Boris T. Kaiser, Gastautor / 14.12.2014 / 21:58 / 7 / Seite ausdrucken

Ängste, diffuse

Boris T. Kaiser

Die Pegida-Bewegung hat mit ihren Großdemonstrationen immerhin Eines erreicht: Die Angst vieler Bürger vor einer Islamisierung Europas kann von den Massenmedien nicht länger ignoriert werden. Dennoch ist die Berichterstattung über Pegida sehr einseitig. Dies haben sich Pegida-Organisatoren und Anhänger allerdings zu einem großen Teil selbst zuzuschreiben. Skepsis gegenüber den Medien ist auf Grund der üblichen Diffamierungen verständlich. Die schäumende und mitunter konspirativ wirkende Pressefeindlichkeit vieler Pegida-Organisatoren und Anhänger ist in einer Demokraten aber nicht plausibel.

Die Sturheit und Voreingenommenheit auf beiden Seiten haben dazu geführt, dass es nahezu unmöglich ist, sich ein objektives Bild zu machen. Da ich dies aber möchte, hätte ich einige Fragen an die Kollegen von der Qualitäts-Presse, die mir bei meiner Einschätzung von Pegida und der Berichterstattung über sie weiterhelfen würden:

In Euren Berichten über die Pegida-Anhänger ist immer wieder von „diffusen Ängsten“ die Rede und davon, dass von einer Islamisierung in Deutschland „nachweislich“ keine Rede sein könne. Für die Pegida-Stadt Dresden mag das vielleicht zutreffen, aber wie sieht es ein Stückchen weiter in Berlin aus? Kann dort von einer Islamisierung auch nicht die Rede sein? Nirgends? Auch nicht in jenen Vierteln, in denen vor allem Moslems wohnen und in die sich selbst die Polizei aus Angst vor arabischen Familien-Clans nur noch mit mindestens zwei Streifenwagen traut? Sind die Ängste der Juden in Berlin, die sich vielerorts nicht mehr trauen, sich als Juden zu erkennen zu geben, weil sie Übergriffe durch muslimische Jugendliche befürchten, auch diffus? Hätten „diffuse“ Ängste nicht sogar schon manches Leben retten können? Zum Beispiel, wenn sich das eine oder andere junge Mädchen nicht darauf verlassen hätte, dass ihre muslimische Familie kein Ehrenmord-Komplott gegen sie schmiedet?

Ach je wo wir gerade dabei sind, liebe deutsche Journalisten, wo fängt für Euch eigentlich Extremismus an? Bei Rechtsextremismus ist es klar. Irgendwo knapp rechts von Andrea Nahles und Jürgen Trittin. Aber wie sieht es bei Linksextremismus aus?

So sehr Ihr zu Recht den Anteil der Neonazis an den Pegida-Demonstrationen betont und bei jedem Vollidioten, der irgendeinen Müll von Ausländern, die uns die Arbeitsplätze wegnehmen, daherschwätzt, genüsslich die Kamera draufhaltet, so sehr verschweigt Ihr den Anteil von Linksextremisten auf den Gegendemonstrationen (übrigens nicht erst seit Pegida) und zeigt nur selten bis nie O-Töne von Parolen wie „Nie, nie, nie wieder Deutschland!“

Seid doch bitte so nett und erklärt mir, warum Ihr das Eine in den Vordergrund schiebt und das Andere in den Kulissen verschwinden lässt.

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Egbert Philipps / 16.12.2014

