Seenot-Rettung: Die Ev. Kirche, Palermo und die Mafia

Hochachtungsvoll werden präsentiert von Tagesschau, Spiegel & Co.: Die neuen Anti-Salvini-Helden, als da wären: das SPD-Mitglied Heinrich Bedford-Strohm (offizielle Nebenrolle: EKD-Ratsvorsitzender) und der Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando. Vom „Palermo-Appell zur Entkriminalisierung der Seenotretter“ und vom Unterstützer-Video einer Erklärung der EKD auf Youtube, dem sich unter anderen die Caritas, der Grünen-Parteivorsitzende Robert Habeck und Gesine Schwan anschlossen, schwärmt man auch bei evangelisch.de. Noch für diesen Sommer brauche es eine „politische Notlösung“ für die Seenotrettung sowie eine vorübergehende Verteilung der Flüchtlinge auf Städte und Kommunen in Europa.

Das Schweizer Nachrichtenportal Watson, das nach Beendigung der Partnerschaft mit Spiegel Online seit diesem Jahr eine Content-Partnerschaft mit Zeit Online und T-Online (Ströer Content Group) pflegt, erzählt seiner Leserschaft was von der sicheren Stadt Palermo. Zu verdanken sei das Leoluca Orlando, der schon 1985, damals als Politiker der Democrazia Cristiana, „sofort ein Bündnis mit der Linken“ knüpfte und den „Kampf gegen die Mafia“ aufnahm. Im aktuellen Interview „prophezeite“ Orlando: „Den Nazi-Führern sei in Nürnberg nach dem Zweiten Weltkrieg der Prozess gemacht worden, weil sie Millionen von Juden vergast haben. ‚Es könnte sein, dass den heutigen Scharfmachern wie den Herren Salvini, Orban und Kurz wegen des Genozids im Mittelmeer eines Tages das Gleiche drohen könnte‘.“ Via Weltstrafgericht? Es kommt noch gruseliger. „Orlando furioso“ findet nämlich: „In Europa hat es doch noch Platz für mindestens zehn Millionen neue Menschen, die alle neue Impulse ... mit sich bringen.“  

Spiegel Online ergänzt die Ansichten des heutigen Parteilosen: „In ganz Italien und ganz Europa sollte es ein Bleiberecht für jede und jeden geben, der sich ‚zu uns gerettet hat‘.“ Im Rahmen der Verleihung des Heine-Preises 2018 an Prof. Dr. Leoluca Orlando, der auch in Heidelberg studiert hat, outet sich zudem Düsseldorfs SPD-Oberbürgermeister Thomas Geisel als dessen Fan und selbst im Genre Reisereportage glorifiziert man Palermo als „sicherste Stadt Italiens“. 

Das ganz große Geschäft mit illegalen Migranten

Der sizilianische Sindaco hat sicherlich eine Portion Lebensleistung vorzuweisen. Ausgleichshalber lohnt nach all dieser Schwärmerei dennoch ein Blick in Die Zeit von 2007. Von einem „Traumfänger“ schrieb damals Petra Reski, die sich im Thema Mafia bestens auskennt und, nebenbei bemerkt, Ende 2017 einen juristischen Disput mit Jakob Augstein wegen eines Mafia-Artikels hinter sich brachte. Orlando bekam jedenfalls schon damals solcherart Komplimente: „Sie haben damals die Stadt auf links gedreht wie einen Strumpf. Das müssen Sie wieder tun.“ Aber, so zumindest 2007: „Anders als in Deutschland ist er in Italien kein Star.“

Vielmehr hätten „die Italiener mit Verwunderung“ festgestellt, „dass Orlando in Deutschland gefeiert und mit Preisen und Ehrendoktorwürden überhäuft wird … und ihn gar als Mafiajäger bezeichnet. Und das, obwohl es ihm keineswegs gelang, den Charakter seiner Heimatstadt Palermo zu verändern.“ Es herrsche in Palermo wieder die gewohnte stille Übereinkunft von Mafia und Bürgertum sowie ein „beklemmendes Gefühl von Provinzialität“. Mag sein, dass sich dies nach Orlandos weiterem Wirken bis heute geändert hat. Bis dahin war außerhalb der deutschen linken Blase eine andere Wahrnehmung des Sindaco denkbar, dass er etwa einen „Egotrip“ gefahren und „Selbstbeweihräucherung“ betrieben habe. 

Ein aktuellerer Beitrag von Reski ist übrigens beim Cicero eingestellt, allerdings hinter der Bezahlschranke. Soweit lesbar, handelt er von „verdeckter Sklaverei“: „Für die italienische Mafia ist der Zustrom von illegalen Migranten das ganz große Geschäft. Sogar Politik und Kirchen verdienen mit.“ Ein korruptes Netzwerk habe sich auf den Ausnahmezustand vorbereitet. 

