Ramin Peymani, Gastautor / 16.03.2020 / 16:00 / Foto: Pixabay / 31 / Seite ausdrucken

Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch

Lange haben sie zugeschaut. Die Mitglieder des Zentralkomitees klammerten sich an die Macht. Zu sehr fürchteten sie um den Verlust ihrer Posten und Privilegien, als dass sie es gewagt hätten, der Staatsratsvorsitzenden die Gefolgschaft zu verweigern. Wer es dennoch tat, wurde kaltgestellt oder musste schwören, sich nie wieder gegen die Verlautbarungen des Zentralkomitees zu wenden. Doch nun ist den ZK-Mitgliedern der Geduldsfaden gerissen. Anders als 1989, war es aber diesmal nicht die Angst vor der eigenen Bevölkerung, die sie zum Handeln zwang, sondern die Furcht vor einem Virus, das außer Kontrolle zu geraten droht. Angela Merkel ist entmachtet – das ist spätestens seit Sonntag klar. Wochenlang war sie abgetaucht, und auch beim Pressetermin des Vorsitzenden der Ministerpräsidentenkonferenz, Markus Söder, diente sie lediglich als Staffage.

Zu sagen hatte sie nichts mehr, und das im sprichwörtlichen Sinne. Bis zuletzt hatte sich Merkel gegen die Schließung der deutschen Grenzen gesperrt. In ihrer Wahnvorstellung, Sie müsse als „Open Border Hero“ in die Geschichtsbücher eingehen, weigerte sie sich beharrlich, die Realitäten anzuerkennen, die in ganz Europa geschaffen wurden. Überall stemmt man sich der Corona-Pandemie entgegen, allerorten handeln Regierungen mit größter Entschlossenheit – nur Deutschland hielt bis zuletzt an seinem gefährlichen Schlingerkurs fest, der die Bürger inzwischen völlig verunsichert hat. Merkels Politik des Aussitzens ist am Ende. Sie, die keine eigene Linie vertritt und lieber abwartet, was die veröffentlichte Meinung vorgibt, steht vor den Scherben ihres opportunistischen Wirkens.

Die Corona-Krise wird das Land nachhaltig verändern. Vieles wird in den kommenden Monaten auf den Prüfstand kommen. Dies ist Chance und Risiko zugleich. Neben der besseren Vorbereitung auf künftige Epedemien wird die Frage der Ausstattung und Entlohnung im Gesundheitssektor nicht nur in Deutschland, sondern vor allem im europäischen Ausland ganz neu gestellt werden. Ebenso wird die Gefahr der Einschleppung von Krankheiten auch nach der Bewältigung der Pandemie politische Entscheidungen beeinflussen.

Konstruierten Horrorszenarien gegenüber künftig skeptischer 

Und nicht nur das: Menschen, die die Erfahrung einer existenziellen Bedrohung durchlebt haben, dürften der dekadenten Selbstbeschäftigung der polit-medialen Kaste sowie deren konstruierten Horrorszenarien künftig ein Stück weit skeptischer gegenüberstehen. Und die wohlstandverwahrloste „Generation Schneeflocke“ sieht sich zum ersten Mal in ihrem Leben direkt damit konfrontiert, dass es neben ihren eingebildeten auch echte Gefahren gibt. Die Hoffnung keimt, dass weniger anfällig für Weltuntergangspropheten ist, wer reale Bedrohungen kennengelernt hat.

Auf der anderen Seite werden die Rufe nach einem Europäischen Bundesstaat lauter werden. Der Brüsseler Machtapparat wird nichts unversucht lassen, um die Pandemie dafür zu nutzen, dass die einzelnen Mitgliedsstaaten noch weniger zu sagen haben. Daneben werden die wirtschaftlichen Folgen jene der Finanzkrise noch übertreffen. Eine Rezession ist nicht mehr abzuwenden, standen die meisten Volkswirtschaften doch schon vor dem Ausbruch vor einem tiefgreifenden Abschwung. Es wird zu einer Neubewertung vieler Finanzanlagen kommen und zum Platzen von Blasen.

Die riesigen staatlichen Hilfspakete, die nun überall geschnürt werden, bleiben dabei natürlich nicht ohne Folgen für die Steuerzahler. Verteilungskämpfe, die bis in die Mittelschicht hineinreichen, wie auch das Aufbegehren der abnehmenden Zahl derer, die hauptsächlich zur Finanzierung staatlicher Defizite herangezogen werden, sind dabei vorgezeichnet. Was dies für eine ohnehin tief gespaltene Gesellschaft bedeutet, muss nicht weiter erläutert werden.

Für das Heer der Willkommensfanatiker brechen dadurch unruhige Zeiten an: Wie will man einer Bevölkerung vermitteln, dass man weiterhin Menschen in ein sinkendes Boot aufnimmt? Woher soll die Solidarität mit Fremden kommen, wenn immer mehr Bürgern das Wasser selbst bis zum Hals steht? Merkel & Co. konnten ihren Fetisch nur deshalb ausleben, weil sie auf einer künstlichen Wachstumswelle surften, die auf Kosten künftiger Generationen erzeugt worden war. Diese Welle ebbt nun urplötzlich ab.

Eines zeigt die Krise deutlich: Das Regime der politisch korrekten Weltenretter, die eine überreife Demokratie ausgehöhlt und die im Zuge des Neuaufbaus nach dem II. Weltkrieg geschaffenen Privilegien des Parteienstaats immer schamloser ausgenutzt haben, ist gescheitert. Sie haben kraftvolle Staaten in den wirtschaftlichen Abgrund geführt und starke Gesellschaften destabilisiert. Die Corona-Pandemie legt dies gnadenlos offen. Sie sollte uns aber den Blick dafür nicht verstellen, dass jeder Krise eine Chance innewohnt. Wo Althergebrachtes nicht mehr taugt, entstehen neue Ideen. Oder, um es mit Friedrich Hölderlin zu sagen: „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ Bleiben Sie gesund!