Die Saat des Thilo Sarrazin geht auf. Mit Halbwahrheiten Übertreibungen werden subtil Klischees gefördert und Angst gemacht. Nichts eignet sich besser um Politik zu machen als Angst, wie ja auch hier gerne in Zusammenhang mit der Klimakatastrophe festgestellt wird. Und die Angst ist diffus den niemand oder nur ein ganz geringer Teil derjenigen die Angst haben haben wirklich negative Erlebnisse gehabt. Die einzigen die im Text genannt werden die tatsächlich begründete Angst habe sind, so traurig das ist, die Juden, aber die demonstrieren erstaunlicherweise nicht in den Reihen der Pegida. Ich selber lebe in Berlin Kreuzberg und fahre täglich mit der S-Bahn. Angst habe ich keine und ich kann auch keine Zunehmende Islamisierung feststellen. Nur die Tochter der türkischen Familie die eine Stock unter uns wohnt trägt seit neustem ein Kopftuch, sehr zum Ärger und Entsetzten Ihrer Eltern, vor allem der Mutter… der Vater hält es mehr für Tennager-allüren. Ich frage mich allerding auch wenn ich die Komentare zu den Artikel hier lese ob es nicht auch den Autoren manchmal gruselt. Was darin zum Vorschein kommt ist billiger, dummer Fremdenhass. Kann das einem Herrn Broder recht sein oder ist Antisemitismus nur Antisemithismus wenn er von links kommt und politisch ist? Ob der Unterschied zwischen Fremdenhass und Antisemithismus existiert ist für den Nazi in der Pegida der Rückenwind verspürt belanglos. Immer wieder wird hier das Argument gebracht, die Medien berichten verzerrt oder falsch oder gar nicht. Hier auf der Achse stellt aber ein Frau Lengsfeld eine Tathergang falsch dar, wie ohne weiteres aus der von Ihr angegeben Quelle zu entnehmen ist und die Thesen von Herrn Sarrazin zu Berliner Polizei sind auch in keiner Weise haltbar. Insofern geht das Medium ‘Achse des Guten’ nicht grade mit gutem Beispiel voran. Ich habe die Beiträge hier immer gern gelesen, nicht weil ich mit Ihnen übereinstimme, sondern gerade weil ich das nicht tue, mich aber allseitig informieren möchte und hier auf gut formulierte und intelligente Meinungen gestossen bin mit denen ich mich auseinander setzten konnte. Ich kann das leider nicht weiter tun, da ich mich nicht mit Leuten gemein machen möchte die sich ohne Skrupel zu Rechtsextremen erklären, die nicht versuchen Probleme auf demokaratischem Wege zu lösen sondern die nur Ihren Frust abbauen wollen und ein Ziel für Ihren Hass brauchen. Wenn dann der erst Moslem vom Mop umgebracht wird dürfen sich das die Autoren auf die eigene Fahne schreiben, allen voran Herr Sarrazin! Schade, dass hier eine solche Radikalisierung und Fanatisierung stattgefunden hat.

Hans-Peter Hammer / 15.12.2014

>Die schäumende und mitunter konspirativ wirkende Pressefeindlichkeit vieler Pegida-Organisatoren und Anhänger ist in einer Demokraten aber nicht plausibel.< O doch! Im Grunde sogar ein genialer Schachzug! Wenn bisher die Journallie (in deren Einschätzung ich Jürgen Fleischer vollständig zustimme und in die ich Politiker mit einschließe) sich ihre Munition bisher immer bei den anschließend Gescholtenen und Diffamierten holten, in dem sie Aussagen verkürzten, verdrehten, selektiv Negatives, die eigene Einschätzung Bestätigendes zitierten, Bilder-, Bildausschnitte und Blickwinkel entsprechend dem Sendungsbewußtsein der eigenen Weltsicht wählten, so stehen sie nun auf einmal quasi ohne jeden Schuss da! Plötzlich ist ihre Wichtigkeit, von der sie so sehr überzeugt sind, erschüttert, stehen sie wie ein verlorenes Häufchen, alleingelassen, im Regen. Das sind sie nicht gewohnt, das kratzt am Selbstverständnis, am Ego, das erschüttert ihr, gegenüber dem Plebs vermeintlich erhabenes, erleuchtetes Sendungsbewußtsein! Plötzlich wenden sich die Gläubigen ab, stehen die Priester der Medien- und Politkirche alleine da, vor ihrem, mit vielen schönen verführerischen Worten geschmückten Altar und müssen erkennen, ohne die Gläubigen sind sie Nichts! Und plötzlich müssten sie (was sie natürlich nicht tun, denn das bedeutet Arbeit und sich tatsächlich mit dem Thema auseinandersetzen) wirklich recherchieren und sich der Gefahr aussetzen die eigene schöne heile Welt könnte erschüttert werden! Also schießen sie mit Platzpatronen, den leeren Worthülsen der Polemik und Diffamierung, allerdings so sehr daneben, daß selbst die einfacheren Geister unter ihren Lesern, Zuschauern, Hörern und Wählern das sofort durchschauen.