Mafia infiltriert Wirtschaft

Zurück ins Jahr 2019. Und zu einer von Schwärmerei befreiten klaren Sicht auf die Dinge mithilfe der Neuen Zürcher Zeitung: „Die Mafia ist unsichtbar im Straßenbild von Palermo. Aber man weiß, dass sie da ist.“ Die Macht zentriere sich wieder auf traditionelle Clans aus Palermo. Die Cosa Nostra sei zwar geschwächt, habe sich aber „an das veränderte Umfeld angepasst“: „Während die Cosa Nostra in Palermo noch immer eine hegemonistische Position einnimmt, kommen in anderen Gegenden zudem auch neue Unternehmer hinzu, die der Mafia nicht offiziell angehören, aber mit ähnlichen Methoden arbeiten.“ Es geht heute um illegale Geschäfte.    

Ein erfahrener Staatsanwalt sagt: „Die neue Front in diesem Krieg ist der Kampf gegen die Infiltration der Mafia in unsere Wirtschaft … Im Gegensatz zu blutigen Gewalttaten ist sie nicht sichtbar und deshalb schwieriger zu bekämpfen.“ Ein Kollege ergänzt: „Die Mafia wirbt heute die besten Manager, Anwälte, Steuerberater und IT-Spezialisten direkt von den Universitäten ab.“ Beide sind pessimistisch. Denn die organisierte Kriminalität infiltriere auch Politik wie Verwaltung und genieße vielerorts politischen Schutz.

Ein investigativer Journalist, der Sizilien wegen Morddrohungen verließ, sieht ein kulturelles Problem. „Bis heute wird die Mafia in Sizilien zu wenig ernst genommen.“ Oft werde so getan, „als gäbe es keine Mafia mehr“. Ein Aktivist kritisiert Ignoranz und Desinteresse: „In allen Bereichen – Wirtschaft, Politik, Medien, Kirche und Gesellschaft – fehle es an Bewusstsein und Engagement.“ Gleichgesinnte haben sich in der Organisation „Scorta Civica“ (zivile Eskorte) vereint, um Mitbürger aufzurütteln „und jenen zu helfen, die bedroht werden“. Helden vor Ort. Ohne großartige mediale Lobby. Es bliebe zu recherchieren, inwiefern deutsche Medien im Rahmen ihrer ideologischen Aufstellung einer Anti-Salvini-Front respektive zu weiteren windigen Zwecken zur Ignoranz des nach wie vor virulenten Mafia-Problems beitragen und diesem damit in die Hände spielen.

Anm.: Dass sich Salvini seit längerer Zeit um die Aufnahme von geflüchteten Frauen und Kindern kümmert, wird vom Spiegel kurzerhand unter „simulierte Nächstenliebe“ abgelegt.  

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Susanne Baumstarks Blog Luftwurzel.

Foto: Evang.-Luth. Kirche Bayern Linkvia Wikimedia Commons

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Leserpost

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Erwin Dunkel / 08.06.2019

Vor dem Weltstrafgericht müssten ganz andere. Bedenken sie-laut diesem Weltgesetz muss man nicht einen Menschen umbringen,trotzdem ist es Genozid. Diverse Politiker haben ja sogar offen bekundet das sie sich freuen wenn das Deutsche Volk ausgetauscht wird. “Die Konvention definiert Völkermord in Artikel II als „eine der folgenden Handlungen, begangen in der Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören:   a) das Töten von Angehörigen der Gruppe(passiert überproprotional-wird lächerlich bestraft siehe 20 cent Mörder oder es wird entschuldigt mit “HAtte Vorerkrankung im Hirn oder Herz”   b) das Zufügen von schweren körperlichen oder seelischen Schäden bei Angehörigen der Gruppe(passiert-Deutsche schämen sich Deutsche zu sein,erfinden teilweise Migrationsgeschichten um nich gemobbbt zu werden).   c) die absichtliche Unterwerfung unter Lebensbedingungen, die auf die völlige oder teilweise physische Zerstörung der Gruppe abzielen (wenn das mit den Grünen Ideen so wieter geht wird dies auch bald geschehen).   d) die Anordnung von Maßnahmen zur Geburtenverhinderung(Propaganda gegen Kinder kann man immer öfter lesen-das sich Ausländer angespochen fühlen darf bezeifelt werden-die meisten werden es gar nicht lesen,Pille gibts umsonst,viele können sich 2 Kinder gar nicht mehr leisten,bekommen keine Wohnung das Ref. bevorzugt werden.)   e) die zwangsweise Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe“!” (es gibt Schulpflicht,wenn Kinder in eine fremde Gruppe gezwungen werden könnte man dies so sehen…).  

