Arbeitsbedingungen sind die Regierungen der Länder zuständig in denen der Kakao oder was auch immer produziert wird!! Wo gehen denn die 400 Dollar plus zum Weltmarktpreis hin??? Bekämpfung der Kinderarbeit?? Vermutlich eher in neue goldene Wasserhähne.  Immer die gleiche Leier, zur besten Sendezeit.

Anders Dairie / 30.12.2019

In Afrika ist es kein Vergnügen Verdiener in einer größeren Clanfamilie zu sein !  Der Trieb zu mehr Leistung und mehr Geld hält sich in Grenzen.  Denn der Verdiener ist gegenüber den Seinen maximal “abgabepflichtig”.  Sorgt er nicht dafür, dass andere mitarbeiten und mitverdienen, bleibt ihm womöglich nichts. Auf einer Familienfarm spannt der Boss alles ein,  was mithelfen kann.  Er ist der Verdiener !  Übrigens, nach 1945 haben die Alten die Jungen zum “Kohlenklau” an die Bahngleise beordert.  Das ist normal, wenn es überall mangelt.  Und das macht auch Frau Gruber als Bessermensch, wenn der Magen knurrt.  Wenn sie denn Kinder hat,  die auf fahrende Güterwagen klettern können,  was heute bei dicken Kindern Probleme machte.

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