Martin Wessner / 15.12.2014

Bei dem Herrn Jauch habe ich erfahren, dass die patriotischen Bürger gegen die Islamisierung des Abendlandes dort demonstrieren, weil…....................................sie Angst um ihre Riesterrente haben. Aha. So kommt also das öffentlich-rechtliche Fernsehen seinem Bildungs- und Informationsauftrag nach. Da freue ich mich mal wieder doppelt diebisch, dass ich jeden Monat meine “Demokratieabgabe” zahlen darf. Insofern danke nochmal für so eine “objektive” und “ausgewogene” Berichterstattung.

Quercus Germanicus / 15.12.2014

“Die schäumende und mitunter konspirativ wirkende Pressefeindlichkeit vieler Pegida-Organisatoren und Anhänger ist in einer Demokraten aber nicht plausibel.” Kann sein. Dies ist aber keine Demokratie mehr! Wo basisdemokratische Bewegungen unterdrückt und verleumdet werden, wo von Politik und Medien einhellig zu Gegengewalt gegen friedliche Demonstrationen aufgerufen wird, wo verfassungskonforme Parteien “knapp rechts von Andrea Nahles und Jürgen Trittin” nicht geduldet und wo aus Eurokritikern und besorgten Eltern mal eben Nazis gemacht werden, kann man da noch von Demokratie sprechen? Doch das Fehlen eines politischen Spektrums in Deutschland ist auch völlig egal, denn regiert werden wir eh mehr von Brüssel und Karlsruhe aus als durch unsere demokratisch legitimierten Vertreter. 

Jürgen Fleischer / 15.12.2014

>Seid doch bitte so nett und erklärt mir, warum Ihr das Eine in den Vordergrund schiebt und das Andere in den Kulissen verschwinden lässt.< Lieber Boris T. Kaiser, ich weiß natürlich nicht, was Ihnen die “lieben deutschen Journalisten” antworten werden, so sie überhaupt antworten. Ich weiß nur, dass die überwiegende Zahl dieser Journalisten ein rot-grünes Sendungsbewusstsein haben. Sie sehen es schon lange nicht mehr als ihre Aufgabe an, den leser über Fakten zu informieren, sondern entsprechend ihrem Sendungsauftrag umzuerziehen. Jedenfalls kann ich anders die Berichterstattung über bestimmte Vorgänge nicht mehr einordnen Die Pegid-Anhänger, die sich den Medien verweigern haben gute Gründe. Es gibt auch Politiker, die bestimmten Medien nicht zur Verfügung stehen. Kohl ist mir in diesem Zusammenhang als ein Beispiel erinnerlich. Nach einer entsprechenden Erfahrung lehnte er jede Anfrage des Spiegel ab. >Die schäumende und mitunter konspirativ wirkende Pressefeindlichkeit vieler Pegida-Organisatoren und Anhänger ist in einer Demokraten (ich denke es soll “Demokratie” heißen?) aber nicht plausibel.< Mir ist sie schon plausibel. Als “Notwehrrecht” ist diese Haltung gegenüber den Qualitätsjournalisten auch durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Die Journalisten haben das Recht Fragen zu stellen. Die Pegida-Demonstranten haben das Recht diese Fragen nicht zu beantworten. Über diese Weigerung kann berichtet werden. Aber Spekulationen über die Gründe sollten nicht abwertend sein und auch als Meinungsäußerungen erkenntlich sein. In einer Demokratie ist die Weigerung auch plausibel, finde ich. Besonders in der Mediendemokratie Deutschland.

Hein Tiede / 14.12.2014

Boris, Sie haben eben bei Günter Jauch gefehlt. Islamisierung wurde überhaupt nicht thematisiert.

Michael Lorenz / 14.12.2014

“Seid doch bitte so nett und erklärt mir, warum Ihr das Eine in den Vordergrund schiebt und das Andere in den Kulissen verschwinden lässt.” Weil sie, wenn sie nicht das Gewünschte, sondern das Wahre schreiben, schon nächste Woche nicht mehr wissen, wovon sie ihre Brötchen kaufen sollen?

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