Karl Napp / 08.06.2019

“Als Robespierre im Konvent auch noch ankündigte, dass sein Verstand anfinge „an der Republik der Tugend zu zweifeln“, schwante selbst radikalen Jakobinern, dass auch ihnen das Fallbeil drohte.”  (WELT. 08.06.2019)

Günter H. Probst / 08.06.2019

Selbstverständlich kaufen sich die internationalen Drogen- und Menschenschmuggel- Organisationen, die weit über die Mafia hinaus gehen, nicht nur die Medien und Politiker und die Schlepper-Schiffe, sondern auch die Ideologen, Pfaffen und Kulturschaffenden, die ihre milliardenschweren kriminellen Geschäfte beweihräuchern und zukunftssicher machen. Der Nachschub in Afrika und Asien steht auf der Matte und wächst Tag für Tag.

Marc Blenk / 08.06.2019

Liebe Frau Baumstark, die evangelische Kirche war immer auf der Seite der Herrschenden. Luther verrat die revoltierenden Bauern, nachdem er auf der Welle des selbst mit produzierten Mainstream bis nach ganz oben segelte. Und wie sich dann während der Nazizeit die evangelische Kirche positionierte, ist hoffentlich allgemein bekannt. Gerade die Anschleimerei an den Faschismus, die der Kirche so locker von der Hand ging (immer die wenigen Widerständler mitbedacht), erinnert stark an die aktuelle Lage. Auch heute versucht die Kirche, Transmissionsriemen herrschender politischer Ideologien zu sein und so zu partizipieren. Auch an der Islamisierung möchte sie mitverdienen, indem sie den Islam deckt und in ideologischer Mimesis die Politisierung der der eigenen Religion in unverschämter Weise vorantreibt. Was unterscheidet die evangelische Kirche heute noch von einer Partei oder NGO? Mit den öffentlich rechtlichen Medien haben beide Kirchen gemein, dass die Schäfchen immer weniger werden, die eigenen Ansprüche an der Alimentierung aber wachsen. Kurzum. Die Kirchen haben ihr Recht verloren, noch zu bestimmen, was Christentum ist und den Anspruch eingebüßt, die Christenheit überhaupt zu vertreten. Was sie in Wirklichkeit vertreten ist nur eine politische Agenda, die nicht zufälligerweise mit der herrschenden übereinstimmt.

Silas Loy / 08.06.2019

Nach geltendem Recht ist Schlepperei ein Straftatbestand. Egal, wie man das nennt und wenn es “Seenotrettung” heisst. Und man kann natürlich dafür werben das zu ändern, aber man kann sich nicht daran beteiligen, bevor das nicht geändert ist. Durch den Gesetzgeber. Wer sich darüber einfach hinwegsetzt stellt sich damit automatisch gegen unsere demokratische Grundordnung und votiert für Willkür statt Recht. Ein Mann wie Bedford-Strohm ist deshalb nicht tragbar und müsste eigentlich vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

Thomas Taterka / 08.06.2019

” Die apokalyptischen Reiter unserer Zeit kommen auf den schnaubenden Rossen der kapitalistischen Profitsüchte und tragen die Masken der Caritas. “ Quelle : Manfred Schneider, Über Karl Kraus, Merkur 391 /1980.

Armin Hoffmann / 08.06.2019

Danke für diese interessante, pfingstliche Zusammenfassung! Wie es Ihnen geht, weiß ich nicht … des Bettvorlegers ständiges Gegrins geht mir jedenfalls gehörig auf den Geist. Ein Kirchenoberer, der sich im Süden herumtreibt und Kriminelle, Menschenschlepper, zu weiterem Handeln ermuntert … grinsend. … Wie wunderbar klar und ernst postulierte Klaus Kinski : “Vor allen Dingen komm du jetzt hierher, der du so ein großes Maul hast!” und , “er hat eine Peitsche genommen und ihm in die Fresse gehauen! Das hat er gemacht, du dumme Sau!” … Einem solchen Heiland schließe ich mich gern an!

ellen widmaier / 08.06.2019

Dank an die Autorin für diesen erhellenden Bericht hier, der Zusammenhänge aufzeigt, die man in der derzeitigen deutschen Medienlandschaft vergeblich sucht. - Und wieder einmal der Missbrauch des Holocaust-Vergleichs, abstoßend in seiner Verlogenheit und demagogisch geradezu.

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