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Ramin Peymanis Liberale Warte

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Leserpost

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Chr. Kühn / 16.03.2020

“Angela Merkel ist entmachtet.” Ich bitte um eine Quellenangabe. (Politisch) Totgesagte (k)leben länger, die Uckermärkische ganz besonders.

Fritz kolb / 16.03.2020

Gefällt mir, Herr Peymani. Ich bin ganz bei Ihnen, daß die Erfahrung einer echten Krise viele die ideologische Brille absetzen lassen wird, sowas geht bei dieser Personengruppe ja leider nur unter Schmerzen. Frau Murksel wird in der Folge hoffentlich endgültig ins Off geschickt, einschließlich ihres parasitären Umfelds. Auch da bin ich ganz bei Ihnen.

Rolf Mainz / 16.03.2020

Ich hoffe, Sie behalten recht. Ich selbst gehe allerdings nicht davon aus, dass die Menschen im heutigen Europa dazulernen werden. Dazu sitzen die ideologischen Verklemmungen viel zu tief. Wer überleben wird, der/die wird schnell verdrängen - und weitermachen wie vor der Seuche. Man schaue sich nur aktuelle Meldungen an: da regen sich tatsächlich Leser über die Zustände in den USA oder GB auf - und erkennen die viel grösseren Probleme in Italien, Deutschland, aber auch der Schweiz z.B. nicht. Die Verdrängung hat also bereits jetzt begonnen, lange vor dem Höhepunkt der Seuche.

Andreas Rühl / 16.03.2020

Das Virus hat eine große Schwäche. Es tötet die Falschen. Der Lerneffekt bei den jungen dürfte daher nicht so gross sein, insonderheit bei einer Generation, die ohnehin meint, alles schon zu wissen, nix mehr lernen zu müssen. Zeichen gibt’s genug, etwa corona Partys. Schulfrei war von daher ein falsches Signal, vielleicht sinnvoll, was die epedemie angeht, aber falsch, was die langfristigen Folgen angeht. Ich sehe da schwarz.

Rolf Lindner / 16.03.2020

Die Coronavirus-Epidemie mag ja die Unfähigkeit, das Versagen und die Verlogenheit rotgrün diktierter Regierungspolitik schonungslos offen legen, aber die medialen Beweihräucherer und Nebelwerfer sind schon am Werk. Gestern wurde in ZON aus der Viruskrise poltisches Kapital geschlagen, indem in einem ein von Hass gegen Andersmeinende triefenden Artikel der AfD vorgeworfen wird, aus der Viruskrise politisches Kapital zu schlagen, weil diese wieder einmal Ross und Reiter benennt.

G. Kramler / 16.03.2020

Grosse Ideen scheitern an den Leuten (Brecht). In diesem Fall an den zu wenig Virus-resistenten Leuten, oder zeitlos: am Egoismus. Weil ihnen ihre eigene Gesundheit wichtiger ist als die propagierten Werte.

Frank Holdergrün / 16.03.2020

Sehr gute Analyse, danke! Aber nach wie vor träumen sie vom Universal-Sündenbock: dem 2R-Virus, denn rechte, rassistische Globalisierungskritiker sind an allem schuld.

Petra Wilhelmi / 16.03.2020

Es mag ja sein, dass ich fatalistischer bin. Ich kann der Coronahysterie nichts abgewinnen, obwohl ich zur Risikogruppe der Älteren dazu gehöre. Jeder sollte sich vorsehen, das ist logisch, aber in dieser Hysterie schwingt noch etwas ganz anderes mit. Ich denke, an die Überlegung, dass GG ändern zu wollen. Wenn geschlampert wird oder wenn zu spät Maßnahmen eingeleitet werden, ist das GG schuldlos. Wozu dann? Wird hier schon für einen vielleicht kommenden Bürgerkrieg vorgesorgt und geprobt? Wenn schon die Grünen über Corona jubeln, weil die dem Klima so gut täte und sich darüber freuen, dass viele Unternehmen nur noch eingeschränkt agieren können, dann ist Vorsicht angesagt. Was sind denn Schlagworte jetzt? Volksgemeinschaften bilden u.ä.  Ihr Zitat: “Die Corona-Krise wird das Land nachhaltig verändern. “ Wenn sich dieses Land verändern sollte, dann zum Negativem. Der Weg zum Ökofaschismus könnte kürzer werden, als gedacht. Die Grünen haben Blut geleckt und die Roten aller Couleur werden folgen, da diese sowieso den Sozialismus wieder errichten wollen. Wurde nicht schon das Wort von der Verstaatlichung von Unternehmen in den Mund genommen, zwar beschwichtigend, dass das noch nicht notwendig wäre. Wann wäre es denn notwendig? Beim ÖPNV wird z.Z. der Nulltarif geübt. Etwas anderes ist es nicht, wenn ich lauthals verkünde, dass keine Fahrscheine mehr kontrolliert werden. Es ist eine Einladung - ohne zu fahren. Ist das ein Probelauf? Auch sehe ich noch lange keine Entmachtung von Merkel. Und wenn sie auch die 2. Geige spielen sollte - na und? Ihre Gefolgsleute sitzen noch ganz fest im Sattel. Merkel kann ja nur machen, was sie will, weil ALLE (außer AfD) sie machen lassen, was sie will und sie dabei noch unterstützen. Merkel kann fallen. Das System Merkel ist deshalb noch lange nicht am Ende. Ich denke, neben dem Corona-Virus-Epidemie läuft hier noch etwas ganz anders und wenn wir es bemerken, wird es zu spät sein.

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