da träumen unsere Gut und Bessermenschen von der guten, alten Zeit, Und was die Kommentare betreffs der umweltschädigenden Omas anging, wurde immer wieder betont, wie nett es früher so war, wie gut die Leute früher gelebt haben, wie sehr im Einklang mit der Natur usw, usw, usw. Dazu gehört aber auch zwingend dass alle, wirklich alle mitgeholfen haben in Feld, Garten und Stall! Gut mir hat es Vergnügen gemacht bei der Ernte mitzuhelfen, und das war so selbstverständlich, dass ich gar nicht mehr sagen kann, ab wann dem so war, aber es war Arbeit, und heutzutage von Grüner Seite romantisch verklärte Dinge wie Äpfel und Kirschen von richtigen, großen Bäumen pflücken waren nicht ungefährlich, es ist schon das eine oder andere Kind vom Baum bzw der Leiter gefallen und landete dann mit gebrochenem Bein oder Arm im Krankenhaus. Aber nach dem was man heutzutage so liest war das gaaaaanz schlimme KInderarbeit, und viele ältere Leute sehen das, retrospektiv, auch so. Wir mussten….... Ja wir mussten, Holz schleppen, Kohle holen und ob man sich fürchtete im dunklen, unbeleuchteten Keller das hat keinen interessiert. Es ist fast wie eine Schizophrenie die dieses Land befallen hat. Man will die gute, alte Zeit zurück, beweint aber gleichzeitig die Verhältnisse dort, wo es eben noch so ist, wie hier vor 50 Jahren. Man hält dieses Land für das Allerletzte und hält gleichzeitig dieses Land für das einzige, dass allen, wirklich allen helfen kann.
Was heißt Kinderarbeit? Ich erinnere mich noch heute gern an die Zeiten in der Grundschule, wenn wir im Herbst mit unseren Freunden, den Bauernkindern, aufs Feld zur Kartoffelernte gezogen sind. Nach einem arbeitsreichen Nachmittag gab es dann im Kartoffelfeuer geröstete Kartoffeln und gegrillte Rote Wurst. Das war jedes mal ein Festmahl und immer wieder ein einmaliges Gemeinschaftserlebnis. Aber ich bin ja nur ein alter weiser (kein Schreibfehler!) Mann.
Zu nachtschlafener Zeit habe ich vor der Schule Zeitungen ausgetragen, am Nachmittag Botengänge für eine Buchhandlung. So etwas dürfte in Westafrika nicht leicht zu finden sein. Aber gelernt habe ich, dass nur der, der sich selbst hilft, seine Situation verbessert. Die Kiddies in Westafrika lernen das auch, auf eine andere Art, weil oft die blanke Not bedrohlich nahekommt. Solange die Kinder in einer Schule lernen können und nicht von einem faulen Clanchef ausgebeutet werden und sie ihre Gesundheit nicht aufs Spiel setzen um für europäische Ökos die Rohstoffe für Batterien für ihre Spielzeuge und “umweltfreundlichen” Elektrokarren aus der Erde zu kratzen: eine harte Zeit, sicher. Aber so besteht Hoffnung, dass sie ihre Lage selber verbessern und erkennen, dass “Öko” oftmals Etikettenschwindel ist. Dann bleibt Afrika einiges erspart.
Danke sehr geehrter Herr Seitz für Ihre immer wieder fundierten Beiträge , die so Vieles so einfach auf den Punkt bringen. Gut, wenn wenigsten einer den Journos widerspricht und die Dinge richtig stellt. Zu viele Leute haben keine Ahnung wir Wirtschaft geht und schon gar nicht in solchen Ländern. Das muss man ja auch nicht wissen, so lange man sich immer schon voll gefressen fühlt. Ich wünsche Ihnen alles Gute im neuen Jahr und freue mich auf Ihre weiteren interessanten Berichte. b.schaller
Für mich als Bauernbub war es ganz normal als 10 jähriger täglich im Stall mitzuhelfen, genauso auf dem Feld die Rüben zu hacken das Stroh oder Heu auf dem Wagen oder im Stadel anzuschlichten. Egal ob Sommerferien oder im Winter im Holz in den Weihnachtsferien man war immer dabei. Geschadet hat uns das nicht.
Vielen Dank, werter Herr Seitz, für einen weiteren Artikel “mit Bodenhaftung”. Jeder, der sich auch nur ein wenig mit den teils so besonderen Gegebenheiten vor Ort auskennt, wird Ihnen zu 100 Prozent zustimmen. Ihre Einschätzung dürfte die Sachlage absolut realistisch darstellen. Leider tun sich gerade die Deutschen mit der Akzeptanz “afrikanischer Verhältnisse” ziemlich schwer. Am liebsten würde man den Kontinent und seine Menschen nach eigenem Gutdünken umformen. Was erstens - und Gott sei Dank - niemals gelingen wird, und zweitens von einer schier unglaublichen Hybris meist sogenannter urbaner, medialer oder politischer Eliten zeugt, welche die Bevölkerung Afrikas allzu oft auf der Stufe von Kindergartenkindern auszumachen glaubt. Welch bodenlose Anmaßung. Die Afrikaner wissen sehr wohl selbst, was sie zu tun und zu lassen haben. Ob es den dreimal schlauen Westlern passt oder nicht. Vom Kakaoanbau versteht ein westafrikanischer Kakaobauer jedenfalls mindestens ebenso viel wie der deutsche Spargelbauer vom Spargelanbau. Auf Belehrungen jeglicher Art kann man vor Ort also getrost verzichten. Gut so. Dass sich jedoch immer mehr Schokoladenhersteller mit dem Angebot für eine beiden Seiten gedeihliche Zusammenarbeit, aber sicher auch mit dem gebotenen Respekt gegenüber den Bauern, ihren Familien und allen anderen an Anbau, Pflege und Ernte Beteiligten an afrikanische sowie auch andere Kakaobauern in der Welt wenden, ist natürlich sehr zu begrüßen. Fairness auf beiden Seiten, für beide Seiten. Und für absolute Schoko-Freaks wie mich. - NB: nicht Kobalt wird unter wahrlich menschenverachtenden Bedingungen abgebaut, sondern Kobold, Herr Seitz, Kobold - laut Annalena Baerbock von den Grünen, die gewiss auch öfter mal ein neues Handy braucht…
Warum werden immer wir Konsumenten und Hersteller an den Pranger gestellt? Für die Arbeitsbedingungen sind die Regierungen der Länder zuständig in denen der Kakao oder was auch immer produziert wird!! Wo gehen denn die 400 Dollar plus zum Weltmarktpreis hin??? Bekämpfung der Kinderarbeit?? Vermutlich eher in neue goldene Wasserhähne. Immer die gleiche Leier, zur besten Sendezeit.
In Afrika ist es kein Vergnügen Verdiener in einer größeren Clanfamilie zu sein ! Der Trieb zu mehr Leistung und mehr Geld hält sich in Grenzen. Denn der Verdiener ist gegenüber den Seinen maximal “abgabepflichtig”. Sorgt er nicht dafür, dass andere mitarbeiten und mitverdienen, bleibt ihm womöglich nichts. Auf einer Familienfarm spannt der Boss alles ein, was mithelfen kann. Er ist der Verdiener ! Übrigens, nach 1945 haben die Alten die Jungen zum “Kohlenklau” an die Bahngleise beordert. Das ist normal, wenn es überall mangelt. Und das macht auch Frau Gruber als Bessermensch, wenn der Magen knurrt. Wenn sie denn Kinder hat, die auf fahrende Güterwagen klettern können, was heute bei dicken Kindern Probleme machte.
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